Geist03.08.2004, Jörg Luibl
Geist

Vorschau:

Gute Actionspiele sind auf dem GameCube rar gesät. Neben Metroid Prime findet sich kaum ein inspirierender Shooter von Format. Doch das amerikanische Team von n-Space will das First-Person-Loch Ende des Jahres mit Geist (ab 47,00€ bei kaufen) stopfen. Wir konnten das übersinnliche Abenteuer bei Nintendo anspielen.

Seele sucht Körper

Stellt euch vor, ein dubioser Konzern namens "Volks Corporation" hätte etwas gegen eure all zu eifrige Recherche in seinen Gemäuern und inhaftiert euch. Aber nicht in voller Pracht, sondern nur euren Körper. Das ist bitter, aber immerhin habt ihr jetzt als hüllenloser Geist die Chance, die Sache wieder so hinzubiegen, dass Seele und Körper von John Raimi, seines Zeichens parapsychologischer Spezialagent, wieder vereint werden. Und nebenbei könnt ihr vielleicht herausfinden, was hinter dieser deutsch klingenden Corporation steckt…

Noch bedient der Techniker ruhig seinen Rechner. Was er nicht weiß: Ihr steckt drin und könnt alle Absturz-Register ziehen...
Geist auf Reise

Eure Misere ist gleichzeitig euer Vorteil: Im bunt flirrenden Geistzustand seid ihr unsichtbar und könnt einfach durch Zäune schweben, durch schmale Ritzen entfliehen und meist unbemerkt in andere Bereiche vorstoßen – nur Mauern und Türen bleiben undurchdringlich. Dargestellt wird die astrale Reise durch animierte Sogtunnel, die ein gutes Geschwindigkeitsgefühl vermitteln und lange Laufwege ersparen. Sobald ihr einen Raum erreicht, habt ihr verschiedene Möglichkeiten: Ihr könnt von einem Menschen, einem Tier oder einem Gegenstand Besitz ergreifen.

Rent-a-Body

Letzteres ist noch sehr einfach, denn tote Materie kann sich nicht wehren. Allerdings geht es bei einer Wache, einem Wissenschaftler oder einem Hund nicht auf Knopfdruck. Hier müsst ihr das Zielwesen erst in Angst versetzen, damit ihr es besetzen könnt. Hier kommen erste innovative Rätselelemente ins Spiel: Ihr könnt z.B. in einen Computer fahren, um den daran arbeitenden Techniker plötzlich mit Todesviren zu konfrontieren, die Schädel über sein Windows tanzen lassen. Oder ihr fahrt in einen Hundenapf und sorgt dafür, dass der schmackhafte Fleischbrei kurz vor dem Zubiss in die Höhe fliegt, damit der Vierbeiner vor Schreck winselt.

Erst jetzt könnt ihr von ihm Besitz ergreifen, und sofort wie ein Hund bellen und springen. So lässt sich z.B. ein Zaun überwinden oder eine Wache dazu bringen, die nächste Tür zum Gassi gehen zu öffnen. Habt ihr keine Lust mehr auf den besetzten Körper, exorziert ihr euch selbst über die B-Taste, während der Wirt schlaff zu Boden sackt. Vermeintliche Sackgassen sind meist auf den klugen Einsatz eurer Geistfähigkeit ausgelegt: Sicherheitsbereiche sind z.B. nur für bestimmtes Personal zugänglich, das ihr erst mal ausfindig machen müsst.    

Action & Multiplayer

Trotzdem kommt die Action nicht zu kurz. Geist zeigt schnell sein lupenreines Shootergesicht, wenn man in den Körper einer Wache schlüpft und zum Revolver, der Granate oder dem Schnellfeuergewehr greift: Hier heißt es ballern, Deckung suchen, nachladen.

Im Körper eurer Opfer geht`s explosiv zur Sache: Shooter-Action frei!
Die Steuerung ist schnell verinnerlicht: Euer Ziel könnt ihr mit dem gelben Ministick anvisieren. Gefeuert wird mit der rechten Schultertaste, ein alternativer Modus wird mit der linken genutzt. Nachgeladen wird bequem über die Y-Taste, Fähigkeiten werden über die X-Taste aktiviert. Nur das effektive Strafen und ein automatisches Anvisieren à la Metroid Prime haben wir noch vermisst, so dass die Schussduelle eine optimale Hand-Auge-Koordination fordern. Auch Multiplayer dürfen sich auf Geist freuen: Zwar konnten wir die Spieltypen noch nicht testen, aber es soll laut Nintendo einige Splitscreen-Modi für bis zu vier Teilnehmer geben. Dabei kann sich jeder aussuchen, ob er als Soldat oder Geist starten möchte, um die andere Partei entweder zu besetzen oder abzuwehren.

Grafik & Sound

Das düstere Leveldesign entführt euch nicht in eine abgefahrene SciFi-Welt, sondern in eine recht glaubwürdige Zukunft. Die von uns erkundeten Abschnitte überzeugen mit jeder Menge dampfender Rohre, skurriler Apparaturen und kleiner Bewegungen: Da huschen pelzige Ratten umher, da flackern Lichtkegel im Korridor und da drehen sich ölige Maschinenräder.

Doppelt gemoppelt explodiert besser: Die Umgebung lässt sich teilweise mit Gewalt in Schutt und Asche legen.
Auch die Bewegungen der Figuren wirkten bereits sehr natürlich. Und wenn man als Geist unterwegs ist, sieht man die Welt der Lebenden in leicht verschwommenen, fast schon bizarren Zügen. Die einzige Schwäche zeigen bisher manch grob aufgelöste Texturen im Boden- und Wandbereich. Falls die Geisterodyssee komplett innerhalb eines Gebäudekomplexes stattfindet, sollte hier noch etwas an der Kulisse und dem Interieur geschliffen werden. Die Zwischensequenzen werden in Spielgrafik dargestellt und überzeugen schon jetzt mit guter Mimik als auch markanter Sprachausgabe, so dass die Story rund um Raimis Körpersuche ansprechend vermittelt wird. Allerdings konnten wir bisher nur die englische Akustik hören. 

Ausblick

Das kann sich doch sehen lassen! Statt dumpfer Standardballerei präsentiert das Team von n-Space abwechslungsreiche Action mit interessanten Stealth- und Rätseleinlagen, die es in dieser Kombination noch nicht gegeben hat. Nur wer als Geist vorausschauend von Körpern und Gegenständen Besitz ergreift, wird das übersinnliche Geheimnis der Shadow Company lüften. Zwar zeigt der Titel grafisch noch kleine Schwächen, aber dafür überzeugen Atmosphäre und Leveldesign mit düsterem Flair. Falls die Steuerung noch für die etwas hektischen Gefechte optimiert wird und die Story einen packenden Rhythmus findet, könnte sich hier ein Geheimtipp für darbende GameCube-Shooter ankündigen.

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