Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia14.08.2008, Jens Bischoff
Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia

Im Test:

Für Besitzer stationärer Konsolen wurde der zweite Narnia-Film als kooperatives 3D-Abenteuer versoftet. Handheld-Spieler bekommen hingegen ein 2D-Rollenspiel mit originellen Stylus-Kämpfen serviert. Beide erzählen dieselbe Geschichte, doch welche Variante bietet den höheren Spielspaß?

Gleiches Spiel, neuer Ansatz

Auch auf dem DS folgt ihr in den Rollen von Prinz Kaspian, Peter, Susan & Co den Ereignissen der Kinovorlage. Allerdings werden diese nicht in Original-Filmsschnipseln, sondern in Dialogen, Tagebucheinträgen und nett gemachten Bilderbuchsequenzen erzählt, bei denen der Handheld um 90° gedreht und wie ein echtes Buch verwendet wird. Die restliche Präsentation leidet jedoch unter verrauschtem Sound und ruckelnden Animationen. 

Während ihr am unteren Bildschirm euren Charakter bewegt, könnt ihr am oberen eine praktische Umgebungskarte einsehen.
Narnia-Neulinge freuen sich jedoch über eine im Gegensatz zu den Konsolenfassungen wesentlich harmonischere Erzählstruktur ohne klaffende Lücken. Zudem werden teils andere Geschehnisse und Charaktere aufgegriffen, so dass selbst Kenner der Konsolenversionen inhaltlich bei Laune gehalten werden.

Spielerisch geht man sogar einen komplett anderen Weg und serviert statt dreidimensionaler Koop-Action klassische 2D-Rollenspielkost mit interessanten Stylus-Spielereien. So durchstreift ihr die Spielabschnitte aus einer leicht versetzten Vogelperspektive inklusive praktischer Übersichtskarte, sammelt Gegenstände ein, interagiert mit der Spielumgebung und bestreitet Kämpfe gegen patrouillierende Telmarer und andere Unholde. Kommt es zu einer Auseinandersetzung, wechselt das Spiel in eine dreidimensionale Seitenansicht, in der ihr euren bis zu drei aktiven Kombattanten in Echtzeit Angriffsbefehle erteilt. Im Prinzip legt ihr zwar lediglich fest, wer wann welchen Gegner angreifen soll, aber dabei ist durchaus Timing gefragt, denn wenn ihr im richtigen Moment zuschlagt, könnt ihr feindliche Attacken nahezu komplett unterbinden.

Jeder Charakter verfügt nämlich über einen Ausdauerbalken, der sich nach einem Angriff erst wieder aufladen muss, bevor er erneut zuschlagen kann. Dasselbe gilt für eure Gegner, die zudem orange aufblinken, wenn sie selbst zum Angriff ansetzen. Wer dann rasch einen Konter einleitet, unterbricht nicht nur die feindliche Kampfhandlung, sondern setzt auch die Ausdauer des Gegners zurück, wodurch er eine Zeitlang handlungsunfähig wird. Ein an sich simples, aber effektives Prinzip, das je nach Anzahl der Gegner aber durchaus Reaktionsschnelligkeit und Planung erfordert, will man sich nicht ständig heilen müssen. Neben regenerierenden Gegenständen, könnt ihr aber auch eine ganze Reihe anderer defensiver und offensiver Items einsetzen, die ihr in eurem begrenzten Kampfinventar angeordnet habt und nach dem Kampf wieder aus eurem regulären Inventar neu zusammensetzen oder automatisch nachfüllen lassen könnt. Zudem könnt ihr je nach Zusammensetzung euerer party aus über einem Dutzend Helden verschiedene Teamattacken vom Stapel lassen und auf autonom agierende Unterstützungsfiguren wie Igel, Hase oder Eichhörnchen zurückgreifen.

Origineller Stylus-Einsatz

Das Highlight der Kämpfe ist aber wohl die aktive Ausführung der jeweiligen Angriffe durch waffenbezogene Minispiele: Bei Schwertkämpfern gilt es z. B. eine Reihe von Schlaglinien mit dem Stylus nachzuziehen, Bogenschützen müssen bewegliche Zielscheiben aufs Korn nehmen, Zauberer vorgegebene Punkte auf einem magischen Rad korrekt verbinden und selbiges dann in Rotation versetzen. Insgesamt gibt es sechs verschiedene Waffenkategorien, die alle über eigene Merk- und Geschicklichkeitstests verfügen, die es unter Zeitdruck zu absolvieren gilt und je nach Effizienz entsprechenden Schaden verursachen.

