Ice Age 2: Jetzt taut's13.03.2007, Jens Bischoff
Ice Age 2: Jetzt taut's

Im Test:

Ice Age 2 kommt für Nintendos Wii reichlich spät. Die Filmvorlage ist längst ein alter Hut und die Umsetzungen auf anderen Systemen bekommt man überall schon zum Schnäppchenpreis. Warum dann jetzt nochmals den vollen Preis zahlen? Gibt es vielleicht grundlegende Änderungen oder gar umfangreiche Neuerungen? Oder ist das Ganze einfach nur dreiste Abzocke?

Kleiner Nager ganz groß

Ice Age 2 hat mit der Handlung der Filmvorlage nicht sehr viel zu tun. Statt mit Faultier Sid, Mammut Manny und Säbelzahntiger Diego vor der bevorstehenden Eisschmelze zu fliehen, erlebt ihr die Geschichte aus der Sicht des tollpatschigen Eichhörnchens Scrat, das nichts anderes als Eicheln und Nüsse im Kopf hat.

Liebevolle Präsentation: Optisch sieht Ice Age 2 sehr hübsch aus - auch in Bewegung.
 Hin und wieder begegnet ihr zwar auch den eigentlichen Protagonisten des Abenteuers und helft ihnen teils sogar aus der Patsche, aber die Treffen wirken eher nebensächlich und aufgesetzt. Da ändert auch eine kurze Rutschpartie mit Sid, ein Fledermaus-Hütchenspiel mit Manny oder eine Ochs am Berg-Einlage gegen Diego nicht viel dran...

Ähnlich verhält es sich mit den eingestreuten Original-Filmschnipseln, die zwar meist recht amüsant sind, aber nicht wirklich eine zusammenhängende Story erzählen. Wer den Film kennt, wird das vermutlich verschmerzen, alle anderen werden aber zu recht enttäuscht sein, was den erzählerischen Rahmen betrifft. Nichtsdestotrotz macht das Spiel selbst durchaus Laune. Erfahrene Spieler fühlen sich natürlich hoffnungslos unterfordert, aber für Kids sind Schwierigkeitsgrad und Handhabung genau richtig. Wer noch nicht lesen kann, dürfte jedoch Probleme mit dem Verständnis haben. Zwar sind alle Dialoge deutsch vertont, aber spielbegleitende Erklärungen und Hinweise gibt es lediglich in Textform.

Alles im Griff?

Die Steuerung wurde weitestgehend gut an den Wii angepasst: Scrat lässt sich mit dem Analog-Stick des Nunchuk-Aufsatzes präzise durch die kompakt gehaltenen Spielabschnitte manövrieren, während ihr mit dem C-Knopf versteckte Objekte ausschnüffelt sowie mit anderen Figuren und Objekten interagiert. Mit dem A-Knopf wird gesprungen und mit dem B-Knopf schleudert ihr Steine auf unliebsame Widersacher - am besten aus der Ego-Perspektive, die ihr mit dem Z-Knopf jederzeit aktivieren könnt. Das Zielen via Wii-Remote ist allerdings extrem träge und die Kamerasteuerung via Digikreuz hätte ebenfalls etwas mehr Tempo vertragen. Allerdings sind das Einschränkungen, mit denen man leben kann.

Die simple, aber ungenaue Nahkampfsteuerung ist hingegen etwas ärgerlich, da man immer wieder unfreiwillig Energie kostende Spezialangriffe auslöst, wenn man die Wii-Remote in Gegnernähe zu schütteln beginnt und das Programm auch nur ansatzweise eine Kreisbewegung erkennt. Sprungangriffe, bei denen ihr die Fernbedienung in der Luft nach unten hauen müsst, klappen hingegen problemlos. Trotzdem bekommt man das Gefühl nicht los, mit konventioneller Pad-Steuerung besser aufgehoben zu sein. Eine Alternativsteuerung via GameCube- bzw. Classic-Controller bietet Ice Age 2 jedoch nicht an.      

Kurz und teuer

Aber egal, es gibt Schlimmeres. Zum Beispiel über 50 Euro für ein Spiel hinzublättern, das man in quasi identischer Form schon für ein Drittel des Preises bekommt. Und genau das ist bei Ice Age 2 der Fall. Statt euch die Wii-Fassung zum Vollpreis zu kaufen, könntet ihr euch im Prinzip auch die Cube-Version zulegen, den Film auf DVD besorgen und hättet immer noch Geld übrig. Da kann irgendwas nicht stimmen...

Ärgerlich: Bei Nahkampfangriffen löst man immer wieder versehentlich kostspielige Spezialattacken aus.
 Aber auch wenn man die nur noch ein Bruchteil kostenden Umsetzungen für andere Systeme außer Acht lässt, ist das Preis-/Leistungsverhältnis alles andere als angemessen. Schließlich hat man Ice Age 2 schon nach ein paar Stunden durchgespielt und es gibt so gut wie keinen Grund, dies nochmals tun zu wollen.

