Test: Another Code (Adventure)

von Jörg Luibl



Another Code
Entwickler:
Publisher: Nintendo
Release:
24.06.2005
Spielinfo Bilder  
Ein lupenreines Adventure auf dem Handheld? Ja. So richtig Point&Click? Ja. Mit guter Story und Rätseln? Ja. Aber ist das nicht alles zu klein und zu fummelig? Nein. Und das ist kein albernes Kinderspiel? Nein - und stopp: Bevor die Löcher in meinem Bauch immer größer werden, verweise ich alle Skeptiker, Abenteurer und DS-Liebhaber auf die nächsten Zeilen. Dort steht, warum das kleine Another Code selbst große PC-Konkurrenten schlägt!

Überraschung im Miniformat

Ich will in ein Abenteuer versinken. Ich will, dass mich Story, Figuren und Rätsel so fesseln, dass ich mich nicht mehr losreißen kann. Diesen Durst können meist nur Bücher stillen, in denen das Leserherz im Takt der Erzählung pocht. Manchmal ist die Geschichte aber auch in Spielen die treibende Kraft, die zum Weiterschießen, Weiterkämpfen oder Weiterklicken animiert. Max Payne 2  gehört dazu. Beyond Good & Evil (BGE) gehört dazu. Black Mirror gehört dazu. Another Code gehört ab sofort auch dazu.

Der Kapitän hat erste Hinweise über die Vergangenheit der Insel für euch parat.
Das hat mich überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Spiel auf dem DS schon nach kurzer Zeit diese unwiderstehliche detektivische Neugier entfesseln könnte, die mich bisher nur am Monitor nächtelang grübeln ließ. Aber das japanische Team von CING, das schon mit Glass Rose (2004, PS2) morbiden Adventure-Duft verbreiten konnte, verwandelt die beiden kleinen Bildschirme in eine große Bühne, auf der ein höchst rätselfreudiger und erzählerisch glänzender Mystery-Krimi aufgeführt wird - mit knackigen Kopfnüssen und spannendem Plot.

Erzählung auf hohem Niveau

Wie viele Helden vermitteln in der Spielewelt Glaubwürdigkeit und Gefühle? Man kann sie an einer Hand abzählen, vielleicht an zweien, wenn man die lebendigen Figuren aus BioWares letzten Fantasy-Welten mitrechnet. Frauen abseits vom Bitch- und Babe-Klischee? Sind noch seltener dabei. Umso erfreulicher ist es, dass sich die dreizehnjährige Ashley mit ihrem überzeugenden Auftritt in den Kreis der Charakterdarsteller der Marke Max, Jade und Samuel spielt. Ihre Wut, ihre Freude, ihre Zicken und ihre Angst werden sowohl in den guten deutschen Texten als auch in der Mimik hervorragend zum Ausdruck gebracht. Es gibt zwar keine Sprachausgabe, aber wenn sie sauer ist, erkennt man das z.B. an ihrem giftigen Blick oder an der erhöhten Geschwindigkeit des Wortaufbaus - das ist nur eine  Kleinigkeit, aber eine von vielen, die die Präsentation trotz des Miniformats so auszeichnen.

Lust auf den Trailer und noch mehr Bilder zu Another Code?

Kein Problem: All das findet ihr bei der Komplettinfo
Die Teenagerin wirkt bei ihrer Ankunft zunächst wie ein scheues Reh, das sich in eine fremde Welt wagt - voller Fragen und Unsicherheit. Das ist auch kein Wunder, denn zusammen mit ihrer Tante soll sie auf einer einsamen Insel ihre als tot geltenden Eltern treffen. Wieso schreibt ihr Vater ihr nach der langen Zeit diesen Brief? Wieso holt er sie dann aber nicht mal am Hafen ab? Ashley ist enttäuscht und verärgert. Wusste ihre Tante etwa, dass er noch lebt? Schließlich ist Ashley seit ihrem dritten Lebensjahr bei ihr aufgewachsen. Das Einzige, was ihr von ihren Eltern in Erinnerung blieb, sind bedrückende Fetzen vom Tag der Tragödie.

Gekonnte Dramaturgie

Another Code lässt euch schon beim Einstieg an diesen traumatischen Erlebnissen teilhaben: Ein Kleinkind schaut mit entsetztem Blick aus einem Schrank. Ein Mann tritt auf. Ein Schuss kracht. Blut fließt. Diese Momente werden immer wieder über schwarz-weiße Rückblenden inszeniert, die für knisterndes Hitchcock-Flair sorgen. Mitten im Spiel kann es z.B. passieren, dass Ashley plötzlich von der Vergangenheit eingeholt wird und sich an Neues erinnert. So werden Stunde um Stunde mehr Teile des tragischen Puzzles sichtbar, die man auch über die vielen Dialoge ergattern kann.

