Patrizier Online29.07.2005, Jörg Luibl
Patrizier Online

Special:

Patrizier Online? Als Browsergame? Ja, das Team von Invisible Bit entführt euch in eine mittelalterliche Handelswelt, hinein in die hanseatische Blütezeit zwischen Nord- und Ostsee. Anfangs war das MMOG unter dem Titel "Händler des Nordens" bekannt, aber aufgrund der thematischen Nähe hat sich eine Zusammenarbeit mit Ascaron ergeben. Wir haben mit Entwickler Jochen Hofmeier gesprochen.

4Players: Was verbirgt sich hinter Patrizier online?

Jochen Hofmeier: "Patrizier online " ist eine Massive-Online-Handelssimulation als Webgame und simuliert das bewegte Leben der Hansehändler. In bis zu 360 Städten im gesamten nordeuropäischen Seeraum kann gehandelt und produziert werden. Dabei gilt wie früher auch, dass Städte durch steigende Produktionen und den damit verbundenen Arbeitsangeboten kräftig wachsen können und dass für alle Waren und deren Preise das Prinzip von Angebot und Nachfrage herrscht. Je

Nordeuropa im Überblick: Welche Häfen wollt ihr ansteuern?
größer eine Stadt, umso größer ist ihr Warenverbrauch und damit der Preis, der für Waren aus anderen Städten bezahlt wird. In "Patrizier online" können bis zu 6000 Händler pro Spielwelt den Aufschwung der Hanse miterleben, wobei die Spielwelt allein durch die teilnehmenden Spieler gestaltet wird. Dabei wird nicht nur der Handel simuliert, auch Produktion, Piraterie und Piratenjagd sind in die Spielwelt integriert. Daneben gibt es noch ein politisches System von Ratsmitgliedern, an dessen Spitze der Eldermann, der Vorsitzende der Hanse, steht.

4Players: Was unterscheidet es von anderen Browsergames?

Jochen Hofmeier: Zunächst mal natürlich das Thema. Außerdem ist "Patrizier online" ein eher konstruktives Spiel, denn es geht nicht primär darum, anderen zu schaden, sondern eher, sich in der ständig wachsenden Spielwelt mit wirtschaftlichen Strategien zu behaupten. Das Besondere dabei ist, dass die extrem dynamische Spielwelt allein durch die User wächst, es gibt keine User-ähnliche KI.

4Players: Richtet ihr euch eher an Strategie-Einsteiger oder gewiefte Profis?

Jochen Hofmeier: Die Regeln in "Patrizier Online" sind eigentlich sehr einfach. Jeder hat das Spielprinzip schnell verstanden. Außerdem haben wir die Lernkurve zu Spielbeginn absichtlich flach gehalten, die Komplexität nimmt erst mit der Zeit zu. Profis werden bestimmt schneller reich, doch letztlich zählt, wie kontinuierlich man spielt und welche Strategien man verfolgt.

4Players: Welche Offline-Vorbilder gibt es für Patrizier online?

Jochen Hofmeier: Die WiSim "Patrizier 2" von Ascaron Entertainment. Daniel Dumont, der Lead Designer von "Patrizier 2", hat uns sogar bei der Konzeption des sehr dynamischen Handelssystems unterstützt. Es basiert auf Angebot und Nachfrage und den damit verbundenen dynamischen Preisänderungen.

4Players: Wie sieht die Charaktererschaffung aus? Kann ich auch Nationen wählen?

Edle Statistiken halten über Rohstoffe, Preise & Co auf dem Laufenden.
Jochen Hofmeier: Um das System möglichst stabil zu halten, entscheidet das Spiel, in welcher Stadt und damit Nation ein neuer Spieler das Spiel betritt. Die erste Stadt ist dann auch so etwas wie die Heimatstadt. Allerdings kann man später in anderen Städten die gleichen Dinge tun, wie Produktionen errichten oder Bürgermeister werden. Eine richtige Städte- und Nationengebundenheit gibt es daher nicht.

4Players: Welche Schiffstypen gibt es?

Jochen Hofmeier: Momentan die 4 wichtigsten historischen Schiffstypen der Hanse: die Kogge, der Kraier, die Schnigge und der Holk. Natürlich gab es historisch noch viel mehr Schiffstypen, doch diese 4 stellen die Hauptgattungen dar.

4Players: In welchen Regionen ist man als Händler aktiv?

Jochen Hofmeier: Im gesamten Nord- und Ostseeraum, d.h. Deutschland, Holland, England, Skandinavien, Polen, Russland etc. Zur besseren Übersichtlichkeit haben wir die Spielwelt in 6 Regionen eingeteilt.

4Players: Wie funktioniert das Handelssystem?

Jochen Hofmeier: Eigentlich ganz einfach: wenn eine Stadt mehr von einer Ware hat, als sie in absehbarer Zeit benötigt, ist der Preis niedrig. Ist eine Ware knapp, ist sie teuer. Das besondere ist, dass sich die Warenpreise bei jeder Kauf und Verlauf einer Ware anpassen. Das Schwierige an einem solchem System ist es, die Spielwelt stabil zu halten. Die Waren in der Welt dürfen weder zu knapp noch zu zahlreich sein - nur in der Mitte macht es Spaß. Da die KI nicht eingreift kann man sich vorstellen, dass es nicht so leicht ist, das System so einzustellen, dass es auch bei Tausenden von Usern nicht aus dem Ruder läuft.

