Vorschau: Tropico 3 (Taktik & Strategie)

von Bodo Naser



Tropico 3
Entwickler:
Publisher: Kalypso Media
Release:
18.11.2010
11.02.2011
Spielinfo Bilder Videos
Der korrupteste Diktator der Spielegeschichte ist bald zurück! In Tropico 3 wird man ab 24. September den virtuellen Präsidenten eines ebenso sonnigen wie rückständigen Inselstaates spielen können. Was ist von der Neuauflage des Strategiespiels von Haemimont Games zu erwarten?

Easy livin'

Hat uns El Presidente heute noch was zu sagen? Der Kalte Krieg
Herr über Paläste und Hütten. El Presidente hat das schönste Haus am Platz.
ist lange vorbei, die Sowjetunion zum Glück Geschichte und ebenso das Ringen zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Gibt es überhaupt noch so etwas wie eine "Bananenrepublik "oder ist heutzutage nicht jedes Land vom karibischen Schlendrian infiziert? Erst zuletzt wies ja NRW-Ministerpräsident Rüttgers gleich mehrmals darauf hin, dass rumänische Arbeiter auch nicht mehr das seien, was sie mal waren. Sie seien faul, hätten keinen Plan und gingen um 15 Uhr nach Hause. Das erinnert frappierend an die Arbeitsmoral in so manchem Karibikstaat, wie er in Tropico vorkommt. Da stellt sich die Frage: Wie ist es um die bundesdeutschen Malocher bestellt, die sich lustlos von Pause zu Pause hangeln oder den ganzen Arbeitstag im Internet surfen?

Egal, El Presidente lebt jedenfalls weiter, so lange es noch zwielichtige Staatsoberhäupter gibt und Leute, die so einen mal spielen wollen. Man braucht nur einen Blick in die Zeitung zu werfen, schon springt einem El Presidente quasi ins Gesicht. Der Revolutionsführer unserer Tage heißt Hugo Chavez, der populäre Präsident von Venezuela und staatliche Ölmagnat. Er hat das Banner von Fidel Castro übernommen und ist ebenfalls zu jeder Schandtat bereit, um Schlagzeilen zu produzieren. Jüngst war zu lesen, dass er nun Benzin an den Iran liefern wolle, sollte es ein Embargo des Westens gegen die Mullahs geben. Ein teuflischer kleiner Plan, um den USA wieder mal ans Bein zu pinkeln. Chavez hat sich den Titel El Presidente wahrlich verdient.

Qual der Wahl

Auch Tropico 3 wird in erster Line auf Machterhalt ausgerichtet sein. Man spielt den Präsidenten eines Landes, der sich
Hier baut auch der letzte Kommunist ein Gotteshaus, da er sonst die Kirchenanhänger verliert. Dann wählen sie einen nicht. 
hauptsächlich ums eigene Schweizer Bankkonto kümmert. Obwohl man während der Kampagne auch sein Land voran bringt, hält El Presidente von Demokratie so viel ein Fisch von der Wüste. Er hasst sie genau so wie alle Diktatoren von Welt es taten. Immerhin stellt er sich alle paar Jahre der Wahl, damit zumindest der Schein von Volksherrschaft gewahrt bleibt. Witzigerweise wird man anlässlich dessen gefragt, ob man betrügen will oder nicht. Wer sich dagegen entscheidet, dem werden noch ein paar Stimmen abgezogen, wenn das launige Inselradio die Ergebnisse verkündet. Hat es gereicht oder nicht? Bei Letzterem bleibt immerhin noch ein Putsch, um an der Macht zu bleiben.

Dennoch werden Traumergebnisse drin sein, wenn man sich nicht wie der letzte Mensch anstellt. Wie schon bei Tropico 1 kommt es darauf an, wie man von den Wählern gesehen wird. Die einen sehen eines als Unterdrücker, der die Freiheit mit Füßen tritt, die anderen sehen nur den Schergen des Auslands, der den eigenen Profit im Auge hat, und wieder andere sind stolz darauf, dass El Presidente so viele Wohnblocks aus dem Inselboden gestampft hat. Die Bevölkerung besteht aus Gruppen wie Militär, Intellektuelle oder Religiöse, mit denen man es sich nicht gänzlich verscherzen sollte. Daher schadet es nichts, auch wenn der größte Atheist mal ne Kirche baut, um die Gläubigen bei Laune zu halten. Dumm nur, dass die gleich noch ne Kathedrale dazu wollen. Wer die nicht gleich herzaubert, wird zum Opfer der Medienschelte.

Erste Wohltaten

Wir konnten die erste von 15 Missionen spielen, bei der es darum gehen
Tor zur Welt. Über den Hafen läuft nicht nur der ganze Handel, dort legen auch die Einwanderer an.  
wird, so viel möglich zu exportieren. Man muss eine bestimmte Menge an Agrarrohstoffen wie Bananen, Papayas oder  Kaffee mit dem Schiff verschicken, das periodisch anlegen wird und auch neue Einwanderer ausspuckt, wenn die Insel nicht gerade ein Gefängnis ist. Wenn man einen fruchtbaren Platz für die Farm gefunden hat, kann man sehen wie die Handwerker das Haus errichten. Nicht nur durch die tropische Musik wird hier das karibische Lebensgefühl zelebriert, denn sie brauchen wie beim ersten Teil ewig fürs Bauen. Beschleunigen lässt sich das etwa durch mehr Männer, bessere Bezahlung oder Ausrüstung. Auf jeden Fall dauert es, bis ein Bau Formen annimmt, insbesondere wenn's größere Häuser sind.

