Solatorobo - Red the Hunter14.07.2011, Jens Bischoff
Solatorobo - Red the Hunter

Im Test:

Die letzten Jahre hat CyberConnect2 fast ausschließlich Naruto-Spiele produziert - darunter aber echte Highlights wie die beiden Ultimate Ninja Storm-Episoden. Auch ihr DS-Debüt Solatorobo setzt auf sammellastige Kampf-Action mit Anime-Flair - wenn auch mit Hunden, Katzen und Robotern anstelle von Ninjas. Können auch sie begeistern?

Tierischer Inseltrip

Schauplatz von Solatorobo ist ein Inselmeer in den Wolken, das von hunde- und katzenartigen Wesen bevölkert wird. Die beiden Waisen Red und Chocolat verdienen hier ihr Geld mit Auftragsarbeiten, die von Jobbörsen vergeben werden. Als sie jedoch für einen Kunden ein Dokument aus einem Luftschiff besorgen sollen, verstricken sie sich in einen Konflikt epischen Ausmaßes, den es in über zwanzig Kapiteln zu lösen gilt. Die Handlung wirkt zwar recht schablonenhaft und kommt auch erst in der zweiten Hälfte des Spiels richtig in Fahrt, aber der Weg ans Ziel ist trotz Quest basierten Spielverlaufs sehr stimmungsvoll und abwechslungsreich.

Man schippert von Insel zu Insel, sammelt Informationen, erledigt Aufträge und schraubt an Reds Kampfroboter, der durch entsprechende Upgrades immer leistungsfähiger wird. Während der in Echtzeit ablaufenden Kämpfe wird allerdings nicht klassisch geprügelt oder geschossen, sondern lediglich gegriffen und geworfen. Das Prinzip wirkt angenehm unverbraucht und hält trotz seiner einfachen Struktur durchaus bei Laune. Auf Dauer hätte ich mir zwar trotzdem weitreichendere Aktionsmöglichkeiten gewünscht, aber die wenigen Optionen, die man hat, werden zumindest clever genutzt.

Origineller Minimalismus

Mal muss man den richtigen Zeitpunkt abpassen, um seinen Kontrahenten zu packen, mal aus einer bestimmten Richtung oder Höhe zugreifen. Zudem gilt es hin und wieder, Projektile zu fangen und zurückschleudern, um entfernte Gegner zu treffen, Kisten als Sprungbretter zu missbrauchen, um an Schwachstellen zu gelangen oder stationäre Geschütze zu bemannen, um fliegende Widersacher mit Kanonenfeuer einzudecken. Man kann auch Umgebungsobjekte als Wurfgeschoss verwenden, gelegentlich Gebrauch von herrenlosen Schusswaffen machen oder Feinde in Fallen schubsen.

Das Kampfsystem basiert auf gezielten Griffen und Würfen.
Das Kampfsystem basiert auf gezielten Griffen und Würfen.
Später sind auch kurzzeitig stärkende Verwandlungen sowie Modell abhängige Spezialwürfe möglich - das generelle Greif- und Wurfprinzip wird jedoch bis zum Schluss konsequent durchgezogen, wobei je nach Schwere des Gegners und Qualität des eingesetzten Hydraulikmoduls unterschiedlich lang auf die Greiftaste gehämmert werden muss, um erfolgreich zuzupacken. Neben der Hydraulik, können auch Beweglichkeit, Angriffskraft und Panzerung von Reds Roboter frisiert werden. Entsprechende Bauteile können für Geld erworben und auf einem erweiterbaren Raster verbaut werden, sofern es Platz und Form zulassen.

Roboter nach Maß

Eine ausgeglichene Entwicklung ist dabei genauso möglich wie die Konzentration auf eine oder mehrere Teileigenschaften. Auch Sonderfunktionen wie automatische Wiederbelebungen sind in Modulform erhältlich. Später lassen sich bestimmte Parameter auch durch gezielte Modellwechsel beeinflussen. Mehr Lebensenergie erhält man hingegen ganz klassisch über gesammelte Erfahrungspunkte und damit verbundene Stufenanstiege. In Bedrängnis gerät man allerdings nur selten, denn der Schwierigkeitsgrad ist abgesehen von wenigen Bonuseinsätzen sehr moderat - vor allem, wenn man immer fleißig alle verfügbaren Quests bestreitet und Sammelobjekte aufspürt.

Das Questdesign ist ungemein abwechslungsreich.
Das Questdesign ist ungemein abwechslungsreich.
Dazu muss Red seinen Roboter manchmal auch verlassen, um Truhen zu öffnen, Leitern zu erklimmen, Apparaturen zu bedienen oder schwimmend Gewässer zu passieren. Das Leveldesign ist kompakt, bietet aber viele Interaktionsmöglichkeiten wie Schalter, Kisten, Druckplatten, mobile Bohrköpfe, Lorenfahrten oder Brückenpuzzles. Neben Geld und Energiezellen fürs Robo-Tuning kann man auch Ausschau nach Tönen oder Fotodieben halten, um Musikstücke und Artworks freizuschalten. DSi-Besitzer können letztere via Kamera sogar durch persönliche Schnappschüsse ersetzen, von Mikro oder Touchscreen wird hingegen keinerlei Gebrauch gemacht.

