Vorschau: Field Commander (Taktik & Strategie)

von Benjamin Schmädig



Field Commander
Publisher: Ubisoft
Release:
25.07.2006
Spielinfo Bilder Videos
Taktiker haben mit Sonys Handheld bislang nicht viel zu lachen: Das ungewöhnliche Metal Gear Ac!d ist nicht jedermanns Sache und das unausgereifte Herr der Ringe: Taktiken vernaschen Experten zum Frühstück. Der aktuelle Hoffnungsschimmer heißt Field Commander. Sony will mit einfacher Handhabung überzeugen und trotzdem viel Tiefgang bieten. Geht das an Advance Wars erinnernde Konzept auf?

Des Strategen ernüchternde Landkarte

Als Befehlshaber einer von der UNO einberufenen Organisation ist es eure Aufgabe, die terroristischen Attacken eines fiesen Aggressors zu zerschlagen und ihn vom Erringen der Weltherrschaft abzuhalten – eine packende Story erwartet euch hier kaum, auch wenn Sony die Handlung mit hochwertigen Zwischensequenzen aufpeppen will. Diese gab es bislang allerdings noch nicht zu sehen und so blieb mir nichts anderes übrig, als eine gute, aber unspektakuläre Präsentation zu registrieren: Das Understatement zieht sich vom militärischen Getrommel des Soundtracks über das graue Metall der Einheiten, welches lediglich vom obligatorischen Grün, Rot oder Braun aufgelockert wird, das zwischen Freund und Feind unterscheidet. Nicht zu vergessen auch die lieblosen Menüs in der Einheitsfarbe Blau. Der erste Eindruck ist ernüchternd.
Die Kulisse überzeugt mit detailreichen Gefechten, zeigt aber momentan ein ruckeliges Schlachtfeld.
Man muss aber eingestehen, dass rundenbasierte Plänkeleien selten vor grafischer Opulenz stattfinden. Advance Wars Dual Strike zeigt schließlich, wie effektiv und erfolgreich das Eingrenzen optischer Finessen zugunsten von Spieltiefe sein kann. Schafft Field Commander das auch?

Euer Kontingent an Truppen reicht von einfachen Soldaten über die Artillerie sowie Transport- und Aufklärungsfahrzeuge bis hin zu leichten und schweren Panzern. Ähnlich vielfältig sind die Vehikel zu Wasser und in der Luft. Gefallen hat mir, dass ich meine Einheiten übereinander platzieren darf, sofern sie in unterschiedlichen Höhenlagen operieren. So können Flugzeuge z.B. dasselbe Feld einnehmen, auf dem bereits ein Panzer steht. Diese Möglichkeit habe ich zuletzt in Shattered Union z.B. schmerzlich vermisst.

Hausbesetzer und eilige KI-Gegner

Ansonsten erwartet euch in Field Commander ein Umfeld, das von der Steuerung über die Einheiten-Typen bis hin zum Umfang an Advance Wars Dual Strike erinnert: Entweder räumt ihr sämtliche Gegner vom Schlachtfeld oder ihr okkupiert das Zielgebäude. Zug für Zug entscheidet ihr euch, welche Einheit bewegt wird und ob ihr damit angreift, andere Truppen mit Nachschub versorgt oder eine Stadt einnehmen wollt. Besetzt ihr ein Zielgebäude, könnt ihr das wie üblich nur mit der Infanterie tun. Pro Runde zieht ihr dem Ziel dabei genau so viele Eroberungs-Punkte ab wie eure Einheit Lebenspunkte zur Verfügung hat. Unbeschädigte Verbände brauchen meist zwei Runden, um den Vorgang abzuschließen. Dadurch gewinnt das Beschützen der eigenen Infanterie an Bedeutung, was die strategischen Anforderungen angenehm vertieft. Für alle anderen Einheiten steigt in den Städten lediglich der Verteidigungswert.

