Mutter, der Mann mit dem Schwert ist da
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2D-Spielspaß, 3D-Grafik: Der neue Shinobi geht spielerisch zurück zu seinen Ahnen, kleidet sich dabei aber in moderne Gewänder.
Die schlechte Nachricht vorweg: Der Soundtrack zum neuen Shinobi stammt wohl nicht aus den Händen von Yuzo Koshiro - verdammt schade, denn »Long Distance«, »China Town« oder »Terrible Beat« sind bei mir untrennbar mit dem Namen »Shinobi« verbunden.
Aber egal, es wird auch ohne den Japaner gehen. Denn in Sachen Design haben sich die amerikanischen Entwickler von Griptonite Games deutlich an den Mega Drive-Ausflügen des Herrn Musashi orientiert - Revenge of Shinobi, Shinobi 3 und Shadow Dancer. Viele klassische Elemente aus diesen Teilen finden sich im neuen: Der Doppelsprung mit den neun gleichzeitig geworfenen Shuriken, die zerkloppbaren Kisten (mit gelegentlichen Bomben drin), die wählbare Ninja-Magie (die jetzt auf dem Touchpad liegt und per Schultertaste ausgelöst wird). Das Tempo ist allerdings etwas gemütlicher als früher: Gerade in Shinobi 3 ging es recht zügig zur Sache, der neue Superninja schlurft entspannter durch die Levels. Die im Gegensatz zu den letzten Shinobi-Spielen wieder in 2D dargestellt werden: Zwar sind das brennende Dorf, der Wasserfall oder die Winterlandschaft komplett in 3D gestaltet (was in Kombination mit dem entsprechenden 3DS-Schalter für einen sehr schönen Tiefeneffekt sorgt), aber das Spielprinzip ist zweidimensionale alte Schule. Jedenfalls meistens, denn einige Abschnitte präsentieren sich schräg von hinten: Mal reitet man auf dem Rücken eines Pferdes in den Raum hinein, zersäbelt herangaloppierende Gegner und überspringt umgefallene Bäume. Mal steht man auf einem Surfbrett und rast einen wilden Fluss hinab, im Weg stehenden Steinen ausweichend.
Die Rückkehr des Jump-n-Schlitz
Den größten Teil der Kampagne verbringt man allerdings auf Ninjas Rappen: Per Doppelsprung überwindet Jiro Musashi (Chef des Oboro-Clans und Vater des bekannten Shinobi Joe Musashi) züngelnde Flammen, kann sich an Deckenkanten nach oben und unten schwingen, an Seilen kraxeln oder steile Wände gegenwärtig noch etwas fummelig erklimmen. Doch das Springen und Rennen steht nur an zweiter Stelle, die meiste Zeit verbringt man mit dem Erledigen der Gegner: Ottonormal-Ninja ist mit einem gut gezielten Shuriken oder Katanahieb aus den Wickelsocken gehauen, dickere Kaliber erfordern eine andere Herangehensweise. Manche wehren Wurfgeschosse einfach ab,
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Die vertrauten Moves wie der Shuriken-Sprung sind wieder vorhanden. Grafisch ist der neue Ninja-Meister zum aktuellen Stand allerdings eher zweckmäßig denn hübsch. |
andere schießen schon, bevor sie überhaupt zu sehen sind und müssen daher mit einem gut getimten Block begrüßt werden. Generell empfiehlt es sich, nicht einfach nur blind drauflos zu hackstücken, sondern das neue Kombo-System zu nutzen - Mehrfachangriffe aus dem Sprung heraus geben z.B. weitaus mehr Punkte als ein schnöder Shuriken-Treffer.
Besonders Bedeutung kommt dieser Tatsache bei den Bossgegnern zu: Der erste, der am Ende des brennenden Dorfes wartet, sollte Fans der Serie bekannt vorkommen - es ist der übergroße Samurai, der schon am Ende des ersten Revenge of Shinobi-Levels wartete. Nur dass er dieses Mal zur Begrüßung die Brücke zerlegt, auf der Jiro ihm entgegen kommt. Spätere Begegnungen beinhalten u.a. auch einen riesigen Helikopter, den man (teilweise in Zeitlupe) zerlegen muss. Ob später abgefahrene Traditions-Gegner wie Godzilla, Spider-Man oder der Terminator warten, kann ich noch nicht sagen. Hoffe aber darauf.
Ein Game Over ist ein Game Over ist ein Game Over
Ebenfalls in die Neuzeit gerettet wurde der teilweise üble Schwierigkeitsgrad früherer Shinobis: Zwar gibt es ein Checkpunkt-System, das greift aber nur, wenn man irgendwo zu Tode stürzt - wird man von einem Gegner erledigt, geht es deutlich weiter vorne wieder los. Hammerharte Geschicklichkeitstests, nach Pixelperfektion schreiende Sprünge, die Ninjareflexe strapazierende Feinde - einfach ist nachweislich anders.
Hübsch übrigens auch: Die Figuren sind gut animiert, die vielen Hintergrundanimationen eine Freude für das dreidimensional glotzende Auge. Die spielbare Version war allerdings voller grober Bauten und matschiger Texturen, was trotzdem gerade im 3D-Modus für gelegentlich herzhaftes Ruckeln sorgte - bis zur Veröffentlichung im September ist da noch viel Optimierungsarbeit nötig. Spannend bleibt für Forscherfreunde außerdem die Frage, was für Herausforderungen man sich erspielen kann und inwiefern das StreetPass-System genutzt wird - beides wurde schon offiziell angekündigt, aber bislang nicht vertieft.