Test: Lost in Blue (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Lost in Blue
Entwickler:
Publisher: Konami
Release:
10.11.2005
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ab 69,95€
Spielinfo Bilder Videos
Am kommenden Montag wird die Fernsehserie Lost zum großen Finale ansetzen. Serienfans warten gespannt auf die Auflösung all der Geheimnisse, die über Wochen für Spannung sorgten. Wer den Kampf ums Überleben auf einer Insel am eigenen Leib erleben will, kann auch auf dem DS ein Ticket ins Ungewisse buchen: Lost in Blue heißt das Abenteuer, das zwar inhaltlich nichts mit dem TV-Spektakel zu tun hat, aber ein ähnliches Szenario bietet.

Gestrandet im Nirgendwo

Robinson Crusoe lässt grüßen: Der junge Keith wacht nach einem Schiffsunglück klitschnass an einem Strand auf. Zunächst ist von weiteren Überlebenden keine Spur; die Insel erscheint ebenso unangetastet wie menschenleer. Dank der schwappenden Brandung, der Palmen sowie feinen Lichtschächten entsteht sofort eine überaus ansehnliche Kulisse. Der
Oben die Anzeigen für eure Gesundheit, unten ein Sprung über den Fluss.
dynamische Tag- und Nachtwechsel und saubere Kletterbewegungen hinterlassen auch später einen sehr guten Eindruck.

Selbst die Musik weckt mit ihrem lieblichen Rhythmus und einem Hauch von Zwielicht schnell die Entdeckerlust. Doch auch wenn die Sonne fast schon karibisch freundlich strahlt, plagen Hunger, Durst und Ermüdung den einsamen Achtzehnjährigen. Aber er bleibt nicht lang allein: Ein paar schmackhafte Kokosnüsse später entdeckt er ein gestrandetes Mädchen. Sie heißt Skye, war scheinbar auch auf dem Schiff und jetzt wollen die beiden gemeinsam versuchen, von der Insel zu entkommen - kein einfaches Unterfangen.

Survival-Ehepaar

Ähnlich wie in ICO könnt ihr Skye bei der Hand nehmen, sie über Abgründe geleiten und zu Flüssen führen. Rufen könnt ihr sie allerdings nicht und in ihre Haut könnt ihr erst nach dem Durchspielen schlüpfen. Bis dahin besteht ihre Aufgabe darin, in der nahen Höhle für euch zu kochen, zu basteln und den Raum zu verschönern. Später darf sie auch Ziegen melken und Seile flechten - sie ist nützlich, aber bleibt zunächst ein passives Höhlenmütterchen.

Trotz dieser patriarchalischen Rollenverteilung ist immerhin noch Raum für einfache Gespräche: Ihr könnt Skye Mut machen, sie nach ihrem Befinden fragen, euch verabschieden oder sie um einen Gefallen, wie z.B. den Bau eines Korbes, bitten. Und es gibt tatsächlich neben ihrem verträumten Summen auch ein wenig englische Sprachausgabe - sehr schön.

Weniger schön präsentieren sich die deutschen Texte, denn im Detail hat Konmai gehörig geschlampt: Wie kann es sein, dass einfache Worte wie "zurück" oder "springen", die so häufig vorkommen, nicht richtig geschrieben werden? Man liest ständig etwas von "zurüik" oder "sprengen" - arrrgh. Natürlich kann die Orthografie den Spielspaß nicht direkt beeinträchtigen, aber das ist angesichts des Titels einfach schlampig und hätte jedem Qualitätsprüfer sofort auffallen müssen.

Zurück zu Skye und Keith: Trotz der Interaktion und einiger Comiceinblendungen samt deutlicher Mimik nimmt man kaum eine Entwicklung in ihrer Beziehung wahr. Man hat schnell das Gefühl, ein altes Ehepaar im festen Floskeltrott statt ein junges Pärchen im tastenden Flirt vor sich zu haben - man vermisst Leben und Emotionalität. Aber für Romanzen bleibt ohnehin keine Zeit, denn Lost in Blue orientiert sich weniger an den Softskills von Die Sims als vielmehr den harten Fakten eines Harvest Moon : es geht um effektives Zeitmanagement und das nackte Überleben.
     
