Project Rub27.03.2005, Paul Kautz
Project Rub

Im Test:

Sega hat sich über die Jahre als treuer Lieferant verrückter Ideen erwiesen – sei es das Nutzen von Rasseln als Eingabegerät oder das Bekämpfen von Aliens mittels des rhythmischen Hüftschwungs einer Weltraumreporterin. Project Rub (ab 19,00€ bei kaufen), auch bekannt als »Feel the Magic XY/XX«, schließt sich dieser Reihe nahtlos an. Ob das Ganze auch Spaß macht?

Foto-Lovestory

Es ist die alte Geschichte: Junge trifft Mädchen, Junge verliebt sich in Mädchen, Junge kitzelt für Mädchen einem Freund Goldfische aus dem Magen, kullert auf dem Einrad über Abgründe hinweg und rettet Leute vor einem gigantischen Ameisenbär, um Mädchen zu beeindrucken. Project Rub ist wie WarioWare Touched!  eine Ansammlung von Mini-Games, hat allerdings zwei wichtige Unterschiede: erstens ist die Auswahl nicht mal annähernd so umfangreich (knapp zwei Dutzend Spiele),

Polygonliebe: Der Grafikstil ist sehr ungewöhnlich.
zweitens ist der Grafikstil noch mal eine ganze Ecke abgefahrener. Das Spiel erinnert mit seinem Gelb-lastigen Farbschema und den schwarzen Silhouettenfiguren, an denen nur spezielle Merkmale wie Klamotten eine Farbe haben, an die schrillen Farbspielereien der 60er und 70er Jahre – oder an die iPod-Werbung. Alle Figuren sind trotz des ungewöhnlichen Stils sauber und weich animiert, die Vorstellung er Minigames geschieht in einer dramatischen, teilweise auch animierten Bilderserie.

Die fast komplett ohne Dialoge auskommende Story dreht sich um den verliebten, namenlosen Protagonisten, der das ebenso unbenannte Mädchen seiner Träume um jeden Preis beeindrucken will. Und da, wie jeder weiß, einem die Frauen zu Füßen liegen, wenn man Hasenohren trägt und bekloppte Stunts ausführt, schließt sich der Held der Künstlertruppe »Rub Rabbits« an, die genau das macht. Das Spiel nutzt bis auf die WLAN-Funktion sämtliche Eigenheiten des DS aus: ihr rubbelt, pustet, klatscht und brüllt drauflos, dass es eine Freude ist. Das Geschehen spielt sich auf beiden Screens ab, wobei der obere die aktuelle Aufgabe illustriert, während auf dem unteren die Action abgeht.

Sonic-Frisur gefällig?

Die meisten Minigames setzen dem Namen folgend auf Rubbeleien: Ihr kitzelt mit dem Stylus unfreiwillig verschluckte Goldfische wieder die Speiseröhre hinauf, räumt eine Straße für im Einkaufswagen rasende Verrückte frei, werdet zur Bowlingkugel, um auf der anderen Straßenseite stehende Passanten umzukegeln oder tippt Nummern ein, um einen Fallschirm zu öffnen. Das im DS integrierte Mikro wird u.a. für das Auspusten 

Drauflosgerubbelt: Die Angebetete muss vom Dreck befreit werden.
von Kerzen genutzt, außerdem wartet am Ende jedes Game-Blocks der obligatorische Endgegner – so müsst die die Angebetete z.B. vor einer Herde rasender Bullen beschützen. Speziell diese Abschnitte, aber auch einige Spiele an sich, ziehen sich unnötig in die Länge, da ihr immer mehrere Stufen auf einmal bewältigen müsst – kein Vergleich zu den Fünf-Sekunden-Aufregern in Wario Ware. Jedes Minigame kann nach erfolgreichem Abschluss jederzeit vom Hauptmenü aus wieder gespielt werden.

Spürnasen finden hier allerlei freispielbares Material: Bonusklamotten fürs Girl, weitere Schwierigkeitsgrade, diverse Frisurenstile oder eine Jukebox. Habt ihr GBA-Games des Sonic-Teams wie Sonic Advance 3 oder Sonic Pinball Party im Schrank, könnt ihr sie mit Project Rub für weitere Boni koppeln. Begleitet wird das recht kurze Abenteuer von leicht nerviger Musik, immergleichen Soundeffekten und einigen Sprachsamples – wie dem schmissigen »Rub it!«, das ihr vor jeder Aufgabe zu hören bekommt.   

Fazit

Project Rub ist irgendwie merkwürdig. Damit spiele ich nicht mal auf den abgefahrenen Grafikstil an, den ich persönlich großartig finde (u.a. weil er mich an frühe Polygon-Meisterwerke wie »Flashback« erinnert), sondern ich meine das Gamedesign. Deutlich weniger Minigames als Wario Ware, die dafür länger dauern – im Prinzip ja nicht schlecht. Nur warum die Entwickler diese Spielchen derart auswalzen mussten, will mir nicht in den Kopf. Wie viel Spaß kann es wohl machen, wieder und wieder hampelnde Figuren vor einem Ameisenbären zu retten? Oder als menschliche Bowlingkugel über eine immer dichter befahrene Straße zu kullern? Mir jedenfalls auf Dauer nicht viel, hier wäre tatsächlich weniger mehr gewesen. Die nette Story, die nur über Bilder erzählt wird, das Figurendesign, die verrückten Ideen – alles toll. Aber die Abwechslung bleibt über kurz oder lang auf der Strecke.

Pro

ungewöhnlicher Grafikstil
unterschiedliche Minigames
verrückte Story
einfache Bedienung
diverse Eingabemöglichkeiten
außergewöhnlicher Erzählstil
allerlei freispielbare Boni
mehrere Schwierigkeitsgrade

Kontra

wenig Abwechslung
einige Games ziehen sich unnötig in die Länge
belanglose Akustik
sehr kurz
sehr linear
geringer Wiederspielwert

Wertung

NDS

Ungewöhnlicher Wario Ware-Konkurrent mit abgefahrenem Grafikstil.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.