Ant Nation09.11.2009, Jens Bischoff
Ant Nation

Im Test:

Mit Ant Nation (ab 34,07€ bei kaufen) legt euch Konami die Verantwortung über ein Ameisenvolk in die Hände, das sich gegen außerirdische Insekten-Invasoren behaupten muss. Man schickt Arbeiter auf Nahrungssuche, Soldaten in die Schlacht und kümmert sich um Aufzucht und Ausbau der eigenen Kolonie. Klingt wie Command & Conquer für Entomologen - ist es aber nicht...

Ungeziefer aus dem Weltall

Auch wenn das wort- und textlose Intro nur schleierhaft erkennen lässt, worum es in Ant Nation überhaupt geht, ist der Feind eurer aufstrebenden Ameisenkolonie schnell ausgemacht: Aliens.

Grafisch ist Ant Nation selbst für DS-Verhältnisse eine Zumutung - wenigstens kann man seinen Unmut darüber mit virtuellen Fußtritten kundtun.
Allerdings keine fiesen H. R. Giger -Kreaturen, sondern stinknormale Asseln, Motten und anderes Ungeziefer - nur eben außerirdischer Herkunft. Ansehen tut man ihnen ihre extraterrestrischen Wurzeln jedoch nicht: Alien-Spinnen sehen aus wie gewöhnliche Spinnen, Alien-Käfer ebenfalls. Allerdings wirken die Invasoren etwas blass und manche Exemplare verschießen bunte Sternchen oder Strahlen - also doch keine heimischen Insekten. Aber egal, die an den Haaren herbeigezogene Story manifestiert sich sowie so nur in einer Hand voll Spielunterbrechungen, in denen euch ein aufgebrachter Professor zu immer neuen Krisenherden dirigiert.

Dort angekommen, herrscht jedoch stets absolute Ruhe: Hier und da liegt mal ein angelutschtes Bonbon oder ein Zuckerwürfel zur Nahrungsbeschaffung herum und manchmal lässt sich eine lästige Stubenfliege oder ein Marienkäfer auf dem Objekt der Begierde nieder. Dann schickt man halt ein paar Soldatenameisen aus, die den Störenfried kalt machen, damit die Arbeiterameisen wieder in Ruhe die Vorratskammern füllen können. Aliens tauchen erst auf, wenn man eine in der Pampa herum stehende Kiste öffnet. Darin verbergen sich nämlich nicht nur zusätzliche Leckereien, sondern auch spezielle Missionen, in denen man entweder eine bestimmte Anzahl roter Alien-Ameisen, andere Alien-Insekten oder einen außerirdischen Ameisenbau unter Zeitdruck vernichten muss.

Insgesamt gibt es hundert verschiedene Einsätze, die sich beliebig oft wiederholen lassen, aber immer nach demselben Schema ablaufen und keine nennenswerten Herausforderungen darstellen. Zeitprobleme gibt es lediglich, wenn die Eindringlinge die Hosen voll haben und ständig Reißaus nehmen, so dass eure lahmen Soldaten kaum hinterher kommen. Später kann man zwar immer mehr Gruppen bilden und individuell platzieren, aber besonders gehorsam sind eure Ameisen nicht, Marschbefehle werden immer wieder ignoriert, wenn ihnen andere Ziele in der Umgebung wichtiger erscheinen, was leider ständig der Fall ist. Bewegliche Ziele lassen sich sogar überhaupt nicht markieren, so dass man seine Zielfähnchen ständig neu setzen muss, auch wenn sich am Ende sowieso kaum jemand danach richtet. Dadurch kommt man sich eher wie ein missachtetes Kindermädchen als wie ein Feldherr vor.

Langeweile pur

Hobbygeneräle werden aber ohnehin schnell die Lust an Ant Nation verlieren. Zwar kann man seinen Ameisen verschiedene Elementarzugehörigkeiten verpassen, um Gruppen zu bilden und Hindernisse wie Wasser oder Lava zu überqueren, aber darüber hinaus gibt es keinerlei Möglichkeiten zur Spezialisierung. Es gibt lediglich Arbeiter- und Soldatenameisen. Den einen kann man sagen, wo sie Nahrung beschaffen sollen, den anderen wo sie angreifen sollen. 

Der Mehrspielermodus ist ein echtes Trauerspiel: Schere-Stein-Papier mit Wasser-Feuer-Gift...
Das war's. Es gibt weder verschiedene Truppen-, noch Rangarten. Oberst Emsig wäre entsetzt. Doch auch als Bauherr macht sich schnell Langeweile breit. Nach dem Meistern bestimmter Missionen darf man entweder eine zusätzliche Kammer für Arbeiterameisen oder eine für Soldatenameisen anlegen - mehr ist nicht. Angeblich soll man es teils auch mit Naturkatastrophen zu tun bekommen, aber die bekommt man nicht einmal zu Gesicht. Stattdessen wird einfach ein Ausrufezeichen eingeblendet und anschließend muss man mit zwei, drei Stylus-Wischern irgendwelches Geröll aus einer beschädigten Kammer fegen, fertig...

