Prince of Persia: The Fallen King09.12.2008, Jörg Luibl
Prince of Persia: The Fallen King

Im Test:

Das Böse ist immer und überall: Nicht nur auf PlayStation 3 und Xbox 360, auch auf Nintendos DS soll ein verwegener Prinz das Königreich Persien retten. Wie auf den großen Konsolen will kein Geringer als der dunkle Gott Ahriman für ewige Finsternis im Orient sorgen. Um das zu verhindern, müsst ihr euch in Gestalt eines akrobatischen Kämpfers auf die Suche nach Orimazd begeben, den Gott des Lichts.

Orientalisches Abenteuer

Auch auf dem DS ist der Prinz in Begleitung unterwegs - allerdings ist es keine allseits helfende Elika, sondern ein Magier, in dessen Haut ihr schlüpfen dürft. Gerade bei Bosskämpfen kann der Rollentausch die Wende bringen.
Goldbrauner Wüstenwind fegt über den Touchscreen, verschwörerische Musik spielt auf und ein vermummter Junge rennt von links nach rechts auf einen Felsen zu. Er erinnert auf den ersten Blick genau so an Sindbad wie die bunte Kulisse, die mit ihren schönen Zeichnungen umgehend für orientalisches Flair sorgt. Zwar nutzt das Artdesign nicht den markanten Comicstil der großen Vorbilder, aber es ist auf den ersten Blick elegant und ansehnlich.

Umso mehr verwundert es, dass sich auf den zweiten Blick einige unschöne Clippingfehler in diesen Sidescroller mit 3D-Hintergründen eingeschlichen haben: Es kann passieren, dass der Prinz mal halb im Boden oder einer Plattform verschwindet. Außerdem offenbart die Kamera bei einigen Schwenks hässliche 2D-Objekte wie Tränke & Co. Insgesamt kann die Kulisse jedoch mit ihren 50 Schauplätzen von Labyrinthen, Wüsten bis hin Dschungel-Landschaften durchaus überzeugen. Wie spielt es sich darin?

Der Prinz klettert auf einen Felsen, springt über einen Abgrund, gleitet elegant unter einem Hindernis hindurch, hält sich an einem Vorsprung fest und lässt sich bei Funkenschlag mit seinem Krallenhandschuh in die Tiefe gleiten. Danach geht es vor Palmen und Canyons zügig weiter, Goldmünzen werden eingesammelt, felsige Hindernisse werden zerstört, dunkle Feinde werden besiegt, Schalter aktiviert und in dem jetzt geöffneten Schacht sorgt ein Mauerlauf für den Weg nach oben.

Kampf & Akrobatik

Die Steuerung beschränkt sich dabei komplett auf den Stylus: Alles wird durch Antippen erledigt - egal ob Sprung, Schlag oder Schwung. Und genau das ist irgendwann das Problem, denn was zu Beginn noch angenehm intuitiv wirkt, zeigt nach ein paar Stunden einige ärgerliche Inkonsequenzen in der Stylus-Abfrage: Manchmal springt der Prinz einfach nicht da hin, wo man ihn haben möchte oder er reagiert nicht unverzüglich auf den Befehl, so dass man nicht aufgrund des falschen Timings, sondern aufgrund der ungenauen Abfrage in den Tod stürzt.

Das Spiel bietet unterm Strich also eher unfreiwillig mehr Herausforderungen als das große Pendant. Die frustrierenden Aussetzer halten sich zwar in Grenzen, aber es entwickelt sich selbst im störfreien Spielfluss irgendwann zu einem recht monotonen Getippe, das nur folgende Variationen bietet: doppelt tippen, tippen und halten. Da freut man sich schon, wenn man zwischendurch mal eine Linie ziehen darf, um einen schweren Schlag gegen die viel zu lethargischen Feinde auszuführen, die man sonst einfach so wegtippt.

Die klassische Plattformaction wird durch Umgebungsinteraktion aufgelockert: Hier kann der Magier die dunkel wabernden Objekte manipulieren. 
Und auch hier sorgt nicht das clevere Gegnerverhalten für Herausforderungen, sondern die ungenaue Abfrage: Wenn man in engen Räumen zwischen zwei Feinden steht und diese antippt, wird oftmals nicht der Säbel geschwungen, sondern eine Bodenrolle gezeigt. Immerhin gibt es dank der Parade auch den Hauch eines Kontersystems, das auch einige der besseren Gegner nutzen, so dass der Anspruch nicht ganz in den Keller rutscht.

