Okamiden01.11.2010, Paul Kautz
Okamiden

Vorschau:

Okami kam vor fast vier Jahren wie ein Blitz aus heiterem Himmel - und schlug auch mächtig ein! Das Abenteuer der göttlichen Wölfin Amaterasu erweiterte das beliebte Zelda-Spielprinzip um eine beeindruckende Inszenierung sowie den wunderbaren »Celestial Brush«. Und der spielt natürlich auch im DS-Nachfolger eine wichtige Rolle.

Mein kleiner Sonnenschein

Video: Von der Wölfin zum Wölfchen - aber sonst ändert sich nicht viel. Okamiden (ab 95,99€ bei kaufen) führt das faszinierende Spielprinzip des ersten Teils im Kleinformat fort.In Okamiden spielt nicht mehr die Sonnengöttin Amaterasu die Hauptrolle (die lässt sich lieber in Marvel vs. Capcom 3 das Fell verknoten), sondern ihr Sprössling Chibiterasu (übersetzt etwa »Kleiner Lichtstrahl«). Das ist keine Überraschung, diese Ankündigung kam sehr früh. Allerdings ist bis heute ungewöhnlich, dass das Abenteuer ausschließlich für den DS erscheint: Der erste Teil wurde zuerst auf der PS2 veröffentlicht, die Wii-Version folgt einige Zeit später. Diese Frage stellten wir auch den Entwicklern Motohide Eshiro und Kuniomi Matsushita als wir sie auf der diesjährigen Tokyo Game Show trafen. Beide erzählten, dass sie natürlich anfangs an eine Entwicklung auf einer »großen« Plattform wie der 360 oder der PS3 dachten, aber sich nach langer Experimentierphase für den DS entschieden. Der Grund dafür sei, dass das Touchpad die perfekte Plattform für den Pinsel sei, der in Okamiden eine noch größere Rolle spielt als im ersten Teil. Allerdings ist wohl auch nicht auszuschließen, dass finanzielle Gründe dahinter standen: Die Clover Studios, Entwickler des ersten Teils, gingen auch wegen der schlechten Verkaufszahlen von Okami pleite - und eine Entwicklung für DS ist nunmal deutlich günstiger als für 360 oder PS3.

Die Pinselfreude wurde gleich im ersten Level deutlich, den wir zu sehen bekamen: »Demon Market«: Um diesen Marktplatz betreten zu dürfen, musste ich sowohl Chibiterasu als auch seiner kleinen Reiterin Kuni eine möglichst böse guckende Maske malen, um die Wächter-Dämonen reinzulegen. Ist das geschafft, geht die große Rätselei los, denn eine weitere Wache lässt die beiden nicht vorbei - erst wenn sie ein so genanntes »Feuerauge« erhält, ist der Weg frei. 

Die Bosskämpfe, hier gegen die »Witch Queen« ziehen sich über mehrere Stufen, in denen man seine Kampftaktik ändern muss.
Zu solchen Gelegenheiten ist Okamiden mehr Adventure als Actionspiel: Beide müssen mit Personen reden, die richtigen Gegenstände erwerben und kleinere Puzzles lösen.

Der Wolf und die Meerjungfrau

Neben Kuni springt später auch eine blauhaarige Meerjungfrau namens Nanami auf den Pelz von Chibiterasu - und schon ändert sich auch das Puzzledesign in der Welt von Okamiden. Nanami ist bevorzugt im Wasser unterwegs, so dass z.B. ein Rätsel darauf basiert, dass sie durch ein verschlossenes Labyrinth schwimmt, während man mit Chibiterasu Schalter betätigt, um die entsprechenden Barrieren zu öffnen. Wie in dem beiden Zelda-Abenteuern für den DS malt man Nanami mit dem Stylus einen Pfad, auf dem sie entlang schwimmt. Später muss man auch Wasserquellen sprengen und auf dem danach sprudelnden Quell reiten oder dem Wasser mit dem magischen Pinsel einen Weg malen, damit Feuer gelöscht werden.