Vielfältiges Jobangebot

Kämpfe sollte man zu Fuß aber auf jeden Fall vermeiden, denn abgesehen von kurzzeitig lähmenden Elektroschocks ist Red ohne seinen Roboter völlig wehrlos. Allerdings sind nicht alle Einsätze kampfbasiert. Das Angebot umfasst auch Dinge wie Fischfang, Versteckspiele, Bergungsaufträge oder eine Schnitzeljagd. Auch als Detektiv, Minenarbeiter, Müllmann, Quizkandidat oder Lagerist ist man im Einsatz.

Das charmant inszenierte und ungemein abwechslungsreiche Questdesign ist eines der Aushängeschilder von Solatorobo und lässt kaum Langeweile aufkommen. Selbst die Kampfeinsätze sind sehr vielseitig und reichen von Kopfgeldjagden auf Piraten oder Wilderer, über Händlereskorten und Bodyguarddienste bis hin zu Duellarenen und mehrstufigen Bosskämpfen. Erfolgreiche Einsätze bringen nicht nur Belohnungen ein, sondern steigern auch das Ansehen, wodurch man immer hochrangigere Jobausschreibungen annehmen kann.

Ab in die Lüfte

Die Wettflüge für bis zu vier Spieler sind eher mau.
Die Wettflüge für bis zu vier Spieler sind eher mau.
Rätsel und Geschicklichkeitseinlagen stehen ebenfalls auf der Tagesordnung, wobei die Lösungswege leider fast immer auf dem Silbertablett serviert werden. Der Spielablauf wird dadurch aber trotzdem angenehm aufgelockert. Lediglich mit den sporadischen und vor allen anfangs unhandlichen Flugeinsätzen konnte ich mich nicht so richtig anfreunden. Besonders die auch mit bis zu drei Freunden bestreitbaren Wettflüge durch mit Hindernissen und Power-Ups gespickte Luftröhren waren extrem lahm und unspektakulär. Zum Glück wurden diese während des Abenteuers nur sehr selten bemüht, sonst hätte ich sie vermutlich ähnlich verflucht wie seinerzeit bei Kingdom Hearts.

Wer trotzdem Spaß daran hat, freut sich aber über ein zusätzliches Spiel im Spiel, das dank ordentlicher Schiffs- und Streckenauswahl sowie Mehrspielertauglichkeit durchaus längerfristig bei Laune halten kann. Allerdings kann man auch ohne Wettflüge sehr viel Zeit mit Solatorobo verbringen: Bis man sämtliche Quests gemeistert und alle Sammelobjekte aufgespürt hat, vergehen locker 20 bis 30 Stunden. Und auch danach kann man sich noch eine ganze Weile mit dem Aufrüsten seines Roboters, verschiedenen Wettkämpfen oder Minispielen wie dem Fischfang beschäftigen. Darüber hinaus soll es auch regelmäßig kostenlosen Quest-Nachschub via Download geben - startend ab Ende dieser Woche.

Fazit

Mit Solatorobo hat CyberConnect2 ein sehr charmantes Action-Rollenspiel geschaffen, das vor allem wegen seiner abwechslungsreichen Aufgabenstellungen und motivierenden Sammelreize bei Laune hält. Auch die originelle Kampfmechanik sorgt für Kurzweil - allerdings sind die Aktionsmöglichkeiten trotz überzeugender Ansätze auf Dauer recht überschaubar. Die gelegentlichen Flugeinlagen inklusive Wettflügen für bis zu vier Hobbypiloten empfand ich hingegen als wenig prickelnd, während man beim Lösen von Rätseln für meinen Geschmack zu sehr an die Hand genommen wurde. Auch der recht moderate Schwierigkeitsgrad richtet sich eher an jüngere Spieler. Nichtsdestotrotz hat mich Reds Odyssee durch das malerische Inselmeer der Shepherd-Republik über zwanzig Stunden gut unterhalten, auch wenn die Story eigentlich erst in der zweiten Hälfte des Spiels richtig Fahrt aufnahm.

Pro

originelles Kampfsystem...
abwechslungsreiches Questdesign
motivierende Sammel- & Upgradereize

Kontra

...dem es aber an Facetten mangelt
nur wenig überzeugende Flugeinlagen
meist auf dem Silbertablett servierte Lösungswege

Wertung

NDS

Charmantes Action-Rollenspiel, das trotz simpler Kämpfe und mäßiger Flugeinlagen erstaunlich gut bei Laune hält.

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