Test: Chronos (Rollenspiel)

von Dieter Schmidt



Chronos (Rollenspiel) von Gunfire Games
Action-Rollenspiel in VR
Entwickler:
Publisher: Gunfire Games
Release:
kein Termin
28.03.2016
28.03.2016
Spielinfo Bilder Videos

Exklusiv hat sich Oculus das VR-Rollenspiel Chronos unter den Nagel gerissen. Gunfire Games vermischt gängige Ansätze aus Action-Rollenspielen mit einem VR-Konzept: Das Geschehen verfolgt der Spieler durch den Wechsel fester Kamerapositionen.



Zwischen Postapokalypse und Fantasy

Eine alte Frau erzählt von alten Zeiten, als die Menschheit noch so etwas wie eine Zivilisation besaß. Im Hintergrund ragen Reste von Wolkenkratzern empor. Aber dann kamen die Monster. Etliche Helden wetzten ihre Klingen. Erfolglos. Nun ist es am Spieler, dem Bösen entgegen zu treten. Mit Schwert und Schild also durch die Postapokalypse? Mitnichten. Nach einem Rundgang durch die Ruinen eines Forschungslabors aktiviert man einen Teleportationsstein, der den Helden in eine klassische Fantasiewelt katapultiert. Und auch wenn es hier um Drachen, Zyklopen und Prinzessinnen geht: Sie werden zumindest durch die moderne Ebene in einen frischen Kontext gesetzt, was ich aus Spoilergründen nicht weiter erklären kann.  Allerdings nimmt man die Geschichte, die durch Tagebucheinträge und kurze Zwischensequenzen geprägt ist, eher als Hintergrundplätschern wahr.

Dark Souls light

Ähnlich wie in der Dark-Souls-Reihe kann man den Gegner fixieren und Angriffe abblocken.
Ähnlich wie in der Dark-Souls-Reihe kann man den Gegner fixieren und Angriffe abblocken.
Zentraler Bestandteil ist das Kampfsystem: Per L2-Taste kann der Gegner fixiert werden. Als defensive Taktik kann man die Riposte oder das Wegrollen nutzen. Fünf aufrüstbare Waffen mit unterschiedlichen Angriffsarten lassen Gegner das Zeitliche segnen und Drachensäfte füllen den Lebensenergiebalken wieder auf. Stirbt man, so kehrt man über die Teleportationssteine wieder in die Welt – nur ist man dann ein Jahr älter und die Gegner sind alle wieder da. Dahinter verbirgt sich eigentlich eine pfiffige Idee: Von den vier Grundwerten Stärke, Geschicklichkeit, Gesundheit und Magie kann ich in jungen Jahren die ersten drei Werte nach oben schrauben. Magische Steine mit unterschiedlichen Fähigkeiten können den Angriff verstärken oder dem Gegner Lebenspunkte entziehen. Und  ist man alt und weise genug, darf man erst seinen Arkanwert erhöhen und somit die Wirkung dieser magischen Steine verstärken. Wer zu oft stirbt, erhält also einen Bonus. Das wäre insofern ein durchdachtes Prinzip, wenn im hohen Alter auch die anderen Werte wieder runtergehen würden. Zwar braucht man irgendwann mehr Aufstiegspunkte, um z.B. die Stärke zu erhöhen und auch optisch sieht man den Charakter vor seinen Augen altern, aber als siebzigjähriger Greis bin ich fit wie eh und je. Und warum sagt man dem Spieler nicht vorher, dass man zum Beispiel nur 80 Jahre lebt? Jedes Ableben und zusätzliche graue Haar würde die Anspannung zum Ende des Spiels nicht abreißen lassen.

Was ein wenig wie Dark Souls klingt, spielt sich leider nicht ganz so: Einerseits fehlt dem Kampfsystem die so wichtige Ausdauerleiste. Hier kann ich ununterbrochen ab der Mitte des Spiels den übermächtigen Speer nutzen und piesacke meine Feinde durchs bloße Knöpfchendrücken schnöde nieder. Der schwere Kampfhammer eignet sich zwar für stark gepanzerte Gegner und das leichte Schwert kann als Allroundwaffe eingesetzt werden, dennoch wirken sie austauschbar.

