nintendogs & cats05.04.2011, Jan Wöbbeking
nintendogs & cats

Im Test:

Vor sechs Jahren bescherte Nintendogs dem DS einen Beliebtheitsschub bei einer bis dato kaum erschlossenen Zielgruppe: In unzähligen Haushalten rissen sich ausgerechnet die weiblichen Familienmitglieder das Gerät unter den Nagel, um sich in aller Ruhe um putzige Hundewelpen zu kümmern. Sechs Jahre und gefühlte tausend Nachahmer später bekommt die Mutter der Haustierspiele einen Nachfolger auf dem 3DS - inklusive schnurrender Stubentiger.

Kostspielige Samtpfoten

Wer keine Hunde mag und sich von Beginn an eine Katze schnappen möchte, hat Pech gehabt: Um sich eine der nicht gerade günstigen Samtpfoten leisten zu können, muss der Spieler erst einmal in den Hunde-Wettbewerben Geld verdienen. Zu Beginn des Spiels schaue ich also erst einmal im Zwinger vorbei und lasse mich von den Hundewelpen beschnuppern.

Je nach Tageszeit trifft man beim Spaziergang andere Hundebesitzer. Verrichtet der eigene Hund sein Geschäft auf der Straße, wird das müffelnde Häufchen mit dem Stylus in eine Tüte entsorgt.

Die jungen Vierbeiner sind erstaunlich zutraulich und lassen sich sofort kraulen. Die Streicheleinheiten werden nach wie vor direkt mit dem Stylus verteilt.

Neuerdings laufen die kleinen Flohteppiche aber über den oberen 3D-Bildschirm, was erfreulich räumlich ausschaut und dank technisch sauberer Umsetzung trotzdem die Augen schont. Es sieht in etwa so aus, als würde man in einen kleinen Schaukasten blicken, in dem die Welpen herumtollen. Statt Gegenstände spektakulär aus dem Bildschirm herausragen zu lassen, haben die Entwickler sich für eine dezente Umsetzung entschieden. Der Nachteil an der Neuerung ist natürlich, dass ich meine Schützlinge nicht mehr direkt mit dem Stylus kraulen kann. Stattdessen streiche ich auf dem Touchscreen über ein graues Schemenbild des  Hundes und auf dem oberen Bildschirm ahmt eine kleine Hand meine Bewegung nach. Nach kurzer Eingewöhnung fällt der Unterschied zum Vorgänger aber kaum noch auf.

Schwere Entscheidung

Nachdem mich ein paar der zutraulichen Welpen geknuddelt habe, ist es Zeit für eine Entscheidung: Welche Hunderassen zu Beginn zur Verfügung stehen, hängt davon ab, für welche der drei Editionen man sich zulegt. Unter den insgesamt 27 Hundearten befinden sich Zwergpudel, Bullterrier, Shih Tzus, Dalmatiner, Shetland Sheepdogs, deutsche Schäferhunde - einen kompletten Überblick findet ihr auf der offiziellen Homepage .

Mit Hilfe einer Augmented-Reality-Karte findet der Dressurwettbewerb direkt im Wohnzimmer statt. 

Zunächst darf ich aber nur ein Haustier mitnehmen, auch wenn die übrigen mich noch so treu und traurig mit großen Hundeaugen anschauen. Ich schnappe mir also einen Beagle-Rüden und führe ihn mit in mein virtuelles Heim. Das kleine fernöstliche Landhaus wirkt noch ein wenig karg, kann im Laufe des Spiels aber mit Möbeln, Körbchen und anderen Utensilien eingerichtet werden. Außerdem darf ich den Stil meines Domizils durch eine Komplettrenovierung verändern. Der Umbau in ein traditionelles japanisches Haus ist sogar kostenlos zu haben - also entscheide ich mich dafür und im Handumdrehen trippelt mein neuer Mitbewohner über dunkle Holzbohlen.

Sein neues Heim scheint auch ihm recht gut zu gefallen. Nachdem ich ihn mit Futter, Wasser und ein paar Streicheleinheiten versorgt habe, teilt mir ein Menübildschirm mit, dass er sich bereits gut eingelebt hat und ich ihm einen Namen verpassen darf. Ich entscheide mich spontan für Katze und rufe den Namen gleich ein paar mal ins Mikro. Zugegeben, Katze ist ein reichlich alberner Hundename, aber meinen Vierbeiner scheint das nicht im Geringsten zu stören. Sobald er seinen Namen hört, kommt er fröhlich herbei gelaufen und lässt sich bereitwillig neue Kommandos beibringen. Ein Tutorial-Bildschirm erklärt mir die Prozedur: Wenn ich z.B. mit dem Stylus seine Pfote hebe und danach Gib Pfötchen rufe, prägt er sich den Ablauf ein und nach ein paar Wiederholungen sitzt der Trick. Kurze Zeit später hat er bereits Befehle wie Sitz, Lieg, Linke Pfote und Roll gelernt - bis zu drei Tricks kann er sich pro Tag einprägen.

