Vorschau: Ein würdiger Nachfahre?
Erste Suchterscheinungen
Es scheint symptomatisch für Mighty No. 9 (ab 9,50€ bei kaufen) zu sein: Als mein gamescom-Termin eigentlich schon lange begonnen hatte, mussten wir meinen Vorgänger fast schon mit Gewalt vom Controller lösen. „Einmal noch, dann schaffe ich den Boss, ganz sicher!“ versicherte er uns wieder und wieder, bis er schließlich doch die Waffen streckte. Ganz so krass hat mich die Sucht auf Anhieb noch nicht erwischt, trotzdem übte das rhythmische Hüpfen und Ballern auch auf mich eine eigentümliche Anziehungskraft aus. Im Grunde handelt es sich bei Keiji Inafunes Kickstarter-Spiel um einen klassischen Plattform-Shooter, von denen Capcom bereits Dutzende veröffentlicht hat. Die an Onimusha angelehnte Dash-Attacke durch angeschlagene Gegner bringt aber immer wieder eine eigene, angenehm fordernde Note in die Horizontal-Action. Wer möchte, kann erst einmal einfach nur um sein Überleben kämpfen, um die SciFi-Levels überhaupt zu meistern.
Wichtiger Dash
Wenn man Spiele wie Ori & Co. mit ihrer intuitiven Analogsteuerung plus Doppel- bzw. Mehrfachsprüngen gewohnt ist, muss man bei Mighty-Held Beck erst einmal umdenken. Zunächst wirkt die sehr horizontal ausgelegte digitale Handhabung wie ein Korsett, schließlich kann Beck wie MegaMan nicht einmal nach schräg oben zielen. Auch an das ständige „Dashen“ über Abgründe musste ich mich erst einmal gewöhnen. Wenn man sich nach ein paar Minuten auf die Eigenheiten eingestellt hat, sorgen sie aber für einen ordentlichen Spielfluss. Hier ein Dash, dort ein paar Gegner bis an die Grenze getrieben und abgeräumt – das läuft ja wie am Schnürchen…
Abseits der Story
Ausblick
Mit dem Design von Mighty No. 9 werde ich nach wie vor nicht warm: Die hölzern animierten Figuren wurden für meinen Geschmack einfach zu stark bei MegaMan abgekupfert. Außerdem sehen die schlichten Lagerhallen und anderen Industriegebäude zu karg und generisch aus. Man sollte sich allerdings nicht zu sehr von Äußerlichkeiten ablenken lassen, denn spielerisch hat mich Keiji Inafunes schwarmfinanzierter Action-Plattformer positiv überrascht. Vor allem das Schwächen und „dashen“ durch Gegner sorgt für eine angenehm taktische Note. Auch beim stilvollen Durchqueren der Levels und den knackigen Bosskämpfen kam ein guter Spielfluss auf. Freunde herausfordernder Arcade-Action können sich allem Anschein nach also auf einen spannenden Kampf ums Überleben und Highscores einstellen, bei dem ein guter Rhythmus und geschickter Fähigkeiten-Einsatz die Schlüssel zum Sieg sind. Wer mehr über die Hintergründe des Kickstarter-Projekts und die spielepolitischen Ansichten von Keiji Inafune erfahren möchte, sollte sich unser Video-Interview von der Gamescom anschauen.
Einschätzung: gut
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