Test: Infinite Space (Rollenspiel)

von Jens Bischoff



Entwickler:
Publisher: Sega
Release:
26.03.2010
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Mir persönlich sind Glücksspielsysteme als grundlegende Kampfmechanismen eher suspekt, aber zumindest erzeugen sie Spannung und im Hinblick auf die Flottenkämpfe bleiben im Gegensatz zu den drögen Nahkämpfen wenigstens genug
Ein Fest für Statistiker: Jeder Teil der Flotte lässt sich begutachten.
strategische Komponenten, um auch langfristig Interesse zu schüren. Natürlich kehrt mit der Zeit eine gewisse Routine ein, aber manche Bossfights stellen wirklich ernsthafte Herausforderungen dar. Dem ein oder anderen dürfte der immer wieder stark schwankende Schwierigkeitsgrad zwar eher abschrecken, aber es kann auch ungemein motivierend sein, in mehreren Anläufen Schwachpunkte ausfindig zu machen, Formationen, Flottenzusammensetzungen und Schiffsausrüstungen zu wechseln, um selbst den übermächtigsten Kontrahenten letztendlich in die Knie zu zwingen. Dazwischen gibt's aber auch immer wieder stundenlang nur reines Kanonenfutter. Bei vielen und vor allem schnellen Gegnern kann es aber auch oft sehr hektisch und unübersichtlich werden. Die Touchscreen-Steuerung ist zwar sehr komfortabel und intuitiv, aber man vermisst Anzeigen für feindliche Waffensysteme, Reichweiten und Lebensenergien.

Wo muss ich hin?

Noch mehr vermisst man allerdings eine Art Logbuch mit aktuellen Missionsbeschreibungen und klaren Auftragszielen. Oft irrt man nach einer Konversation oder einem Briefing planlos umher ohne zu wissen was man eigentlich tun muss. Das Auslösen bestimmter Events, um mit der Story voranzuschreiten wirkt oft sehr willkürlich und undurchsichtig. Selbst wenn klar ist, wo man hin muss, kann es sein, dass es dort nicht weitergeht, nur weil man seinen Auftraggeber statt dreimal, nur zweimal angesprochen hat. Wer mal eine längere Pause einlegen muss, läuft sogar Gefahr das aktuelle Ziel komplett aus den Augen zu verlieren, weil man nirgends nachlesen kann, was man zuletzt gemacht hat oder was als nächstes ansteht.

Lobenswert ist hingegen das Speichersystem, das sich auf jedem Planeten nutzen lässt, und mit fünf freien Speicherplätzen genug Möglichkeiten bietet, um vorübergehende Storyverzweigungen zu ergründen und während nicht abbrechbarer Missionen, auf die man sich nicht angemessen vorbereitet hat, in frustrierende Sackgassen zu geraten. Darüber hinaus gibt es für Leute die das Speichern gern vergessen auch noch einen sechsten Speicherplatz, in dem die Fortschritte bei jedem Planetenwechsel auf Wunsch automatisch festgehalten werden, um nach einer unerwarteten Niederlage nicht zu weit zurückgeworfen zu werden. Eine Möglichkeit, verlorene Kämpfe direkt zu wiederholen, gibt es nämlich nicht. Dafür werden bei jeder Landung sämtliche Schäden automatisch und kostenlos repariert und sogar zerstörte Schiffe im Handumdrehen flott gemacht.

Es gibt zig Angaben zum Aufbau der Raumschiffe.
Schade ist nur, dass sich die einzelnen Planeten kaum voneinander unterscheiden und lediglich aus standardisierten Menüpunkten bestehen. Es gibt einen Hangar, wo man Veränderungen an Flotte und Crew vornehmen kann, die Möglichkeit Spielstände zu speichern oder zu laden sowie einen Kampfsimulator über den man sich drahtlose Multi-Karten-Duelle mit einem Freund liefern kann. Auf manchen Planeten gibt es auch Werften, in denen man neue Schiffe erstehen oder alte umbauen kann, wenn man die entsprechenden Blaupausen besitzt. Es gibt standardisierte Kneipen, in denen man sich mit Crewmitgliedern und anderen Besuchern unterhalten oder Aufträge an Land ziehen kann und manchmal gibt es auch spezielle Orte, die man erkunden kann. Diese Mini-Dungeons sind allerdings extrem mickrig und sehen alle gleich aus. Meistens gibt es auch nur einen Weg, an dessen Ende ein Nahkampf mit anschließender Belohnung wartet. Auch während der Story ist man gelegentlich in solchen Dungeons unterwegs, was erzählerisch durchaus Sinn macht, spielerisch aber völlig plump und überflüssig wirkt.

