Ferrari Challenge21.12.2007, Michael Krosta
Ferrari Challenge

Im Test:

Vom Schattenkrieger zu italienischen Luxussportwagen: System 3, die Macher der Last Ninja-Serie, haben anscheinend ihr Interesse an schnellen Autos entdeckt und bringen mit Ferrari Challenge (ab 28,12€ bei kaufen) ein Rennspiel rund um die gleichnamige Motorsportserie mit den schnittigen Boliden aus Maranello auf den DS. Wie viele Spielspaß-PS stecken im Modul?

Damals...

Ferrari Challenge? Da klingelt doch was! Gab es da nicht mal so einen Racer in der Spielhalle und auf Dreamcast sowie der PS2? Richtig. Vor allem auf der Sega-Konsole war die Spielhallenumsetzung von Ferrari F355 Challenge ein kleines Highlight - und das, obwohl es nur ein Auto gab und die Steuerung der Boliden trotz des Arcadeansatzes neben dem knackigen Schwierigkeitsgrad relativ anspruchsvoll ausfiel.

Die flotte Grafikengine sorgt für ein hervorragendes Geschwindigkeitsgefühl.
Aber was waren das für harte Duelle und spannende Positionskämpfe gegen die flotten KI-Raser... System 3 tritt also kein leichtes Erbe an, wenn man unter einem fast identischen Namen erneut die Ferrari-Flagge in einem Videospiel hisst.

...und heute!

Wer glaubt, mit Ferrari Challenge eine Umsetzung des Originals zu bekommen, liegt falsch: Beim DS-Ausflug handelt es sich um eine völlig eigenständige Produktion, die sogar einiges besser macht als die Raserei von damals! Das geht schon beim Fuhrpark los, denn neben dem F355 findet ihr hier auch weitere Modelle wie den F575 GT Challenge, Fxx oder den F430 Challenge. Tretet ihr dann zum ersten Mal das Gaspedal auf einer der lizenzierten Strecken von Monza bis Hockenheim durch, wird euch erstmal der Atem stocken: Für DS-Verhältnisse ist die flotte 3D-Engine phänomenal und versetzt euch vor allem in der Innenansicht umgehend in einen Geschwindigkeitsrausch, wenn die Kulissen schon nach ein paar Metern in einem Affenzahn an euch vorbeirauschen. Zwar gibt es am Horizont immer wieder Pop-Ups zu sehen und auch in Kurven wird bei zu starkem Gegneraufkommen die Darstellung etwas ausgebremst, doch ist die Leistungsfähigkeit der Engine immer noch bemerkenswert, die immerhin neben den Kulissen auch noch sieben KI-Fahrzeuge jongliert. Das schafft sogar manches PS2-Spiel nicht!

Hoppel-Autos

Allerdings haben die Ferraris mit ein paar technischen Problemen zu kämpfen. Zwar laufen die Motoren in eher schwächlichen Staubsaugerklängen halbwegs rund, doch ploppen immer wieder die Texturen an den Fahrzeugen auf. Dazu gesellen sich einige Clippingfehler, die von verschwundenen Laufflächen der Reifen im Asphalt bis hin zu einem merkwürdigen Ineinanderfahren der Boliden reichen, bei dem man manchmal glaubt, es handele sich um Ghostcars. Hinzu kommt, dass die KI-Flitzer oft den Eindruck erwecken, als würden sie von Online-Lags geplagt, denn manchmal ruckeln und zuckeln sie äußerst eigenartig über die Piste. Daneben erwarten euch manchmal fragwürdige Fahrmanöver, bei denen eure Konkurrenten nahezu ungebremst wie auf Schienen durch die Kurven düsen. Das passt zwar zur Arcade-Physik, aber so ganz ohne Bremsen kommt ihr hier nicht über die Runden - und das sollte auch für eure Mitbewerber gelten. Immerhin rast ihr hier auf Nachbildungen echter Grand Prix-Strecken wie die Ardennen-Achterbahn von Spa oder Mugello, auf denen sich oft lange Geraden mit Schikanen und fiesen Kurvenkombinationen abwechseln. Mit insgesamt acht Strecken fällt die Auswahl allerdings sehr mager aus. Schade ist zudem, dass ihr immer vom letzten Platz aus ins Rennen gehen müsst und keine Chance habt, vorher ein Qualifying zu absolvieren. 

 

    

Viel Arbeit

Übung macht bekanntlich den Meister. Und genau deshalb bietet Ferrari Challenge einen Trainingsmodus, bei dem ihr die Pisten und Fahrzeuge besser kennenlernen sollt. Allerdings ist die Bezeichnung etwas unglücklich gewählt, denn für reine Trainingsfahrten erwartet euch hier ganz schön viel Druck: So tickt nicht nur eine Uhr erbarmungslos herunter, sondern euch drohen auch Punktabzüge, wenn ihr neben die Strecke geratet. Dagegen wächst euer Konto, wenn ihr brav auf der Ideallinie oder im Windschatten fahrt und kollisionsfreie Überholmanöver absolviert. Dabei wird der Wagen vorgegeben, so dass hier von einem klassischen Trainingsmodus kaum die Rede sein kann - überwiegendes Zeitfahren um Pokale würde es besser treffen.

