DragonBall: Origins18.12.2008, Jens Bischoff
DragonBall: Origins

Im Test:

Nach jeweils einem eher mäßigen Prügel- und Kartenspiel begibt sich das dritte DS-DragonBall auf klassische Action-Adventure-Pfade. Natürlich wird auch hier gekämpft, aber der junge Son-Goku muss in über 50 Episoden auch Geschick und Köpfchen unter Beweis stellen, wenn er mit KI-Partnerin Bulma im Schlepptau alle sieben Dragonballs vereinen will. Ein weiterer Fehltritt oder endlich eine DS-Adaption mit Spielspaßgarantie?

Ungleiches Gespann

Als der nach dem Tod seines Großvaters einsam im Wald lebende Son-Guku eines Tages unerwartet Besuch von einem Mädchen aus der Stadt erhält, staunt er nicht schlecht. Anfangs hält er Bulmas Auto für ein Monster und sie selbst für eine Hexe, aber als er erfährt, dass sie nichts Böses will, sondern auf der Suche nach den sieben Dragonballs ist, um sich einen Wunsch zu erfüllen, geht das ungleiche Duo eine charmant inszenierte Zweckgemeinschaft ein, um zu sehen, was wirklich hinter der Legende steckt. Von dem von seinem Opa hinterlassenen Exemplar will sich der naive Affenjunge jedenfalls nicht so ohne weiteres trennen und so begeben sich die beiden gemeinsam auf die Suche nach den restlichen Kugeln.

Die in DragonBall Origins erzählte Story ist sicher nicht die originellste, aber eine, die ungemein liebe- und humorvoll in Szene gesetzt wurde. 

Amüsante Inszenierung: Die Zwischensequenzen sind ungemein charmant und humorvoll.
Die Polygonfiguren sind für DS-Verhältnisse äußerst detailliert gestaltet und herrlich überzeichnet animiert. Die zahlreichen Zwischensequenzen während der insgesamt 54 Episoden sind jedenfalls absolut sehenswert und bringen einen immer wieder zum Schmunzeln. Egal, ob Gokus erstes Wannenbad, Bulmas verpatzte Unterwäschepräsentation oder Oolongs zweifelhaften Verwandlungskünste, jeder bekommt hier sein Fett ab. Selbst der ehrwürdige Lehrmeister Muten-Roshi zeigt mehr Interesse an nackten Tatsachen als an der Vermittlung seiner legendären Kampfkünste.

Schade nur, dass sich die englische Sprachausgabe eher rar macht, denn das hätte der humorvollen Präsentation in vielen Situationen zweifelsohne noch die Krone aufgesetzt. So müsst ihr die ordentlich eingedeutschten Dialoge stets mitlesen, während lediglich hin und wieder ein "Help!", "Hey!" oder "Yeah!" aus den DS-Lautsprechern klirrt. Auch sonst steht die akustische Untermalung eher im Schatten der grafischen Inszenierung. Die sich über beide Bildschirme erstreckenden Kulissen sind zwar nicht sonderlich spektakulär und manchmal kommt es sogar zu ärgerlichen Slowdowns, aber die Figuren wurden allesamt mit viel Liebe zum Detail zum Leben erweckt. Das Leveldesign weiß ebenfalls zu gefallen und bietet viele Hindernisse und Verzweigungen, die euch nur mit dem Einsatz bestimmter Fertigkeiten ans Ziel bringen.

Lernwilliges Multitalent

Zu Beginn könnt ihr nicht viel mehr als rennen, kleine Objekte stemmen und Gegner mit den Fäusten vermöbeln. Bewegen könnt ihr euch wahlweise per Touchscreen oder Steuerkreuz, gesprungen wird automatisch. Im Lauf des Spiels lernt ihr aber auch Windstöße zu erzeugen, entfernte Schalter zu betätigen, euch mit eurem Stab über Abgründe zu katapultieren, Mauern einzureißen und vieles mehr. Manche Fähigkeiten lassen sich sogar individuell aufstufen und eröffnen euch bei einer Rückkehr in bereits bewältigte Abschnitte neue Wege und Belohnungen. Neben dauerhaften Erweiterungen für Gokus und Bulmas Kampf- und Lebensenergieleisten sowie Geld und Hilfsobjekten könnt ihr auch seltene Sammelfiguren finden, die ihr per Drahtlosverbindung sogar mit Freunden tauschen könnt. Auch im Shop könnt ihr euer Glück versuchen und zufällig ausgeloste Exemplare erstehen. Einen praktischen Nutzen haben die Figuren zwar nicht, aber gerade für Fans ist es natürlich sehr motivierend nicht nur alle sieben Dragonballs, sondern auch alle 200 animierten 3D-Sammelfiguren in ihren Besitz zu bekommen, was lange über das eigentliche Abenteuer hinaus fesseln kann.

