Burnout Legends14.12.2005, Paul Kautz
Burnout Legends

Im Test:

Eines der anarchistischsten Spiele aller Zeiten findet endlich seinen Weg auf PSP und DS: Criterions Burnout. Rennen mit Hochgeschwindigkeit, fette Crashes, fiese Rempeleien – hier darf man alles machen, was die STVO sonst nicht so gern sieht. Wie gut macht sich der Konsolenspaß auf den Handhelds?

Carmageddon!

Der Untertitel »Legends« deutet schon an, was den Burnouter hier erwartet: eine Art Best-Of der ganzen Serie. So findet ihr hier genauso Fahrzeuge und Crash-Kreuzungen aus dem damals noch von Acclaim vertriebenen zweiten Teil wie Teakedows, Aftertouches  oder Crashbreaker aus dem dann schon unter EA-Flagge rasenden Teil drei. Auf beiden Handhelds warten vielerlei Spielvarianten: normale Rennen, Zeitfahren, Verfolgung (wo ihr als Cop innerhalb eines Zeitlimits einen flüchtigen Fahrer kaputtrammen müsst),

Das ist Burnout, Baby! Auf der PSP geht die Post richtig ab!
Road Rage, wo es darum geht, möglichst viele Gegner in Altblech zu verwandeln und natürlich Crash – hier habt ihr eine Kreuzung voller Autos, Beschleunigungs-Icons und hoffentlich ordentlich Zielwasser intus, um möglichst viel Schaden anzurichten! Die wichtigste Variante ist jedoch die World Tour, weil man hier Wagen und Strecken für alle anderen Modi freischaltet. Hier gibt es immer neue Rennmodi und Herausforderung, mit jeder gewonnenen Strecke gibt es neue Pisten oder Autos – denn anfangs seid ihr auf einen mickrigen Kleinwagen und einige wenige Straßen beschränkt. Später zieren dann Sportwagen, Muscle Cars oder Schwergewichte eure Garage. Zusätzlich zu den bereits genannten Modi gibt es hier noch spezielle Spielvarianten wie »Face Off« (bringt euch besonders seltene Kisten) oder »Elimination«, das eine Art Last-Man-Driving ist, wo in jeder Runde der Letztplatzierte rausfliegt. Den Modus »Burning Lap«, in dem ihr Bestzeiten einfahren müsst, gibt es nur auf der PSP. Insgesamt warten satte 175 Rennen auf den Raser von Welt.

Die Rennen drehen sich nicht um akkurates Fahrverhalten oder eine gute Physiksimulation, sondern ganz klar um Höchstgeschwindigkeit sowie Crashes noch und nöcher. Mit 300 km/h auf der falschen Spur in einen LKW gerast?  Och ja, das passiert schon mal. Einen Konkurrenten in voller Fahrt gegen die Wand gedrückt, so dass er Funken sprühend und Wagenteile verlierend abhebt? Juhu, mehr Punkte!

Der DS-Version geht die Rasanz des Vorbildes gänzlich ab.
Sonntagsfahrer haben hier nichts verloren, in der Welt von Burnout ist Anarchie und rigoroses Fiesfahren angesagt! Deswegen beschränkt sich auch die Steuerung auf das notwendige Minimum: Gas, Bremse, Nitro, das war’s. Mit dem Nitro verleiht ihr eurem Hobel einen fetten Geschwindigkeitsschub, eine volle Boost-Leiste vorausgesetzt. Die füllt ihr mit waghalsigen Optionen auf, seien es lange Drifts, Sprünge, Fahren im Gegenverkehr oder haarscharfes Passieren eines »zivilen« Fahrzeugs.

Licht und Schatten

Habt ihr keine Lust mehr, beim Rasen ganz allein zu sein, dann schnappt euch doch einfach bis zu vier (DS) bzw. fünf Freunde (PSP) und legt los. Seid ihr nur zu zweit, braucht der andere nicht mal ein eigenes Modul, via Singlepak- bzw. Game Sharing-Modus könnt ihr auch so einige Rennen fahren – allerdings müsst ihr in dem Fall mit erheblichen Ladezeiten rechnen! Fast alle Einzelspieler-Modi sind vorhanden, einige spezielle sogar fürs Teamspiel ausgelegt; außerdem könnt ihr sowohl Einzelrennen als auch Turniere fahren. Auf der PSP wartet außerdem noch die »Collector’s Challenge«, mit der man 15 sonst nicht freischaltbare Wagen bekommen kann, die zufällig auf jeder UMD verteilt sind. Leider ist das Ganze aufs lokale Spiel beschränkt, keinerlei Internet-Unterstützung weit und breit – immerhin funktioniert das Ganze komplett lagfrei.          

