SimCity: Creator30.09.2008, Mathias Oertel
SimCity: Creator

Im Test:

Auf dem PC hat sich die von Spore-Meister Will Wright begründete SimCity-Serie spätestens mit SimCity Societies neuen Pfaden zugewandt. Doch Städtebauer alter Schule brauchen trotzdem nicht das Reißbrett ins Korn zu werfen. Auf Nintendo-Systemen sollen die klassischen Mechaniken zu neuem Glanz geführt werden. Den Anfang machen die DS-Bürgermeister, die ihre Stadt durch zahlreiche Epochen führen dürfen.

Erklärungsnot?

Eigentlich muss man über SimCity bzw. das dahinter stehende Konzept kaum Worte verlieren. Baue eine Stadt, indem du verschiedene Zonen anlegst, die die Wünsche der Bürger nach Wohnraum, Industrie und Dienstleistung sowie Sicherheit erfüllen und versuche, deine Finanzen im Zaum zu halten.

Was Will Wright Anfang der 90er Jahre mit diesem ebenso einfachen wie genialen Prinzip losgetreten hat, wurde bis SimCity 4 im Jahr 2003 zu einem Megaerfolg. Die darauf folgende Abwandlung der Spielmechanik mit SimCity Societies, bei dem es nicht mehr allein um eine erfolgreiche Infrastruktur, sondern eher um die soziokulturelle Zusammenstellung der Stadtbevölkerung ging, sorgte für große Diskussion innerhalb der SimCity-Community.

Mit SimCity Creator gibt es kultigen Städtebau zum Mitnehmen - leider ohne den bekannten Wuselfaktor.
Und nun macht ausgerechnet der DS den Anfang für eine Rückbesinnung auf alte Tugenden - mit einem frischen Twist, der die Stylus-Bürgermeister zusätzlich motivieren soll.

SimCivilization?

Denn anstatt euch als Planer einer modernen Metropole zu beschäftigen, werdet ihr von SimCity Creator (SCC) durch verschiedene Epochen geschickt, angefangen von der Antike, über das Mittelalter, durch die Moderne bis hin zur Gegenwart. Beim Epochenwechsel dürft ihr zumeist sogar aus verschiedenen Gebieten wählen, wie z.B. "Europäische Renaissance" oder die Ära "Offenes Asien" beim Wechsel ins Mittelalter.

Dadurch weht ein Kleinsthauch von Civilization durch die Stylus-Reißbretter. Doch das war es auch schon. Denn während eures Aufstiegs einer Ansammlung von Hütten zu einer mehrere Quadratkilometer großen Mega-Metropole gibt es keinerlei Berührungspunkte zu anderen "Völkern". Und abgesehen von gewissen Sekundär-Voraussetzungen bzw. -Bedingungen bleibt es auch hinsichtlich der Spielmechanik identisch.

Das soll nicht bedeuten, dass sich SCC als anspruchslos präsentiert. Ganz im Gegenteil: Vor allem in späteren Epochen gibt es viel zu tun, mindestens ebenso viel zu beachten (u.a. natürlich auch Katastrophen wie Tornados oder Erdbeben sowie das Budget) und unter Umständen werden Fehler bitter bestraft.

Doch EA, und das muss man dem Team hoch anrechnen, nutzt die Epochen-Vielfalt dazu, vor allem SimCity-Einsteiger mit den wesentlichen Prinzipien bekannt zu machen.

So könnt ihr am "Beginn der Zivilisation" z.B. nur Felder zur Nahrungsversorgung sowie Wohnflächen und Straßen komfortabel mit dem Stylus auf die Landkarte zeichnen.

Erst nach und nach kommen mit neuen Wünschen und neuen Epochen neue Herausforderungen auf DS-Bürgermeister zu, so dass die Lernkurve sich erfreulich flach gestaltet. Apropos flach: Wieso es (wenigstens optional) keinerlei Gebirge oder sonstige Steigungen auf der Landkarte gibt, bleibt das Geheimnis von EA. Schade ist dies in jedem Fall, da dadurch auch ein kleiner "Unberechenbarkeits"-Faktor ins Spiel gekommen wäre, der vor allem fortgeschrittene Spieler zusätzlich hätte reizen können.

Doch selbst den Hinweis "Speichere viel, speichere häufig" können wir nur eingeschränkt geben. Denn obwohl es zwei Speicherplätze gibt, dauert das Schreiben der Daten auf das Modul laaaaaaaaaange. Und nur, um "mal kurz" etwas auszuprobieren, ist dies die Wartezeit nicht wert.

   

Hilfsbereit

Egal, ob in einer Frühphase oder später als Leiter einer Großstadt: Die Steuerung per Stylus ist dank übersichtlicher Menüstrukturen sehr intuitiv. Zonen sind schnell gezogen, Straßen schnell verlegt und wer sich vermalt, kann den letzten Vorgang per Knopfdruck wieder rückgängig machen. Mit einer Ausnahme: Wenn ihr die Abrissbirne schwingt und durch eine Unachtsamkeit etwas aus dem Weg räumt, das eigentlich von lebenswichtiger Notwendigkeit ist, könnt ihr dies nicht rückgängig machen, sondern müsst im Zweifelsfall die Ausgabe nochmals tätigen.