Doch keine Angst, auch ohne Sammelwahn kann sich die Spielzeit von DragonBall Origins sehen lassen. Für die 32 Haupt- und 22 optionalen Nebenepisoden samt üppiger Zwischensequenzen könnt ihr je nach Geschick und Forscherdrang locker 15 bis 20 Stunden einplanen. Wer sich die Mühe macht, mit neu erlernten Fertigkeiten in bereits absolvierten Arealen nach vormals versperrten Wegen Ausschau zu halten, um seine Energieleisten zu maximieren und alle Schatztruhen zu finden, kann nochmals ein paar Stunden drauf hauen. Auch das Rankingsystem, das besonders schnelle Levelabsolventen mit zusätzlichen Bonusfiguren belohnt, sorgt für einen gewissen Wiederspielwert. Schön, dass ihr euch dabei nicht jedes Mal wieder sämtliche Sequenzen reinziehen müsst, sondern diese auf Knopfdruck auch jederzeit überspringen könnt, um Rekordversuche aufs wesentliche zu beschränken.     

Kenne deinen Feind

Manche Episoden sind zwar auch spielerisch ziemlich in die Länge gezogen, aber dafür lassen sich viele Kämpfe leicht umgehen sowie einmal gelöste Rätsel und Hindernisse im Schnelldurchgang passieren. Ab und zu dürft ihr auch auf Turbowolke Jindujun durch die Lüfte reiten, um flüchtende Gegner zu verfolgen und Hindernissen auszuweichen, was eine nette Abwechslung, aber keine wirkliche Herausforderung darstellt. Ganz anders verhält es sich mit den Bosskämpfen. Diesen ist nämlich teils nur mit passender Kampftaktik beizukommen, die natürlich zuerst gefunden werden muss. Das ist leider nicht immer einfach, da euch keine Bossleiste über erteilten Schaden und Restenergie informiert. Stattdessen gibt es witzige, aber nicht immer eindeutige Comiceffekte und sichtbare verletzungen in Form von zunehmenden Pflastern. Da ihr jedoch in der Regel direkt vor einem schwierigen Duell speichern könnt, hält sich der Frust über gescheiterte Kampfexperimente in Grenzen. Sobald ihr ein probates Mittel gefunden habt, ist der Sieg dann sowieso oft nur noch Formsache.

Aber auch Standardgegner sind nicht immer leichte Beute. Oft müsst ihr bestimmte Attacken einsetzen, um deren Panzerung zu durchbrechen, wunde Punkte zu treffen oder sie anfällig für weitere Attacken zu machen.

Die Kämpfe sind kurzweilig, aber nicht plump - die Angriffsausführung macht jedoch manchmal Zicken.
Dafür steht euch ein überschaubares, aber facettenreiches Repertoire an Faust- und Stabangriffen zur Verfügung, das ihr komplett per Stylus entfesselt. Die Ausführung ist zwar teilweise etwas hakelig, da die Druckerkennung mitunter sehr penibel, die Übersicht aber nicht immer optimal ist. Doch das System ist insgesamt gut durchdacht und entlockt Goku mit nur wenigen Klicks und Strichen, die euch beim Erlernen veranschaulicht dargestellt und danach jederzeit in einem praktischen Hilfsmenü nachgeschlagen werden können, eine Vielzahl an sehr unterschiedlichen Manövern, die von einfach Hieben und Combos bis hin zu fulminanten Flächen- und Spezialangriffen wie dem verheerenden Kamehame-Ha reichen, die auch bei Rätseln zum Einsatz kommen.

Lästiges Babysitting

Eure lediglich auf Schusswaffen spezialisierte KI-Partnerin Bulma ist da weit weniger effektiv. Zwar könnt ihr sie bei voll aufgeladener Kampfenergie durch Anklicken eine zuvor zugeteilte Zweitwaffe benutzen lassen, um mehrere Widersacher auf einmal aufs Korn zu nehmen, Heilgeschosse abzufeuern oder den Gegner kurzzeitig zu betören, aber die meiste Zeit ist sie eher Last als Hilfe, rennt unaufhaltsam in ihr Verderben und macht kaum Schaden. Vor allem eilt sie ständig voraus, was besonders dann lästig ist, wenn sie auf starke Gegner trifft und dabei hops geht. Segnet Bulma nämlich das Zeitliche, heißt es auch für euch Game Over...