Die KI weiß das natürlich und greift gezielt eure Soldaten an. Allerdings verrennt sich der Gegner zu schnell und ignoriert oft die Gefahr eines drohenden Zwei-Fronten-Kampfes. Im einfachsten Fall müsst ihr lediglich mehrere Infanterie-Einheiten im Westen postieren und einen Zug später mit schwerem Geschütz von Westen einfallen, um einen vernichtenden Schlag zu landen. Auch stößt die KI immer wieder mit einzelnen Vehikeln in die Mitte eurer Stellungen vor und reibt damit die eigenen Einheiten auf. Ich hätte mir gewünscht, dass die vom Spiel gesteuerten Parteien größeren Wert darauf legen, aus der Deckung heraus zu feuern statt auf dem schnellsten Weg vorzustoßen. Aber sei’s drum: Das Spiel befand sich noch in einem sehr frühen Zustand und konnte daher nur durchblitzen lassen, welches Potential es in sich birgt. Vielleicht bringen die Entwickler der KI noch die eine oder andere effektive Taktik bei.
Gebäude nehmt ihr wie in Advance Wars DS ein: Ihr zieht ihnen pro Runde so viele Punkte ab wie eure Einheit Energie besitzt.
 Momentan agiert der Gegner zwar fordernd, aber vorhersehbar.

Nach der Kampagne

Taktischen Spielraum scheinen zusätzlich die unterschiedlichen Divisionen zu bieten, denn ihr entscheidet euch vor einer Schlacht für einen von 15 Verbänden. Die Vehikel der Foxholes z.B. sind anfällig gegen Luftangriffe, ziehen aber große Vorteile aus einer hohen oder versteckten Position. Die Ragtags hingegen sind billig zu produzieren, nutzen die Vorteile des Geländes aber nicht so effektiv wie ihre Gegner.

Richtig auftrumpfen könnte Field Commander abseits der Kampagne, denn ihr dürft über Internet, WiFi und sogar per E-Mail Gefechte austragen! Leider konnte ich mir von diesen Möglichkeiten noch kein Bild machen, bin aber vor allem auf die Elektropost-Variante gespannt. PC-Spieler kennen E-Mail-Duelle bereits – im Handheld-Bereich sind sie ein Novum. Wer sich trotzdem langweilt, der darf auch seine eigenen Missionen erstellen oder vorhandene modifizieren. Die Ergebnisse dürft ihr euch dann über das Internet herunterladen. Auch diese Funktion war noch nicht integriert. Sie sollte aber viel dazu beitragen, den Titel auch lange nach der Kampagne warm zu halten. Was in der aktuellen Fassung von den Karten zu sehen ist, lässt allerdings auf kleinere Einsatzgebiete als bei Nintendos Quasi-Vorlage schließen.

    
 

AUSBLICK



Auch wenn es nicht so gut aussieht wie der PSP-Konkurrent aus dem Tolkien-Universum und wie der kleine Bruder von Advance Wars wirkt: Field Commander könnte für PSP-Taktiker ein Hoffnungsschimmer sein. Zum einen inszeniert Sony spannende Gefechte, in denen ihr ohne den Einsatz der grauen Masse kein Land seht und zum anderen könnten die Multiplayer-Fähigkeiten sowie das Gestalten eigener Karten noch lange nach dem Solo-Einsatz bei der Stange halten. Auch die unterschiedlichen Divisonen sollten dafür sorgen, dass jeder Feldherr seine eigene Strategie gezielt umsetzen kann. Ich wünschte nur, es gäbe mehr zu tun als das Besetzen von Gebäuden und Vernichten feindlicher Einheiten. Auch die fordernde, aber auf wenige Taktiken beschränkte KI könnte zuviel (oder zu wenig, um genau zu sein) Salz in der Suppe sein. Allem Anschein nach hat Sony ein interessantes Eisen im Feuer, das allerdings kühler glüht als Nintendos hochprozentige Alternative.Ersteindruck: gut

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Thema!
schrieb am