Namco Museum: 50th Anniversary03.07.2006, Paul Kautz
Namco Museum: 50th Anniversary

Im Test:

Der Markt für Retro-Compilations ist seit einiger Zeit mehr als gut bestückt – fast jedes Softwarehaus, das älter als fünf Jahre ist, hat mindestens eine Sammlung seiner Kronjuwelen veröffentlicht; mal mehr, mal weniger brauchbar. Namco dürfte unter diese Firmen als Spammer durchgehen, allein die Namco Museum-Reihe hat es auf zehn Iterationen gebracht, zählt man alle Plattformen zusammen, sind es gar 19. Zum 50ten Geburtstag des Unternehmens wird all das unter einem Best-of-Best-of noch mal zusammengefasst.

Leiser Geburtstag

Der Name »50th Anniversary« ist für eine Spielesammlung eigentlich nur die halbe Wahrheit: Zwar ist Namco (gegründet als Nakamura Manufacturing) mittlerweile über 50 Jahre alt, aber das Zeitalter der Spiele brach im japanischen Tokio erst vor 26 Jahren mit Pac-Man an – vorher baute das Unternehmen mechanische Reit- und Fahrautomaten für Kinder. Erst kurz nach der 1972er Umbenennung in Namco (steht für »Nakamura Amusement

Aktiviert ihr am PC den Grafikfilter, wird das Gesehene scheusslich unscharf...
Machine Manufacturing Company«) wandte man sich dem elektronischen Spaß zu – und alles nach Pac-Man ist ohnehin Geschichte. Von der werdet ihr hier allerdings nicht viel mitbekommen, denn unverständlicherweise erfahrt ihr nichts über die Games, über das Unternehmen, über die Entstehung des Ganzen – kurz gesagt wird Namco selbst bei der Jubiläumsausgabe dem Anspruch eines Museums nicht gerecht. Angesichts der Tatsache, dass Namco mit dieser Sammlung seinen 50ten Geburtstag feiert, ist die Abwesenheit von Extras schon fast eine Frechheit.

Die Kollektion enthält 16 Spiele, von denen aber zwei (Pac-Mania sowie Galaga ’88) erst freizuspielen sind – und das war’s auch hier mit den Boni, die umfangreiche Capcom Classics Collection bleibt ungeschlagen. Die Mischung ist gut, enthält Rennspiele, ein paar Plattformer, einige Geschicklichkeitstests, so dass für jeden etwas ist. Ihr dürft euch jedes Game mit individuellen Optionen leichter oder schwerer machen: u.a. lässt sich einstellen, mit wie vielen Leben ihr an den Start geht, ob ihr unverwundbar seid oder wie viele Continues ihr verbraten dürft. Nicht dass die Games in der normalen Variante nicht schon schwierig genug wären – hachja, die gute alte Zeit…

Technik, die entgeistert

Technisch sind die Konsolen-Sammlungen ihrem PC-Pendant gleich in mehrfacher Hinsicht überlegen. Wieso? Zum einen haben es die Entwickler mit dem Kopierschutz recht ernst genommen; neben einer 20stelligen Code-Eingabe dürft ihr euch auch mit unser aller Freund Starforce herumschlagen. Darüber hinaus wird die CD während des Spiels ständig abgefragt, was sich natürlich direkt aufs Bild auswirkt,

...verzichtet ihr darauf, werdet ihr von Monsterpixeln erschlagen - alles nicht einfach.
welches fröhlich vor sich hin ruckelt. Die schlimmste Fehlentscheidung bei der PC-Entwicklung dürfte jedoch der Verzicht auf einen Fenstermodus sein, denn alle Spiele laufen in 640x480. Auf einem 14"-Monitor wäre das nicht schlimm, aber auf heutigen 19-und-mehr-Zöllern sind die alten Bilder alles andere als optimal aufgehoben. Soweit haben die Programmierer auch gedacht und eine Grafikglättung integriert – die das Bild aber derart unscharf rechnet, dass man befürchten muss, dass schon nach kurzer Zeit die Augen zu bluten beginnen. Ohne die Glättung hingegen dürft ihr euch mit den Monsterpixeln aus der Hölle herumschlagen.

Auf Konsole gibt’s das alles natürlich nicht, dafür erwarten euch hier merkwürdig lange Wartezeiten: das Hauptmenü braucht schier ewig zum Starten, beim Einstieg genauso wie beim Spielwechsel. Während ihr durch die Klassiker, die ihr teilweise zu zweit spielen dürft, scrollt, trällern diverse Eighties-Songs wie »Come on Eileen« (Dexy's Midnight Runners) oder »She drives me crazy« (Fine Young Cannibals) vor sich her.      

Fazit

Ich habe ein starkes Faible für Retro-Compilations, aber irgendwo muss auch mal gut sein – ich kann schon lange nicht mehr zählen, wie oft ich schon Pac-Man, Galaga, Rally-X oder Pole Position in anderen Sammlungen oder irgendwo als Bonusgame gesehen habe; mittlerweile dürfte es mehr Classics-Compilations als tatsächliche Classics geben. Wenn das Ganze wenigstens einen greifbaren Bezug zum 50ten Geburtstag von Namco hätte, aber auch hier gibt’s nichts zu sehen. Wenn ihr einen Namco-Rundumschlag haben wollt und noch keiner der Titel in irgendeiner Form bei euch zu Hause herumsteht – prima, greift preiswert zu! Wollt ihr jedoch eine Retro-Sammlung, die diesem Namen auch gerecht wird, dann empfehle ich auch dieses Mal gerne wieder die Capcom Classics Collection, die einfach alles richtig macht!

Pro

nostalgisch wertvolle Spielauswahl
einfache Steuerung
viele Optionen
preiswert

Kontra

technisch jenseits von veraltet
kein Fenstermodus (PC)
hässliches Hauptmenü (PC)
ruckelige Grafik aufgrund ständiger CD-Abfrage (PC)
kaum Extras
Spiele wurden schon tausend Mal verwurstet
ungewöhnlich lange Ladezeiten (Konsolen)

Wertung

XBox

GameCube

PlayStation2

PC

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