         

4Players: Kann ich auch Seeschlachten austragen? Gibt es Piraten?

Jochen Hofmeier: Es gibt Piraten, Piratenjäger, bewaffnete Händler und auch Seeschlachten. Wie für ein Webgame üblich werden Seeschlachten aber automatisch ausgetragen. Allerdings entscheidet weniger das Glück als vielmehr die Ausstattung eines Konvois über Sieg und Niederlage.

4Players: Wie kann ich mit anderen Spielern interagieren?

Jochen Hofmeier: Zunächst mal natürlich, indem man ihm die Geschäfte vermiest. Günstige Waren kaufen, bevor es ein anderer macht. Teure Waren verkaufen, bevor ein anderer die Notlage einer Stadt erkannt hat. Produktionen errichten, bevor andere die Marktlücke entdecken. Dann gibt es noch auf der kriegerischen Seite die Piraterie und die Piratenjagd. Und auf der wirtschaftlichen Seite den Handel unter Usern sowie das Erfüllen von Aufträgen, die von Bürgermeistern (auch User) gestellt werden können. Auf der politische Seite gibt es die Gilden, welche Abgeordnete stellen. Diese Abgeordnete können dann im Gericht über Anklagen entscheiden und einen Eldermann wählen, welcher dann die Strafe verhängt. Letzendlich gibt es noch den Chat, indem sich die Spieler treffen und chatten können.

Was gibt's Neues im Hafen von Flensburg?
4Players: Welche Rolle spielen Politik und Gilden?

Jochen Hofmeier: Mehrere Spieler zusammen können eine Gilde gründen. Je mehr Mitglieder eine Gilde hat, desto mehr Abgeordnete stellt sie. Diese werden innerhalb der Gilde von den Mitgliedern gewählt. Die Abgeordneten wiederum wählen den Eldermann - den Vorsitzenden der Hanse. Kommt es nun beispielsweise zu einer Anklage gegen einen Spieler, etwa wegen aufgedeckter Piraterie, so beraten die Abgeordneten über die Schuld und das Strafmaß, während der Eldermann anschließend das Urteil spricht. Außerdem wird in jeder Stadt regelmäßig ein Bürgermeister unter den Händlern mit dem größten Ansehen gewählt. Der Bürgermeister hat besondere Rechte und Möglichkeiten, die mit dem Wohlergehen einer Stadt zu tun haben.

4Players: Wie läuft eine Runde ab?

Jochen Hofmeier: Derzeit läuft eine Runde unbegrenzt lange. Es wäre natürlich auch möglich, gewisse Zielvorgaben zu machen, um die Dauer einer Runde auf einige Wochen oder Monate zu beschränken. Doch es ist noch nicht klar, ob die User das wirklich wollen, denn das Spiel gewinnt durch eine lange gewachsene Spielwelt auch an Reiz. Irgendwann wird aber vielleicht eine Spielwelt unübersichtlich, weil sie zu groß ist. Da müssen wir uns noch was überlegen.

4Players: Gibt es eine ewige Bestenliste der erfolgreichsten Händler?

Jochen Hofmeier: Ja, es gibt im Spiel eine Statistik, in der alle Händler aufgelistet mit Punkten und Vermögen aufgelistet werden.

4Players: Wie viele registrierte Spieler gehören bereits zur Community?

Jochen Hofmeier: Momentan haben wir ca. 10000 registrierte Spieler.

4Players: In welcher Entwicklungsphase befindet sich Patrizier online gerade?

Jochen Hofmeier: Das Spiel hat die Betaphase erfolgreich hinter sich gebracht und eröffnet am 30.06.2006 in der finalen Version das Licht der Welt.

4Players: Welche Features sind für die Zukunft geplant?

Auf Märkten gilt es billig einzukaufen. Das Prinzip von Angebot und Nachfrage beherrscht den Wirtschaftskreislauf.
Jochen Hofmeier: Vor allen Dingen wollen wir ein Ereignissystem einbauen, durch das es immer wieder zu besonderen Ereignissen in der Spielwelt kommt, um die User vor neue Herausforderungen zu stellen. Dann sollten wir die Möglichkeiten in der Politik erweitern, beispielsweise, dass der Hanserat verschiedene Vorhaben beschließen kann, wie etwa das gemeinsame Vorgehen gegen eine Piratengilde. Und wir wollen die Möglichkeiten des Bürgermeisters erhöhen, die Konflikte mit Landesfürsten erweitern…Dann gibt es natürlich noch eine Liste mit vielen, vielen Features, die nach und nach eingebaut werden können. Errichten von Landverbindungen, gezielte Sabotage gegen bestimmte Händler (Diebstahl, Zerstörung…) oder ganze Städte (Feuer, Seuche…) wären gute Beispiele.

4Players: Vielen Dank für das Interview. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zum Reinschnuppern bietet die offizielle Webseite .

      

 
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