Maestro! Jump in Music23.03.2010, Paul Kautz
Maestro! Jump in Music

Im Test:

Dam-Dam-Dam-Daaaaaaaaam! Nein, Moment: bim-bim-bim-biiiiim! Na, wer hat’s erkannt? Ganz genau: Beethovens Fünfte. Nur nicht in der gewohnt pompösen Orchestrierung, sondern in der Maestro: Jump in Music-Variante. Man muss die Ansprüche an die Klassiker in diesem Spiel ein wenig zurückkurbeln.

Taktvolles Geklimper

Die Soundqualität, ach, die Soundqualität. Man stelle sich vor, dass man sein Leben lang Klavierunterricht hatte, außerordentlich talentiert ist, vor einem Weltpublikum spielen soll - und dann eine Bontempi-Kinderorgel als Instrument bekommt. Klar geht es irgendwie, man erkennt die klassischen Meisterwerke, die man in  die Tasten hämmert. Nur dürfte man sich die ganze Zeit dabei fühlen, als würde man Beethoven mit seiner eigenen Perücke würgen. So klingt das, wenn man Maestro: Jump in Music spielt. Der DS-Musikchip hat seine Stärken nicht in der Rauschfreiheit oder der Soundqualität, aber er kann nachweislich mehr als trötiges FM-Gedudel. Was nicht zuletzt Looney Tunes: Cartoon Concerto deutlich vorgemacht hat, das nicht nur akustisch, sondern auch spielerisch ein direkter Konkurrent von Maestro ist.

Gegner und Hindernisse müssen im Takt der Musik mit dem Stylus angetippt oder gewischt werden, um sie los zu werden und den Punktezähler in die Höhe zu treiben.
Ein DS-Rhythmusspiel ist leicht beschrieben: Man greife zum Stylus und tapse im Takt der Musik das eine oder andere Symbol an. Genau so funktioniert auch Maestro, allerdings mit ein paar zusätzlichen Kniffen: Denn Entwickler Pasta Games hat sich nicht nur auf die Ohr-Hand-Koordination beschränkt, sondern auch ein paar Plattform-Einlagen eingewoben. So muss man den Besorgnis erregend breit grinsenden Heldenvogel Presto mit geschickten Stylus-Wischeleien nach oben springen bzw. nach unten fallen lassen, um alle Sterne, Noten und Sonstiges in einem Level zu erwischen. Presto läuft wie ein Lemming automatisch und immer in der gleichen Geschwindigkeit von links nach rechts, man selbst muss sich nur um die Taktspielchen kümmern: Gegner müssen zum richtigen Zeitpunkt angetippt werden, um zu verschwinden; Harfen in einer geschwinden Bewegung gespielt. Mandolinen-Saiten rüttelt man, bis sie aus dem Bild verschwunden sind; bei Seealgen muss man mit dem Stift einem kleinen Kreis folgen. All das erfolgt im Takt zu Musik wie Beethovens Fünfter, »Aus der Neuen Welt« von Antonin Dvorak, »Eine kleine Nachtmusik« von Wolfgang Amadeus Mozart oder »Die vier Jahreszeiten« von Antonio Vivaldi. Allerdings beschränken sich die zwei Dutzend Lieder nicht nur auf klassische Stücke - »Our House« von Madness, »ABC« der Jackson Five oder »House of The Rising Sun« von den Animals bieten einen interessanten Kontrast.

Zu Tode musiziert!

Beim ersten Durchspielen von Maestro hat man keine andere Wahl als den einfachsten Schwierigkeitsgrad - und das ist ein Klacks für jeden, der unter Takt nicht gerade den rhythmischen Kontakt seines Kopfes mit der Wand versteht. Das Problem ist nur, dass das Spiel hier kaum Spaß macht: Alle Levels sind problemlos beim ersten Mal gemeistert, die Lieder sind stark verkürzt, das Spiel dauert nicht mal zwei Stunden. Erst danach wird's interessant, denn auf höheren Stufen kommen nicht nur mehr Noten ins Spiel, sondern werden auch lange Lieder gespielt. Allzu oft darf man sich nicht verspielen, denn sonst wird man nicht nur von bissigen roten Noten verfolgt, sondern verfehlt auch das Levelmindestziel. Um das zu vermeiden, lässt sich jeder Abschnitt wie eine Generalprobe vorab üben. Was sich nie ändert sind die Bosskämpfe: Aller paar Levels tritt Presto gegen seinen Erzfeind, die Spinne Staccato an, was sich als musikalische Variante des guten alten HORSE entpuppt: Der Gegner gibt einen Trommel- und Zupfrhythmus vor, den man taktgerecht nachspielen muss. Beim ersten Mal noch nett, beim zweiten Mal anspruchslos, ab dem dritten Mal nur noch gähn.

Technisch ist Maestro von der quäkigen Musik abgesehen prima: Die Figuren, allen voran Presto selbst, sind fröhlich und niedlich animiert, die 3D-Hintergründe scrollen weich und in mehreren Ebenen vorbei. Hervorhebenswert ist außerdem das Hauptmenü, das in Form eines alten Plattenspielers vor sich her knistert: Wählt man hier ein bereits freigeschaltetes Stück aus, kann man es mit dem Stylus auf dem Plattenteller nach allen Formen der Kunst verknoten - schneller, langsamer, rückwärts...      

Fazit

An Rhythmusspielen herrscht auf dem DS nicht gerade ein Mangel: Von Guitar Hero mal abgesehen fallen mir spontan Elite Beat Agents , Looney Tunes: Cartoon Concerto und Rhythm Paradise ein - wer also braucht da noch Maestro? Vermutlich jeder, der ein Faible für irre breit grinsende Weltenrettervöglein und putzige Grafik hat sowie über ein sehr tolerantes Gehör verfügt. Zugegeben: »House Of The Rising Sun« in der Balimbalim-Version hat was irrational Putziges - aber Michaels gequälter Gesichtsausdruck, den ich seit Wii Music nicht mehr gesehen habe, sprach Bände über die Soundqualität. Außerdem ist Maestro beim ersten Durchspielen sehr uninteressant: Weil die herausfordernden Schwierigkeitsgrade erst freigeschaltet werden müssen, ist das erste Durchrauschen ein abschreckender Klacks, genauso wie die langweiligen Bosskämpfe. Gibt man dem Spiel eine zweite oder dritte Chance, trägt man es gern im Herzen - aber Liebe auf den ersten Blick ist das nicht.

Pro

einfache Steuerung
niedliche Grafik
gute Musikauswahl
interessantes Spielprinzip

Kontra

sehr kurz
sehr einfach
teilweise schrecklich synthetisch klingende Musik

Wertung

NDS

Ein liebevolles, aber anspruchsarmes Taps-n-Run, das überdies eine grausame Soundqualität bietet.

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