Wie schon beim ersten Teil kommt der Pinsel natürlich auch bei den actionreichen Kämpfen zum Einsatz: Ein einfacher Strich mitten durch den Gegner hindurch lässt dem »Power Slash« freien Lauf, ein Kreis mit einem Strich, der von innen nach außen geht jagt die mächtige »Cherry Bomb« hoch. Beliebig kann man diese Waffen nicht einsetzen, denn jeder Gebrauch des Pinsels verbraucht magische Tinte. Man muss also die Schwächen der Gegner analysieren, im richtigen Moment das Bildschirmgeschehen einfrieren und an der richtigen Stelle mit dem richtigen Angriff attackieren.

Den habe ich ganz allein geangelt!

Das gilt nicht nur für die Standard-Gegner (einer der neuen, die wir zu sehen bekamen, nannte sich »Pot Fox« - ein dämonischer Fuchs, der sich in einem stählernen Topf versteckte), sondern vor allem für die Bosse. Jene zum Teil sehr großen Geschöpfe, deren Design teilweise einem sehr japanischen Albtraum

Grafisch gehört Okamiden klar zu den aufwändigsten DS-Games: Die kräftigen Pinselstriche, die lebendigen Farben und das kreative Landschaftsdesign sind höchst beeindruckend.
entsprungen sein könnte: Da wäre z.B. die »Witch Queen«. Ein großes, böses und ausgesprochen hässliches Wesen, das mit zwei riesigen Äxten nach Kuni und Chibiterasu schlägt. Sie reagiert ausgesprochen allergisch auf die Cherry Bomb, stellt ihre verlorene Energie aber über heilsame Reinbällchen wieder her - was der großklappigen Kuni natürlich gar nicht passt. Dieses Snack-Cheaten muss natürlich ebenfalls unterbunden werden, was zu hochdramatischer Musik geschieht.

Bei einem anderen Boss kam eine ebenfalls aus Okami bekannte Pinselanwendung ins Spiel: Mit einem speziellen Pinsel darf man zwei entfernte Objekte über ein grünes Teil miteinander verbinden. Das geht natürlich nicht dauernd, sondern nur an speziellen Punkten - einer davon klebte an der Unterlippe vom »Giant Catfish«-Boss: Bevor gekämpft wurde, entspann sich erstmal ein unterhaltsamer Dialog zwischen Nanami und ihm, der von sich denkt, dass er ein legendärer Karpfen sei. Kurz darauf hatte er von Nanamis ständigen Frotzeleien die Schnauze voll und begann die Attacke: Direkt bekämpfen ließ er sich nicht, aber der Haken an seinem Mund ließ sich mit einer stabilen Pflanze an der Decke verbinden - woraufhin er kurzzeitig hilflos in der Luft zappelte und bearbeitet werden konnte.  Jeder Bossfight geht über mehrere Stufen, in denen man seine Kampftaktik anpassen muss - so auch dieser:  Nach kurzer Schmerzphase entschloss sich Giant Catfish dazu, zu einer anderen Insel abzuhauen, so dass man ihn verfolgen muss - während Nanami rüberschwimmt, muss Chibiterasu sie vor gegnerischen Angriffen beschützen.      

Ausblick

Es gibt sie ausgesprochen selten, aber es gibt sie - die Spiele, die man einfach nur ansehen muss, um sich in sie zu verlieben. Spiele wie Muramasa - The Demon Blade, Kirby Epic Yarn - oder Okamiden. Das Grafikdesign mit seinen dicken Pinselstrichen, den lebendigen Farben und der kreativen Landschaft war im ersten Teil ein Meisterwerk und sieht auch im Kleinformat unverändert beeindruckend aus. Ich finde es zwar sehr schade, dass dieser ungewöhnliche Stil auch dieses Mal nicht in HD erstrahlt, aber der DS als Plattform hat den Vorteil der perfekten Pinsel-Bedienung per Stylus. Nach dem, was ich bislang spielen konnte, vereint Okamiden in sich die zauberhafte Präsentation eines A Boy and his Blob oder Muramasa mit dem abwechslungsreichen Spielprinzip eines Zelda-Abenteuers. Und wer könnte so einer Mischung widerstehen?

Ersteindruck: sehr gut

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