Myst01.12.2007, Jörg Luibl
Myst

Im Test:

Manchmal werden Spiele richtig versaut. Vor allem, wenn sie schlampig und unprofessionell von ihrem Muttersystem auf ein kleines System gescheucht werden. Manchmal werden sie sogar vergewaltigt. Genau so geht es leider auch Myst (ab 10,00€ bei kaufen). Das Adventure, das 1993 auf zig Plattformen debütierte und sich über die Jahre eine große Fangemeinde auf dem PC sichern konnte, feiert gerade eine grauenvolle Premiere auf dem DS.

Rechtschreibung? Setzen, sechs.

Wie schlecht muss eine Qualitätssicherung sein, die Fehler im Hauptmenü übersieht? Also im ersten Bild eines Spiels? Was soll bitte "Spiel Last" bedeuten? Etwa das letzte gespeicherte Spiel? Vermutlich. Weiter geht es mit Hinweisen à la "Seite albegen" - kurzum: Die deutsche Übersetzung der (wenigen!) Texte innerhalb der Menüs ist eine Katastrophe. Und weil man dermaßen motiviert so richtig in Stimmung kommt, legen die groben Standbilder noch eine Schippe auf: Wer an eine Szene heranzoomt darf hässliche Pixelgemälde betrachten. Und braune Vierecke sind übrigens Schalter.

Spätestens hier war Schluss: Wie können nur solche Grafikfehler durch die Qualitätssicherung kommen? Eine Frechheit!
Erinnert sich noch jemand daran, was Myst seinerzeit ausmachte? Richtig! Die monumentale Kulisse, die schönen Panoramen, die rätselhaften Apparaturen und Aussichten. All das waren vor allem grafische Reize, über die man in eine fremde Welt abtauchen konnte. Der DS ist zwar für derartige Abenteuer schon technisch nicht gerade die beste Wahl, aber er kann durchaus bezaubern: Man denke z.B. an das überaus idyllische Another Code !

Kulisse? Setzen, sechs.

Aber das, was hier angeboten wird, sind nicht nur lieblose Standbilder, die wie schlecht eingescannt wirken, sondern auch noch Grafikfehler. Ich stehe an einem Brunnen, drehe mich um und sehe nicht den Fichtenwald auf dem oberen Schirm, sondern eine zerschossene Kulisse, deren unterer Bereich komplett kaputt ist. Soetwas habe ich das letzte Mal gesehen, wenn meine Treiber auf dem PC nicht auf dem neuesten Stand waren - aber auf Nintendos Kleinem? Noch nie.

Eigentlich könnten wir an dieser Stelle den Test schon abbrechen, denn bei Myst scheint es sich, nein muss es sich um eine Alphafassung handeln, die irrtümlicherweise in den Handel gelangte. Oder wie erklären sich diese Schnitzer? Aber selbst wenn wir wohlwollend davon ausgehen würden, dass sowohl Texte sauber als auch Bilder fehlerfrei angezeigt werden würden, hätte dieses Abenteuer keine Chance. Warum kann ich mit dem Fotoapparat nur ein blödes Bild machen? Warum gibt es kein Tutorial?

Steuerung? Technik? Setzen, sechs.

Die Steuerung ist viel zu hektisch, sowohl bei der Bewegung durch die Welt als auch beim Umblättern von Buchseiten - die übrigens selbst mit der Lupe nicht gerade leicht zu lesen sind. Oder versucht mal die Weltkarte zu entziffern: Wenn man sich anstrengt, kommt man auf Orte wie "Clocktower" oder "Spaceship". Hallo? Warum kann ich die Karte nicht vergrößern? Es ist ohnehin nicht leicht, etwas in dieser Welt zu erkennen.

Die DS-Eigenschaften werden kaum bis gar nicht genutzt, selbst die Schultertasten nicht, es gibt kein Intro und keinen stimmungsvollen Einstieg. Und wenn man sich dennoch durch die Kulisse bewegt, indem man mit den Stylus links, rechts, unten oder oben tippt, dann kann trotz des Rauschen des Meeres keine Rede von Entdeckergefühl sein. Ja, es gibt Notizen, Schalter, Figuren, Hologramme und andere rätselhafte Dinge. Aber will ich die entdecken? Nein, nicht in dieser grauenhaften, vor Fehlern strotzenden Umgebung. Und spätestens, wenn man dann noch den ersten Systemabsturz erlebt, sollte man dieses defekte Spiel umtauschen - schlimmer geht's nicht!

Fazit

Hallo Midway? Dieses Spiel ist eine Frechheit! Auf der Packung steht noch was von "Bestseller", in der Packung steckt ein "Dreckseller". Diese in allen Belangen schlampige und lieblose Umsetzung ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht für alle Fans des Grafikadventures, sondern eine Technikschande für Nintendos DS. Spiele wie Another Code haben bewiesen, dass man auch auf dem Kleinen idyllische Schauplätze erschaffen und anspruchsvolle Adventures inszenieren kann. Aber die Welt, die man hier für knapp 30 Euro betritt, strotzt nur so vor Fehlern. Über die Rechtschreibung im Menü hätte man evtl. noch mit einem Grummeln hinwegsehen können, wenn der Rest des Abenteuers packen würde. Aber dann begegnet mir der erste böse Grafikfehler, den ich jemals auf einem DS gesehen habe, dann erlebt man den ersten Systemabsturz. Das Spiel friert ein und die Geduld ist am Ende. Schämt euch für diese Schlamperei!

Kontra

böse Grafikfehler
sporadische Abstürze
schlechte Bildqualität
fehlerhafte Texte
nervöse Steuerung
null Animationen
Körperverletzung für Myst-Fans

Wertung

NDS

Dieses Spiel ist eine Frechheit: Grafikfehler, Textfehler und schlechte Bildqualität - Finger weg!

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