Im Angesicht der Übermacht
Verteilt auf ein Gelände von 20 mal 25 Feldern warten knapp 40 Ritter, Magier und Schützen der finsteren Nohr auf meine kleine Heerschar. Das Ziel lautet: alle vernichten. Hey, ich bin doch drei zu eins unterlegen - ist das nicht unfair? Nein, das Jammern angesichts des numerisch überlegenen Feindes ist nicht nötig. Auch meine Ninja, Falkenritter, Skalden und Samurai haben eine Chance. Denn in
Fire Emblem Fates entscheidet nicht die Masse, sondern die Klasse der Truppe. Sowohl, wenn man sich nach sechs Kapiteln für „Vermächtnis" als auch noch deutlicher, wenn man sich für das strategisch anspruchsvollere „Herrschaft“ als Kampagne entscheidet - wir empfehlen selbst Kennern auf Seiten der Hoshido mit Ersterer zu starten.
Ihr schlüpft in die Rolle von Gestaltwandler Corrin, der als Kind entführt wurde. In der Charaktererstellung kann man neben Geschlecht, Figur und Aussehen auch eine von acht Stärken wie etwa "Unbeugsam" oder "Glücklich" sowie eine von acht Schwächen wie "Ungelenk" oder "Langsam" wählen. Hinzu kommt eines von siebzehn Talenten wie "Ritter", "Wyvern", "Ninja" oder "Magier".
Auch wenn die Balance stark schwanken kann: Schon auf dem zweiten der drei Schwierigkeitsgrade wird man auch dort angenehm gefordert und kann sich mit den entscheidenden taktischen Mechaniken langsam sowie in vielen optionalen Gefechten vertraut machen.
Ganz wichtig ist nämlich: Diesen Luxus sporadischer Kämpfe für permanentes Leveln und Goldscheffeln bietet „Herrschaft“ auf Seiten der Nohr nicht. Hier geht es anspruchsvoller zur Sache, so dass in den knackigen Gefechten meist nur optimale Kombinationen von Einheiten sowie Routen den Sieg bringen. Schon in einer der ersten Schlachten, in der man 16 Ungesichter besiegen soll, wird man gnadenlos überrollt, wenn man seine Kämpfer nicht clever kombiniert. Denn die territorialen sowie persönlichen Beziehungen sind der Schlüssel zum Erfolg auf den Schlachtfeldern.
Nachbarschaftsbonus und Beziehungskiller
Zum einen profitieren Kämpfer nicht nur in Form erhöhter Werte davon, wenn sie neben- oder hintereinander stehen: Nur so können auch gefährliche Doppelschläge ausgeteilt werden, wenn man angegriffen wird! Es lohnt sich also, seine Figuren clever zu positionieren. Zum anderen kann man sie zu Partnern kombinieren, die dann auf einem Feld kämpfen – die Haupteinheit greift an, die Nebeneinheit verteidigt; diese Rollen darf und muss man dynamisch wechseln, wenn man z.B. einen Heiler und einen Krieger verbandelt. Je enger die Beziehung zwischen ihnen, desto besser kämpfen sie zusammen.
Bei der Wahl des Schwierigkeitsgrades (Normal, Schwer, Extrem) sollten Einsteiger die erste und Kenner die zweite Stufe nutzen. Im Zweifel: Startet lieber eine Stufe höher, denn absenken geht immer.
Bei der Wahl des Spielmodus (Phönix, Anfänger, Klassisch) sollten nur Kenner Letzteren einstellen, denn hier verliert man Kämpfer permanent. Wer sie alle sammeln will, sollte auf "Anfänger" spielen, damit sie nach dem Tod wieder in der Basis auftauchen. Wer es noch undramatischer mag, darf seine Helden auf "Phönix" direkt nach dem Ableben auf dem Schlachtfeld auferstehen sehen.
Ist dieses Duett öfter in einer Schlacht aktiv, gewinnt es Schildpunkte, die irgendwann eine Doppelverteidigung auslösen. Außerdem können Freunde oder Partner über Siegel die Klasse bei gleich bleibender Stufe wechseln – die Entwicklung von Beziehungen lohnt sich also auch perspektivisch.
Aber wann ist es klüger, seine Einheiten aufzuteilen und sie benachbart kämpfen zu lassen? Und wann sollte man möglichst viele Paare bilden? Das richtet sich nach den Anforderungen auf dem Schlachtfeld: Mal ist es besser, mit vielen Einzelkämpfern und schachbrettartig verteilt anzugreifen, mal lohnt sich gerade in engen Bereichen oder bei besonders starken Feinden die Paarbildung. Oder wenn man mal einen Heiler, Schützen oder Adligen schnell von A nach B bringen muss, ist das Aufsitzen auf einem Wyvern natürlich ideal - ganz unabhängig von der Bindung der beiden. Genau diese Balance bei ständig wechselndem Gelände und Karteninteraktionen zu finden, macht einen sehr großen Reiz des Spiels aus - vor allem in "Herrschaft" gibt es manchmal nur spezielle Lösungen, so dass man länger tüftelt. Es ist also bei weitem nicht so, dass man mit ein und derselben Taktik und hoher Teamchemie immer das Ziel erreicht.