Civilization Revolution12.09.2008, Jörg Luibl
Civilization Revolution

Im Test:

Nachdem Sid Meiers kunterbuntes Civilization Revolution (ab 21,99€ bei kaufen) auf Xbox 360 und PlayStation 3 für gute Unterhaltung sorgen konnt, musste sich die DS-Version beweisen. Hat Firaxis das Spieldesign 1:1 übernommen oder es auf die Möglichkeiten von Nintendos Handheld zugeschnitten? Wir sind mit Stylus & Co auf Welteroberung gegangen...

Ungewohnte Wartezeit

Bombenalarm: Auf dem DS begegnen euch alle Einheiten und Truppentypen, die auch auf Xbox 360 und PS3 auftauchen - das Spiel ist bis auf die kleineren Karten nahezu identisch.
Gut Welteroberung will Weile haben? Da möchte man sich mit Napoleon auf den strategischen Durchmarsch von der Steinzeit bis ins Raumfahrtzeitalter begeben und muss sich erstmal zurücklehnen, denn der "Sicherungsspeicher wird initialisiert". Die Wartezeit ist für den DS ungewöhnlich lang, nährt aber die Hoffnung, dass man sich im Miniformat auf dasselbe Spiel freuen kann, das auf den großen Konsolen schon für kurzweilige Strategie-Unterhaltung sorgen konnte. Und tatsächlich: Das Team von Firaxis hat das Spielkonzept 1:1 übertragen, so dass euch wie auf Xbox 360 und PS3 ein Civilization IV light erwartet.

Auf der edlen Benutzeroberfläche erwarten euch daher auch dieselben Spielmodi: Es gibt Zufallskarten, zehn Szenarien und sogar das Spiel der Woche, das jeden Sonntag über die Wi-Fi-Verbindung von den Entwicklern angeboten wird. Dahinter verbirgt sich quasi eine neue Karte mit neuen Herausforderungen für Solisten. Aber selbst ohne dieses Aktualisierungshäppchen hat das Spiel viel historisches Eroberungsmaterial zu bieten: Ihr könnt euch in einem hunnischen, imperialistischen oder militaristischen Szenario beweisen; ihr könnt direkt mit voll ausgerüsteter Armee in die Schlacht ziehen oder einen Start mit technologisch fortgeschrittenen Völkern wählen.

Comicgrafik & Welteroberung

Der Civilization-Genießer wählt natürlich das freie Spiel mit großer Karte und einen der fünf Schwierigkeitsgrade, bevor er sich einen der 15 Herrscher aussucht: Auch auf dem DS stehen euch die Comic-Pendants von Cäsar, Kleopatra, Bismarck & Co zur Verfügung - allerdings wirken die Oberhäupter hier nicht so markant wie die bunten 3D-Figuren auf den großen Konsolen. Obwohl sie mit rudimentärer Gestik und Mimik aufwarten, sind sie eher schlicht gezeichnet. Diese Beschränkung auf das Wesentliche zieht sich durch die gesamte Präsentation; dabei sind vor allem die Hintergrundgrafiken in den Städten sowie die "Übergangsgemälde" zwischen den Epochen sehr mager - von Pracht und Monumentalität ist da keine Spur,

Während sich die Kampfanimationen noch sehen lassen können, leidet der Rest der Präsentation unter Statik und Sterilität. Auch die 2D-Comicherrscher bleiben blass.
obwohl auch der DS hier zu weitaus mehr fähig ist. Immerhin tauchen alte Bekannte wie der blau tätowierte Barbar genau so auf wie der wirre Wissenschaftler und seine Kollegen als hilfreiche Berater.

