Harry Potter und der Feuerkelch Handheld05.12.2005, Paul Kautz
Harry Potter und der Feuerkelch Handheld

Im Test:

Wenige Wochen nach seinem Auftritt auf Konsolen und PC zaubert sich Harry Potter samt dem Feuerkelch jetzt auch auf die PSP. Und erstaunlicherweise gibt es hier kein komplett neues Abenteuer zu bestaunen, sondern eine bemerkenswerte kompetente Umsetzung der »großen« Vorlage – mit einigen Ergänzungen und leider auch einigen Einschnitten.

Drei magische Musketiere

Besser als jeder Tombola-Gewinn: Aufgrund mysteriöser Umstände taucht Zauberlehrling Harry Potter als Bonuskandidat beim Trimagischen Turnier auf. An dieser Zauberer-Olympiade dürfen normalerweise nur volljährige Kandidaten teilnehmen, einer pro Magierschule – von denen es nur drei gibt. Wieso hat also der Feuerkelch Harrys Namen als Nummer Vier ausgespuckt? Kann sich der Jungspund überhaupt gegen Drachen und Seewesen behaupten? Wer steckt hinter all dem? Diese und weitere Fragen werden im Spielverlauf

Mangels Koop-Modus müsst ihr euch bei Teamaktionen auf die KI verlassen.
gelöst, außerdem müsst ihr euch noch mit dem erstarkenden Erzfeind Lord Voldemort sowie seinen Anhängern, den Todessern, herumschlagen. Kein leichtes Schuljahr für den ohnehin gebeutelten Harry…

Wie bereits in der Überschrift angedeutet, bekommt ihr hier das gleiche Spiel wie auf PC, PS2 & Co. – allerdings mit einem wichtigen Unterschied: Der Kooperativ-Modus der Vorbilder wurde leider wegrationalisiert, als einziger Gefährte bleibt die mäßige KI eurer Mitstreiter. Ist sie am Drücker, müsst ihr einfach nur den Zauber wirken, die anderen erkennen nach kurzer Zeit eure Absicht, kommen angedackelt und fuchteln mit ihrem magischen Stab, um Steine aus dem Weg zu heben oder Tore zu öffnen. Auch im Kampf gegen die vielen dunklen Kreaturen stehen euch eure Gefährten zur Seite: Sie feuern auf Gegner, die ihr magisch festhaltet und nehmen sich natürlich auch selbständig Feinde zur Hühnerbrust. Die entsprechenden Zauber liegen allesamt auf einem Button und werden kontextsensitiv ausgelöst.

Neu in der PSP-Fassung sind die vier Mini-Games: Ob Memory-Variante oder Verteidigungsspielchen - ihr könnt sie allein, per WiFi gegen einen Freund oder sogar per Game-Sharing spielen; allerdings müssen die Games erst freigeschaltet werden.

Drachen allüberall

In Mad Eye Moodys Herausforderungen müsst ihr euer Geschick mit dem Zauberstab beweisen.
Ihr schwingt euren Zauberstab hauptsächlich im Kampf: Salamander, beißfreudige Kräften oder Dornenwesen stellen sich euch schnappend in den Weg - ein paar schnell aus der Hüfte geschossene Flüche später verwandeln sie sich in ein buntes Feuerwerk, in ein Huhn oder tragen unerwartet einen Kürbis auf dem Kopf. Diese »Finishing Moves« werden zufällig ausgewählt, eure Aufgabe besteht darin, schnell auf den Angriffsbutton zu hämmern. Dabei kommen sowohl bekannte als auch neue Zaubersprüche zur Geltung: »Orchideus« (macht Gegner zu Blumen), »Magicus Extremos« (verleiht allen Spielern bei gefüllter Magieleiste für kurze Zeit zusätzliche Kräfte) oder »Aqua Eructo« (euer Zauberstab speit Wasser, gut zum Feuerlöschen) sind neu im Potterversum. Sprüche wie »Wingardium Leviosa« zum Anheben von Dingen oder »Accio« sind Harry-Fans bekannt. Letztere Inkantation ist besonders nützlich, könnt ihr mit ihr doch überall herumliegende oder versteckte Zauberbohnen oder sonstige Boni wie ein Magnet zu euch ziehen. Die bunten Bohnen bringen nicht nur verlorene Lebensenergie zurück, sondern können auch zwischen den Levels gegen Sammelkarten getauscht werden.         

Die haben nicht mehr wie bei den Vorgänger-Spielen lediglich Schauwert, sondern verbessern z.B. eure Kraft oder machen aus einem Fluch zwei. Vor jedem Level dürft ihr für jede Figur aus seinem Karten-Kontingent drei aussuchen

Was Harry kann, kann ich auch: Diesem Drachen müsst ihr entkommen.
und ihn so für die Aufgabe wappnen – wenn ihr darauf keine Lust habt, könnt ihr auch die Automatik ans Werk lassen.