Echtzeit-Tierpflege

Anders als bei Harvest Moon läuft der Tag hier aber in Echtzeit ab. Ich muss also tatsächlich erst einmal schlafen gehen, bevor es weiter geht. Auch die drei Hunde-Wettberwerbe dürfen pro Tag nur jeweils zweimal bestritten werden. Besitzer des Vorgängers bekommen nur wenig Neues geboten, denn alle drei Disziplinen waren bereits 2005 im Spiel enthalten. Immerhin kann man nach und nach um immer höher dotierte Pokale kämpfen.

In den Tierzubehör-Shops gibt es jede Menge kitschige und alberne Accessoires für die kleinen Vierbeiner.

Außerdem funktionieren die Minispiele richtig gut. Beim Disk-Wettbewerb lässt sich die Frisbee feinfühlig mit dem Stylus werfen. Je weiter sie fliegt, bevor mein Hund sie fängt, desto besser. Springt mein Schützling beim Fangen in die Luft, gibt es sogar Extrapunkte. Leider lässt "Katze" sich noch zu häufig ablenken und kaut exzessiv auf der Scheibe herum, bevor er sie mir zurückbringt. Auch der Köder an einer Schnur lässt sich beim Hallen-Wettrennen prima mit einer Kurbel auf dem Touchscreen bewegen.

Am besten läuft es im Dressur-Wettbewerb, denn mein kleiner Beagle hört so gut auf meine Kommandos, dass ich im Handumdrehen die ersten zwei Pokale gewinne. Bei dieser Veranstaltung kommen übrigens die beim 3DS mitgelieferten Augmented-Reality-Karten zum Einsatz: Ich lege ein Exemplar auf meine Tastatur, filme die Szenerie mit den zwei 3D-Kameras und schon sieht es so aus, als würde mein Vierbeiner auf dem Schreibtisch herumturnen. Sein Bewegungsradius ist zwar nicht so groß wie der im PSP-Spiel Invizimals , andererseits bewegt "Katze" sich viel geschmeidiger als Sonys Kampfmonster. Ihr solltet allerdings sämtliche Lampen im Haus auf die Karte richten oder gleich bei Tageslicht spielen, denn die Sequenzen benötigen schon fast unverschämt gute Lichtverhältnisse. Bereits ein kleiner Schatten des eigenen Körpers kann die Illusion zunichte machen und lässt den Hund kurzzeitig verschwinden. Wer möchte, kann sich die Karte auch im Foto-Modus auf die Schulter legen und sich mit seinem Liebling in 2D- und 3D-Fotos ablichten lassen.

Gassi gehen mit dem 3DS in der Hand

Nach dem Wettbewerb versorge ich meinen Beagle erst einmal mit einem Napf Wasser. Auch sein Fell könnte ein wenig Pflege gebrauchen, also geht es direkt danach ab in die Wanne. Das Einschäumen des fettigen Hundefells wird ebenfalls direkt mit dem Stylus erledigt. Außerdem benötigt mein vierbeiniger Freund viel Bewegung. Wenn ich nur einmal am Tag mit ihm aus dem Haus gehe, rennt er bereits hibbelig im Kreis. Um ihn ein wenig auszupowern, kann ich ihn wie im Vorgänger zu einem virtuellen Spaziergang mit nach draußen nehmen. Leider lässt sich die Route nicht mehr vorher festlegen. Stattdessen schreiten wir den eng begrenzten Weg entlang, auf dem ich lediglich ein wenig die Laufrichtung und -Geschwindigkeit bestimmen darf.

Die Animationen sind wieder klasse gelungen: Manchmal vergisst man fast, keine echten Tiere vor sich zu haben. 

Ab und zu kreuzen andere Vierbeiner und Herrchen unseren Weg. Hat man sich mit ihnen angefreundet, trifft man sie sogar in einem großen Park wieder, welcher sich hervorragend zum Üben des Frisbee-Spiels eignet.

