Alte und neue Klasse
Trotz all dieser Neuerungen bleibt vieles beim Alten - was gut ist. Ziel ist es z.B. immer noch, alle Einheiten zu vernichten oder das gegnerische Hauptquartier zu erobern: Manchmal kann man durch flinke Blitztransporte tatsächlich lange Stellungskriege verhindern - eine herrliches Manöver übrigens auch in Multiplayer-Matches. Drei Rohstoffe spielen eine Rolle: Euer Kapital, das ihr durch neue Stadteroberungen bekommt. Euer Treibstoff, den ihr in in Basen oder im Feld über Tank- und Transportlastwagen (APCs) bezieht. Und eure Munition, die euch nicht ausgehen sollte und ebenfalls über APCs anrollt. Vor allem in späteren Missionen wird dieser Nachschub immer wichtiger und sorgt für taktisch anspruchsvolle Planungen. Nichts ist peinlicher, als eine vereinsamte Artillerie, die ohne Sprit im Feld verhungert.
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Kleine Zwischensequenzen und Spezialeffekte lockern die Präsentation auf. |
Aber auch Gebäude wie Häfen und Flugplätze sollten in die geostrategische Überlegung einbezogen werden. Entscheidend kann auch die Einnahme von Raketensilos oder Funktürmen sein: Erstere ermöglichen euch umgehend einen gemeinen Bereichsschaden irgendwo auf der Karte, Letztere erhöhen sofort die Schlagkraft eurer Truppen aufgrund verbesserter Kommunikation. Neu sind auch die mächtigen Stealth-Bomber, die man selbst vor der Luftabwehr verstecken kann, oder U-Boote, die auf ihrem Tauchgang vor der Artillerie sicher sind. Hinzu kommen Pieplines, die man gezielt an einigen Stellen zerstören muss, um z.B. an mächtige ferngesteuerte Bomben zu kommen. Das Leveldesign ist imer für eine Überraschung gut. Alte und neue Elemente gehen hier eine verdammt gute Symbiose ein, die nicht nur ein wesentlich tieferes Spielerlebnis bietet als der Urvater anno 1988, sondern auch ausgewachsene PC-Konkurrenten wie das rundenbasierte
Domination schlägt.
Natürlich ist auch wieder ein Nebel des Krieges aktiv, der das unbekannte Terrain zunächst verdunkelt. Aber auch das Gelände und das Wetter spielen eine große Rolle: Da wären Sackgassen, für Fahrzeuge undurchdringliche Gebirge oder enge Furten an Flüssen, die von euch gezielten Truppenbau verlangen. Einheiten im Gebirge feuern deutlich effektiver nach unten, Panzer können sich in Städten optimal verschanzen und Soldaten suchen im Wald Deckung. Da bleiben sie so lange unerkannt, bis die feindliche Aufklärung sie ortet - ideal für Überraschungsangriffe mit Panzerfäusten. Auch plötzlicher Schneefall oder Wüstenwinde können die Karten neu mischen, denn hier verlieren viele Einheiten an Angriffskraft, Sicht-, Reich- oder Marschweite. Wer über seine Karriere genau Bescheid wissen will, kann sich übrigens in einer ewigen Statistik über seine gewonnenen Medaillen, seine gebauten und verlorenen Truppen, seine Rekorde und und und informieren.
Epische Kampagne
Die Kampagne rund um die verfeindeten Kriegsparteien war schon immer das Kernstück der Serie. Und obwohl mittlerweile so viele Jahre zwischen den einzelnen Teilen liegen, gibt es immer noch einen roten Faden im Advance Wars-Universum, der vor allem von den Kommandeuren gehalten wird: Kenner werden einige altbekannte Gesichter sowie neun neue Generäle finden. Die bereichern natürlich nicht nur die Story, sondern auch die taktischen Möglichkeiten aufgrund ihrer Spezialfähigkeiten. Sehr schön ist, dass sie mit jeder Schlacht an Erfahrung gewinnen, die wiederum Prozentchen für Prozentchen ihre Schlagkraft erhöhen, und dass man sie auch in Einzelduellen gegen die KI aufpeppeln kann. Habt ihr einen Liebling? Dann kämpft mit ihm oft und ausgiebig. Ihr begegnet Mitgliedern von insgesamt fünf Parteien; Orange Star, Blue Moon, Yellow Comet, Green Earth und natürlich Black Hole. Darunter einige bizarre Kreaturen wie Jugger, der einäugige Robot-Irre, oder die aufgeblasene Wunderlady Lash.
Obwohl die Story weder mit Sprachausgabe noch mit erwachsenem Stil oder einem wirklich dramatischen Plot aufwarten kann, punktet sie auf anderen Ebenen. Da wäre zunächst der Umfang, der euch knapp zwanzig Stunden Unterhaltung garantiert und Kennern weitere Einsichten ins Wars-Universum bietet. Hinzu kommen die durchaus spannenden erzählerischen Verzahnungen von Allianzen und Superwaffen, die einen schon mal während der Schlacht auf die Suche nach einem Konstruktionsplan schicken. Und der zunächst kitschig anmutende Auftritt der verfeindeten Kommandeure wird z.B. von einigen sehr amüsanten Dialogen voller Ironie und Biss begleitet, die immerhin für das ein oder andere Grinsen während des weltpolitischen Gezänks sorgen. Natürlich kommt aufgrund des Comicstils und der überzeichneten Charaktere nie wirklich ein Bedrohungsgefühl auf, aber man kann sich im Laufe der Kampagne tatsächlich immer besser mit eingen Personen identifizieren und triumphiert hämisch, wenn man der Black Hole Army mal wieder in den Allerwertesten getreten hat.