Ashley vor dem Herrenhaus der Edwards. Sie muss die Splitter des Schildes zusammen setzen - eines der ersten Einstiegsrätsel. 
Aber Ashleys Erleben ist nur ein Faden der Story. Das Faszinierende ist, dass er mit einem zweiten verwoben wird - daher der Untertitel "Two Memories": Sehr früh trifft Ashley auf den Geist D. - ein Junge, der vor mehr als 50 Jahren auf der Insel verstarb und sich an nichts erinnern kann. Er will Ashley in das Herrenhaus der Insel begleiten, um seine Vergangenheit zu lüften. Auch er wird an bestimmten Orten von Gedanken und Bildern heimgesucht, die etwas über seine Herkunft verraten. Und während die beiden zunächst in getrennten Vergangenheiten stöbern, zeichnet sich im Laufe der Suche ab, dass sie mehr verbindet als eine von Unglück gezeichnete Kindheit.

Die Story zieht sich über sechs Kapitel, spielt mit zwei Perspektiven und webt einen Teppich aus Indizien, der euch selbst nach mehreren Stunden noch in Spekulationen und Vermutungen grübeln lässt, was damals passiert sein könnte und heute geschieht: Sind Ashley und D. etwa verwandt? Warum gab es in dem Herrenhaus Ende der 40er Jahre diese Morde? Und was hat es mit dem Another-Experiment auf sich? Immer wieder werden Köder in Form von Bildern, Tagebuchseiten oder Notizen ausgelegt, um die Neugier aufrecht zu erhalten. Die Texte sind durch die Bank gut geschrieben, auch wenn man mit kleinen Wiederholungen leben muss, die später wiederum Sinn ergeben.  Denn an jedem Kapitelende gibt es einen kleinen Fragenkatalog zum bisher Erlebten, der euer Gedächtnis prüft. Leider konnten wir bisher nicht herausfinden, ob sich falsche Antworten negativ auswirken. Natürlich spielen auch herkömmliche Rätsel eine große Rolle, die aufgrund der vielen interaktiven Eingabemöglichkeiten des DS sogar ganz neue Dimensionen für Tüftler eröffnen.
                     

Kommentare

E-G schrieb am
besser spät als nie sagt man doch... und dank 3ds war ich nun endlich in der lage dies hier nachzuholen, und nach 5:30 war ich durch...
wie kommt es also dass das wii sequel, dass nicht nur deutlich umfangreicher, innovativer, und mehr substanz hatte so unfassbar abgewertet wurde, und das hier platin bekam.
es ist ohne frage ein großartiges spiel, aber das sequel steht in absolut nichts nach, eher im gegenteil.
amigastar schrieb am
Freut mich dass das Spiel so eine hohe Wertung hat. Mir liegen die Spiele von Cing auch besonders am Herzen. Hab dieses Spiel selber noch nicht gezockt aber bin im 7ten Kapitel bei Hotel Dusk, nach 1 1/2 Jahren wieder weitergespielt weil ich unbedingt wissen wollte wie es denn ausgeht.
PallaZ schrieb am
4P|T@xtchef hat geschrieben:
banjoboy55 hat geschrieben:ne is schon klar, das spiel soll besser sein als The Elder Scrolls IV : Oblivion ?! Liebe 4players Redaktion, müsst ihr da nicht selber schmunzeln? :?
Nö. Pro Evolution Soccer 5 is ja auch besser als Oblivion. Und da kommt Oblivion in Sachen KI, Spielaufbau und Ballphysik einfach nicht ran. :twisted:
ballphysik
einfahc nur: owned!
btw: gibt auch DS games, die 256 groß sind
Jörg Luibl schrieb am
banjoboy55 hat geschrieben:ne is schon klar, das spiel soll besser sein als The Elder Scrolls IV : Oblivion ?! Liebe 4players Redaktion, müsst ihr da nicht selber schmunzeln? :?
Nö. Pro Evolution Soccer 5 is ja auch besser als Oblivion. Und da kommt Oblivion in Sachen KI, Spielaufbau und Ballphysik einfach nicht ran. :twisted:
banjoboy55 schrieb am
ne is schon klar, das spiel soll besser sein als The Elder Scrolls IV : Oblivion ?! Liebe 4players Redaktion, müsst ihr da nicht selber schmunzeln? :?
Just my 2 cents.
Banjoboy55
schrieb am