Monotones Getippe in Begleitung

Der Prinz kann schließlich einen wichtigen Joker zücken, der das Spiel trotz der Frustmomente und Steuerungs-Monotonie in unterhaltsame Regionen rettet: Ähnlich wie Elika im großen Abenteuer wird der Prinz automatisch von einer Gestalt namens Zal begleitet - und die sorgt für angenehme Interaktivität, da sie die Umgebung nutzen und Objekte verändern kann. Der Unterschied zu Elika besteht auch darin, dass man Zal auf Knopfdruck selbst steuern kann und dass er den Prinzen nicht permanent heilt oder rettet. Der schwebende Magier des Königs unterstützt euch mit einfachen, leider sehr plump inszenierten Zaubergeschossen. Außerdem kann er von der Dunkelheit verseuchte Waberflächen in feste Substanz verwandeln, sie bewegen oder manipulieren, so dass sich neue Wege öffnen oder Feinde in die Luft gezogen werden. Da dieser Magier auch verflucht werden kann und ein Geheimnis birgt, wird das Spiel hier sowohl in Sachen Spielmechanik als auch Dramaturgie bereichert.

Nach Levelabschluss könnt ihr auf einer Landkarte, die frappierend an Super Mario Bros. erinnert, euren Weg fortsetzen, indem ihr euch einen Ort aussucht. Manche Abschnitte benötigen Gold zur Freischaltung, also sollte man die Münzen immer fleißig einsammeln. Im Laufe des Spiels ergeben sich auf der Karte auch einige alternative Routen. Leider wird die Story nur über magere Textboxen inszeniert; außerdem enttäuscht die Musik mit ihren ewig gleichen Wiederholungen.

         

Fazit

Schau mir auf den Stylus, Kleines? Das Ubisoft-Team Casablanca hat den Stift zwar sehr intuitiv und elegant eingesetzt, aber nicht so präzise und geschickt, dass eine prickelnde Romanze entstehen könnte. Zu oft schleichen sich Ungenauigkeiten in der Abfrage ein, die dafür sorgen, dass es sowohl im Kampf als auch bei der Akrobatik zu Frustmomenten kommt: Wieso macht er jetzt eine Rolle statt einen Hieb? Wieso springe ich nicht ab, obwohl ich gedrückt habe? Diese Momente sorgen für unnötigen Frust, der bei einer digitalen Steuerung nicht aufgetaucht wäre. Wenn der Prinz aber mal in Fahrt ist und der Stylus sauber flitzt, dann macht das Abenteuer trotz seiner Tippmonotonie und einiger Levelwiederholungen durchaus Spaß. Kampf und Akrobatik bestimmen das Spiel, das ähnlich wie das enttäuschende "Tomb Raider: Underworld DS" klassische Jump'n Run-, Action- sowie einfache Rätsel-Elemente vereint. Was sehr simpel beginnt, zeigt später einige fordernde Plattformabschnitte - um so ärgerlicher die Abfrageprobleme, denn da ist punktgenaues Timing wichtig! Davon hätte es mehr geben müssen, denn zwischendurch ertappt man sich immer wieder beim regelrechten Abtippen der ewig gleichen Elemente und dem Zertippen viel zu einfacher Feinde, die zudem in erschreckend wenig Varianten auftauchen. Die Bosskämpfe sorgen zwar für Spannungsmomente, aber hier reichen meist dieselben einfachen Taktiken für den Sieg - kein Vergleich zu einem "Castlevania: Order of Ecclesia". Das zwischendurch auch mal ins Öde abdriftende Spielerlebnis wird immerhin durch die Aktionen des magischen Begleiters aufgelockert, der die Umgebung manipulieren kann. Die einfachen Dialogtexte und die Musik enttäuschen zwar auf lange Sicht, aber bis auf einige böse Clippingfehler sehen die Abschnitte elegant aus. Unterm Strich fehlt es dem kleinen Prinzen vor allem an Präzision, Spannung und Abwechslung.

Pro

elegante Kletterakrobatik
Begleiter mit magischen Fähigkeiten
Figurenwechsel zur Rätsellösung
manipulierbare Umgebung
schön gezeichnete Kulissen
Bewegung durch Sandstürme etc.

Kontra

ungenaue Steuerungsabfrage sorgt für Frustmomente
auf Dauer monotoner Styluseinsatz
einige unansehnliche Clippingfehler
reines Anklick-Kampfsystem
kaum Variation im Gegnerdesign- unspektakuläre Bosskämpfe
monotone Musik

Wertung

NDS

Eleganter, aber unpräziser Sidescroller mit Kampf, Akrobatik und purer Stylus-Steuerung.

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