Harvest Moon DS: Die Sonnenschein-Inseln09.12.2010, Jens Bischoff
Harvest Moon DS: Die Sonnenschein-Inseln

Im Test:

Während Konsolenbauern im jüngsten Harvest Moon verstärkt ihre Tierliebe unter Beweis stellen, verschlägt es einen im neusten Handheld-Ableger mal wieder auf eine Insel. Dieses Mal zwar nicht als Schiffbrüchiger, aber irgendwie kommt einem trotzdem alles äußerst vertraut vor - sogar die Bewohner sind identisch. Gehen den Entwicklern langsam die Ideen aus?

Neues aus dem Schnellkochtopf

Harvest Moon ist Harvest Moon. Ähnlich wie die Sims liebt oder hasst man es.

Trotz neuer Inseln hat sich inhaltlich kaum etwas geändert - selbst die Bewohner sind identisch.
Eigentlich verdinge ich mich ganz gern auch mal als einfacher Bauer, der tagtäglich seine Felder bestellt und fleißig seinen Hof erweitert, um irgendwann eine Familie zu gründen. An diesem einfachen, aber motivierenden Grundprinzip hat sich in den letzten 15 Jahren kaum etwas geändert. Der aktuelle DS-Ableger macht es sich in meinen Augen aber zu einfach: Schon wieder verschlägt es einen auf ein Inselarchipel, das mit der Zeit immer größer wird. Nur dass man dieses Mal keine Brücken baut, sondern Steine sammelt, die weitere Eilande aus den Tiefen des Meeres hieven.

Besonders dreist: Die Bewohner sind exakt dieselben und auch der wahlweise männliche oder weibliche Protagonist hat sich keinen Deut verändert. Na ja, vielleicht muss das ja so sein, weil die Handlung auf den Ereignissen des Vorgängers  aufbaut und diese weiter führt. Doch weit gefehlt, eine Begleit-Story ist überhaupt nicht existent. Man sammelt so lange seltene Steine bis alle durch ein Erdbeben gesunkenen Inseln wieder an Ort und Stelle sind und das war es.

Viel zu tun, wenig Zeit

Der eigentliche Reiz des Spiels liegt aber natürlich eher darin, ein erfolgreicher Landwirt zu sein, der alle Möglichkeiten nutzt, um seinen Hof auszubauen, sein Ansehen zu steigern sowie eines Tages zu heiraten und Kinder zu kriegen. Trotz immer gleicher Aufgaben macht dieses Unterfangen nach wie vor Laune. Man betreibt nicht nur Ackerbau und Viehzucht, sondern versucht sich auch als Fischer, Holzfäller, Steinmetz oder Koch. Man feiert Feste, nimmt an Wettbewerben teil und pflegt mit Gesprächen und Geschenken Beziehungen.

Zudem kann man kleine Wichtel als Erntehelfer, Rabattgeber oder Liebesengel einsetzen, die Effektivität seiner Gerätschaften durch das Anbringen von Edelsteinen steigern oder die Hilfe von Tieren nutzen. Ein Hund bietet beispielsweise Schutz vor ungebetenen Gästen, während ein Schwein bei der Pilzsuche hilft und ein Pferd die Fortbewegung beschleunigt. Letzteres scheint angesichts der kompakten Spielwelt zwar nicht allzu wichtig, trotzdem ist man um jede gewonnene Sekunde dankbar, denn die nur in Gebäuden und Menüs pausierende Spieluhr tickt schnell und erbarmungslos:

Der Farmalltag gestaltet sich trotz neuer Tastensteuerung unnötig hakelig und stressig.
Nach zweiminütiger Feldarbeit ist der halbe Tag quasi schon vorbei - läppische vier Minuten von Sonnenauf bis -untergang sind einfach viel zu wenig...

Kreativer Stillstand

Hinzu kommt, dass die Zielerfassung beim Unkraut jäten, Holz spalten, Steine zerbröseln oder Geschenke überreichen ziemlich holprig ist und selbst bei korrekt angezeigtem Zielfeld Aktionen verweigert werden oder Objekte verloren gehen. Nervig ist auch der Umstand, bestimmte Anbauflächen nicht betreten zu können, wodurch immer wieder Setzlinge vertrocknen, da man diese mit der Standardgießkanne nicht erreichen kann. Keine Ahnung, warum ein paar sprießende Blätter als unüberwindbare Barrieren gelten, während man durch ausgewachsene Schafe einfach hindurch laufen kann. Da sind andere Harvest Moon-Episoden schon wesentlich weiter...

Löblich sind hingegen die Spiel begleitenden Tutorien für Neueinsteiger, die Profis einfach überspringen können. Auch die zoombare Kartenfunktion mit aktuellen Aufenthaltsorten aller wichtigen Bewohner ist ungemein praktisch. Zudem wird man dieses Mal nicht zur Touchscreen-Steuerung gezwungen, sondern kann alternativ auch via Knopfdruck sämtliche Aktionen auslösen. Dass man nicht zwischen Rennen und Gehen umschalten kann, sondern für schnelles Fortbewegen ständig den B-Knopf gedrückt halten muss, sollte man nächstes Mal allerdings noch ändern.

Auch dass man gerade mal vier Werkzeuge bzw. Gegenstände auf Direktwahl-Felder legen kann, ist auf Dauer ziemlich umständlich. Hier müssen definitiv mehr Plätze oder ein handliches Ringmenü her. Nachholbedarf gibt es auch in punkto Mehrspieleroptionen: Hatte man sich letztes Mal noch zumindest in Ranglisten messen oder via Chat unterhalten können, gibt es dieses Mal überhaupt keine Einbeziehung anderer Spieler mehr. Dabei gäbe es doch gerade hier noch jede Menge ungenutztes Potential. Schade, dass die Kreativität der Entwickler mittlerweile fast zum Erliegen gekommen ist und der einst schmackhafte Bauernschmaus von Jahr zu Jahr fader wird...   

Fazit

Schon bei Harvest Moon: Deine Tierparade habe ich mich gefragt, warum man wegen ein paar belanglosen Kleinigkeiten gleich ein neues Spiel auf den Markt schmeißen muss. Bei den Sonnenschein-Inseln ist mein Unverständnis sogar noch größer. Hat sich hier außer ein paar neuen Objekten und Rezepten überhaupt etwas gegenüber dem Vorgänger verändert? Selbst die Charaktere sind exakt dieselben, Story-Elemente quasi nicht existent... Okay, wem der damalige Touchscreen-Zwang nicht gefiel, kann jetzt auch auf Knopfdruck graben und gießen. Eine genauere Zielwahl, zusätzliche Direktwahlfelder für Werkzeuge oder der Wegfall lästiger Feldbarrieren wären mir jedoch wesentlich lieber gewesen. Ein weiterer Fauxpas ist natürlich die immer noch viel zu schnell tickende Spieluhr, die einem nur ein paar Minuten Zeit lässt, um das immer aufwändigere Tageswerk zu bewältigen. Der Spielverlauf ist natürlich trotz motivierenden Hofausbaus monoton wie eh und je, Multiplayer-Optionen nicht vorhanden. Selbst die Chat- und Ranking-Funktionen des Vorgängers wurden ersatzlos gestrichen - so kann man eine Traditionsreihe wahrlich zugrunde richten...

Pro

nette Aufbaustrategie

Kontra

monotoner Spielverlauf
viel zu schneller Zeitfluss
öde Handlung & Charaktere
nervige Barrieren & Zielwahl

Wertung

NDS

Dreiste Bauernfängerei: Ein paar neue Objekte und Umgebungen, keine Community-Features mehr und fertig ist der Recycling-Hof.

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