Während sich beide Versionen also in Sachen Spielmodi und Mehrspielermöglichkeiten relativ ähnlich sind, trennen sich spätestens bei der Optik die Wege überdeutlich. Keiner erwartet, dass die DS-Version mit der PSP-

Die Crashs tauchen den kleinen PSP-Screen in einen Effekt-Overkill.
Variante mithalten kann – wie auch? Aber leider büßt die Nintendo-Version so ziemlich jede Besonderheit ein, die ein Markenzeichen der Burnout-Serie ist. Das geht schon bei der Spielgeschwindigkeit los: Während auf der PSP ähnlich rasant die Post abgeht wie bei Burnout 3 auf der PS2, dümpeln die grob geschnitzten Boliden auf dem DS ohne echtes Geschwindigkeitsgefühl halt so dahin. Die Effekte sind hier praktisch nicht vorhanden, der Boost-Blur ist zwar da, aber kaum sichtbar – es fehlt einfach das schnelle, das fetzige. Und was noch viel schlimmer ist: Die Crashes sind unter aller Sau. Während auf der PSP bei einem Zusammenstoß oder speziellen im Crash-Modus mal eben die Grafik-Hölle ausbricht (Zeitlupe, fette Explosionen, herumfliegende Wrackteile, auseinander berstende Fahrzeuge etc.), passiert auf dem DS Folgendes: Klong. Bimmel-bimmel. Schepper. Es gibt keine Crashphysik, mickrige Explosiönchen, massig Clipping-Fehler, eine mehr schlechte als rechte Zeitlupe – und keinerlei Dynamik. Einer der wichtigsten Burnout-Bestandteile geht auf dem DS einfach mächtig in die Hose. Das ist besonders schade, weil das ansonsten Gezeigte für DS-Verhältnisse im Allgemeinen und angesichts solcher Total-Versager wie NFS: Most Wanted im Speziellen gar nicht übel ist: Die Umgebungen sehen gut aus, der Touchscreen zeigt eine Umgebungskarte mit der eigenen Position sowie der der  Gegner – und bei speziellen Events auch die eigenen Schäden. Auf beiden Plattformen muss man sich erst an die mickrige Sichtweite gewöhnen,
Nach einem Crash dürft ihr mittels Aftertouch eure Flugbahn in Zeitlupe beeinflussen - auch übers Touchpad.
die einen anfangs bei Höchstgeschwindigkeit in den plötzlich anwesenden Gegenverkehr rauschen lässt – auf dem DS muss man aber schlicht damit Leben, während man auf der PSP mit der Zeit lernt, auf subtile Warnhinweise wie das Sonnenlicht reflektierenden Autolack zu achten.

Der Rest vom Fest

Was der DS-Version endgültig den Vergleichs-Gnadenschuss gibt, ist die Steuerung: Während auf der PSP die Wagen sowohl digital als auch analog elegant um Kurven sliden, reagieren sie auf dem DS extrem zappelig auf Eingaben – fast schon irgendwie eckig! Echtes Geradeausfahren ist schon schwierig genug, spätestens bei Hochgeschwindigkeitskurven ist der Ausflug in die Mauer praktisch unvermeidlich.

Ihr seht schon, eine Empfehlung der DS-Variante auszusprechen ist gerade im Vergleich ein Ding der Unmöglichkeit: Die PSP-Version ist optisch und spielerisch ein perfekter Port der Konsolenversionen, sieht teuflisch gut aus, bietet krachende Crashes, ein großartiges Schadensmodell, arcadige, aber gerade dadurch coole Physik und 21 lizenzierte Musikstücke (am DS erwarten euch Synthie-Klänge). Okay, es gibt auch kleinere Grafikfehler und ins Bild schwimmende Texturen, aber diese Macken bemerkt man im Geschwindigkeitsrausch kaum.      

Fazit

Die PSP-Version: Juhuuuu! Die DS-Version: Ääähm. Burnout Legends ist auf letzterer Plattform kein Totalabsturz wie NFS: Most Wanted , aber auch nicht der Überflieger, der es auf den ersten Blick zu sein scheint. Dafür fehlen fast alle Eigenschaften, die aus einem Burnout ein Burnout machen: der unglaubliche Speed, die fetten Crashes, die punktgenaue Steuerung. Es gibt nicht so wahnsinnig viele Rennspiele für den DS, und denen fährt Mario Kart DS bislang unerreichbar voraus. Aber selbst unter den wenigen ist Burnout Legends gerade mal Mittelmaß. Auf der PSP hingegen kommt die Sonne heraus und lacht freudestrahlend: Hier stimmt alles, hier gibt es Höchstgeschwindigkeit, hier gibt es fette Karambolagen, keine Ruckler, tolle Effekte, coole Zeitlupenmanöver – DAS, meine Damen und Herren, ist Burnout! Ärgerlich sind hier nur die verhältnismäßig dünnen Soundeffekte sowie die prinzipiell sinnlose Game Sharing-Funktion: Das Spiel mit einem Modul ist zwar schön und gut, aber Wartezeiten von drei Minuten sind schon recht viel verlangt für Rennen, die gerade mal genauso lang dauern. Nichtsdestotrotz ist Burnout Legends einer der besten PSP-Racer!

Pro

sauschnelle Grafik (PSP)
großartige Crashes (PSP)
eine Art Best-Of-Burnout
Game Sharing bzw. Singlepak-Modus für zwei Raser
durchdachte Mehrspielervarianten
viele Spielmodi
kurze Ladezeiten (DS)
massig freizuspielen
sehr umfangreich
tolle Musik (PSP)

Kontra

dünne Soundeffekte
lange Ladezeiten (PSP)
ewige Ladezeiten im Game-Sharing (PSP)
halb-sinnlose Touchscreen-Nutzung (DS)
eckige Steuerung (DS)
hässliche Autos (DS)
erschreckend öde Crashes (DS)
viele Clipping-Fehler (DS)
grobe Automodelle (DS)
oftmals Strecken-Recycling

Wertung

PSP

NDS

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