Lego Strategie30.07.2009, Bodo Naser
Lego Strategie

Im Test:

Was gibt es nicht schon alles für Lego-Spiele? Rennfahrer, Star Wars und sogar Indiana Jones kann man im typischen Steinchenlook spielen. Meist handelte es sich um bunte Actionspiele, Abenteuer oder Simulationen, jetzt kommt noch ein Strategiespiel für DS dazu. Nur eine weitere Ausschlachtung der Lizenz oder bietet es echte Substanz?

Gute alte Zeiten

Ich geb's zu - früher als Kind habe ich leidenschaftlich gern Lego gespielt. Obwohl es damals nur stinknormale Steine gab, habe ich fast jeden Tag etwas Neues aus ihnen 

Derart episch geht's allenfalls in den Filmen zur Sache, denn sonst hängen die Missionen in der Luft.
gebastelt. Ich konstruierte ausladende Schlösser, bauchige Raumkreuzer und Autos, die meistens schneller auseinander fielen, als ich sie zusammen geschustert hatte. Dann kamen irgendwann die praktischen Figürchen mit den gelben Gesichtern auf, mit denen man richtige Geschichten spielen konnte. Allerdings waren die Formen der Häuser und die Umgebung festgelegt und man musste viel weniger Fantasie aufwenden, um etwas zu bauen. Dafür konnte man sich hier darauf konzentrieren, Cowboys auf die Weide zu schicken, Piraten auslaufen zu lassen oder Ritterturniere zu veranstalten. Natürlich wurde dabei wild gemischt, so dass sich schon mal ein Polizist in die Burg verirrte und prompt von der mittelalterlichen Wache niedergemacht wurde.

Ein wenig erinnert Lego Strategie (ab 49,90€ bei kaufen) schon an diese nostalgische Zeit, obwohl es früher natürlich noch keine Lego-Videospiele und schon gar keine Handhelds gab. Auch hier kann man sechs verschiedene Völker spielen, die alle eine eigene Kampagne haben. Allerdings ist die Hintergrundgeschichte mal wieder nicht der Rede wert, denn ein Storyverlauf ist trotz gelegentlicher filmischer Einsprengsel kaum auszumachen. Irgendein König kämpft mit Rittern gegen Piraten, Zauberer mischen auch noch mit und irgendwann fliegt man auch noch zu fernen Planeten, um Aliens zu plätten. Story - Fehlanzeige! So hängen die Feldzüge in der Luft, denn eine Identifikation mit der eigenen Seite ist ohne gescheiten Plot mit herausragenden Personen kaum möglich. Helden kommen zwar vor, aber sie dienen nur als Anführer, Magier und Heiler für die eigene Meute.

Übliches Echtzeit-Gedöns

Leider dient das Lego-Label auch sonst nur als Aufhänger für ein stinknormales Echtzeit-Strategiespiel, das zudem vereinfacht wurde. Wenn man sich für die Männer des Königs entscheidet, wird einem zunächst gezeigt, wie man eine einfache Siedlung baut. Wer's nicht weiß, lernt von der Pike auf, wie man Minen, Häuser oder Kasernen baut, in der Kämpfer trainiert werden. Es gibt Arbeiter, die Holz fällen, bauen und reparieren. Mittelpunkt der Siedlung ist das Schloss, wo der grauhaarige Held seine Lebensenergie auffrischt. Holz ist der einzige Rohstoff, der geerntet und in Geld umgemünzt wird. Ansonsten ähneln sich die Missionen der Kampagnen, obwohl man eigentlich verschiedene Völker spielt. Egal ob König, Erzmagier oder Raumfahrer - der DS-Stratege sucht Artefakte, Gegner oder muss verstreute Feindlager vernichten, was aufgrund niedriger Schwierigkeit auch für Genreneulinge zu schaffen ist.

Man darf übrigens nicht von Anfang in an allen drei Welten spielen, da diese erst nach und nach freigeschaltet werden. Man

Das Grundprinzip bleibt immer ähnlich, auch wenn man statt Rittern, mal Schiffe oder Raumfahrer in den Kampf schickt. 
beginnt als König, dann kommen die Piraten dran und schließlich Raumfahrer. Als geringfügig schwerer entpuppt sich das Nebenziel, alle blauen Steine und Minikits einzusammeln, von denen es immer 20 Stück gibt und die bisweilen auch im Wald, in Engpässen oder auf kleinen Inseln versteckt sind. Solche verborgenen Schätze muss man erst mal im Nebel des Krieges entdecken, bevor sie die Bewertung einfließen, die es nach jedem Spiel gibt. Mittels der blauen Steine kann man im Shop neue Dinge kaufen, rote vergrößern u.a. das Einheitenlimit und Minikits schalten neue Typen frei. Allerdings ist das kaum nötig, denn auch die von Anfang an zur Verfügung stehenden Figuren reichen zur Aufstellung einer schlagkräftigen Armee. Diese erhält übrigens keine Erfahrung und wird auch nicht zur nächsten Schlacht mitgenommen.

