Brothers in Arms DS15.06.2007, Jan Wöbbeking
Brothers in Arms DS

Im Test:

Nanu, auch der DS bekommt einen Ableger der Brothers in Arms-Reihe? Nintendos zierlicher Handheld ist nicht gerade das Gerät, das man in der Jackentasche eines typischen Shooterfreundes vermuten würde. Zugegeben, Metroid Prime Hunters hat bewiesen, dass der Touchscreen wie gemacht ist für präzise Action. Außerdem dürften die taktischen Befehle mit dem Stylus um einiges besser von der Hand gehen, als in der hakeligen PSP-Episode.

Befehlsverweigerung

Wie kann ich meinen virtuellen Waffenbrüdern Befehle erteilen? Die Antwort ist einfach: gar nicht. Ubisoft bricht mit der Serientradition und entscheidet sich dafür, extra für Nintendos DS einen unkomplizierten Militär-Shooter im Stil der genannten Konkurrenten von Electronic Arts und Activision herauszubringen. Keine strategischen Entscheidungen, kein Nachdenken. Ihr braucht lediglich einen flinker Finger und ein geschicktes Händchen am Stylus, um nicht im unbarmherzigen Dauerbeschuss der "Krauts" unterzugehen. Denn die mit detaillierten Texturen verzierten Nazi-Bösewichte kennen weder Gnade noch Pause und greifen euch unablässig von allen Seiten an.

Taktik ade - der DS-Ableger ist ein reiner Action-Shooter. Eure Gegner dürft ihr nur noch flankieren, wenn es das Spiel vorsieht.
Auch die Einsatzgebiete, die tunesische Wüste, die Ardennen und die obligatorische Normandie, wurden gut inszeniert. Lediglich die durchgehend niedrige Framerate und der starke Grafikaufbau trüben das Bild. Manchmal bekommt ihr sogar richtig beeindruckende Bilder zu Gesicht, wenn ihr z.B. einen großen Turm mit einer Panzerfaust zum Einsturz bringt. All diese Szenen laufen allerdings jedes mal gleich ab - sie sind zu 100% gescriptet, wie auch der Rest des Spiels. Wenn ihr eure Gegner flankiert, dann nur, weil es die Spieldesigner eben genau an der Stelle vorgesehen haben. Sogar eure deutschen Widersacher setzen kaum Grips und Deckung ein. Meist stellen sie sich einfach in eure Schusslinie und versuchen euch durch schiere Überzahl in die Knie zu zwingen.

Langsam wird's eng.

Ihr schaut eurem uniformierten Alter Ego über die Schulter und lasst ihn via Steuerkreuz durch die engen Level-Schläuche laufen, die auf dem oberen Bildschirm zu sehen sind. Kleine Hindernisse überspringt er automatisch. Der Stylus fungiert wie bei Metroid Prime Hunters als Mausersatz. Streicht ihr mit dem Plastikstift z.B. von links unten nach rechts oben, bewegt sich auch die Kamera in diese Richtung. Das Kreuz verweilt allerdings nicht immer komplett in der Mitte des Bildschirms. Statt dessen könnt ihr es ein kleines Stück vom Zentrum weg bewegen. Auf diese Art könnt ihr nahe Gegner quasi aus der Hüfte erschießen.

Wollt ihr genauer treffen, klickt ihr auf das Touchscreen-Icon mit dem Fernglas. Dann bleibt ihr stehen, legt auf euren Gegner an und könnt ein wenig präziser schießen. Bleibt ihr in der Nähe einer Wand oder eines Sandsacks stehen, geht euer Schützling automatisch in Deckung. Auf diese Weise könnt ihr um die Ecke schauen und das Zielkreuz über einen Gegner bewegen. Dann fehlt nur noch ein Druck auf den Abzug und schon springt euer Soldat aus seinem Versteck und feuert eine Salve ab. Lasst ihr die L-Taste wieder los, springt er zurück in die sichere Deckung. Werft ihr eine Handgranate, könnt ihr mittels Touchscreen die Wurfbahn bestimmen. Das klappt im Grunde recht gut, allerdings nimmt euch die ungünstig platzierte Kamera dabei häufig die Sicht.         

Kampf oder Krampf?

Die Handhabung ist um einiges einfacher ausgefallen als bei manch anderem Shooter und sie funktioniert auch einigermaßen ordentlich. Doch in hektischen Situationen reagiert sie nicht schnell und präzise genug.

