Test: 999: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors (Adventure)

von Jörg Luibl



999: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors (Adventure) von Aksys Games
999: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors
Entwickler:
Publisher: Aksys Games
Release:
01.2011
Spielinfo Bilder  
Neun Menschen erwachen in einem schwimmenden Alptraum: Sie haben neun Stunden Zeit, um von einem sinkenden Luxusliner zu fliehen, der auf den ersten Blick an die Titanic erinnert. Während das Wasser steigt, spricht eine mysteriöse Stimme über Lautsprecher von einem "Spiel". Um zu gewinnen, müssen sie in Teams durch nummerierte Türen gehen und dahinter Rätsel lösen, bis sie die letzte Pforte mit der Neun erreichen. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird buchstäblich zerfetzt. Die Zeit läuft...

Maritime Amnesie

Wie zur Hölle bin ich auf dieses Schiff gekommen? Das fragt sich Protagonist Junpei zu Beginn des Spiels.
Wo bin ich? Wer zur Hölle hat mich entführt? Was soll der ganze Scheiß? Das fragt sich nicht nur der sichtlich verwirrte Student Junpei, in dessen Kopf voller Fragen man schlüpft, nachdem er von einem Etagenbett fällt. Während die Beule anschwillt, erkundet er die graue Koje - nicht aktiv als Figur in Echtzeit, sondern über statische Drehungen der Kamera: Sechs Betten, ein Schrank, ein Ofen und eine geschlossene Tür mit einer roten Fünf darauf. Ist das Blut? Kaum hat er ein Bild und einen Koffer gefunden, zerspringt ein Bullauge und Wasser strömt tosend hinein. Es bleibt nicht viel Zeit, um die verdammte Tür zu öffnen! Verflixt, wie komme ich an die Zahlenkombination für den Koffer?

Gratulation, Chun Soft: Der Einstieg ist gelungen, denn die Neugier ist da und hat auch noch die Spannung samt erster Gegenstände und Rätsel im Gepäck. Schon in den ersten Spielminuten erkundet man nicht nur die edel designte Umgebung, man blättert sich per Stylus durch seine vagen Erinnerungen und Ahnungen, die in sehr guten Texten mit subtilen Untertönen für Stimmung sorgen. Der Erzählrhythmus wird von knackigen Dialogen bestimmt, die auch mal witzig und albern sein können - aber es bleibt bei einem ernsten Unterton, vor allem in den inneren Monologen des Helden. Auf Sprachausgabe hat das japanische Team von Chun Soft (u.a. Dragon Quest ) zwar verzichtet, trotzdem entsteht im Laufe des Abenteuers eine psychologisch drückende Atmosphäre, denn nicht nur der Schreibstil ist eindringlich: Türen öffnen sich knarzend à la Resident Evil , astrologische Symbole sorgen für einen Hauch Mystery und sterile Korridore triefen plötzlich voller Blut. Können Textbeschreibungen intensiver wirken als Bilder? Hier sorgen tatsächlich Buchstaben für Gedärme-Ekel...

Saw lässt grüßen

Kurz nach dem ersten Rätsel trifft man auf weitere Opfer eines makaberen Spiels: Insgesamt neun Menschen kämpfen um ihr Leben.
Aber keine Bange: Auch wenn das Fundament der Story an Filme wie Saw erinnert, bleibt es bei wenigen clever eingestreuten Schockmomenten, die für ein Gefühl der Unsicherheit sorgen - zumal man nichts über die Gründe dieses makaberen Spiels weiß.

Junpei erinnert sich kaum an etwas, lediglich die Bilder einer maskierten Gestalt jagen durch seinen Kopf. Er wurde scheinbar mit Gas betäubt, dann weggeschleppt. Immerhin ist er nicht allein, denn schon nach dem ersten Rätselraum trifft er auf eine illustre Gruppe: Acht weitere Opfer müssen das makabere Spiel eines unbekannten Irren mitspielen - drei Frauen, fünf Männer. Oder steckt eine Organisation dahinter? Ist das alles vielleicht ein Psychotest der Regierung? Das größte Rätsel dieses Abenteuers ist seine Ursache, so dass man wie an der Angel geführt nach allen erklärenden Ködern schnappt.

Keiner weiß, wer oder was hinter dieser unheimlich durchdachten Entführung auf ein sinkendes, gezielt umgebautes Schiff steckt. Alle können nur mutmaßen, was gleich zu Beginn für Misstrauen und Panik sorgt. Auf den ersten Blick scheinen die anderen Männer und Frauen alle wildfremd, aber dann entdeckt Junpei tatsächlich eine Freundin aus Kindertagen - June, sein erster Jugendschwarm.

Er kann es kaum glauben, seine Freude ist groß, aber kann das wirklich Zufall sein? Es gibt ja sogar ein Geschwisterpaar unter den neun Opfern! Aber wieso sehen sie sich gar nicht ähnlich? ChunSoft lässt zwar einige archetypische (das Babe, der Kerl etc. ), aber auch angenehm skurrile Gestalten auftreten, die alle so ihre Macken und Eigenheiten haben.
                

Kommentare

Kame schrieb am
Tja, nix zu machen, wird vielleicht mal auf ner Next Gen konsole nachträglich importiert :lol:
Kame schrieb am
Ist eigentlich ein deutsches Release nun gänzlich auszuschließen? Scheint ja nichts mehr zu werden, schade
Todesglubsch schrieb am
So, habe das Spiel jetzt durch und bin bitterlich enttäuscht.
Ja, beim ersten und zweiten Durchgang habe ich noch mitgefiebert, aber jetzt, wo ich das wahre Ende kenne, kann ich nur sagen: WTF.
Eine vernünftige und rationale Erklärung ist für mich weitaus befriedigender, als das, was mir das Spiel da aufzutischen versucht.
Chibiterasu schrieb am
^^ stimmt nicht ganz (zumindest nicht zwingend).
Man braucht für das Wahre Ende zunächst einmal ein anderes Ende (das vierte Ende mit anderem Spielverlauf) und dann muss man noch bestimmte Events triggern sonst bricht das True-Ending (sechste Ende) früher ab und wird zum fünften Ende.
Ich habe das fünfte und sechste Ende in einem Spielverlauf abgehakt.
Ansonsten viel Text, ja. Wenn einen das stört, lieber die Finger davon lassen.
Ich fand die Geschichten interessant.
schrieb am