Die Angriffsvariationen der Gegner sind leider schnell durchschaut.
Die Angriffsvariationen der Gegner sind leider schnell durchschaut.
Auch hat man die gegnerischen Angriffsvariationen schnell durchschaut. Während Monster in der Soulsreihe immer mal wieder unvorhersehbare Angriffe starten, schnetzelt man sich eher seicht durch die Widersacher. Zudem können Erfahrungspunkte nicht verloren werden, was die situative Spannung schmälert. Versteht mich nicht falsch: Das Kampfsystem ist stimmig und ich habe bis zum Spielende die 60 Lenze überschritten (bin also über 40 Mal gestorben).  Auch schafft man es oftmals nicht, bis zum nächsten Stein oder zur Abkürzung zu gelangen. Und auch mein Kardiologe würde mir eher von Chronos abraten. Dennoch muss man hier gegenüber der angesagten Kampfvorlage einige Abstriche machen.

Kommentare

traceon schrieb am
DonDonat hat geschrieben:Hmm etwas schade, ich hatte mich erst auf Chronos gefreut und hätte es auch gerne auf der Vive gespielt nur möchte ich für ein nur mittelmäßiges Spiel auch nicht so die Menge an Geld ausgeben die gerade dafür verlangt wird....
oO 78 Prozentpunkte sind keine Wertung für mittelmäßig, sondern gut (siehe Balkendiagramm unter der Wertung).
unknown_18 schrieb am
78 klingt jetzt wirklich nicht so schlecht für ein VR Spiel. Aktuell muss man halt bei VR Spielen mit Abstrichen leben, da ist kein Geld da um ewig an allem herumzubasteln bis alles passt. Und Launchtitel, die innerhalb der ersten Monate einer neuen Plattform erscheinen, sind oft eher solide als überragend, gerade Konsolen Spieler dürften das nur zu gut kennen. Da sind 78 sogar sehr gut.
JoeCartoon schrieb am
Wo bitte sehr sind denn knappe 80% mittelmäßig? Die Wertung und auch der Text erzählen von einem guten Spiel mit toller Atmosphäre, Leveldesign, etc. aber eben auch ein paar nicht so tollen Aspekten, wie dem Kampfsystem und Rätseleinlagen. Und für ein VR Spiel sind doch die erst genannten sehr viel wichtiger.
Es sollte ja auch klar sein, dass die Entwickler hier nicht alles reinlegen, sondern den Markt erst mal antesten. Ein Oculus-Exklusives Skyrim ist derzeit einfach noch nicht drin, die Nutzerbasis ist einfach viel zu klein.
ZappaGHost schrieb am
Ich finde ganz und gar nicht, das Chronos mittelmäßig ist. Die Darksiders Entwickler haben hier ein sehr intensives Action RPG mit Adventure Feeling auf die Beine gestellt. Ich spiele das Ding nun schon rund 12 Stunden und bin sehr beeindruckt vom Leveldesign, und der überragenden Atmosphäre. Der Test hier auf 4P wird dem Spiel, meiner Meinung nach, nicht gerecht. Es gibt viel mehr Rätsel als nur Schieberätsel, und das Chronos keine Iteminflation und tausend Kisten am Wegrand bietet, finde ich eher positiv ! DAs Mittendrin Gefühl mit der Oculus ist in der Tat beeindruckend.
Die Immersion in der virtuellen Realität ist in Chronos überragend, und das normale Spielen auf dem Monitor wirkt im Vergleich, hoffnungslos anachronistisch. Die Kämüfe sind zwar nicht besonders schwierig, aber sie machen Laune. DAs System ist sehr präzise und mit Dauergeklicke geht da garnichts. Chronos hat was von dem guten alten Cadaver (Amiga), und von Zelda. Ich denke da gibt es schlechteres.
Best
ZG
DonDonat schrieb am
Hmm etwas schade, ich hatte mich erst auf Chronos gefreut und hätte es auch gerne auf der Vive gespielt nur möchte ich für ein nur mittelmäßiges Spiel auch nicht so die Menge an Geld ausgeben die gerade dafür verlangt wird....
schrieb am