Die elf in sich mehrfach unterteilen Levels halten sich chronologisch an den Ablauf des Films: Ihr beginnt mit der Flucht vor den Todessern bei der Quidditch-Weltmeisterschaft, huscht durch den Verbotenen Wald, erledigt die drei Aufgaben des trimagischen Turniers und legt euch mit dem wieder auferstandenen Lord Voldemort persönlich an. Die Welten sind strikt linear angeordnet; um in höhere zu gelangen, müsst ihr erst eine bestimmte Anzahl »trimagischer Schilde« finden, von denen sich meist in einem Level mehrere befinden – um alle zu erhalten, müsst ihr den Abschnitt allerdings mehrmals angehen, ihr könnt nicht alle in einem Aufwasch mitnehmen. Dazwischen müsst ihr Mad Eye Moodys Herausforderungen bestehen, das goldene Ei im Badezimmer der Vertrauensschüler finden oder auf dem Besen vor einem ungarischen Hornschwanz-Drachen flüchten. Hierbei gibt Harry selbständig Gas; ihr könnt lediglich die Flugrichtung leicht beeinflussen, während die eigentliche Route wie beim Klassiker »Rebel Assault« selbständig abgeflogen wird. Nach jedem Level wird automatisch gespeichert, außerdem wird die individuelle Leistung jedes Spielers bewertet.

Sprücheklopfer am Werk

Vorbei sind die Zeiten, als Harry und Co. noch aus einer Hand voll Polygone gehauen über die Bildschirme flimmerten: Die heutigen Figuren entsprechen verblüffend ihren Film-Pendants und bewegen sich weich durch die ansehnlichen Levels – die mit schönen Glanz- und Glitzereffekten auf Stein- bzw. Metalloberflächen protzen. Die teilweise sehr bunte Magieanwendung steht im krassen Gegensatz zur insgesamt eher düsteren Kulisse, welche aber ziemlich gut der Atmosphäre des Buches und des Films entspricht.

Das Trimagische Turnier führt euch auch unter Wasser.
Dazu gibt es stilistisch interessante und gut geschnittene Zwischensequenzen im realistisch verzerrten Comic-Stil. Die PSP-Figuren sind standesgemäß im Vergleich etwas abgespeckt und weniger detailliert, aber nicht unbedingt hässlicher. Allerdings gibt es hier weniger Effekte, auch die Texturen sind noch mal einen Grad niedriger aufgelöst. Außerdem wird die Grafik bei erhöhtem Gegneraufkommen gelegentlich etwas langsamer, verfällt aber nie ins Ruckeln.

Im Gegensatz zu den großen Fassungen gibt es hier nur deutsche Sprachausgabe – und davon nicht sehr viel, denn viele normalerweise gesprochene Passagen werden hier einfach von Texteinblendungen übernommen. Der Rest der Stimmen ist nicht übel, aber auch nicht gut: Offensichtlich zufällig ausgewählte Sätze passen oft nicht zum Bildschirmgeschehen, viele Sprüche sind überbetont oder schlicht albern. Die orchestrale Musik ist da schon besser, aber leider viel zu leise; mangels Regelungsmöglichkeit könnt ihr sie auch nicht lauter machen.     

Fazit

Nein, auch der vierte Teil ist kein »erwachsenes« Action-Adventure. Zwar nähert man sich wie Buch und Film einer reiferen Klientel an, aber das Spiel greift einem nichtsdestotrotz noch viel zu sehr unter die Arme: Ihr könnt nicht springen, stattdessen wird automatisch geklettert, sobald man nahe genug an einer Kante steht. Zaubersprüche werden zufällig ausgelöst, ohne dass man mehr machen könnte als auf den Fluch-Knopf zu hauen. All das und mehr macht die Feuerkelch-Versoftung ziemlich kindgerecht – und damit kaum fordernd für fortgeschrittene Spieler. Wie auch immer: Es macht trotzdem viel Spaß, leider aber nicht mehr in der Gruppe, denn der großartige Koop-Modus der großen Varianten wurde hier wegrationalisiert – schade! Insgesamt eine der besseren Filmumsetzungen, speziell für junge oder jung gebliebene Abenteurer.

Pro

gelungene Umsetzung der PC- und Konsolen-Fassung
schöne Grafik
gut designte und animierte Figuren
nettes Aufstiegs-System
gute Akustik
einfache Bedienung
sehr zugänglich
stylische Zwischensequenzen
neue Minigames mit Game Sharing und Multiplayermodus

Kontra

kein Koop-Modus mehr
langes Speichern und Laden
sehr einfach
unzuverlässige Partner-KI
Zeitraffer-Story
recht kurz
Mischmasch aus Sprachausgabe und Texteinblendungen

Wertung

PSP

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