Das Sammelkartenspiel ist ein tolles Bonus-Feature, das wunderbar auf dem DS funktioniert.
Ironischerweise ist Zeitfahren unter dem Menüpunkt Rennen genau das, was man sich unter einem Training vorstellt, denn hier brettert ihr mit dem Ferrari eurer Wahl so viele Runden wie ihr wollt. In Übungsrennen stellt ihr euch zusätzlich bis zu sieben KI-Piloten zur Seite und legt den Schwierigkeitsgrad fest. Diesen Einstellungsluxus habt ihr in der Meisterschaft nicht: Hier erwartet euch immer das komplette Starterfeld, wenn ihr in insgesamt vier Schwierigkeitsgraden von leicht bis Profi diverse Rennen um Punkte austragt, bei denen erneut das Fahrzeug vorgegeben wird. Der Vorteil: Alle anderen Fahrer sitzen im gleichen Geschoss. Der Nachteil: Damit sind sie auch konkurrenzfähig, was ihr besonders in den höheren Stufen zu spüren bekommt. Insgesamt macht die KI einen soliden Eindruck, auch wenn sie manchmal austickt. So kann es passieren, dass euer Vordermann bei über 200 Sachen plötzlich anfängt, Schlangenlinien zu fahren als ob er sich vor dem Start ein paar Bierchen zu viel gegönnt hat.

Die echte Herausforderung

Wer sich nicht nur mit "Autobots" auseinandersetzen möchte, begibt sich in den Multiplayermodus. Hier dürfen bis zu vier Ferraristi aus Fleisch und Blut zeigen, was sie in den italienischen Traumwagen leisten können. Dabei benötigt nicht jeder ein eigenes Exemplar des Spiels, sondern kann auch auf die Game-Sharing-Funktion zurückgreifen - schön. Nur schade, dass nicht auch Rennen über Nintendos Wi-Fi-Service unterstützt werden. Doch dafür dürft ihr sowohl alleine als auch mit Freunden über die direkte Funkverbindung das Bonusspiel genießen. Ich erinnere mich noch dunkel an Klassenausflüge zu Schulzeiten, in denen lange Busfahrten hauptsächlich mit einer Beschäftigung überbrückt wurden: Dem Zocken mit Autokarten. Genau das Gleiche bietet auch Ferrari Challenge - allerdings nur mit Autos aus Maranello. Klar. Dazu haltet ihr den DS wie bei Dr. Kawashima hochkant und entscheidet euch zwischen den Kategorien Baujahr, Km/h, Hubraum, Motor, PS und Preis für den Vergleich mit der Karte eures Gegenübers. Wer nicht nur unter Wettbewerbsbedingungen antreten möchte, kann die Sammelkarten auch einfach so mit seinen Freunden tauschen. Das Prinzip mag simpel und für Außenstehende etwas langweilig erscheinen, aber es ist ein wirklich netter Zusatz, der zeigt, dass dieses Konzept auch mit dem DS hervorragend funktioniert.    

Fazit

Ferrari Challenge hat mich auf dem DS angenehm überrascht: Vor allem die flotte 3D-Engine hat mich in ihren Bann gezogen – und das passiert mir an Nintendos Handheld selten. Und wo sonst hat man auf dem DS die Möglichkeit, über Originalpisten wie Hockenheim & Co zu heizen? Mit der leicht zugänglichen und präzisen Steuerung habt ihr die Ferraris zudem immer gut im Griff und wer mehr Renn-Feeling braucht, kann sich auch auf die Unterstützung des DS-Rumble-Packs freuen. Ja, Ferrari Challenge macht vieles richtig - vor allem, wenn ihr alleine auf der Strecke seid oder euch mit dem Bonus-Kartenspiel beschäftigt. Aber sobald andere Fahrer mit an den Start gehen, offenbart es seine Schwächen: Das Ruckeln der Autos, die auch noch unter fiesen Texturenproblemen und Clippingfehlern leiden, wirkt genau so unnatürlich wie so manches Fahrmanöver der KI. Hinzu kommt, dass auch die Streckenauswahl nicht gerade üppig ausgefallen ist und der Audiobereich mit seinen Staubsaugermotoren sowie schwachen Soundeffekten vor sich hin dümpelt. Schade ist zudem, dass keine Onlinerennen geboten werden, denn hier hätte man sicher noch auftrumpfen können. Trotzdem ist Ferrari Challenge Pflicht für alle Tifosi, die nicht nur im Knuddel-Look eines Mario Kart die Reifen qualmen lassen, sondern auf authentischen Pisten in den italienischen Traumwagen Gas geben wollen.

Pro

sehr schöne & flotte 3D-Engine
Ferrari-Lizenz
mehrere Fahrzeugmodelle
lizenzierte Originalstrecken
präzise Steuerung’
integriertes Sammelkartenspiel
Mehrspielermodus mit Game-Sharing
bis zu acht Fahrzeuge auf der Strecke

Kontra

KI-Wagen hoppeln teilweise selten über die Strecke
Texturploppen bei Fahrzeugen
z.T. seltsame Fahrmanöver der KI
Clippingfehler
wenige Strecken
schwacher Audiobereich

Wertung

NDS

Wer hätte gedacht, dass der DS so viel Gas geben kann? Ferrari Challenge geht richtig gut ab!

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