Seid ihr hingegen allein unterwegs, müsst ihr nicht den genervten Babysitter spielen, bekommt aber trotzdem immer wieder Energieauffrischungen serviert, die nur für Bulma gelten, obwohl diese doch gar nicht mit von der Partie ist. Da der Schwierigkeitsgrad vorwiegend harmlos ist, ist das zwar meist nicht weiter tragisch, trotzdem hätten sich die Entwickler in diesen nicht gerade seltenen Abschnitten solch sinnlose Beutestücke schenken und ausschließlich für Goku verwendbare Extras spendieren können. Auch die Kamera hätte ruhig etwas flexibler sein können. Zwar werden beide Bildschirme zur Darstellung genutzt, aber das eigentliche Geschehen spielt sich komplett auf dem Touchscreen ab, dessen nicht zoombarer Bildausschnitt sich nur minimal verschieben lässt. Während ihr nach oben weit voraus schauen könnt, seid ihr in die anderen Richtungen quasi völlig blind und überseht mitunter Schätze, Schalter, Gegner oder Fallen.

Zum Glück gibt es im Gegensatz zu anderen Titeln mit ähnlicher Problematik aber wenigstens keine tödlichen Abgründe. Stürzt ihr in die Tiefe, werdet ihr mit minimalem Energieverlust an Ort und Stelle wiederbelebt. Wem im Kampf die Lichter ausgehen, muss allerdings die aktuelle Episode neu beginnen, wobei längere Abschnitte zusätzliche Speicherpunkte bieten. Zur besseren Orientierung könnt ihr auch jederzeit per Knopfdruck eine Karte des jeweiligen Areals einsehen oder ein Radar aufrufen, dass euch die Position von in der Nähe befindlichen Dragonballs anzeigt, wenn diese im Besitz von Gegnern sind, die sich vor euch verstecken oder Reißaus nehmen - eine nette, aber leider nur selten genutzte Idee. Insgesamt werdet ihr aber gut und abwechslungsreich unterhalten und gegen Spielende warten auch einige echte Herausforderungen auf euch.  

Fazit

Endlich können sich auch DS-Besitzer über eine gelungene DragonBall-Adaption für ihr System freuen. Origins bietet euch ein umfangreiches und charmantes Action-Adventure, in dem ihr euch mit Son-Goku und Bulma auf die Suche nach den sieben Dragonballs macht und in über 50 Episoden jede Menge Hindernisse bewältigen, Fertigkeiten meistern, Rätsel knacken und natürlich Kämpfe bestreiten müsst. Das Kampfsystem per Touchscreen ist zwar teils etwas hakelig, macht unterm Strich mit seinen vielen taktischen Facetten aber eine ausgesprochen gute Figur. Gerade die Bosskämpfe sorgen immer wieder für Spannung. Auch die Präsentation kann sich trotz gelegentlicher Slowdowns und Übersichtsprobleme absolut sehen lassen. Vor allem das ausgeklügelte, wenn auch teils zu sehr in die Länge gezogenen Leveldesign sowie die witzig inszenierte Story stimmen immer wieder versöhnlich. Der Teamansatz gibt dank nerviger KI und idiotischer Powerup-Verteilung jedoch immer wieder Grund zum Fluchen. Bulma ist die meiste Zeit mehr Last als Hilfe. Trotzdem wächst euch das ungleiche Duo ans Herz, ob DragonBall-Fan oder nicht. Warum das Spiel allerdings erst ab 16 Jahren freigegeben wurde, ist mir absolut schleierhaft. Gut, es gibt ein paar anzügliche Szenen, man sieht Goku sogar nackt, aber alles in harmlosem Comicstil - wir sind hier doch nicht im prüden Amerika... Wer auf kampflastige Action-Adventures im klassischen Stil steht, bekommt jedenfalls ein wirklich gutes Stylus-Abenteuer serviert, das mit etwas mehr Feinschliff sogar in Award-Regionen vorgedrungen wäre.

Pro

taktische Bossfights
ordentlicher Umfang
humorvolle Inszenierung
gelungenes Kampfsystem
motivierendes Sammelsystem
lern- & verbesserbare Fertigkeiten
nette Rätsel- und Geschicklichkeitseinlagen

Kontra

maue Partner-KI
teils hakelige Steuerung
idiotische PowerUp-Verteilung

Wertung

NDS

Humorvolles Stylus-Abenteuer in klassischer Action-Adventure-Manier.

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