Wer einen anderen 3DS-Besitzer nebst Nintendogs-Modul trifft, kann sich per drahtloser Verbindung auf ähnliche Weise mit ihm und seinem Haustier treffen. Eine Neuheit ist der "reale" Spaziergang: Bevor ich aus der Redaktion nach Hause gehe, starte ich den Modus, klappe das Gerät zusammen und schon merkt sich der im 3DS eingebaute Schrittzähler den zurückgelegten Weg. Je mehr Kilometer ich schaffe, desto mehr Spaß hat auch mein Hund - und bringt mir als Dankeschön sogar ein kleines Geschenk wie ein Halsband, spezielles Shampoo oder ein altes Stück Autoreifen. In einem Second-Hand-Shop kann ich unnütze Accessoires wie ein kitschiges, rot gepunktetes Schleifchen sogar zu Geld machen.

Dekorative Samtpfötchen

Da mein cleverer Schützling so gut im Dressurwettbewerb abgeschnitten hat, kann ich mir bereits am zweiten Tag eine Katze leisten. Sie braucht allerdings ein wenig länger, um sich einzuleben und tritt auch nicht zu Wettbewerben an. Trotzdem ist es durchaus unterhaltsam, den Stubentiger dabei zu beobachten, wie er durch die Stube stromert und sich mit meinem Hund kabbelt. Vor allem die fließenden Animationen und das flauschige Fell lassen meine Haustiere sehr realistisch erscheinen. Manche Verhaltensweisen werden zwar ein wenig zu häufig abgespult, trotzdem wirkt das Geschehen hinter dem 3D-Bildschirm sehr lebendig. Streicheln und baden lässt die Katze sich z.B. auch, wenn sie sich an die neue Umgebung gewöhnt hat. Mittlerweile habe ich ihr auch einen Kratzbaum gekauft. Am liebsten turnt sie auf dem Regal oder anderen hohen Möbeln herum. In den Zoohandlungen gibt es außerdem spezielle Spielzeuge zu kaufen, mit denen man die selbstständigen Mini-Tiger aus der Reserve locken kann. Manchmal bringen sie ihrem Herrchen auch von sich aus ein Geschenk mit - anders als in der Realität handelt es sich aber meist nicht um eine tote Maus.

Fazit

Wer bereits 2005 Hundehalter gespielt hat, sollte sich den Kauf von Nintendogs +Cats gut überlegen. All zu viel Neues hat der Titel nicht zu bieten: Die Wettbewerbe sind die gleichen wie im Vorgänger und mit den neuen Katzen kann man sich bei weitem nicht so intensiv beschäftigen wie mit den kleinen Kläffern. Trotzdem bereichern die schnurrenden Tiger das Spiel, schließlich sind sie genau so niedlich animiert wie die Welpen. Auch das flauschigere Fell und der 3D-Bildschirm machen die Tierchen noch knuffiger als auf dem DS. Große Pluspunkte sind nach wie vor der durchdachte Touchscreen-Einsatz sowie die hervorragende KI: Obwohl die kleinen Hunde einen gutmütigen Charakter besitzen, ist viel Geduld und Ausdauer für die Dressur-Übungen nötig. Die kleinen Schützlinge sollen ihre Tricks schließlich nicht wieder verlernen. Schade finde ich dagegen, dass die Welpen nie erwachsen werden und keinen Nachwuchs bekommen – auch eine Online-Anbindung hätte nicht geschadet.

Pro

entspannende Haustier-Sim
knuffige Welpen und Kätzchen
flauschiges Fell
realistische Animationen
Spiel läuft in realer Echtzeit ab
Streicheleinheiten mit dem Touchscreen verteilen
Tiere spielen selbstständig miteinander
realistische Dressur-Übungen
motivierende, gut umgesetzte Wettbewerbe
Audio-Befehle werden gut erkannt
Diziplin und Verantwortung wird belohnt
Fotos mit Besitzer und Tier in 2D und 3D
allerlei Boni zu kaufen und finden
ansehnlicher, augenfreundlicher 3D-Effekt
Gassigehen auf Wunsch mit Schrittzähler
Hunde anderer Spieler treffen (auch mit Street Pass)

Kontra

nicht all zu viele Neuerungen
keine anderen Tierarten
Welpen altern nicht und kriegen keinen Nachwuchs
nur die gleichen drei Wettbewerbe wie im Vorgänger
viel weniger Möglichkeiten als in Sims oder Harvest Moon
Planen der Spaziergang-Route wurde gestrichen
kaum Ausflüge ins Grüne
kein Editor für Fellmuster oder Aussehen
 Keinerlei Online-Anbindung
mit Kätzchen kann man sich weniger beschäftigen als mit Hunden
nur drei Katzenarten (Kurzhaar, Orientalisch, Langhaar)

Wertung

3DS

Nintendogs & Cats bietet zwar zu wenige Neuerungen, ist aber nach wie vor eine unheimlich knuffige und durchdachte Haustier-Simulation.

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