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Kommentare

johndoe-freename-85452 schrieb am
das \"fazit\" hätte von mir sein können. was hab ich mich gefreut, als ich die ersten reviews gelesen und videos gesehen habe. dann die ernüchterung der ersten tests :( schade, dass hier ein vielversprechendes spielprinzip so versemmelt wurde :(
BadNero schrieb am
Hab mir Lost in Blue auch zugelegt. Aber ich finde es ist etwas zu stressig. Und der Schwierigkeitsgrad ist auch nicht ohne. Die Übersetzung ist jetzt gar nicht so schlimm. Ein an sich gutes Spiel mit kleinen Macken, aber leider nichts für mich.
Jörg Luibl schrieb am
Hotohori hat geschrieben: zumal mir das Spiel vom Thema her gefällt (vielleich auch gerade durch LOST - irgendwie mag ich die Serie ;) ) und Anime Look Spielgrafik liebe ich eh.
Dann kauf's dir. Ich mag Lost auch und Lost in Blue wird trotz seiner Schwächen auf meiner Wunschliste der Fortsetzungen stehen. Wenn du hier und da ein paar Augen zudrücken und viel Geduld mitbringen kannst, wirst du es mögen. 75% bedeutet ja, dass es noch ein gutes Spiel ist. Das letzte Inselabenteuer von Peter Molyneux hat trotz göttlicher Grafik nur befriedigende 70% ergattert... :wink:
Hotohori hat geschrieben: Der Test ist übrigends ganz ok, nur hier und da klingt etwas Frust durch und Dinge die für so ein Spiel eigentlich normal sind klingen etwas zu unnormal.
Danke. Frust hab ich beim Spielen an einigen Stellen gehabt - ich denke, das sollte man auch dem Leser mitteilen, denn diese Emotionen bestimmen auch meinen Spielspaß.
unknown_18 schrieb am
Was die Übersetzung angeht haben sie es wohl diesmal nur bedingt besser gemacht, sollen einige üble Rechtschreibfehler drin sein.
Bei Lost in Blue muss man sich eben einem im klaren sein: auf einer Insel zu stranden ist kein Zuckerschlecken, erst recht nicht wenn man dann auch noch für eine zweite Person allein verantworlich ist. Von daher ist es bei dem Typ von Spiel eigentlich ganz normal das gerade der Anfang extrem schwer ist und es mit der Zeit leichter wird. Auch das man nicht jeden Spieltag die Insel erkunden kann klingt logisch. Also vieles was im Test doch schon teilweise negativ durch klingt halte ich für so ein Spiel noch recht realistisch, es scheint aber doch etwas zu stark in die Richtung zu gehn.
Allerdings scheint dem Spiel hier und da schon was zu fehlen, bei dem was ich schon von anderen Spielern gelesen hab. Eigentlich stand Lost in Blue seit dem ersten Trailer in meiner Must Have Liste sehr weit oben, inzwischen ist er etwas nach unten gerutscht und ich werd mir das Spiel wohl erst nächsten Monat kaufen (3 DS Spiele reichen ja auch im November ^^).
Bin inzwischen aber doch etwas verunsichert ob mir das Spiel nicht zu stressig wird und dadurch zu frustig, aber ich hab mich zu lange auf das Spiel gefreut als das ich es jetzt links liegen lassen würde, zumal mir das Spiel vom Thema her gefällt (vielleich auch gerade durch LOST - irgendwie mag ich die Serie ;) ) und Anime Look Spielgrafik liebe ich eh.
Der Test ist übrigends ganz ok, nur hier und da klingt etwas Frust durch und Dinge die für so ein Spiel eigentlich normal sind klingen etwas zu unnormal.
johndoe-freename-88449 schrieb am
Könnte zu mir nach Hause kommen...
Der Vorgänger Survival Kids (GBC) war imo gut angesetzt, aber ziemlich schlecht gemacht und die Übersetztung war ein Mix aus Deutsch Englisch und Französisch. hoffe dass Konami es diesmal richtig gemacht hat.
schrieb am