Zudem könnten gerade Anfänger auf ein paar Stolpersteine treffen, die so nicht unbedingt hätten sein müssen. Denn obwohl der Berater euch immer wieder zur Seite nimmt und euch über neue Funktionen usw. aufklärt, hat man in der Anfangsphase noch nicht den Überblick, wo eigentlich alles hinführen soll. Da man aber seine Stadt durch die Epochen mitnimmt, kann es unter Umständen passieren, dass man sich bereits früh in eine kleine oder mittlere Sackgasse manövriert hat, ohne es überhaupt mitzubekommen. Und dann heißt es, in mühevoller Kleinarbeit und unter Aufwand der (immerhin großzügigen)

Aller Anfang ist leicht: Am "Beginn der Zivilisation" müssen angehende Bürgermeister vergleichsweise wenig beachten.
Ressourcen, den Fehler zu beheben. Von diesen "unabsichtlichen" Trial-und-Error-Momenten gibt es ein paar zu beklagen, doch nie derart ernst, dass es mir die Lust auf den Städtebau verhagelt hätte.

Denn dafür ist das Spielprinzip derart Immergrün, dass die Faszination beinahe schon mit dem ersten Stylusstrich beginnt. Und natürlich darf man sich in späteren Epochen auch über umfangreiche Statistiken zu Bebauung, Kriminalität, Umweltverschmutzung freuen. Diese solltet ihr spätestens immer dann zu Rate ziehen, wenn es darum geht, infrastrukturelle Ergänzungen wie Polizei- oder Feuerwehr-Standorte festzulegen.

Nett, aber unwuselig

Machen wir uns nichts vor: SCC ist auch für DS-Verhältnisse nicht gerade das Paradebeispiel für einen Grafikoscar. Doch seien wir ehrlich: Muss es auch nicht. Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass in der Detailansicht der zwei Zoomstufen Bewegung auf den Straßen zu sehen wäre und mir so suggeriert wird, dass meine Stadt wächst und gedeiht.

So wird das Wachstum nur in Form von ständig fortlaufenden Bauvorhaben auf den dafür ausgewiesenen Flächen angezeigt - effektiv, aber für mein Empfinden einen Tick zu klassisch. Da hilft es auch nichts mehr, dass mit den verschiedenen Epochen und kulturellen Unterschieden insgesamt eine stattliche Anzahl unterschiedlicher Gebäude auf das Modul gepackt wurde. Denn auch bei Katastrophen wie dem Tornado bleibt es zu steril. Die Windhose fährt über ein bebautes Feld, das daraufhin einfach verschwindet - natürlich ohne herumfliegende Holzteile oder ähnliches. Hier wäre sicherlich etwas mehr möglich gewesen.

Als einzig in Frage kommender Ersatz für den Wuselfaktor, den ich eigentlich mit SimCity-Spielen in Verbindung bringe, kann nur die Möglichkeit sein, sich seine Bewohner in "Nahaufnahme" anzuschauen. Oder so ähnlich. Denn wirklich ansehnlich sind die rosa und hellblauen Silhouetten nicht, die vor statischen Bildern spazieren gehen und beim Anklicken Allerweltssätze von sich geben, die nur in den seltensten Fällen etwas mit den Problemen in der Stadt zu tun haben und euch dementsprechend herzlich wenig weiterhelfen.

Insofern wurde hier eine Chance verpasst, der Bevölkerung etwas Charakter und vor allem Sinn und Zweck zu geben. Auf diesem Bildschirm ist eigentlich nur der allgemeine Gesundheitsstatus sowie die durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung einigermaßen relevant. 

Fazit

Auch wenn der letzte Funke nicht so richtig überspringen mag: SimCity Creator entpuppt sich in der Stylus-Variante als unterhaltsamer Zeitvertreib für zwischendurch. Inhaltlich eine nur leicht abgespeckte Variante des alt bekannten und nach wie vor faszinierenden Prinzips, vermisse ich im Wesentlichen nur die Steigungen im Gelände sowie einen gehörigen Wuselfaktor. Die gerade mal zweckmäßige, aber wenigstens innerhalb der Epochen und Kulturen schön unterschiedliche Kulisse nehme ich angesichts des auch auf dem Doppelbildschirm vorhandenen Tiefgangs sowie der sanften Lernkurve gerne in Kauf. Doch unter dem Strich summieren sich viele Kleinigkeiten, die aus einem anfänglich Richtung Hit tendierenden Stadtsimulator einen Titel machen, der zwar gut unterhält, aber auch immer wieder für kleine Frustmomente sorgt. Die sensible Abrissfunktion gehört z.B. dazu, die nicht vollends über Sachverhalte aufklärenden Berater ebenso, was wiederum zu unnötigem Trial-und-Error führt. Doch trotz aller Mankos kehre ich immer wieder gerne zu SimCity Creator zurück, um mein persönliches Hosentaschen-Utopia zu erstellen.

Pro

diverse Epochen verströmen Civilization-Flair
Berater helfen bei den ersten Schritten...
einfache Stylus-Bedienung
Sims können auf ihren Status hin untersucht werden...
komfortable Zurücknahme der letzten Aktion
übersichtliche Statistiken

Kontra

nur zwei Zoom-Stufen
... verraten aber letztlich nicht genug
teilweise Trial-und-Error
...was sich aber als weitestgehend sinnfreie Spielerei zeigt
keinerlei Wusel-Faktor
Abriss ohne Rücknahmefunktion
Epochen wirken sich nur rudimentär aus
keine Höhenunterschiede

Wertung

NDS

Das Spielprinzip zündet nach wie vor, doch kleine Fehler und die dürftige Kulisse verhindern Höheres...

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