The Legend of Spyro: A New Beginning16.11.2006, Jens Bischoff
The Legend of Spyro: A New Beginning

Im Test:

Für Fans befindet sich die Spyro-Serie schon länger auf dem absteigenden Ast. Viele wünschen sich daher eine Rückkehr zu den Wurzeln, die den lila Drachen einst berühmt gemacht hatten. Mit dem Untertitel A New Beginning suggeriert Vivendi immerhin einen Neuanfang. Und tatsächlich, The Legend of Spyro macht so einiges anders. Aber macht es seine Sache auch besser?

Zurück zum Anfang?

Ein neues Spyro, ein neuer Entwickler. Dieses Mal durften sich die australischen Krome Studios (Ty - The Tasmanian Tiger ) an der dahindümpelnden Drachen-Franchise probieren. The Legend of Spyro beginnt dabei mit den Ereignissen vor Spyros Geburt, wie sein Ei vor der Invasion der Dunkelarmee in Sicherheit gebracht wurde und er als Adoptivdrache bei den Libellen von Hochkap aufwächst.

Der lila Feuerspucker ist zurück und sieht hübscher aus denn je. Spielerisch hat er seine besten Zeiten aber mittlerweile wohl leider hinter sich...
 Das Spiel selbst beginnt aber erst ein paar Jahre nach Spyros Geburt, als er mit seinem Libellenbruder Sparx durch den Pilzwald tollt und nach einer feurigen Überraschung von seinen vermeintlichen Eltern über seine wahre Herkunft aufgeklärt wird. Daraufhin machen sich der lila Drache und sein vorlauter Insektenhalbbruder auf, mehr über Spyros Vergangenheit zu erfahren. Und es dauert nicht lange, bis sie dabei auf den Wächterdrachen Ignitus treffen, der Spyro mit den in ihm schlummernden Kräften und seiner eigentlichen Bestimmung vertraut macht.

Klar, Spyro ist da, um die Welt zu retten, die anderen Wächterdrachen zu befreien, sich einem übermächtigen Schwarzdrachen zu stellen und die Dunkelarmee in ihre Parallelwelt zurückzutreiben. Keine leichte Aufgabe für einen Zwergdrachen, der gerade erst erfahren hat, dass er mehr als nur eine übergewichtige Libelle ist und Feuer spucken kann. Beim Feuerspeien wird es aber nicht bleiben, denn jeder befreite Wächterdrache schult Spryo anschlißend im Umgang mit einem weiteren Element. So lernt der kleine Drache nach und nach, sich auch die Kraft des Blitzes, des Eises und der Erde anzueignen. Zudem kann Spyro seinen Widersachern auch mit Rammattacken, Klauenhieben, Schwanzschlägen und Hornstößen Schaden zufügen. Auch kürzere Gleitflüge, um Abgründe zu überqueren, sind kein Problem.

Langeweile & Frust

Richtig fliegen kann Spyro auch - allerdings nur in speziellen Flugabschnitten, bei denen er auf den spielerischen Spuren eines Lylat Wars alias Starfox oder Panzer Dragoon wandelt. Solche Abschnitte sind jedoch selten und recht primitiv konzipiert. Gegen Ende können sie sogar ziemlich nerven, da man immer wieder in unvorhersehbare Hindernisse knallt und Angriffen teils nicht vernünftig ausweichen kann. Einmal darf man sogar in einer Lore Platz nehmen und sich mit einem Höllenzug ein feuriges Duell liefern. Doch an sich nett gemeinte Abwechslungen wie diese wirken oft unausgereift und chaotisch. Dabei hätte dem schnell monoton werdenden Gameplay Abwechslung äußert gut getan. Denn spielerisch wetzt man eigentlich immer nur von einem Kampf zum nächsten und das auch noch auf äußerst linearen Pfaden. Das ursprünglich typische Erkunden und Sammeln spielt kaum noch eine Rolle.

Auch der Umfang lässt ziemlich zu wünschen übrig. Eigentlich gibt es nur fünf Levels, die teilweise nicht einmal besonders groß sind und oft nur durch ständigen Gegnernachschub in die Länge gezogen werden. Mehr als zwei Nachmittage solltet ihr jedenfalls nicht brauchen, um ans Ziel zu gelangen. Allerdings ist der Weg dahin nicht immer einfach. Der allgemeine Schwierigkeitsgrad ist zwar eher harmlos und das Rücksetzsystem äußerst gutmütig, aber manche der Bossfights dürften für jüngere Spieler, an die sich Spyro trotz unnachvollziehbarer USK 12-Freigabe ja richtet, alles andere als ein Zuckerschlecken sein, während so manche Hüpfpassagen selbst Profis zur Weißglut treiben können. Dadurch ist das Spiel eigentlich nur was für Kids, die einen größeren Bruder oder ähnliches haben, der ihnen gelegentlich unter die Arme greift. Denn sonst kann der Spielspaß schnell zu Frust und Aggressionen führen, was am Ende vielleicht Konsole oder Controller zu spüren bekommen...         

An der simpel gestrickten Spielmechanik, der kindlichen Aufmachung und dem linearen Leveldesign dürften jedoch nur jüngere Semester Gefallen finden. Erfahrenere Spieler werden sich hingegen angesichts der monotonen Dauerkämpfe trotz individuell aufrüstbarer Elementarattacken und kleineren Angriffsfacetten schnell langweilen. Die bescheidene Gegnerauswahl dürfte aber auch jüngeren Spielern nicht wirklich schmecken. Eigentlich kämpft ihr ständig gegen dieselben Monstertypen, die lediglich von Level zu Level ihre Farbe wechseln.

