Im Test:
In den Wind geschossen
Blickt man aus dem Fenster, hätte man vielleicht eher Lust als Blizzard über den schneebedeckten Weihnachtsmarkt zu fegen, aber zur Not schlüpft man auch in die Rolle eines intergalaktischen Katzenputztrupps, der als Tornado den Müll entsorgt als plötzlich ein schwarzes Loch auftaucht und die Erde ihrer Städte und Sehenswürdigkeiten beraubt. Hilfsbereit wie pelzige Müllmänner nun mal sind, machen sie sich sofort daran, die entwendeten Objekte einzusammeln und an ihren Ursprungsort zurück zu pusten.
Im Klartext heißt das, ihr wirbelt mit einem von sechs Charakteren durch insgesamt zehn verschollene Erdmetropolen bzw. -landstriche und klaubt alles auf, was euch in die Quere kommt.
Anfangs könnt ihr zwar gerade einmal Bäume, Passanten oder Autos in die Lüfte heben, mit zunehmender Aktivität wird euer Tornado aber immer stärker bis er am Ende ganze Gebäudekomplexe oder Kreuzfahrtschiffe schluckt. Interessante Idee kläglich umgesetzt: Außer Kreisen, Pusten und Fluchen gibt es nichts zu tun...
Ziel ist es meist aber nur bestimmte Gegenstände oder Personen abzutransportieren, die sich oft in zufällig festgelegten Gebäuden verstecken, die ihr nur mit reinen Glück ausfindig machen könnt, da die Zielpersonen jedes Mal woanders unterschlüpfen. Das wäre weiter nicht tragisch, hättet ihr nicht in jedem Abschnitt ein gnadenlos tickendes Zeitlimit im Nacken, das euch bereits nach wenigen Minuten die Zunge heraus streckt und ein hämisches Game Over an die Birne klatscht.
Gefahr für Leib und Seele
In besonders sadistischen Momenten kann es sogar sein, dass ihr während eurer ohnehin schon stressigen Suche auch noch mit Gegnern konfrontiert werdet, die euch ständig ins Handwerk pfuschen und eure Erkundungen zum Erliegen bringen. Andererseits kommt ihr dadurch wenigstens dazu mal etwas anderes zu machen als mit dem Stylus endlose Schleifen auf den Touchscreen zu zirkeln, um nicht an Fahrt zu verlieren. Na ja, viel mehr könnt ihr eigentlich auch wieder nicht tun: Mal kurz ins Mikro pusten, um Reißaus zu nehmen oder aufgewirbelte Power-Ups einsetzen, um Gegner zu lähmen oder noch mehr Verwüstung anzurichten - das war's...
Habt ihr beim Suchen ein glückliches Händchen, ist das ganze Trauerspiel aber ohnehin schon nach ein, zwei Stunden vorbei - belanglose Zwischensequenzen mit nervtötendem Gepiepse und Gebrabbel à la Sims oder Animal Crossing inklusive. Untertitelt natürlich nur auf Englisch, weil's ja ein Kinderspiel ist... Abgesehen von notorischen Masochisten sollte aber sowieso jeder Spieler jeden Alters einen großen Bogen um die Abenteuer der grenzdebilen Müllkatzen machen bzw. diesen Softwaremüll beim Händler seines Vertrauens fachgerecht entsorgen. Also nicht unwissende Katzenliebhaber auf Ebay damit quälen, sondern unwiederbringlich aus dem Verkehr ziehen bevor noch jemand geistig oder seelisch irreparable Schäden erleidet!
Ach ja, einen Mehrspielermodus mit ödem Wettsammeln, -essen und -färben gibt es auch noch. Allerdings nur, wenn euer Mitspieler ebenfalls ein Tornado-Modul besitzt. Ein Umstand, der angesichts der miserablen Qualität des Spiels wohl einen sehr hohen Seltenheitswert haben dürfte. Wenn nicht, solltet ihr euch vielleicht Gedanken über euren Freundeskreis machen, sofern ihr nicht bei Ignition Entertainment arbeitet oder gerade in der Klapsmühle einsitzt. Doch auch dann solltet ihr eure Rubbelkünste lieber anderswo als bei dieser digitalen Naturkatastrophe einsetzen.
Fazit
Tornado ist so ziemlich das ödeste, kürzeste und frustrierendste Spiel, das mir in letzter Zeit unter gekommen ist. Ihr macht im Prinzip nichts anderes als ununterbrochen mit dem Stylus auf dem Touchscreen zu kreisen und hin und wieder in der Hoffnung ins Mikro zu pusten, irgendetwas zu zerstören, das einen gesuchten Gegenstand beheimatet, während im Hintergrund ein erbarmungsloser Countdown tickt. Habt ihr stets Glück und erwischt das zufällig versteckte Objekt eurer Begierde auf Anhieb, seid ihr in gut einer Stunde mit dem Spiel durch. Wenn nicht, was bei mir fast ständig der Fall war, rubbelt ihr euch von Dauerfrust und Fluchtiraden begleitet einen Wolf bis der Stylus raucht. Doch egal, ob ihr die stumpfsinnige Steuerung, das sadistische Spieldesign, den mickrigen Umfang oder die selten dämliche Story verflucht, alles an diesem Spiel ist ein Zumutung. Eigentlich sollte es ja ein Kinderspiel sein - allerdings eines für das man eine Engelsgeduld sowie Nerven aus Stahl und umfangreiche Englischkenntnisse benötigt, was sicher jeder Vorschüler mit Leichtigkeit erfüllt… Liegt dieser Murks bei euch dieses Jahr zufällig unterm Weihnachtsbaum, lasst ihn unbedingt eingeschweißt und verlangt den dazugehörigen Kassenbon oder aus dem Fest der Liebe wird ein Martyrium des Hasses!
Pro
Kontra
Wertung
NDS
Stumpfsinniges Stylus-Kreisen auf der Suche nach dem weg gepusteten Spielspaß...
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