Skirmish & Einzelkämpfe
Falls ihr die Kampagne gemeistert habt oder während des Feldzugs Abwechslung sucht, habt ihr reichlich Gelegenheit dazu: Im Survival-Modus müsst ihr eure Feldherrenkünste z.B. unter einer von drei Beschränkungen beweisen. Entweder dürft ihr eine Reihe von neuen Karten mit begrenzter Rundenzahl bestreiten, was unheimlich motiviert, da es hier auf schnelle Siege ankommt. Oder ihr geht das Ganze gleich in Echtzeit an, was noch hektischer und anspruchsvoller ist, oder gar mit begrenztem Geldvorrat, so dass äußerst effiziente Kosten-Nutzen-Planung gefragt ist. Hier kann man sich als Profi herrlich autoben und in der Highscore gegen seine eigenen Rekorde antreten.
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Das Design ist zwar edler und abwechslungsreicher als auf dem GBA, aber nicht wesentlich besser. |
Advance Wars DS hat auch einen komplexen Skirmish-Modus: Im War-Room kämpft ihr auf kleinen, mittleren und großen Karten gegen die KI. Ihr gewinnt hier je nach Voreinstellung mehr oder weniger Erfahrungspunkte für euren General: Ihr könnt z.B. nur gegen einen oder etwas schwieriger gleich gegen zwei Kommandeure antreten; ihr könnt euch selbst als Duo
gegenüber einem Solisten einen Vorteil verschaffen oder euch von Anfang an in einen Zwei-Fronten-Krieg stürzen. Egal ob Einsteiger oder Kenner: Jeder kann sich hier den idealen Konflikt schnitzen. Da diese je nach Größe sehr lange dauern können, kommen einem die drei Speicherplätze entgegen; so kann man die Kampagne und die Kleinkriege parallel sichern.
Kabelloser Multiplayer-Spaß
Auch bis zu vier menschliche Spieler können mit mehreren DS in verschiedenen Modi kabellos loslegen, wenn sie alle ein Modul besitzen: Ihr könnt Kommandeure festlegen, Teams bilden und auf Wunsch sogar auf klassischen GBA-Karten kämpfen. Seid ihr z.B. nur zu dritt, könnt ihr den letzten Platz auch von der KI kontrollieren lassen. In den Optionen kann man vom Nebel des Krieges, der Wetterlage, des Geländes, des Geldvorrats bis hin zum Einsatz von Spezialkräften oder einer Rundenbegrenzung alles einstellen. Nützlich: Während der Schlachten dürft ihr euch auch Botschaften mit taktischen Hinweisen schicken. Praktisch: Falls ihr zu zweit, zu dritt oder zu viert seid, aber nur einen DS und ein Spiel habt, könnt ihr im Versus-Modus auch abwechselnd eine Schlacht austragen. Noch eine Möglichkeit, ohne genügend Module sogar mit bis zu acht Mann zu spielen, bietet der Combat-Modus.
Action & Editor
Ein absolutes Novum ist der Combat-Modus mit Echtzeitgefechten: Hier geht es tatsächlich zum ersten Mal in der Geschichte der Reihe wie in einem Actionspiel zu. Ihr bestimmt eure Einheiten vor dem Start und steuert diese dann mit dem Digikreuz über die 2D-Landschaft, während ihr mit dem Stylus oder Buttons Projektile, Bomben oder Spezialwaffen abfeuert. In der Mitte der Karte befinden sich meist KI-Feinde, die alles bekämpfen. Ziel ist es, schnell mit einer Einheit die gegnerische Basis zu erreichen und dort einige Sekunden auszuharren: Erreicht der Countdown null, bevor man vernichtet wird, hat man das Spiel gewonnen. Hört sich bizarr an, ist bizarr, aber ehrlich gesagt nicht mehr als eine nette Dreingabe für zwischendurch. Echte Advance Wars-Veteranen dürften genau so die Nase rümpfen wie Action-Fans, denn hier fehlt es auf Dauer an Abwechslung, Tiefe und natürlich auch ansprechender Grafik.
Interessanter ist da schon der Editor: Ihr könnt nämlich nicht nur zusätzliche Outfits für eure Feldherren oder neue Karten kaufen, sondern auch selbst Hand anlegen. Im Designbereich lassen sich Haarfarbe und Kleidung der Kommandeure verändern sowie ganze Maps inklusive Einheiten erstellen. Das Schöne ist, dass ihr auf ihnen spielen und sie untereinander tauschen könnt. Last but not least lässt sich auch die Demo zum Spiel zwischen zwei DS verschicken, um Freunden eine Kostprobe dieses strategischen Leckerbissens zu geben.