Überhaupt hat man eigentlich nur wenig zu tun. Teils sitzt man minutenlang passiv da und wartet bis seine Arbeiter einen Zuckerwürfel abgetragen oder eine Missionskiste geöffnet haben, um dann mit ein paar Klicks seine Soldaten gegen immer gleiche Gegner auszusenden. Eine Zeitraffer-Funktion sucht man vergeblich, meine Vorratskammer war schon im zweiten der sechs Spielabschnitte am Maximum angelangt, obwohl ich mich schon nach kurzer Zeit überhaupt nicht mehr um das Sammeln von Nahrungsmitteln und Ausbrüten von Arbeiterameisen gekümmert habe. Der ohnehin völlig anspruchslose Schwierigkeitsgrad schien mit der Zeit eher harmloser als fordernder zu werden, der Umzug in neue Gebiete brachte kaum irgendwelche Unterschiede, die Gegner blieben stets dieselben, nur ihre Anzahl stieg stetig an.

Auch grafisch und akustisch kocht Ant Nation auf kleinster Sparflamme: Die Spielumgebungen sind völlig trostlos, Interaktionen beschränken sich darauf mal ein Blatt wegzuschubsen oder einen Kieselstein wegzurollen. Später kann man gelegentlich auch mal eine Bombe platzieren oder mit einem Schuh herum trampeln, wenn einem danach ist. Die Ameisen selbst bestehen aus lediglich vier schwarzen Pixeln, von denen sicher einer braun färbt, sobald sie irgendetwas transportieren. Die Soundkulisse besteht aus gefühlten vier Quietsch- und Rascheleffekten und einer nervigen Synthie-Melodie mit Endlosschleife. Auch ein Mehrspielermodus ist mit an Bord. Statt groß angelegter Insektenkriege erwarten euch hier aber lediglich plumpe Schere-Stein-Papier-Duelle zwischen zwei einzelnen Ameisen, die sich Runde für Runde mit entsprechenden Elementarzugehörigkeiten Schaden zufügen. Dazu braucht man nun wirklich keinen DS, also macht euch erst gar nicht die Mühe, einen weiteren unglücklichen Ant Nation-Besitzer in der Nachbarschaft zu suchen. Und wenn ihr doch einen findet, bekundet lieber euer Beileid als ihn zu einem Duell herauszufordern.   

Fazit

Wer hinter Ant Nation eine Art Command & Conquer mit Insekten oder ein modernes SimAnt vermutet hat, wird hoffnungslos enttäuscht. Wer hingegen unter Schlafstörungen leidet, wird sich über dieses ermüdend zähe und monotone Machwerk japanischer Hobbyprogrammierer sicher freuen: Ist die Kolonie erst einmal groß genug, wirkt das Spiel sogar wie ein hypnotischer Bildschirmschoner! Selbst wer unter Myrmecophobie leidet, kann bedenkenlos zugreifen, denn vier schwarze Pixel als Ameisen zu deuten, setzt schon enorm viel Phantasie voraus. Sogar akustisch wurden die Bedürfnisse von Insomniepatienten berücksichtigt: Musikalisch wird ein und dieselbe Melodie einfach ständig wiederholt, während einen die übrige Geräuschkulisse mit gerade mal vier Soundeffekten schnell in einen Trancezustand versetzt. Schon das Intro wirkt ungemein entspannend, kommt der Storyauftakt doch ohne jeglichen Sprach- oder Textballast aus. Und auch sonst wird das Hirn von der grenzdebilen Geschichte um außerirdisches Ungeziefer kaum belastet, so dass man aufkommender Müdigkeit problemlos nachgeben kann. Man gerät nicht einmal in Versuchung dem Mehrspielermodus zu verfallen, da sich dieser lediglich mit stumpfsinnigen Schere-Stein-Papier-Duellen beschäftigt - herrlich! Wegen der Kostenerstattung sollte es bei der Krankenkasse jedenfalls keine Probleme geben: Valium ist bloß ein Placebo gegen dieses entomologische Wunderheilmittel!

Pro

rezeptfreier Valium-Ersatz

Kontra

dürftige Präsentation
zäher & monotoner Spielverlauf
völlig harmloser Schwierigkeitsgrad

Wertung

NDS

Eine Beleidigung für Augen, Ohren und Gehirn - ein Sturz in einen Ameisenhaufen ist eine Wohltat dagegen.

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