Viva Piñata DS12.09.2008, Jan Wöbbeking
Viva Piñata DS

Im Test:

Lust auf eine Auszeit? Zugegeben - es ist gar nicht so leicht, einfach mal die Seele baumeln zu lassen, wenn man den Arbeitstrott von Harvest Moon und diversen Aufbaustrategiespielen verinnerlicht hat. Doch Viva Piñata ist anders - und genau das macht den Wildgarten so entspannend. Ihr doktort in aller Ruhe an eurem virtuellen Wildgarten herum und schaut zu, wie es sich ein bonbonbuntes Tier nach dem anderen bei euch gemütlich macht.

Mobiler Wildgarten

Ab heute dürft ihr auch unterwegs die Seele baumeln lassen: Pünktlich zum Start des zweiten Teils für die Xbox 360 (unseren Test findet ihr hier) bringt ein kleines Team von Entwickler Rare in Zusammenarbeit mit Publisher THQ die Umsetzung des Vorgängers auf den Markt.

Schon nach kurzer Zeit wuseln jede Menge putzige Kreaturen durch euren Garten. Anders als auf dem Screenshot wurde der Großteil des Bildschirmtextes übrigens ins Deutsche übersetzt.
Damit Kenner des Originals sich nicht langweilen, haben die Engländer der Portierung ein paar kleine, aber feine Neuerungen verpasst.

Dazu gehören sieben neue Knuddelviecher, eine intuitive Touchscreen-Bedienung, ein neues Episoden-Tutorial sowie ein freier Spielplatz-Modus,  in dem ihr ohne Geldmangel mit Piñatas und Dekorationsobjekten herumexperimentiert. Der farbenfrohe Pappmaché-Stil wurde zwar recht gut auf den DS übertragen, doch die weniger detaillierten Tierchen versprühen auf dem kleinen Bildschirm nicht den Charme wie auf der Xbox 360.

Jetzt wird's gemütlich!

Nicht verändert hat sich das Spielprinzip. Noch immer seid ihr Herr über eine mit Unrat bedeckte Brache, die ihr nach und nach zu einem hübsch bepflanzten Paradies für allerlei kunterbunte Fantasietierchen herrichtet. Zunächst einmal befreit ihr eure Parzelle von dem darauf verstreuten Gerümpel. Dazu prügelt ihr seltsamerweise kräftig mit eurer Schaufel auf die unerwünschten Objekte ein. Allein diese erste Übung geht dank dem Touchscreen deutlich einfacher und schneller von der Hand als auf der Xbox 360.

Auch die weiteren Schritte fallen jetzt leichter: Ein paar Striche über den Bildschirm und schon verwandelt sich der steinige Untergrund in fruchtbaren Mutterboden. Den Rasen malt ihr ebenfalls direkt in den Garten. Im Laufe des Spiels bekommt ihr außerdem eine verbesserte Schaufel, mit welcher ihr einen hübschen Tümpel ausheben könnt. Oder ihr verschönert euer Kleinod mit allerlei Zierrat wie einem hölzernen Wagenrad oder einer hübschen Stablampe. Letztere taucht euren Garten des Nachts nicht nur in ein sanftes Licht, sondern lockt außerdem die »Mothdrops« genannten Nachtfalter an.                 

Eine Schaufel - unzählige Möglichkeiten

Jede Piñata-Spezies besitzt ihre ganz eigenen Vorlieben und stromert über euer Grundstück, sobald ihr bestimmte Voraussetzungen schafft. Die massenhaft auftretenden »Whilm«-Würmchen werden bereits durch frisch aufgewühlte Erde herbeigelockt, andere Arten fühlen sich erst auf einer Wiese mit bestimmter Mindestgröße wohl. Die »Lickatoad«-Kröte und die »Quackberry« genannte Ente brauchen Wasser zum Glücklichsein, andere bevorzugen bestimmte Blumen oder Obstbäume.

Die nötigen Samen kauft ihr im Shop ein, der in der DS-Version einfach über ein Icon am Bildrand zu erreichen ist. In Viva Piñata investiert ihr zwar auch ein wenig Zeit mit dem Heranziehen der Pflanzen, es nimmt aber nicht die Ausmaße an wie z.B. in Harvest Moon DS.  Außerdem dürft ihr euch eine Hilfskraft einstellen, die bei weitem zuverlässiger die Pflanzen gießt als die etwas unmotivierten Erntewichtel in der erwähnten Bauernhof-Simulation.