Simple Kämpfe

Dass militärische Auseinandersetzungen in einem solchen "Strategiespiel light" nicht sonderlich ausgefeilt sind, dürfte klar sein. Eine große Armee ist gar nicht nötig, da meist eine überschaubare Truppe reicht, um die viel zu schwachen Gegner zu besiegen. Genügend Geld ist auch immer im Säckel, was sich im Feldzug auch nicht erschweren lässt, da es nur einen Schwierigkeitsgrad gibt. Ein Held darf zur Beginn ohnehin nur neun Einheiten in den Kampf führen, die sich aus Fußkämpfern, Schützen und Reitern zusammensetzt. Später kommen Trolle, Drachen oder Belagerungsmaschinen hinzu. Das gilt auch für die bösen Jungs wie den Magier oder die Aliens, die entsprechend Knochenmänner bzw. Außerirische ausheben. Wer nun vielleicht an StarCraft denkt, der sollte das besser ganz schnell löschen, denn weder die Balance noch die KI der Lego-Spielerei können mit Blizzards genialer Weltraum-Strategie mithalten.

Öfters auf dem Holzweg sind zudem die eigenen Soldaten, die partout nicht folgen wollen. Sie finden den Weg nicht, wenn die Szenerie mal etwas belebter bzw. der Weg eng ist. Dasselbe gibt auch für die Schiffe der Piraten, die sich zwischen den Inseln verirren. Taktische Kniffe sind kaum möglich, da meist der gewinnt, der mehr Truppen hat. Weder Gelände noch Kombination von Einheiten oder Formation spielen eine Rolle. Zwar verfügen die Helden über Spezialfähigkeiten oder Magie, mit denen sie Gegner schwächen, die eigenen Recken stärken oder auch mal neue Bäume zaubern können. Aber auch diese sind nicht wirklich für den Sieg entscheidend - viel wichtiger ist, dass sie die Einheiten während eines Gefechts heilen. Die Schlachten werden mit zunehmender Dauer eintönig, weil sie im Grunde immer gleich ablaufen.

Freies Spiel

Eher was für echte Strategen ist das freie Spiel, das für alle diejenigen existiert, die der wenig fordernden Kampagne nichts abgewinnen können. Abgesehen davon, dass man Startbedingungen, Schauplatz und festlegen kann, gelten dieselben Beschränkungen wie in der Story, aber die KI ist deutlich aggressiver. So hat man schon nach kurzer Zeit einen Kampf zwischen Rittern, Drachen und Trollen; vorausgesetzt, dass man die Einheiten bereits in der Kampagne freigespielt hat. Die Zauber gewinnen an Bedeutung, allerdings wird ihr Einsatz dadurch erschwert, dass es keine Pause gibt, in der man in aller Ruhe Magie betreiben könnte. Zum Glück geht das mit dem Heilen der angeschlagenen Kämpfer von selbst.

Der Multiplayer funktioniert übrigens ganz ähnlich wie das freie Spiel, denn auch hier lassen sich Startbedingungen, Armee und Spielziel festlegen. Hier kann man sich dann mit drei menschlichen Mitspielern bekriegen, die jeweils eigenes Modul und Handheld brauchen, was schwer zu finden sein dürfte - bekommt man allerdings genug Leute zusammen, darf man sich in einer eigenen Lobby tummeln, bevor der Klotzkrieg beginnt.

           

Fazit

Oberflächlich betrachtet hat Lego Strategie DS vielleicht alles für eine Partie Echtzeit-Strategie zwischendurch: Drei verschiedene Welten, die von Fantasy über Seefahrt bis Weltraum reichen, Schlachten, die zu schaffen sind, und Schätze, die man rasch einsammeln kann. Der Einstieg ist kinderleicht, so dass es sich hauptsächlich an Leute wendet, die noch nie ein solches Spiel gespielt haben. Man kann nicht nur Helden sondern auch mal fies kichernde Böse wie den Erzmagier und seine Skelettbande kontrollieren. Doch näher betrachtet fehlt es an fast allem, was Spiele wie Age of Empires ausmacht: Die Missionen ähneln sich wie die Armeen, obwohl es sechs Kriegsparteien gibt, die man erst freispielen muss. Zudem dürfte die Kampagne selbst Einsteigern rasch zu einfach sein, wogegen nur der freie Modus etwas Linderung schafft, in dem die KI etwas aggressiver vorgeht, welche in der sonst stets passiv verharrt. Die eigenen Kämpfer verirren sich oft im Wald, wenn's eng wird. Die pixeligen Kämpfe sind zudem trotz Einheitenbegrenzung zu hektisch, um wirksam Zauber und Spezialeigenschaften einzusetzen. Und sehr viel mehr Taktik als "Sturmangriff" gibt's nicht, da hierfür die Möglichkeiten fehlen: Formationen, Kniffe oder Gelände spielen keine Rolle. Andererseits braucht man oft gar nicht, was es bietet, weil die Grundeinheiten zum Sieg reichen. Und zu schwacher Letzt besitzt das Spiel bis auf die Filmchen auch noch zu wenig Lego-Flair!

Pro

sechs Kampagnen
sechs verschiedene Völker
Gut und Böse spielbar
für Einsteiger geeignet
freie Partien

Kontra

zu einfach
immergleiche Missionen
schlechte Wegfindung
kaum Taktik möglich
hektische Kämpfe
rudimentäre Story

Wertung

NDS

Strategiespiel light, das kaum Lego-Flair bietet.

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