Tomb Raider: Legend18.06.2006, Paul Kautz
Tomb Raider: Legend

Im Test:

Knapp zwei Monate nach dem gerade angesichts des bedrückend schlechten Vorgängers »The Angel of Darkness« erfrischend guten Larabenteuer Tomb Raider Legend schwingt sich Frollein Croft auch auf die PSP – in einer Umsetzung, die nicht nur vollständig auf die sonst übliche Abspeckerei verzichtet, sondern das Original in manchen Aspekten sogar erweitert.

Alles da, alles tip top?

Es ist schon irgendwie ein merkwürdig-komisches Gefühl, dasselbe Spiel, das man auf Konsolen oder PC gerne gezockt hat, auf einem Handheld wiederzuerleben. Zu oft, viel zu oft, haben sich die Entwickler das Leben leicht gemacht, Versionen drastisch entgrätet, schlecht konvertiert, die Seele des Spiels verloren oder einfach etwas völlig anderes unter gleichem Namen fabriziert. Speziell die noch so junge PSP hat mittlerweile einen nagenden Ruf einer PS2-Resteverwertungsstelle. Da ist man doch mehr als dankbar, wenn nach dem Starten von 

Die Steuerung ist der eine große Nachteil der PSP -Lara - flüssiges Spielen ist kaum drin.
Legend die gute alte Lara im Hauptmenü genauso mild lächelnd auf ihren Auftritt wartet wie auf der PS2 oder der Xbox. Das Spiel, über das ihr alles in unserem ausführlichen Konsolen- und PC-Test erfahrt, ist vollständig umgesetzt, hier ist alles drin und alles dran: alle Levels, alle Fahrszenen, Croft Manor, das doofe Ende, die Zwischensequenzen - ihr könnt sogar per PSP-Systemeinstellung unter mehreren Sprachen wählen und so zum englischen Original greifen, was angesichts der mäßigen und oftmals erschreckend spaßfreien deutschen Fassung auch sehr empfehlenswert ist. Und es gibt sogar einen Neuzugang: einen Zweispielermodus! Da wir allerdings nur eine Test-UMD da hatten und die Mehrspielervariante von jedem Teilnehmer eine eigene verlangt, konnten wir sie nicht ausprobieren - das Handbuch verspricht allerdings drei Spielmodi, die vom Namen her an diverse CTF-Varianten erinnern.

Blinde Kuh

PS2- und Xbox-Controller haben je zwei Analogsticks, PCs haben Tastatur und Keyboard - und was hat die PSP? Einen Analoghubbel. Willkommen beim typischen Knackpunkt von PS2-zu-PSP-Umsetzungen: der Steuerung. Dass sich Lara aufgrund der übersensiblen Analogkontrolle nur mit einiger Eingewöhnung steuern lässt, ist noch erträglich. Albern wird es mit der Kamera, die ihr nur über eine Tastenkombination drehen und schwenken dürft. Sprich: Laufen und die Perspektive ändern geht nicht, fehlt euch die Übersicht, müsst ihr anhalten und die Ansicht schwenken. Als wäre das nicht schon ärgerlich genug, rennt Lara einen kleinen Schritt in die gewählte Richtung, bevor die Kamera zu schwenken beginnt - innerhalb von kniffligen Geschicklichkeitseinlagen, und davon gibt es zuhauf, ein oftmals fatales Ärgernis. Richtig flüssig kann man damit jedenfalls nicht spielen, denn natürlich sind auch Sprünge aufgrund der

Das Ruckeln ist das andere - speziell bei Feuergefechten wird schlimm drauflosgestottert.
Kombination »Fummelige Kamera + mangelnde Übersicht« oftmals Glückssache. Mangels genug Tasten mussten jetzt auch Standardfunktionen wie der Magnethaken in ein Auswahlmenü gepackt werden und sind dadurch deutlich fummeliger zu bedienen.

Der größte Nachteil aller Konsolenumsetzungen auf die PSP ist die mal mehr, mal weniger schwächere Grafik. Hier muss man Tomb Raider Legend ein Kompliment machen, denn die Kulisse, die Figuren, die Zwischensequenzen sehen fast genauso gut aus wie auf der großen Bruderkonsole. Aber! Es gibt natürlich offensichtliche Einschränkungen: die niedriger aufgelösten Texturen, deutlich weniger Effekte, viele Clippingfehler sowie ein ständig präsentes, normalerweise jedoch nicht störendes Ruckeln. Sobald es allerdings zu Feuergefechten kommt, ist es mit der Liebe vorbei - dann geht die Framerate derart erbärmlich in die Knie, dass man sich fragt, ob man nicht aus Versehen ständig in den (hier natürlich nicht so beeindruckend aussehenden) Zeitlupenmodus schaltet. Dazu gesellen sich PSP-typische Hardwareprobleme wie das leichte Nachziehen das Grafik sowie die generelle Dunkelheit der Kulisse - selbst mit hochgekurbelter Helligkeitseinstellung, sowohl seitens der PSP als auch des Spiels, ist das Ganze lange nicht so übersichtlich und einladend wie gehabt.    

Fazit

Auf der einen Seite bin ich wirklich froh, dass es auch mal ohne drastische Schnitte (Hallo 007 !) geht: Auch auf der PSP ist Tomb Raider Legend immer noch Tomb Raider Legend, und nicht nur Lara light. Das neue Abenteuer geht intelligente neue Wege, spielt sich flott, sieht auch in klein gut aus und klingt vor allem toll – die englische Sprachausgabe ist nach wie vor spitze! Auf der anderen Seite bekommt man hier eine schöne Lehrstunde zum Thema »Warum nicht alle Spiele auf allen Plattformen gleich gut funktionieren«: Die Steuerung, und da speziell die Kamerakontrolle, ist sehr gewöhnungsbedürftig, das selbst bei kleinen Schießereien auftretende Ruckeln hemmt den Spielfluss, die generelle Dunkelheit ist bei einem Game, das in sehr vielen dunklen Levels spielt, wohl kaum von Vorteil. Die PSP-Version wird ihrem großen Vorbild nicht gerecht, schafft es einfach nicht, die Faszination des Themas würdig zu präsentieren – jede andere Variante ist in jeder Hinsicht empfehlenswerter.

Pro

vollständig umgesetzt
flotte Ladezeiten
neuer Mehrspielermodus

Kontra

stotterfreudige Framerate
krampfige Kamerasteuerung
mäßige Kollisionsabfrage
spielt sich kaum mehr flüssig
sehr dunkle Kulisse

Wertung

PSP

Vom Umfang her ein echtes Tomb Raider, aber die schwache Technik reißt in Kombination mit der fummeligen Steuerung ein dickes Loch in die Faszination.

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