Rock Revolution23.04.2009, Mathias Oertel
Rock Revolution

Im Test:

Rhythmus-Spiele sind nach wie vor groß im Kommen: Allerorten warten Gitarrenhelden, Rockbands und gar ultimative Bands darauf, den Star in einem wachzuküssen. Und dabei ist es mittlerweile sogar vollkommen egal, ob man zuhause vor dem Fernseher auf der Bühne steht oder unterwegs ist. Stylus-Musiker kriegen nach Guitar Hero on Tour und Ultimate Band Nachschub aus dem Hause Konami. Doch kann Rock Revolution (ab 4,95€ bei kaufen) das vollmundige Namensversprechen einlösen?

Nachschub gefällig?

Spätestens mit den Guitar Hero-Spielen für den DS kann man auch unterwegs den Traum vom Rockstar träumen. Sprich: Die seit Parappa The Rapper auf PSone immer beliebter werdenden Rhythmus-Spiele sind auch für unterwegs ihren Kinderschuhen entwachsen. Mit dem vor kurzem veröffentlichten Ultimate Band kam sogar ein neues Element hinzu, dass bislang nur den Stationärsystemen vorbehalten war: Mehrspieler-Abrocken für vier Personen.

Und jetzt schaltet sich auch Konami in das mobile Bandgeschehen ein und möchte sich ein Stück des lukrativen Kuchens sichern. Doch leider gibt es kaum ein Argument, das für den Kauf von Rock Revolution auf dem DS spricht.

Revolutionär?

Denn die einzig überraschende Mechanik ist die Möglichkeit, wie bei den "Artverwandten" Rock Band oder Guitar Hero World Tour seine Stimme einzusetzen und den Song nachzuträllern. Die Stimmerkennung über das DS-Mikrofon funktioniert dabei erstaunlich gut, so dass man sich fragt, wieso diese Option nicht schon bei vergleichbaren Spielen Einzug gefunden hat?

 

Ein DS-Musikspiel mit Gesang? Oh ja! Hat man seine Hemmungen überwunden, in den kleinen Platikkasten zu singen, funktioniert die Erkennung sogar recht gut! Der Rest von Rock Revolution lässt jedoch zu viele Wünsche offen...
Die Antwort wird einem aber spätestens dann klar, wenn man an einem öffentlichen Platz und im Bestfall mit Kopfhörern ausgestattet einen der 20 Songs intoniert. Und schließlich unweigerlich die Blicke der verstörten Passanten auf sich zieht - von mitleidigem Fremdschämen bis hin zu purer Verärgerung lernt man als nichts ahnender Mobilrocker zahlreiche Facetten der menschlichen Gefühlswelt kennen.

Okay, Lektion gelernt: Singen am besten nur zu Hause. Doch wie sieht es mit den anderen Instrumenten aus? Sowohl Bass als auch Gitarre und Drums bieten herkömmliche timingbasierte Tipp- (Schlagzeug) bzw. Auf-Ab-Mechaniken (Bass, Gitarre), deren Erkennungsgenauigkeit sich im Genre-Standard bewegt.

Technischer Nachholbedarf

Bis hierhin kann man Rock Revolution keinen Vorwurf machen. Es wird Rhythmus-Kost von der Stange abgeliefert - inklusiver einer Karriere, in der man sich durch Gigs in den Charts nach oben spielt, von Zeit zu Zeit kleine Herausforderungen bewältigt und mit dem durch die Auftritte verdienten Geld im Rock Shop Equipment oder Spielinhalte freigekauft.

So weit, so gut, so gewöhnlich. Abgesehen davon, dass die 20 größtenteils gut ausgewählten Lieder (u.a. Spoonman, Detroit Rock City, Somebody Told Me) teilweise mehr schlecht als recht gecovert wurden, kann man inhaltlich nicht viel an den rockigen Gehversuchen Konamis aussetzen. Doch sobald der Blick auf die Technik fällt, stürzt der Glaube an moderne (DS-)Technik ebenso in sich zusammen wie die Motivation, sich länger als nötig mit Rock Revolution auseinanderzusetzen.