Diese Tutorial-Episode erklärt euch, wie die Sache mit den Bienen und den Blumen funktioniert: Zeichnet einfach eine Linie von einem paarungswilligen Piñata zum zweiten.
Drückt ihr die L-Taste,öffnet sich eine stilisierte Übersichtkarte. Dort seht ihr auf einen Blick, wo sich eure Hilfskraft, eure Piñatas und eure Pflanzen befinden und an welcher Stelle gerade ein Kampf zwischen zwei verfeindeten Spezies tobt. Tippt einfach auf das entsprechende Logo und schon werdet ihr an die richtige Stelle gebeamt.

Fressen und gefressen werden

Im Grunde basiert das komplett Spielprinzip darauf, es den Wildtieren so angenehm wie möglich zu machen, damit sie sesshaft werden, Nachkommen zeugen und sich bestenfalls in andersfarbige Exoten-Varianten verwandeln. Was dazu notwenig ist, könnt ihr mitten im Spiel in einer sich ständig erweiternden Enzyklopädie nachschlagen. Damit z.B. der »Preztail« genannte Fuchs rollig wird, baut ihr ihm zunächst eine Behausung und füttert ihn dann mit einer Quackberry-Ente. Ganz recht: Es gibt auch jede Menge Raubtiere unter den Piñatas. Zu Beginn brachte ich es kaum über's Herz, ein putziges kleines, mit einem Namen versehenenes Häschen oder die quietschfidelen Würmer an eine andere Art zu verfüttern - doch mit der Zeit wird die Piñata-Nahrungskette auch für euch zur Routine.

Habt ihr zwei Vertreter einer Spezies mit einem romantischen Mal in Stimmung gebracht, dürft ihr sie miteinander verkuppeln. Keine Bange, das Liebesspiel ist nach wie vor brav in Szene gesetzt: Die Turteltauben verziehen sich in ihr Liebesnest und führen dort einen Paarungstanz auf. Passend dazu wird kurz darauf ein Ei vom Klapperstorch geliefert. Dem Ritual wohnt ihr in kleinen Renderfilmchen bei. Die jugendfreien, aber skurrilen Verränkungen der Piñata-Tierchen sind weitaus unterhaltsamer als die gelegentlich eingestreuten Slapstick-Episoden aus der Fernsehserie.                

Wie ging das noch gleich?

Wenn eines der Filmchen das Spiel unterbricht, ist es Zeit für eine der neuen Tutorial-Episoden. Statt euch gleich zu Beginn mit Informationen zu überfrachten, bringen Hudson Horstashio, Fergy Fudgehog und Paulie Pretztail euch mitten im Spiel bei, wie ihr euren Garten noch effektiver kultiviert. Die Episoden sind nicht nur äußerst hilfreich für Anfänger, sondern wurden außerdem prima ins Spiel eingebunden. Bevor es in den Übungsgarten geht, wird euer Spielstand gespeichert und anschließend werdet ihr wieder direkt in euren Garten befördert. Profis klicken das Tutorial-Angebot einfach weg und widmen sich weiter dem Gewusel in ihrem eigenen botanischen Meisterwerk.

Eure Arbeit dort dient übrigens nicht nur der Entspannung, sondern einem höheren Zweck. Ab und zu stellt euch Piñata Central eine Holzkiste in den Garten, die ihr mit einer vorgegebenen Anzahl einer bestimmten Piñata-Art füllen sollt. Kommt ihr der Anfrage rechtzeitig nach, werden die Tiere auf eine Party geliefert.

Das ins Spiel eingebundene Lexikon klärt euch über die Vorlieben der Piñatas auf. Dieses Bunnycomb-Häschen ist noch recht bescheiden.
Schließlich handelt es sich bei Piñatas auch in der realen Welt um bunte, mit Bonbons gefüllte Pappmaché-Tierchen, die auf einer Geburtstagsparty im Blinde-Kuh-Stil mit einem Knüppel aufgeschlitzt werden. Hierzulande ist das Spielchen weniger bekannt, erfreut sich aber in Amerika großer Beliebtheit. Nach der Feier werden die Tierchen repariert und kehren in euren Garten zurück.

