Angespannte Situation
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Momentan schiebt Introversion beinahe monatlich eine neue Version mit Verbesserungen und frischen Features online; momentan kann man die Alpha 16 spielen.
Verdammt, ich hab mich verplant. Zwei meiner Wachen liegen schwer verletzt auf der Krankenstation. Die übrigen Wärter konnten der rebellierenden Gefangenen-Meute nicht Herr werden. Das Ergebnis: Die Hälfte meines Kochteams ist tot und liegt in der Leichenhalle neben den Bauarbeitern und dem Hausmeister. Dass die Zellen nicht in Brand gesteckt wurden, ist auch alles. Ich habe nicht genug Geld - weder für den dringend benötigten Wiederaufbau einiger Bereiche noch für die Reparatur von Zellentüren. Und wieso das alles? Ganz einfach: Weil ich den Insassen mangels monetärer Mittel keine Unterhaltung in Form von Fernsehen oder Büchern zur Verfügung stellen konnte und auch nicht auf ihr Arbeitsbedürfnis geachtet habe. Die pure Anarchie droht - wieder einmal. Also auf ein Neues...
Szenen wie diese wird man früher oder später in Prison Architect erleben, dem neuen Spiel der Darwinia-Macher von Introversion. Wenn man sich so überambitioniert anstellt wie ich, vermutlich früher. Allerdings wird man im stimmungsvollen Tutorial, in dem man einem Gefängnis-Direktor unter die Arme greift, alles für die Hinrichtung eines zum Tode verurteilten zu planen, nicht auf solche Eventualitäten und ihre Ursachen vorbereitet. Man lernt zwar die Grundlagen des Knastauf- und Ausbaus kennen, während man das emotional, aber unprätentiös in Comicsequenzen erzählte Schicksal des "Dead Man Walking" erfährt. Doch ehe man sich versieht, wird man mit einem unbebauten Stück Land konfrontiert, auf dem man ein Gefängnis errichten soll. Und von hier an ist man weitgehend auf sich allein gestellt. Es gibt zwar Miniaufträge wie "Errichte eine Krankenstation" oder "Baue deinen ersten Zellentrakt", die einem helfen, die wesentlichen Grundeinrichtungen aufzubauen und einen dafür auch mit Zuschüssen belohnen.
Über Zwischensequenzen erzählte Geschichten sollen später das Salz in der Suppe darstellen. Momentan gibt das Tutorial allerdings nur einen kleinen Ausblick auf das Potenzial der Einzelschicksale.
Dennoch läuft ab einem bestimmten Status viel auf Ausprobieren und dem Lernen aus Fehlern heraus.
Lock Up oder Shawshank Redemption?
Dabei ist allerdings schade, dass es (noch) keine Gelegenheit gibt, seine Angestellten weiterzubilden oder sie zu spezialisieren. Denn so fehlt einem auf Dauer die emotionale Anbindung an die Bediensteten. Sie werden beliebig und selbst bei einem Ableben fällt das Bedauern kurz aus. Da jeder der Inhaftierten mit einer kleinen Akte ausgestattet ist, in der nicht nur seine kriminelle Vergangenheit, sondern auch seine familiären Verhältnisse sowie natürlich seine zu verbüßende Reststrafe zu finden sind, hat man hier eine höhere Bindung. Doch dies ist eigentlich belanglos. Denn im Wesentlichen geht es darum, sein Gefängnis mit allen Einrichtungen so zu planen, dass sowohl wirtschaftliche Anforderungen als auch die Bedürfnisse von Angestellten und Knastinsassen befriedigt werden. Und gerade die wirtschaftlichen Aspekte stellen einen vor eine nicht zu unterschätzende Herausforderung: Jeder Inhaftierte bringt pro "Tag" eine gewisse Geldsumme ein, die sich nach seinem Grad richtet. Die Unterbringung von Schwerverbrechern bietet bessere Erlöse, stellt aber auch höhere Anforderungen an die Sicherheit - bzw. führt zwangsläufig zu einer erhöhten Gewaltbereitschaft in der Gefängnispopulation. Leichen in der Dusche sind keine Seltenheit. Dem kann man nur mit entsprechend angepasstem Wärteraufkommen entgegen treten – was wiederum empfindliche Auswirkungen aufs Konto hat. Man kann Videoüberwachung installieren, Patrouillenrouten festlegen (ggf. auch mit Hunden) und die Wärter auf verschiedene Sektion aufteilen, in denen sie sich vorrangig aufhalten.
Wer nicht aufpasst, hat schnell einen blutigen Aufstand am Hals.
Die Krankenversorgung muss ebenso beachtet werden wie der Wunsch nach Beschäftigung auf Seiten der Inhaftierten, sei es nun durch Arbeit oder durch intellektuelle Stimulanz in Form von Büchern oder TV. Natürlich könnte man an der Qualität oder der Variation der Mahlzeiten sparen, dann wiederum hat das meist auch eine stärkere Unruhe der Gefangenen zur Folge. Alles muss sensibel gegeneinander abgewogen werden, damit man nicht finanziellen Schiffbruch erleidet - oder noch schlimmer: Das virtuelle Gegenstück zum Gefängnisaufruhr im US-amerikanischen Attica aus dem Jahr 1971 erlebt, bei dem 32 Inhaftierte und elf Beschäftigte ihr Leben ließen. Nebenbei muss man auch noch aufpassen, dass die ständigen Ausbruchsversuche unterbunden werden. Und wenn das bedeutet, dass man in regelmäßigen Abständen die Zellen der Gefangenen untersuchen muss (auch wenn das die Stimmung weiter nach unten sacken lässt), dann nimmt man das gerne in Kauf.