Bei den Kämpfen müsst ihr waffenabhängige Minispiele wie dieses Klingenreiben bewältigen.
Wer seine Waffe in einer der Zwergenschmieden mit gefundenen Rohstoffen aufwertet, bekommt immer aufwändigere, aber auch durchschlagskräftigere Angriffsmanöver präsentiert. Dadurch werden die entsprechenden Stylus-Spielereien zwar nicht so schnell langweilig, eine gewisse Routine macht sich aber dennoch bemerkbar.

Wirklich anspruchsvoll sind die Manöver jedenfalls nicht, Abnutzungserscheinungen sind unverkennbar. Zudem ist die Gegnervielfalt sehr überschaubar und der Schwierigkeitsgrad recht bescheiden. Selbst Bosskämpfe stellen euch trotz kleinerer taktischer Komponenten vor keine ernst zu nehmenden Hindernisse, so dass die Kämpfe zunehmenden zu lästigen Pflichtübungen werden, denen ihr aber immerhin oft komplett aus dem Weg gehen könnt. Ärgerlich ist dabei allerdings der Mangel an Schauplätzen, so dass ihr oft mehrmals durch dieselben Areale schlappt, wo wieder dieselben Gegner und Gegenstände auf euch warten. Wenigstens gibt es hier und da optionale Sidequests und Umgebungsrätsel zu bewältigen, welche die zunehmende Monotonie der Kampfmärsche etwas aufbrechen. Allzu umfangreich ist das Abenteuer aber ohnehin nicht, nach sechs bis acht Stunden werdet ihr bereits zum neuen König gekrönt und das Spiel ist vorbei. Danach könnt ihr nicht mal noch ausstehende Nebenaufgaben absolvieren, freispielbare Extras oder zusätzliche Schwierigkeitsgrade gibt es ebenfalls keine. Insgesamt dennoch eine solide Adaption der Film- bzw. Buchvorlage, der es auf Dauer aber genauso wie den Konsolenbrüdern an Abwechslung und Herausforderung mangelt. 

Fazit

Anfangs macht Narnia auf dem DS die deutlich bessere Figur: Es gibt mehr zu entdecken, die Story ist homogener und das Kampfsystem mit seinen Stylus-Spielereien wesentlich abwechslungsreicher. Doch mit der Zeit beginnt der Vorsprung zu bröckeln. Die originellen Kampfmechanismen werden trotz individueller Waffen-Upgrades und Teamangriffe sowie immer üppigerer Heldenriege zur Routine; selbst Bosskämpfe stellen kaum eine Herausforderung dar. Zudem bekommt ihr es immer wieder mit denselben Widersachern zu tun, schlappt mehrmals durch dieselben Areale und sammelt immer wieder dieselben Gegenstände ein. Immerhin gibt es ein paar auflockernde Side-Quests und nicht ganz so offensichtliche Rätsel wie bei den Konsolenbrüdern. Der Umfang ist jedoch ähnlich mickrig, die Technik und Präsentation trotz nett gemachter Bilderbuch-Passagen ebenfalls durchwachsen. Am Ende wird man vielleicht trotzdem einen Tick besser unterhalten, aber es wäre dennoch deutlich mehr drin gewesen, hätte man mehr Zeit für zusätzliche Schauplätze, Gegner und Herausforderungen gehabt. Ein Luxus, den man sich aufgrund der zeitnahen Veröffentlichung zum Kinostart wohl auch hier nicht leisten konnte...

Pro

originelles Kampfsystem
auflockernde Nebenaufgaben
viele verschiedene Spielfiguren

Kontra

mäßiger Umfang
geringe Gegnervielfalt
nervige Level-Wiederholungen

Wertung

NDS

Originelle, aber auf Dauer eintönige und wenig umfangreiche Rollenspielkost für unterwegs.

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