Noch vertrauter ist dann das Spielprinzip: Ihr gründet eine Stadt, achtet auf die kluge Ernte von Rohstoffen, damit ihr expandieren und neue Siedler rekrutieren könnt, sowie auf den Bau von Kriegern, die die Metropole schützen oder die Landschaft erkunden. Es gibt für das Stadtmanagement die vier bekannten Schwerpunkte (Nahrung, Gold, Produktion, Wissenschaft) sowie die vier Siegmöglichkeiten in den Bereichen Technologie, Herrschaft, Wirtschaft und Kultur sowie das identische Kampfsystem mit Veteranenaufrüstung ab drei Siegen. Diese Duelle werden sogar sehr ansehmlich dargestellt: Zwar bleiben alle Krieger gesichtlos, aber dafür können sich die Animationen inkl. Todeshieb durchaus sehen lassen.

Die Landschaft kann auf dem DS natürlich nicht mit dem hübschen 3D-Vorbild mithalten und zeigt euch einfach eine zweidimensionale Welt, deren Städte, Geografie und Barbaren zum größten Teil im Nebel des Krieges liegen. Etwas Bewegung hier und da hätte allerdings nicht geschadet - so bleibt es bei einer statischen Karte. Schade ist auch, dass man die Stadticons so hässlich und die Bedienung so unnötig kompliziert gemacht hat: Was soll z.B. das Kreismenü über den Siedlungen, das mir vier weitere Möglichkeiten bietet? Hier hätte mich doch ein einfacher Doppelklick mit dem Stylus in das Stadtmenü bringen können! Überhaupt braucht man einige Zeit, um sich mit der Benutzeroberfläche vertraut zu machen, die in vielen Bereichen eher an PC-Komplexität als an DS-Intuition erinnert. Zudem bleibt sie einige Informationen schuldig: Man erfährt z.B. nicht, um was für einen Rohstoff es sich auf der Karte handelt, wenn man mit dem Stylus darüber fährt - man kann es sich zwar denken, aber hier wäre direktes Feedback einfach nützlicher gewesen.    

Fazit

Völker, Forschung, Militär, Rohstoffe, Technologiebäume - alles dabei! Auch auf dem DS macht die Welteroberung Spaß. Aber das, was Civilization Revolution auf Xbox 360 und PlayStation 3 abseits der gelungenen Spielmechanik so reizvoll gemacht hat, war das lebendige Theater der Figuren, die witzige Mimik und Gestik - all das wurde auf dem DS auf ein spartanisches Minimum an Comicgrafik und leichter Bewegung runtergeschraubt. Das ist aus technischer Sicht zwar verständlich, aber Firaxis hätte das über ansehnlichere Übergangs- & Stadtgrafiken, eine wenigstens leicht animierte Karte und vor allem eine reaktivere Stylusbedienung kompensieren können. Man kommt zwar gerade als Civilization-Kenner irgendwann gut klar mit der Bedienung, aber statt DS-Intuition versprüht sie gerade zu Beginn eher spröden PC-Charme. Das vergeht, man fummelt sich rein und unter der kargen Oberfläche schlummert immer noch das gute Grundgerüst eines Civilization light: Kluger Aufbau ist nötig, blindes Erobern hingegen nicht möglich und man kann auf die vier bekannten Arten gewinnen; auch das Kampfsystem kann sich sehen lassen. Das Spiel läuft jetzt allerdings auch aufgrund der kleineren Karten viel schneller ab. Die zehn Szenarien sind daher für die Langzeitmotivation gerade okay, später lockt noch der gute WiFi-Modus mit Lobbyfunktion sowie dem Spiel der Woche.

Pro

+ mehr als ein Dutzend Völker+ zehn Szenarien
vier Siegvarianten
inkl. Wunder, Straßen, Forschung
gutes militärische Upgrade-System
Einheiten gewinnen Erfahrung & Armeebildung
Internet-Spiel, Online-Lobby & Freundessuche

Kontra

karge Präsentation in 2D-Grafik
etwas zu fummelige Bedienung
zu wenig Feedback auf Stylusdruck
für Solisten zu kurzweilig
komplett statische Karte
nur rudimentäre Diplomatie
kaum Nutzung der DS-Technik
kleinere Karten als auf 360/PS3

Wertung

NDS

Nicht ganz so gut wie auf 360 & PS3: Die Präsentation ist leider fade, das Spielprinzip bleibt ein gutes!

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