Ist die Hazienda fertig, braucht es natürlich noch Arbeiter, die die Früchte ernten. Das sind unterbezahlte Hilfsarbeiter, die in einer Wellblechhütte hausen, die in der Nähe der Felder aus dem Dschungel sprießen. Wer nur auf den Gewinn aus ist, dem ist die Armut natürlich egal, obwohl sogar die Südfrüchtefirma Geld locker machen will, um das Los der Tagelöhner zu ändern. Zum Hafen gefahren wird die Ernte auf klapprigen Lastern, die den Oldtimern auf Kuba alle Ehre machen. Als das Schiff ablegt, tauchen sogar ein paar Dollar auf dem Konto des Patrone auf. Das sind zum Glück nicht die einzigen Einnahmen, denn man bekommt auch Entwicklungshilfe. Hier kann man auch ablesen, was die Großmächte von einem halten.

Präsidialer Avatar

Was wir bislang von Tropico 3 gesehen haben, legt den Eindruck nahe, dass es sich um eine werktreue Neuauflage des
Leider bietet die Auswahl nur historische Politiker vom Schlage eines Augusto Pinochet. Man kann aber auch nen Avatar kreieren.   
ersten Teils handeln wird. Sogar die Optik wurde dem in die Jahre gekommenen Original angeglichen, weshalb statt einer bunten 3D-Welt ein eher braunstichig anmutender Stil Einzug hält. Schon mag mancher darum bangen, ob das Spiel denn überhaupt Neues zu bieten hat. Wir haben was entdeckt: Da ist die Figur des Präsidenten, der als Avatar über die Insel schleicht. Zwar gibt es auch hier wieder nur Figuren der Vergangenheit wie Diktator Batista, der ewige Revolutionär Che Guevara oder den Schlächter Augusto Pinochet, aber immerhin sehen die Avatare ihren Vorbildern ähnlich.

Der Präsident wird nicht nur Reden schwingen wie einst Fidel Castro, der für seine ellenlangen Ansprachen berüchtigt war, sondern er kann auch Edikte erlassen. Diese dienen dazu, die soziale Situation zu verbessern, einen Konflikt anzuzetteln oder sich bei einer Großmacht einzuschleimen. Außerdem soll der Avatar auch Auswirkungen auf die Arbeitsmoral haben, wenn er neben dran steht. In der Preview-Fassung war dieser Effekt zwar noch nicht auszumachen. Da es noch keine Kämpfe gab, war auch der erhöhte Kampfeswillen nicht zu sehen. Aber vielleicht kommt das noch zusammen mit einer Übersetzung der bisher nur englischen Texte.
             
 

AUSBLICK



Diejenigen, die sich von Tropico 3 eine möglichst getreue Neuauflage des Originals versprechen, können schon mal aufatmen. Die dritte Auflage der satirisch angehauchten Diktatoren-Simulation hält sich ziemlich genau an den ersten Teil: Historisches Szenario, Missionen und Stil haben sich kaum verändert. Man startet auf einer unterentwickelten Karibikinsel, die einem Pulverfass gleicht. Die politischen Gruppen stellen ständig Ansprüche, die es zu erfüllen gilt. Wer das nicht macht, der hat es sich schnell verscherzt, was zum Sturz führen kann. Ab und an muss man sich zur Wahl stellen und zugleich muss man dafür sorgen, dass die schwerfällige Wirtschaft in Schwung kommt, was zunächst nur über die Landwirtschaft geht. Karibisches Flair verbreitet neben der Musik auch das witzige Radio, das die Ruhmestaten von El Presidente verkündet. Allerdings merkt man an den vertrauten Klängen auch, dass sich kaum Neuerungen auftun. Der Avatar ist nett aber noch reichlich nutzlos, weshalb er bislang nicht als große Neuheit durchgeht. Reden schwingen und Edikte zum Wohle des Volkes erlassen konnte man als Hobby-Präsident auch schon früher. Ob das Spiel so viel Spaß macht wie damals, muss sich erst in der Langzeittyrannei zeigen. Die Vorzeichen dafür stehen nicht schlecht.

Ersteindruck: gut

Kommentare

Sevulon schrieb am
dcc hat geschrieben:Das Review gefällt mir mal garnicht.
Es existiert doch noch gar keins.
Halox86 schrieb am
Bei jeder vorschau, test oder sonstwas mit wertung musst du mit irgendwas vergleichen um urteilen zu können. Und was liegt näher als ein spiel dann mit dem Vorgänger zu vergleichen!
dcc schrieb am
Das Review gefällt mir mal garnicht.
Da wird direkt mit dem Nachfolger verglichen statt das game als eigenes Spiel zu testen. Ich hatte schonmal den Vorschlag gemacht 2 Wertungskästen einzubauen. Einmal für Besitzer der Vorgänger und einmal für Leute die es nie gesehn haben, wie mich.
Mir egal was Teil 1 geboten hat, ich hab hier dennoch ein völlig neues Spiel was ich so gewertet haben will.
Wenn man das bei Sportspielen machen würde könnten die niemals mehr wie 30% bekommen ! Da werden schon 20% draufgeschlagen wenn man den Ball leichter mit dem Stick lenken kann als im Vorgänger..
Ne, also manche Reviews/Previews auf 4p sind echt für den Eimer.
Es gibt keine einheitlichen Kriterien :/
24karat schrieb am
Ist gekauft!Die Demo ist schon der Hammer!
Kord schrieb am
Tropico 3 ist nichts anderes als eine etwas bessere oder vielleicht sogar Inhaltlich,nicht viel andere Version als Teil 1.damals.Es fehlt immer noch zu viel,an Möglichkeiten die damals schon gefehlt haben.
Und für die heutige Zeit,erwarte ich doch schon etwas mehr von einem Spiel als das was Tropico 3 in diesem Bereich bietet.
schrieb am