Dementium: Die Anstalt08.01.2008, Jan Wöbbeking
Dementium: Die Anstalt

Im Test:

Lust auf Blutwurst? Auf der Games Convention ließ uns Publisher Gamecock einen äußerst viel versprechenden Blick auf seinen Survival-Shooter für den DS werfen. Da sich bisher nur Amerikaner durch die rot verschmierten Flure einer ehemaligen Klinik ballern dürfen und keine deutsche Veröffentlichung angekündigt ist, nehmen wir für euch die US-Fassung unter die Lupe. Guten Appetit!

Warte nur ein Weilchen...

Ein einziger nur noch - nur ein klitzekleiner letzter Treffer. Bleib stehen, verdammt! Ein ums andere mal hetze ich durch das symmetrische Gebilde aus über und über mit Blut dekorierten Gängen. Für einen halb verwesten Rollstuhlfahrer ist der Levelboss ziemlich gut zu Fuß. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass mein Alter Ego recht langsam in der Gegend herum schleicht. Selbst wenn ich zwei mal schnell hintereinander das Steuerkreuz nach oben drücke, kommt er nicht wirklich in Wallung. Sei's drum - ich biege um die Ecke, um meinem kichernden Widersacher den Weg abzuschneiden. Doch es ist zu spät, er ist den Flur schon zu weit entlang gefahren. Ich weiß, was das bedeutet. Jeden Moment wird er innehalten, sich umdrehen und das letzte Pünktchen in meiner Energieanzeige auslöschen.

250 kg frisches Hack bitte. Der Bossgegner am Ende des ersten Kapitels hat ein Faible für das Metzgerhandwerk.
In Panik versuche ich nach links abzubiegen und zu fliehen, aber zu spät. Rote Farbe überschwemmt den Bildschirm. Jetzt habe ich dem Zombie einen echten Grund gegeben, mich auszulachen, denn nun darf ich mich noch einmal durch den kompletten sechsten Level quälen. Keine Savepunkte, kein Garnichts. Die halbstündige Schlüsselsuche inklusive Kämpfe gegen respawnende, Glibber spuckende Zimmerdeckenkrabbler war für die Katz. Der Ego-Shooter speichert zwar alle paar Minuten euren Spielstand, doch an eben jener Stelle dürft ihr nur dann neu einsteigen, wenn ihr das Spiel z.B. über das Menü verlasst, um eine Pause einzulegen. Doch wehe dem, der seinen Odem aushaucht: In solch einem Fall startet ihr wieder am Kapitelanfang - der Tod soll schließlich weh tun.

Nicht schon wieder!

Warum haben die Entwickler nicht ein wenig Gnade walten lassen? Da die Levels sich ziemlich stark ähneln und ihr außerdem bald jeden Pixel der wenigen Gegnertypen auswendig kennt, wird der nächste Anlauf zur lästigen Routine. Schade eigentlich - das Spiel hatte doch so toll angefangen. Euer Charakter wacht in einem verwüsteten Krankenhaus auf, das auch die nationale Blutbank der vereinigten Staaten gewesen sein könnte. Ich habe jedenfalls in keinem anderen Spiel bisher derart viel verschmierten Lebenssaft an den Wänden entdeckt. Auch das restliche Interieur wirkt ähnlich schmutzig und verstörend wie in Segas Condemned.

Ihr lauft an demolierten Schränken, umgefallenen Medikamentenboxen und allerlei anderen Anzeichen dafür vorbei, dass irgendetwas an diesem Ort verdammt schief gelaufen sein muss. Das Abenteuer führt nicht nur durch die engen, rot verzierten Flure, sondern auch auf das Dach des Gebäudes, in finstere Tunnels und in eine Kapelle. Trotz vieler Details kommt die Grafikengine nie ins Schwitzen. Auch die etwas kratzigen, aber passenden Akkorde und Hintergrundgeräusche tragen ihren Teil zum Gruseln bei.           

Alles andere als steril

Relativ schnell trefft ihr auf die Wesen, die das Chaos in der Klinik hervorgerufen haben. Ein Zombie nach dem anderen wankt vor eure Neun-Millimeter-Puste. Wild drauf losballern solltet ihr aber auf keinen Fall, denn Munition ist genau so ein rares Gut wie in Dead'n'Furious.

Die Taschenlampe hilft euch mit einem erstaunlich realistischen Lichtkegel. Wie in Doom 3 dürft ihr aber nicht gleichzeitig leuchten und schießen.
Diesmal ballert ihr zwar nicht im Sekundentakt auf die Untoten, dafür liegt aber auch weniger Ausrüstung in den Gängen verstreut. Glücklicherweise ist die Steuerung auf eurer Seite: Das schnelle und präzise Umschauen mit dem Stylus funktioniert traumhaft gut.

Selbst wenn ihr um Haaresbreite daneben schießt, ist das kein Grund zum Schmollen. Kollege Auto-Aim gibt dem Geschoss einen kleinen Schubser in die richtige Richtung und schon besitzt euer müffelnder Widersacher ein Organ weniger. Wenn euch allerdings die Patronen für Pistole, Schrotgewehr & Co ausgehen, muss der gute alte Schlagknüppel für die Zombie-Bekämpfung herhalten. Leider steuert sich das Gekloppe ziemlich schwammig. Schon nach wenigen Nahkämpfen ist es Zeit, die Umgebung nach ein paar energiespendenden Ampullen abzusuchen.

Blut statt Gehirn?

Doch Geballer ist nicht alles in Dementium: Ab und zu dürft ihr auch euren Kopf anstrengen. Meist gilt es, Schlüsselkarten zu finden oder einfache Worträtsel zu lösen. Wer sich nichts durch Spoiler verderben will, liest im Fazit weiter. Ein Schriftstück gibt euch z.B. zu verstehen, dass ihr die Augen sämtlicher Leichen auf dem Stockwerk zählen sollt. Mit der richtigen Ziffernkombination öffnet ihr danach das Zahlenschloss an einem Aktenkoffer. Oder ihr sucht Teile eines Bildes und fügt sie auf dem Pult einer Kathedrale zusammen.        

Fazit

Schade, Demetium – The Ward verschenkt sein Potential. Mit etwas mehr Abwechslung und einem Checkpoint-System würde deutlich mehr Splatterspaß aufkommen. Für einen echten interaktiven Thriller fehlt außerdem eine packende Story, die den Spieler von Beginn an in das Geschehen hineinsaugt. Ab und zu wird euch zwar eine Zwischensequenz präsentiert, doch die Geschichte bleibt eher schmückendes Beiwerk zu der Mischung aus viel Geballer und einfachen Rätseln. Dank der unheimlichen Atmosphäre, der beeindruckenden Grafik und der traumhaften Ego Shooter-Steuerung ist das Spiel trotzdem noch ein recht ordentlicher Horrortrip. Eine gehörige Portion Frustresistenz solltet ihr wegen der fehlenden Checkpoints allerdings mitbringen.

Pro

Umschauen und Ballern mit dem Touchscreen funktioniert traumhaft gut
detailliert texturierte Hintergründe
margarineweiches Scrolling
verstörender Stil
realistischer Taschenlampen-Lichtkegel
atmosphärische Melodien

Kontra

monotones Leveldesign
wenige Gegnertypen
nach einem Lebensverlust müsst ihr euch erneut durch den kompletten Level arbeiten

Wertung

NDS

Technisch beeindruckender Survival-Shooter mit monotonem Leveldesign und fehlenden Checkpoints.

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