Spyro Shadow Legacy16.11.2005, Paul Kautz
Spyro Shadow Legacy

Im Test:

Spyro – bereits seit 1998 hoppelt der kleine lila Drache über alle möglichen Plattformen, flammt sich durch phantasiereiche Gegner (sowie Schafe) und in die Herzen der Spieler. Sein erster DS-Auftritt wird allerdings nicht als erfolgreiche Premiere in die Spielegeschichte eingehen.

Immer auf die Kleinen

Arme Drachen: Ein magischer Sturm bläst über das Feuerspuckerland und lässt Spyros Lehrer, die Älteren, in das mysteriöse Schattenreich verschwinden. Bleibt wieder mal nur einer übrig, um den Schlamassel aufzuklären: Der Kleinste von allen. Spyro muss Magie erlernen und ins Schattenreich gehen, um seine Freunde wieder zu befreien. Das erfahrt ihr durch Texteinblendungen und kleinere Zwischenbilder, wobei die 

Die Bossgegner weisen eine beachtliche Größe auf.
Texte sowohl auf dem oberen Bildschirm als auch parallel auf dem Touchscreen angezeigt werden – unten ist lediglich der Font hässlicher.

Drei Dinge, die dem Spyro-Spieler sofort auffallen werden: Erstens ist die Perspektive neu. Sie ist nicht 3D wie auf den großen Plattformen, sie ist nicht Iso wie auf dem GBA – sondern sie ist standardmäßig irgendwo dazwischen. Zweitens muss sich Spyro irgendwann die Drachenfüße gebrochen habe, denn er bewegt sich mit der Geschwindigkeit einer Schnecke auf Superkleber – geradezu unerträglich langsam! Erst mit ständig gedrückter Turbo-Taste erreicht er seinen aus anderen Spielen bekannten schnellen Normaltrab. Drittens und schlimmstens: Das Spiel ruckelt, und zwar jederzeit. Egal wo ihr seid, überall wird man das Gefühl nicht los, dass mit der Hardware etwas nicht stimmt, denn ständig zuckelt es hier ein bisschen und ruckt es da ein wenig. Das nervt nicht nur höllisch, sondern verleitet auch die prinzipiell sehr anhörbare Musik zum ständigen Knacksen.

Böse Schattenwelt!

Das Ruckeln hat seine Wurzeln wie alles Übel in der Schattenwelt. Später lernt ihr nämlich den fliegenden Wechsel zwischen der normalen und der schattigen Dimension, so dass beide Welten ständig im Speicher gehalten werden müssen – womit der DS scheinbar überfordert ist. Hier wie dort findet ihr jede Menge Gegner, die nach einem Flammenstoß nicht nur Edelsteine, sondern auch Erfahrung hinterlassen, die Spyro neue Bewegungen und Kampfmanöver bringt. Allerdings steht davor das Ärgernis des Kampfes – oder vielmehr die bösartige Kollisionsabfrage: Manchmal haltet ihr genau auf einen Feind drauf und es passiert nichts! Manchmal seid ihr offensichtlich einige Pixel entfernt und der Treffer sitzt. Gelegentlich könnt ihr sogar durch Wände oder Hindernisse hindurch angreifen – allerdings kriegen das die Feinde auch hin. Schlimm sind auch die durch die Perspektive auftretenden Orientierungsprobleme: Wo kann ich draufspringen, wo nicht? Diese Frage wird euch durch schlecht erkennbare Höhenunterschiede nicht  leicht gemacht.

Schöne Effekte können nicht über die ruckelige Grafik hinwegtäuschen.
Dem Touchscreen kommt neben der Zweitverwertung der Storytexte auch noch die Bedeutung des Inventars zu - hier werden alle gesammelten Gegenstände in Gruppen zusammengefasst und präsentiert. Zusätzlich dient er als Übergangs-Malkasten: Wollt ihr euch von einem Punkt zu einem anderen teleportieren, müsst ihr mit dem Stylus das entsprechende Symbol ins Spiel kritzeln; offensichtlich wollten die Designer den Touchscreen irgendwie nutzen, allerdings gingen ihnen dann die Ideen aus. Das gilt übrigens auch fürs Missionsdesign, das kaum über simple »Gehe da hin, erledige soundso viele Gegner« oder Sidequests à la »Finde dies, finde das« hinausgeht. All das passiert in farbenreicher, schöner Grafik mit putzig animierten 3D-Figuren.  

Fazit

Es gab schon seit einiger Zeit kein Spyro-Game für Handhelds mehr – und angesichts von Shadow Legacy ist das vielleicht auch keine üble Sache. Das Spiel steckt voller guter, aber bestenfalls halbherzig ausgeführter Ideen und es hinterlässt von der ersten Sekunde an den Eindruck, als sei es reichlich übereilt veröffentlicht worden. Das fängt bei der ruckeligen Grafik an, geht über die alberne Touchscreen-Nutzung weiter und hört bei Unfug wie der doppelten Textanzeige lange nicht auf. Die Halbherzigkeit des Spiels erkennt man am auch am Handbuch, dem schlicht die Hälfte der dt. Bedienungsanleitung fehlt – dafür ist die Französische anderthalb Mal drin. Schade um die schöne Optik und die netten Ideen, aber spielerisch ist jedes GBA-Game der Reihe wertvoller – von den PSone- und PS2-Games ganz zu schweigen. Bei denen gab es zwar auch Ausrutscher, aber keine Bauchlandung wie bei Shadow Legacy.

Pro

schöne Grafik
schön komponierte Musik
zwei überlappende Welten
zugängliches Missionsdesign
putzige Charaktere

Kontra

ruckeliges Scrolling
knackende Musik
erbärmlich langsame Laufgeschwindigkeit
massig perspektivische Probleme
unzuverlässige Kollisionsabfrage
merkwürdige Tastenbelegung
kaum Wiederspielwert
alberne Touchscreen-Nutzung

Wertung

NDS

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.