Love is in the air

Als Belohnung für eure Bemühungen kassiert ihr ein paar Liebes-Bonbons. Diese spezielle Süßigkeit bringt eure Schützlinge auch dann in Paarungs-Laune, wenn ihr die die Voraussetzungen dazu noch gar nicht erfüllt habt. Das macht das Heranziehen neuer Piñatas zwar erheblich einfacher - eine Behausung und genügend Platz im Garten müsst ihr aber trotzdem bereitstellen, damit Nachwuchs auf der Bildfläche erscheint. Ist euer Garten zu voll, verkauft ihr einfach eines eurer Lieblinge - dazu klickt ihr auf das entsprechende Icon und schon landet das Geld mit einem Klingeln auf eurem Konto.

Auch euren Freunden dürft ihr wieder begehrte Tierchen in einer Holzkiste zusenden. Anders als auf der Xbox 360 funktioniert das diesmal allerdings nur per drahtloser Verbindung und nicht über das Netz. Natürlich dürft ihr die hölzerne Box auch mit einem sauren Piñata beladen, der kurz darauf den Garten eures »Freundes« verwüstet. Man sieht schließlich erst nach dem Öffnen, ob die Box ein lieb gemeintes Geschenk beinhaltet oder zum trojanischen Pferd mutiert.

Freund oder Feind?

Die wutschnaubenden Agressoren entwickeln sich auch im regulären Spiel zu einer Gefahr, die sich allerdings mit dem richtigen Futter lösen lässt: Legt einer sauren Shellybean-Schnecke einen Apfelsamen in den Weg und schon verwandelt sich der wutschnaubende Schädling in einen freundlichen Bewohner. Wenn ihr euren Garten in aller Ruhe, ohne Zeit- und Geldnot aufbauen wollt, könnt ihr euch übrigens im neuen freien Spielplatz-Modus austoben. Dort dürft ihr nach Herzenslust mit allerlei Piñatas, Pflanzen und Gartendekorationen herumexperimentieren.        

Fazit

Viva Piñata DS ist das Patentrezept, um unterwegs einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Natürlich gibt es in eurem virtuellen Wildgarten jede Menge zu tun und die Langzeitmotivation ist so dementsprechend hoch. Ihr könnt euch aber auch einfach mal zurücklehnen und das bunte Treiben beobachten, ohne dass gleich das Chaos im Mikrokosmos ausbricht. Die DS-Tierchen wirken lange nicht so knuffig wie ihre großen und prächtig animierten Artgenossen auf der Xbox 360. Eine komplett überarbeiteter Comic-Grafik hätte sicher besser zu den kleinen DS-Screens gepasst, als eine Miniaturfassung des nun nicht mehr so detailreichen Pappmaché-Stils. Aber keine Bange, die wuselnden Tierchen wirken auch auf dem Handheld noch richtig putzig. Außerdem besitzt die Umsetzung einige Vorzüge, welche das Original nicht bieten kann. Dank Touchscreen-Einsatz fällt z.B. das Gärtnern und das Navigieren durch die Menüs deutlich komfortabler aus. Außerdem lassen sich eure Schützlinge jetzt per Knopfdruck verkaufen. Das wichtigste Kriterium ist aber, dass Rares Gärtner-Sim unterwegs genauso süchtig macht wie vor der Glotze. Neulinge können also besten Gewissens zugreifen. Besitzer des Originals sollten abwägen, ob ihnen die dezenten Neuerungen und die sieben neuen Spezies den Vollpreis wert sind.

Pro

<P>
gelungene Portierung des offenen Spielprinzips
niedliches Figuren-Design
verträumte Stimmung
entspannte Soundkulisse
hohe Langzeitmotivation
sieben neue Knuddelviecher
kinderleichte Touchscreen-Steuerung
einfachere Menüs als im Vorbild
neue Tutorials unterstützen Anfänger während des Spiels
experimentierfreudige Spieler werden belohnt
Tag-/Nachtwechsel
dynamische Wetterbedingungen
umfangreiches Lexikon direkt im Spiel
Gegenstände können auf einen anderen DS verschickt werden
freier Spielplatz-Modus</P>

Kontra

<P>
Comic-Grafik wäre auf dem DS besser zur Geltung gekommen als der Stil des Originals
keine Online-Unterstützung</P>

Wertung

NDS

Gelungene Portierung der relaxten Mischung aus Aufbau- und Lebenssimulation mit ein paar netten neuen Extras.

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