Undercover: Doppeltes Spiel04.06.2007, Jan Wöbbeking
Undercover: Doppeltes Spiel

Vorschau:

Wenn es ein Genre gibt, das wie geschaffen ist für den Touchscreen, dann ist es das Point & Klick-Adventure. Immer öfter bereichern Abenteuer-Perlen wie Another Code oder das "Jeux Noir" Hotel Dusk: Room 215 die DS-Spielebibliothek. Und auf am PC sind die vor ein paar Jahren bereits totgesagten Rätselspiele schon lange wieder quicklebendig. Was hat Undercover: Doppeltes Spiel zu bieten?

Angeklagter Physiker

Die Handlung versetzt euch in die Zeit, bevor der Londoner Physiker John Russel vom britischen Geheimdienst angeworben und nach Deutschland geschickt wurde, um dort die Entwicklung der Atombombe zu verhindern. Das DS-Prequel mit dem zweideutigen Untertitel "Doppeltes Spiel" schickt euch noch weiter in die Vergangenheit, in eine Zeit, in der noch alles in Ordnung war für Dr. John Russel - bis auf den Umstand, dass er in der Zeit des Zweiten Weltkrieges lebt. Und sehr schnell ist es für John vorbei mit der Ruhe seines täglichen Arbeitstrotts im Forschungslabor: Ein hochrangiger Gesandter des Militärs erscheint auf der Bildfläche, um sich zu einer ernsten Besprechung

Edle Hintergründe entführen euch in die Zeit des Zweiten Weltkriegs.
mit Johns Vorgesetzten zurückzuziehen. Beim Belauschen eines Gesprächs erfährt der Protagonist, dass er der Hauptverdächtige in einem nicht näher erläuterten Verbrechen ist und dass schon in 24 Stunden sein Kopf rollen soll.

Doch John ist ein wahrer Gentleman und lässt sich von Kleinigkeiten wie einer drohenden Hinrichtung nicht aus der Ruhe bringen. Mit erstaunlicher britischer Gelassenheit macht er sich auf seine Nachforschungen in den Räumlichkeiten der Forschungseinrichtung, um herauszufinden, wer oder was hinter der Intrige steckt. Man fühlt sich ein wenig so, als würde man eine gemütliche Columbo-Episode oder eine Tatort-Folge nachspielen. Wie in einem klassischen Krimi kehrt ihr nämlich immer wieder an die gleichen Schauplätze zurück, um dort weiter zu ermitteln. An andere Orte führt euch das Spiel nicht, dafür gelangt ihr mit der Zeit in immer neue Bereiche der Forschungseinrichtung wie den Keller, den Pub und diverse Werkshallen, in denen mit Sprengstoff experimentiert wird.

In Audreys Rolle

Außer John dürft ihr übrigens auch in die Rolle der Sekretärin Audrey schlüpfen. Wenn John sich nicht in die Damentoilette traut, übergebt ihr Audrey einen Besen, und schickt sie in das stille Örtchen. Dort hebelt sie mit dem Stiel den Deckel eines Lüftungsschachtes auf und schon könnt ihr euren Vorgesetzten und den Colonel belauschen. Manche der Rätsel wirken allerdings ziemlich konstruiert, ganz so als sollten sie die Spielzeit strecken anstatt die Story voranzutreiben. Beispiel gefällig? Ein Professor verspricht euch, mit seinen Informationen rauszurücken, wenn ihr ihm Öl besorgt. Habt ihr ein Gefäß gefunden, Öl hineingefüllt und es ihm gebracht, will er auf einmal zusätzlich noch einen Schraubenschlüssel haben. Dazu müsst ihr erst einmal zwischen dem Professor und seiner mit ihm zerstrittenen Kollegin vermitteln. Als selbst das scheitert, geht die Suche nach dem Schraubenschlüssel weiter und ihr habt ihm die wichtige Information trotz aller Mühen immer noch nicht entlockt.

Leider erfuhr ich beim Anspielen noch nicht sonderlich viel über die Hintergründe des Abenteuers. Auch die Dialoge sind bisher alles andere als tiefgründig oder ausschweifend. Die meisten Charaktere sind kurz angebunden. Die Unterhaltungen beschränken sich in der Regel auf die grundlegenden Infos, die ihr benötigt, um die aktuellen Rätsel zu lösen. Andererseits sorgen viele dieser kurzen Statements auch für eine gewisse Situationskomik. "Eine Pflanze. Grün." lautet Johns wissenschaftlich-analytischer Kommentar, wenn ihr ihn eine Hecke untersuchen lasst. Audrey dagegen hat offenbar bereits eine freundschaftliche Beziehung mit der Hecke aufgebaut. Besucht ihr die gleiche Kulisse mit ihr, fängt sie an, sich mit der Pflanze zu unterhalten und sie zu tätscheln.

Super ist auch Audreys Papagei, vor dem John sich fürchtet. Egal, womit Audrey versucht, ihn aus dem Käfig zu locken, sein Kommentar lautet stets "ICH WILL FUTTER!" Habt ihr dem Schreihals ein paar Körner organisiert und ihn endlich als Ablenkungsmanöver in das Zimmer des Vorgesetzten gescheucht, könnt ihr mit John den Koffer des Colonels knacken. Dann ist eines der vielen Minispiele an die Reihe. Auf dem Touchscreen versucht ihr durch sanftes Drehen die unterschiedlich laut klickenden Bolzen einrasten zu lassen. Während ihr unten versucht, feinste Unterschiede herauszuhorchen, hört ihr aus dem Obergeschoss das Krächzen des entflohenen Papageis, das dumpfe Knallen des Besenstils und lest die verzweifelten Kommentare von Audrey und eurem Chef - Slapstick pur.

       

Ausblick

Undercover: Doppeltes Spiel macht Lust auf mehr. Der Schwierigkeitsgrad der Kopfnüsse war bei meinem Probespiel genau richtig dosiert, auch wenn manche Rätsel ein wenig aufgesetzt wirken. Die trockenen Gags und Slapstick-Einlagen passen bestens zum britischen Hintergrund und auch das Schlösserknacken mit dem Stylus ist recht unterhaltsam geraten. In der Vollversion erwarten euch noch ein paar weitere Minispiele wie das Nachzeichnen eines Dietrichs, das Schießen mit einem Blasrohr und ein kleines Dart-Spiel im Pub. Ein wenig schade ist es allerdings, dass man wie im bereits erschienenen Sequel recht wenig über die Charakteren und Story erfährt, aber vielleicht klärt sich einiges davon im Laufe des Spiels auf. Ich freue mich jedenfalls schon darauf, im August am Strand mit der Vollversion weiterzuknobeln.

Ersteindruck: befriedigend

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