Jetzt wird's lustig: Mit eurer fahrenden Festung jagt ihr die gegenrischen Panzer im Sekundentakt in die Luft.
Die niedrige Framerate trägt ihren Teil dazu bei, dass ihr manchmal nicht mehr wisst, wo vorne und hinten ist. Plötzlich steht ihr mitten in die Schusslinie eurer Gegner und dürft erst einmal sekundenlang Kugeln einsteckt, bevor ihr überhaupt wisst, wo sie sich versteckt haben.

Offenbar ist auch den Entwicklern aufgefallen, was für ein unübersichtliches Chaos sich manchmal auf dem Bildschirm abspielt und dass der Spieler nur unzureichend darauf reagieren kann. Deshalb haben sie euren Charakter zumindest auf der normalen Schwierigkeitsstufe mit derart viel Energie ausgestattet, dass sogar übermenschliche Superkrieger wie der Master Chief neidisch werden. Fünf Sekunden lang im gegnerischen Kugelhagel duschen - kein Problem für unseren Helden. Ein Volltreffer aus der Panzerfaust - danke sehr, der nächste bitte. Sogar wenn euch ein gegnerischer Panzer mit seiner Kanone malträtiert, färbt sich der Bildschirm nur langsam rot. Spätestens dann ist es aber Zeit, für ein paar Sekunden Schutz zu suchen, um das Schild aufzuladen.

Panzer-Gaudi

Noch länger als der Charakter hält der Panzer durch, in den ihr von Zeit zu Zeit steigen dürft. Die Panzerfahrten sind das Highlight des Spiels. Es macht einfach tierischen Spaß, durch das Terrain zu donnern und die gegnerischen Tanks, Geschützstellungen, Bunker und flüchtende Soldaten im Sekundentakt zum Teufel zu jagen. Die gelungenen Soundeffekte lassen das ganze übrigens recht realistisch wirken. Das typische pathetische Helden-Orchester gibt es zum Glück nur in den Menüs zu hören. Im Spiel lauscht ihr dagegen nur den Explosionsgeräuschen, den Schreien eurer Gegner und dem Quietschen der Panzerketten.       

Fazit

Schade: Ubisoft hat den Steuerungsvorteil des Nintendo DS verschenkt - mittels Touchscreen hätte man doch so schön seine Kameraden dirigieren können! Vielleicht haben sich die Entwickler wegen der schwachen Rechenpower des Handhelds nicht an strategische Elemente mit komplexer KI gewagt und statt dessen lieber versucht, einen guten, einfachen Action-Shooter abzuliefern. Das ist ihnen in Ansätzen auch gelungen. Doch für ein derart schnelles und hektisches Spiel ist mir die Steuerung zu ungenau. Warum bleibt das Steuerkreuz nicht einfach immer in der Mitte des Bildschirms? Okay, es wirkt realistischer, dass man nicht alles und jeden einfach aus der Hüfte trifft. Doch auch beim Zielen über Kimme und Korn will das Fadenkreuz einfach nicht in der Mitte stehen bleiben. Immerhin wartet temporeiche und grafisch ansprechende Action auf euch - besonders die Panzerfahrten sind eine Gaudi. Doch kaum hat der Spaß begonnen, hört er auch schon wieder auf. Die Kampagne ist an einem Abend durchgezockt. Danach warten nur noch ein höherer Schwierigkeitsgrad und einfache Death-Matches gegen bis zu drei Freunde auf euch. Allerdings nur, wenn die sich das Spiel ebenfalls zugelegt haben.

Pro

temporeiche Action
spaßige Panzerfahrten
opulente Explosionen und Dreck-Fontainen
detaillierte Figuren und Kulissen

Kontra

<P>
die drei Solo-Kampagnen sind in wenigen Stunden durchgespielt
entgegen der Serientradition keinerlei Taktik-Elemente
sehr schmale Level-Schläuche
das Spielgeschehen ist von vorne bis hinten gescriptet
Übersichtsprobleme
durchgängig niedrige Bildrate
starker Grafikaufbau</P>

Wertung

NDS

Schießen statt dirigieren: Der DS-Teil der Serie bietet atemlose aber leider auch arg unübersichtliche Action ohne Taktik-Komponente.

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