Nehmen wir nochmals das Beispiel des Kopfhörer tragenden Unterwegs-Rockers auf: Konnte man die schnarrend-dröhnenden Klänge ohne Knopf im Ohr noch auf die nicht gerade üppig bestückten Lautsprecher des DS abschieben, gibt es unter Optimalbedingen keine Entschuldigung mehr für die dürftige Akustik. Die Klangqualität bleibt deutlich hinter der Konkurrenz zurück und wirkt -gleichgültig ob Coversongs oder nicht- beinahe wie ein Mittelwellensender.

Wen wundert es da, dass die Schlagzeugklänge insgesamt ebenfalls etwas schwachbrüstig tönen und die Bassspur teilweise wohlige MIDI-Erinnerungen wider Willen wachruft. Einzig die Gitarrensounds gehen in Ordnung und zeigen sich ungefähr auf einer Stufe mit der Konkurrenz.

Die Visualisierung hingegen ist ein Schlag ins Gesicht der DS-Fans. Selbst zum Start des tragbaren Doppelbildschirms wäre das, was Rock Revolution hier abliefert, ein Affront wider moderne Technik gewesen. Es wurde zwar versucht, mit dem Comic-Stil so etwas wie eine krude Form des Art-Designs zu etablieren, doch mit den nur minimalen Animationsphasen der Bandmitglieder wird nur der Eindruck erweckt, dass die Entwickler entweder keine Zeit, keine Lust oder keine Fähigkeiten hatten, um die vermeintliche Revolution ansprechend zu präsentieren. Da kann auch der Mehrspielermodus, der sich bei Duellen von nur zwei Musikern sogar mit einem Modul zufrieden gibt, für keine wesentliche Wertungsveränderung sorgen. 

Fazit

Eine Rhythmusspiel-Revolution tischt Konami wahrlich nicht auf. Nicht einmal als Evolution kann das vermeintliche Rock-Spektakel herhalten. Zwar macht es Konami erstmals auch unterwegs möglich, mit dem DS als Sänger einer Kombo um Punkte zu trällern und die Erkennung ist wie sämtliche Steuerungmechanismen passabel. Dennoch ist das Singen auf offener Straße, in der U-Bahn oder im Park gewöhnungsbedürftig - nicht nur für die Passanten, die einen vermutlich verstört anstarren. Und im Gegenzug zu den bislang veröffentlichten Guitar Heroes auf DS mit ihren lizenzierten Mastertracks gibt es hier mal leidlich gelungene, mal vergessenswürdige Coverversionen von 20 ambitionierten Songs. Dieses Problem hatte zwar auch Ultimate Band von Disney, konnte dies aber mit einem Aufnahmemodus und schicker Kulisse wettmachen. In Rock Revolution halten leider nur das nimmermüde Spielprinzip sowie der Mehrspielermodus die Wertung stabil, über die Kulisse hängen wir einen dunklen Mantel des Schweigens. Und zu allem Überfluss klingt das Schlagzeug nicht brachial genug - was allerdings angesichts des Basses mit unterdurchschnittlichem MIDI-Klang beinahe schon zu verschmerzen ist. Angesichts zahlreicher Alternativen für DS-Musiker ist Rock Revolution nicht mehr als ein ambitionierter, aber in vielerlei Hinsicht nicht konkurrenzfähiger Einstieg ins Rhythmus-Genre. Zudem einer mit schnell überschaubarem Langzeitwert...

Pro

20 moderne Pop-/Rock-Tracks...
Gesang wird passabel erkannt
funktionierende Steuerungsmechanik

Kontra

...die allesamt nur gecovert sind
vorsintflutliche Grafik
schwachbrüstige Schlagzeug-Sounds
schlechte Bass-Akustik
insgesamt dürftige Soundqualität

Wertung

NDS

Gesangserkennung, (Cover-)Songauswahl und passable Steuerung sprechen für die Revolution, die Technik eindeutig dagegen...

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