Im Test: Pik'n Run
Jump'n Run mit Pikminflair
Captain Olimar und seine bunte Bande springen gerade im hohen Bogen von links nach rechts durch eine Höhle, weil die Fliegenpilze sie wie Trampoline in die Höhe treiben - sieht chaotisch aus, läuft aber überraschend geordnet und ohne Verluste ab. Dabei bewege ich lediglich den kleinen Anführer über das Steuerkreuz, während die Pikmin ihm automatisch hinterher hüpfen. Ich kann sie per Pfiff um mich herum sammeln oder per Stylus gezielt zu einem Ort schicken; Olimar selbst kann für kurze Zeit auch ein Jetpack aktivieren, um schwebend Abgründe zu überwinden. So fühlt man sich während der Erkundung wie in einem Jump'n Run oder Metroid light. Auf der anderen Seite angekommen, tippe ich auf ein kleines Monster und schon wird es von einem Pikmin attackiert, während ich zwei andere auf die goldgelben Früchte werfe, die sie pflücken - ihr Saft bringt mir diesmal drei Einheiten "Glitzerium".
Während die überall verteilten Früchte nur sehr wenig einbringen, sorgen die in den Gebieten versteckten Artefakte wie Ringe, Uhren oder Magnete immerhin für mehr Ausbeute im Hunderterbereich. Meist führen geheime Wege oder Rätsel zu ihnen und man benötigt eine bestimmte Zahl an Pikmin für ihre Bergung - im Gegensatz zum Original muss der Schatz allerdings nicht zurück zur Basis eskortiert werden, sondern wird direkt an Ort und Stelle von Olimar in Sicherheit gebeamt. Hinzu kommt, dass man seine Pikmintruppe gar nicht mehr selbst im Vorfeld zusammen stellt, sondern dass der jeweilige Level auch die verfügbaren Sorten bereithält. So geht der Management-Aspekt weitgehend flöten.
Kreative Umgebungsrätsel
Nicht nur aufgrund dieser Automatismen sowie der fehlenden personellen sowie territorialen Planung fühlt sich Hey! Pikmin zunächst wie eine Mischung voller Kompromisse sowie kinderleicht an. Man besiegt normale Feinde quasi im Vorbeigehen und auch den ersten Boss recht einfach
Überhaupt geht in dieser Perspektive natürlich einiges vom Charme des Originals mit seinem Taktieren im Gelände verloren. Aber keine Bange, Nintendo hat den Kern der Faszination nicht vergessen, denn die richtige Wahl der Pikmin sowie Umgebungsrätsel prägen auch in dieser Interpretation das Spielgefühl.
Der Schwierigkeitsgrad steigt ab dem zweiten Gebiet sanft an, wenn man neben roten und gelben auch blaue Pikmin zur Verfügung hat, deren unterschiedliche Fähigkeiten man immer konkreter für Hindernisse, Erkundung und Kampf einsetzen muss, zumal maritime und frostige Level mit ganz eigenen Herausforderungen für Abwechslung sorgen. Es kommt also durchaus klassisches Pikmin-Flair auf, wenn man clever zwischen den Gruppen wechseln muss.
Nur die gelben Helfer lassen sich z.B. besonders weit bis in den oberen Bildschirm hinein werfen und können zu viert Stromverbindungen herstellen, um so Plattformen in Gang zu setzen. Das Leveldesign bietet ab dem zweiten Gebiet einige kreative Herausforderungen, in denen man z.B. punktgenaues Werfen, rechtzeitiges Aktivieren von Schaltern oder Hebeln, das Verschieben von Felsen sowie die zeitweise Trennung von Pikmin und Olimar, der ja auch selbst über sein Jetpack erkunden kann, gut koordinieren muss. Auch die Monster werden etwas fieser, so dass sie schonmal eine ganze Gruppe fressen, wenn man nicht auf ihre Laufwege achtet. So kann es passieren, dass man nicht auf Anhieb alle drei versteckten Artefakte finden oder aufgrund von Verlusten bergen kann.
Amiibo-Exklusivitäten nerven
Ärgerlich ist allerdings, dass man manchmal gerne zurückkehren und weiter suchen würde, aber nicht um das Betreten des Ausgangs herum kommt. Dann landet man erst im Spielmenü mit seinem Album, wo man alle Schätze nochmal in 3D betrachten sowie Erklärungen zu Pikmin und Monstern anzeigen kann.
Außerdem gibt es dort eine Gebietsauswahl auf einer Karte, die leider auch sofort einige exklusive amiibo-Orte zeigt, die man ohne den Kauf der entsprechenden Nintendo-Figuren nicht betreten kann - was soll das? Hinzu kommt als eine Art Basis der öde Pikmin-Park, in dem die kleinen Helfer wohnen. Dahinter verbirgt sich ein Minispiel, bei dem ich bereits gesammelte Pikmin in Gebiete schicken kann, damit sie mir automatisch Schätze ausbuddeln - dabei muss ich zwar auf die Gefahren achten, also nur rote Pikmin dahin, wo Feuer lodern; nur blaue ins Wasser etc., aber das Ganze wirkt komplett überflüssig. Auch hier profitieren übrigens Spieler, die zusätzlich Figuren kaufen: Denn ab einer bestimmten Einwohnerzahl steigt auch der Level des angedockten amiibo und damit die maximale Zahl der Pikmin, die einen später in Gebieten begleiten können.
Fazit
Moment mal: Höhlen erkunden, Geheimwege finden, Schätze bergen, dazu hüpfen, klettern, tauchen und Feinde bis zum Boss besiegen? Hey! Pikmin fühlt sich mitunter fast so an wie ein Metroid light oder ein Jump'n Run. Captain Olimar und seine bunte Bande lassen sich angenehm präzise bewegen, aber gerade zu Beginn wirkt die Jagd nach Schätzen viel zu leicht und linear, zumal man einmal gefundene Artefakte sofort bergen kann und das Zusammenstellen der eigenen Pikmin-Truppe komplett wegfällt - so geht einiges vom geländetaktischen Reiz sowie Personalmanagement des Originals verloren. Aber der Schwierigkeitsgrad zieht sanft an und die Herausforderungen sowie Abwechslung nehmen zu. Nintendo hat den Kern der Faszination nicht vergessen, denn die richtige Wahl der Pikmin und kreative Umgebungsrätsel prägen auch in dieser Interpretation das Spielgefühl. Schade ist, dass man nur belanglose Fähigkeiten über Meilensteine freischaltet und dass der Pikmin Park nicht mehr als ein ödes Minispiel ist. Richtig nervig sind zudem die amiibo-Exklusivitäten, denn nur mit den Sammelfiguren von Nintendo bekommt man zusätzlich einige Level sowie Funktionen. Unterm Strich eine durchaus charmante und unterhaltsame Interpretation, die mit ihren Kompromissen aber nicht an den Reiz des Vorbilder herankommt.
Pro
Kontra
Wertung
N3DS
Unterm Strich eine durchaus charmante und unterhaltsame Interpretation, die mit ihren Kompromissen aber nicht an den Reiz des Vorbilder herankommt.
3DS
Unterm Strich eine durchaus charmante und unterhaltsame Interpretation, die mit ihren Kompromissen aber nicht an den Reiz des Vorbilder herankommt.
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