Pokémon Dash21.04.2005, Paul Kautz
Pokémon Dash

Im Test:

Pokémon – ist das nicht das unerklärlich erfolgreiche Japano-Rollenspiel, welches Kinder zu erstaunlichen Gedächtnisleistungen (zum Merken der zighundert Minimonster) und Erwachsene zum ungläubigen Grübeln animiert? Pokémon Dash (ab 26,98€ bei kaufen), das erste seiner Art auf dem Nintendo DS ist in mehrfacher Hinsicht ein Ausreißer der Serie: es ist ein Rennspiel, und es macht keinen Spaß.

Kinderkram

Was macht ein Pokémon, wenn ihm langweilig ist? Er rennt lemminggleich drauflos – warum also kein Spiel daraus machen? In der Rolle des gelben Elektroschwanzes Pikachu düst ihr gegen fünf weitere Minimonster über insgesamt 25 Strecken, über Wiesen, Sand und Straßen, von Checkpunkt zu Checkpunkt. So weit, so unaufregend. Das Innovative des Spiels ist gleichzeitig das Nervtötende: die Steuerung. Ihr kontrolliert den Gelbling nicht etwa sinnvollerweise per Digipad – stattdessen wischt ihr mit dem Stylus stupide und ohne Pause über das Touchpad. Je schneller ihr den Screen zerkratzt, desto schneller bewegt sich euer Held. Unterschiedliche Untergründe wirken sich positiv oder negativ auf Pikachus Geschwindigkeit aus, diverse Extras beseitigen diesen Malus kurzzeitig. Gelegentlich müsst ihr auch per Ballon oder Lapras-Pokémon über Hindernisse hinwegschweben bzw. –schwimmen.

Hunderte Strecken!

Habt ihr die Pokémon-Editionen Rubin, Saphir, Feuerrot oder Blattgrün im Schrank, könnt ihr diese parallel zu Dash in den DS stecken. Dadurch werden Bonuscups in Form der entsprechenden Taschenmonster freigeschaltet – eine witzige Idee, aber de facto unspielbar. Bis zu sechs Pikachu-Scheucher dürfen auch gegeneinander antreten, allerdings benötigt jeder sein eigenes Modul. Ganz zu schweigen von guten Augen, denn die pixelige 2D-Grafik erreicht fast Polarium -Niedriggefilde: Ihr seht eure simpel animierten Tierchen von oben, während sie über verschiedenfarbige Kleckse huschen, welche unterschiedliche Landschaftsformen darstellen sollen.

Fakten:

- Rennspiel

- zweiter Screen wird für Karte genutzt

- Steuerung per Touchscreen

- fünf Cups mit je fünf Rennen

- mit GBA-Pokemon-Spielen kombinierbar

- Multiplayermodus für sechs Spieler mit je einem Modul

- automatisches Speichersystem

- nur ein Spielstand

- Steuerung invertierbar

- komplett deutsch

Pro / Kontra:

+ sehr einsteigerfreundlich

+ putzige Soundkulisse

+ sehr zielgruppengerecht aufbereitet

- Steuerung ist schikanöser Selbstzweck

- sehr abwechslungsarm

- extrem simple Optik

- nervige Sprachausgabe

- unausgewogener Schwierigkeitsgrad

Lauf Pikachu, lauf! Solange der Touchscreen hält...
      

Fazit

Das beste Feature von Pokémon Dash ist die besorgte Frage nach jedem gewonnen Cup, ob man nicht ein Pause machen will - eine Nerven beruhigende Zigarette wird einem vom Programm leider nicht angeboten. Im Grunde spricht ja nichts gegen ein Pokémon-Rennspiel, besonders wenn es so zielgruppengerecht aufbereitet ist wie hier. Aber wer zum Teufel hatte die Idee, eine derart schikanöse Steuerung einzubauen, die zu nichts anderem als zum Selbstzweck integriert ist? Eine Nutzung des Digipads und der Buttons hätte denselben Effekt gehabt, und das Ganze auch noch beim Kurvenverhalten angenehmer gestaltet. So ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis man dem Touchscreen Kratzer oder Risse verpasst, wenn man ständig auf den Bildschirm einschabt - das Gezappele macht schon nach einem Rennen keinen Spaß mehr! Mal ganz davon abgesehen, und das ist jetzt sehr persönlich: Wenn ich noch einmal ein schnubbedisüßes »Piiiika!« mit Zucker obendrauf hören muss, werde ich vermutlich dem Klischee des gewalttätigen Videospielers gerecht!

Wertung

NDS

Belangloses Pokémon-Rennspiel mit fürchterlicher Steuerung.

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