Frostiger Hüne: Die Bossfights sind teilweise ganz spannend. Ansonsten werden die Kämpfe gegen ständig gleiche Gegner schnell langweilig.
Okay, ein paar spezielle Gegnertypen gibt es schon und auch die Angriffe ändern sich zum Teil, aber unterm Strich ist das Gegnerdesign doch ziemlich enttäuschend. Ebenfalls nicht wirklich überzeugen konnte die Kameraführung, die sich zwar manuell justieren, aber im Eifer des Gefechts nur durch lästiges Umgreifen (PS2) oder überhaupt nicht (GC) zurücksetzen lässt. Die kombinierte Strafe-/Lock-on-Funktion ist auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, da man sich nicht immer auf den gewünschten Effekt verlassen kann.

Ansehnlich verpackt

An der Präsentation gibt es hingegen nicht viel zu kritisieren. Die Spielabschnitte sind durchaus hübsch gestaltet und bieten trotz simpler Struktur einige liebevolle Details. Auch die durch teils amüsante Animationen zum Leben erweckten Charaktermodelle können sich sehen lassen, ebenso wie die mitunter imposanten Detonationen und Zeitlupeneffekte. Die Bildrate hätte zwar etwas geschmeidiger sein können, aber gravierende Ruckler oder SlowDowns konnten wir nicht feststellen. Auch vor PAL-Balken bleibt ihr verschont, wobei ein optionaler 60Hz-Modus durchaus angenehm gewesen wäre. Dafür bietet The Legend of Spyro jedoch einen 16:9-Modus, der euch teils eine bessere Übersicht gewährt.

Die akustische Seite kann bis auf seltene Soundaussetzer ebenfalls überzeugen. Es gibt satte Surround-FX in Dolby Pro Logic II, einen atmosphärisch abwechslungsreichen Soundtrack, dessen Hauptthema irgendwie an Edward mit den Scherenhänden erinnert, sowie größtenteils hochwertige, multilinguale Sprachausgabe.

Kleiner Drache unter Strom: Neben den typischen Feuerangriffen lernt Spyro im Verlauf des Spiels auch den Umgang mit Eis-, Erd- und Blitzenergie.
 Für das englische Original konnte Vivendi sogar namhafte Hollywood-Stars wie Garry Oldman, David Spades und Elija Wood gewinnen. Auf der deutschen Tonspur bekommt ihr aber zumindest Oldmans und Woods Originalsynchronsprecher zu hören. Von Frodo Beutlin-Darsteller Wood (Herr der Ringe) findet ihr nach einmaligem Durchspielen sogar ein Video-Interview auf der DVD. Weitere freispielbare Extras oder zusätzliche Schwierigkeitsgrade scheint es jedoch nicht zu geben, wodurch jeglicher Wiederspielwert fehlt und selbst der ermäßigte Preis einen faden Beigeschmack erhält.

Unterschiede zwischen PS2- und GameCube-Fassung muss man übrigens mit der Lupe suchen. Auf Sonys Konsole wirkt die Grafik insgesamt zwar etwas schärfer, aber dafür sind auf dem Cube die Konturen weicher. Die mit drei Schultertasten auskommende Steuerung klappt ebenfalls auf beiden Plattformen gleich gut, wobei der GameCube wie gesagt ohne Zurücksetzen der Kamera auskommen muss. Allerdings ist dieses Feature auf der PS2 alles andere als handlich und nicht immer möglich, so dass ich auf beiden Systemen meist manuell via Stick nachjustiert habe, wenn es nötig war. Eine Xbox-Fassung existiert ebenfalls - allerdings ist diese hierzulande nie offiziell erschienen und muss daher bei Interesse z. B. aus England importiert werden. Über deren Qualität können wir mangels Vergleichsmöglichkeit allerdings kein Urteil abgeben.       

Fazit

Was ist nur aus dem kleinen lila Drachen geworden, der zu PSone-Zeiten jung und alt verzaubert hatte? Nach zahlreichen Entwicklerwechseln ist von Insomniacs einst charmantem Action-Adventure mittlerweile nur noch ein ödes Affengekloppe auf Schienen übrig geblieben, bei dem man fast schon froh ist, dass einem nach wenigen Stunden bereits der Abspann entgegen flimmert. Drachen liebende Grundschüler werden zwar von einigen Frustpassagen abgesehen ganz gut unterhalten, von der nicht nachvollziehbaren USK 12-Freigabe aber eigentlich schon im Vorfeld aus der Zielgruppe ausgeschlossen. Wer älter ist, dürfte angesichts des monotonen Ablaufs, der mangelnden Gegnervielfalt und der linearen Levelstrukturen hingegen schnell die Lust an Spyros jüngstem Abenteuer verlieren. Äußerlich macht The Legend of Spyro dank hochwertiger Soundkulisse und der nach wie vor liebevollen Präsentation zwar einiges her, aber darunter verbirgt sich nicht mehr als ein langweiliges 08/15-Jump‘n‘Run mit extremen Abnutzungserscheinungen. Von der unausgewogenen Spielbalance, störrischen Kamera und unausgereiften Zielfunktion ganz zu schweigen. Kramt lieber nochmals die alten PSone-Epsioden hervor, die machen selbst heute noch deutlich mehr Spaß. Wenn so ein Neuanfang aussehen soll, will ich gar nicht wissen, wie‘s weitergeht...

Pro

ermäßigter Preis
faires Rücksetzsystem
namhafte Synchronsprecher
stimmungsvolle Soundkulisse
upgrade-fähige Elementarangriffe

Kontra

geringer Umfang
linearer Spielverlauf
monotones Gameplay
mangelnde Gegnervielfalt
teils nervige Hüpf
& Flugabschnitte

Wertung

PlayStation2

GameCube

Nett verpacktes, aber viel zu kurzes und monotones Drachen-Jump&Run.

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