Motivierende Bastelstunde

Ein wahrer Segen ist hingegen das ungemein motivierende Crew- und Schiffsmanagement - ein echtes Dorado für Tüftler und Bastler, das wohlige Erinnerungen an Skies of Arcadia oder die Suikoden -Reihe wach ruft. Beim Zusammenstellen der Besatzung tut man sich anfangs zwar recht schwer, da die Auswirkungen nicht direkt angezeigt werden und erst umständlich über eine Hilfe-Datenbank zusammengereimt oder über Praxistests herausgefunden werden müssen. Zudem bleibt die Anzahl der Besatzungsmitglieder lange Zeit überschaubar, deren Einsatzgebiete meist klar vordefiniert, viele Positionen unbemannt. Später lässt sich hier aber jede Menge Feintuning betreiben, Crew-Mitglieder gewinnen durch Kampfeinsätze an Erfahrung, bringen individuelle Fertigkeiten mit ein und sorgen für permanente Verbesserungen am Flaggschiff der Flotte. Manche Gefährten schließen sich Yuri automatisch an, anderen begegnet er nur auf bestimmten Routen durchs Spiel und wieder andere setzen bestimmte Aktionen oder Gefälligkeiten voraus, bevor sie sich als Schützen, Piloten, Mechaniker, Ingenieure, Ärzte, Köche oder Sicherheitspersonal verpflichten lassen.
   

Kommentare

Rote Garde schrieb am
Ist eines der besten DS Spiele, mit einem gigantischem Umfang an Spielzeit, Charakteren und einer extrem spannenden Story.
Und das für 10 Euro ? OMG
Beam02 schrieb am
Wer schon eine Weile mit Infinite Space geliebäugelt hat, es sich aber aus welchen Gründen auch immer noch nicht geholt haben sollte, der kann das Spiel jetzt für knapp 10? über Amazon bestellen.
Spätestens bei dem Preis muss man einfach zuschlagen, für einen top 60 Stunden-Plus Titel ist das schon fast geschenkt.
godsinhisheaven schrieb am
Nach über 60 Spielstunden (und noch nicht durch) muss ich dann auch mal ein wenig Feedback geben :D . Schon länger konnte mich ein Spiel nicht mehr dermaßen fesseln. Nur SFIV und Dissidia konnten da noch mithalten. Bin echt begeistert von dem Spiel! Wenn euch Animestyle nicht abschreckt und ihr am Besten auch Science Fiction mögt könnte es euch ähnlich gehen wie mir. Ein gewisses Privateer bzw. Orion II Feeling kann ich als etwas älteres Semester dem Spiel nicht absprechen. Den zähen Einstieg des Artikelschreibers würde ich allerdings einfach als Lernkurve bezeichnen, man nutzt da tatsächlich mal die Hilfe. Ebenso entpuppt sich das Zufallskampfsystem, zumindest meiner Meinung nach, als erfrischend taktisch.
mfg
Vilodan schrieb am
Nachtrag:
Nachdem ich nun knapp 20 stunden meine kleine Odyssee durch diverse galaktische Systeme unternommen habe und noch immer kein Ende in Sicht ist, möchte ich nun nochmal ein kleines feedback geben:
Ich bin nun echt fasziniert von diesem Game und kann es kaum aus der Hand legen, es spielt sich fast, als würde man ein echt gutes Buch lesen, die kleinen Gefechte zwischendurch sind zwar meist wenig anspruchsvoll und wiederholen sich in ihrer Abfolge 1zu1, aber dieses Game hat seinen Schwerpunkt in einem anderen Teil seiner Eigenschaften gelegt? der erzählenden Story.
Wer keine ?RPG's? a la WOW oder der gleichen sucht, sondern sich erzählerisch in eine Welt entführen lassen will, dem sei dieses Game wärmstens empfohlen!
?Gute Englischkenntnisse vorausgesetzt, da in diversen Sequenzen der Text nur so über den Bildschirm rast.?
>>für mich ist dies eines der besten RPG's die ich in den letzen 10 Jahren gespielt habe... und da waren einige!!<<
schrieb am