Die sechs freispielbaren Artwork-Collagen hat man in der Regel schon nach dem ersten Durchgang alle gesehen, da man die dafür nötige Eichelzahl problemlos zusammen bekommt. Noch mehr Eicheln zu sammeln macht keinen Sinn, da es keinerlei Lohn dafür gibt. Man kann nicht einmal die ins Spiel eingeflochtenen und zum Teil wirklich spaßigen Minispiele wie Pinguin-Bowling, Nilpferd-Senso oder Faultier-Slalom nach Abschluss des Spiels freischalten. Dabei hätte genau dies der Langzeitmotivation immens gut getan. So sorgen die amüsanten Auflockerungen lediglich im Spiel selbst für Abwechslung. Nicht einmal eine freie Levelanwahl oder ein zusätzlicher Schwierigkeitsgrad sind nach Beendigung des Spiels verfügbar - echt schwach.

Amüsant und abwechslungsreich

Das hüpf- und sammellastige Abenteuer an sich ist hingegen abgesehen von seiner extremen Kürze sehr unterhaltsam und abwechslungsreich. Neben dem Sammeln von Nahrung und Bewältigen von Hindernissen, gilt es eine Vielzahl an Aufgaben zu erledigen. Mal müsst ihr ausgebüchste Vogelbabys einsammeln, mal auf einer Sumpfstelze reiten und mal sogar ein Faultier mit Blähungen als Katapult missbrauchen.

Abwechslungsreich: Es gibt viele amüsante Minispiele, die leider nicht separat gespielt werden können.
 Das Spektrum an Geschicklichkeitseinlagen und Minispielen ist wirklich beachtlich und sorgt selbst bei älteren Spielern für Kurzweil.

Zudem ist das Eiszeit-Abenteuer hübsch und humorvoll inszeniert. Wer ein entsprechendes Fernsehgerät hat, darf sogar in 60Hz oder Progressive Scan spielen. Auch die Qualität der deutschen Sprachausgabe mit zum Teil Original-Sprechern der Filmvorlage ist tadellos. Die übrige Soundkulisse ist ebenfalls ordentlich, hätte aber ruhig Dolby Surround-Klang bieten können.

Insgesamt ist Ice Age 2 also ein hübsches, witziges und sehr abwechslungsreiches Vergnügen, das die meiste Zeit recht einfach zu handhaben ist und mit seinem harmlosen Schwierigkeitsgrad gerade junge und unerfahrene Spieler anspricht. Der hohe Preis und die kurze Spielzeit schrecken jedoch ab. Zum Glück gibt's dasselbe Spielerlebnis aber auch schon für weit weniger Geld, so dass Interessenten zumindest das Preis-Manko umgehen können. Einen Grund trotzdem lieber zur Wii-Fassung zu greifen, gibt es nicht - schade eigentlich...     

Fazit

Eigentlich ist Ice Age 2 ja ein durchaus empfehlenswertes Kinderspiel mit hübscher Präsentation, humorvoller Inszenierung und einfacher Handhabung. Kleinere Mängel wie die träge Kamerasteuerung oder die etwas zusammenhanglose Story sind verschmerzbar. Dass man bei Kämpfen immer wieder unfreiwillig teure Spezialattacken ausführt und man die teils äußerst amüsanten Minispiele nicht einmal nach Abschluss des kurzen Abenteuers separat spielen kann, ist hingegen recht ärgerlich. Zudem sind wichtige Spielerklärungen nur in Textform vorhanden, so dass jüngere Spieler, die noch nicht lesen können, unnötige Steine in den Weg gelegt bekommen. Die größte Frechheit ist in meinen Augen allerdings der Verkaufspreis: Vivendi hat tatsächlich keine Skrupel, Ice Age 2 Monate nach dem Release auf anderen Plattformen inhaltsgleich zu einem mittlerweile zwei- bis dreimal so hohen Preis zu veröffentlichen. Und das bei einem Titel, den man schon nach wenigen Stunden durch hat und der so gut wie keinen Wiederspielwert besitzt. Holt euch lieber die problemlos auf Wii spielbare GameCube-Fassung - die ist nicht nur um ein vielfaches günstiger, sondern dank präziserer Pad-Steuerung auch noch einfacher zu handhaben!

Pro

hübsche Präsentation
einfache Handhabung
abwechslungsreiche Minispiele

Kontra

ungenaue Kampfsteuerung
verspäteter Release zum Vollpreis
geringer Umfang & Wiederspielwert

Wertung

Wii

Viel zu kurzer und teurer Eiszeitspaß für Kinder und Anfänger.

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