Test: Simon the Sorcerer: 25th Anniversary Edition (Adventure)

von Benjamin Schmädig



Simon the Sorcerer: 25th  Anniversary Edition (Adventure) von MojoTouch
Stümpferhaft "modernisiert"
Entwickler:
Publisher: MojoTouch
Release:
03.04.2018
Erhältlich: Digital
Spielinfo Bilder Videos

Simon the Sorcerer, ein Klassiker der pixeligen Adventure-Schule. Alleine die verträumte Musik wirft mich mehr als 20 Jahre zurück – 25, um genau zu sein, denn die Anniversary Edition feiert genau dieses Jubiläum auf Steam und GOG. Ich habe nicht lange überlegt: Eine zart verschönerte Version mit leicht verbesserter Steuerung und dem Soundtrack zum Download? Klick! Doch fast noch schneller als der Kauf getätigt war, habe ich ihn wenig später schon bereut. Lasst bloß die Finger von dieser stümperhaften Umsetzung!



Bevor man Harry Potter kannte...

Ich wollte doch nur mal wieder durch diese vor modernen Anspielungen sprudelnde Fantasywelt staksen, dem fiesen Sordid eins auszuwischen und die amüsanten Unterhaltungen hören. Das Adventure hat nichts von seinem Charme verloren, ist immer noch herrlich albern und trainiert mit einigen seiner Rätsel geschickt die grauen Zellen. Grundsätzlich kann ich es daher jedem Möchtegern-Zauberer nur ans Herz legen.

Pixelmatsch

Dummerweise hat dieses Grundsätzliche mit der Jubiläumsausgabe von MojoTouch aber nicht das Geringste zu tun! Denn was auch immer das Studio mit der 25th Anniversary Edition im Sinn hatte: Sollte es nicht das mutwillige Zerstören nostalgischer Erinnerungen gewesen sein, ging das Vorhaben gründlich in die Hose.

Sieht in Bewegung noch viel schlechter aus: die durch einen Filter verunstaltete Neuauflage.
Sieht in Bewegung noch viel schlechter aus: die durch einen Filter verunstaltete Neuauflage.

Das Schlimmste sind die Neuerungen, mit denen MojoTouch vermutlich den Pixel-Charme modernisieren wollte. Gute Idee: das so zu tun, wie es LucasArts und DoubleFine mit den ersten beiden Monkey-Island-Teilen sowie Day of the Tentacle und Full Throttle getan haben. Schlechte Idee: den extremsten Weichzeichner des Adventure-Emulators ScummVM als grafisches Update verkaufen. Denn das ist tatsächlich alles, was die Entwickler hier getan haben, und sieht so aus, als hätte ein dickflüssiges Gel die ursprünglichen Pixel so verschmiert, dass sie nur noch als breiige Masse erkennbar sind.

Zum Glück darf man den Filter jederzeit abschalten. Dummerweise behält das Spiel selbst dann das neue Breitbild bei, welches das ursprüngliche Format stark streckt. Das originalgetreue 4:3-Bild darf man leider nicht verwenden, sodass die 25th Anniversary Edition stets nur eine verzerrte Version der guten Erinnerungen darstellt.

Der hässliche Klick

Und damit nicht genug, denn MojoTouch hat auch die Benutzerführung „verbessert“ – durch einen überdimensionierten Farbfleck, der als etwa zehnmal größerer Mauscursor die Kulissen verdeckt und zu denen er stilistisch in etwa so gut passt wie Marios Mütze auf den Hintern eines Cyberdemon. Praktisch natürlich, dass dieser Designunfall das Angucken des gewählten
Und was ist mit Simon the Sorcerer 2?

Für den zweiten Teil gilt dasselbe wie für Simons erstes Abenteuer: Die Grafik wird auf dieselbe Art verunstaltet, das Adventure ist nicht im 4:3-Format spielbar und die neuen Menü-Elemente stören den Eindruck.

Während das Artbook neben dem Packshot drei weitere Grafiken enthält sowie das Logo des Titels, umfasst die 25th Anniversary Edition der Fortsetzung allerdings keinen Soundtrack.

Das Originalspiel ist aber auch hier enthalten.
Objekts per Klick auf die rechte Maustaste ermöglicht. Weniger schön hingegen, dass das erst nach dem Klick zur Lupe werdende Symbol wild flackert.

Nun kann man auf die neue Nutzerführung verzichten, was auch die Symbolunfälle rückgängig macht. Doch zwei neue Icons am oberen Bildrand bleiben stets erhalten; sie dienen dazu sämtliche interaktiven Elemente anzuzeigen (gar nicht schlecht) sowie das grafisch wie aus einem anderen Spiel stammende Hauptmenü aufzurufen. Bricht man Dialogzeilen ab, wird die Aktion nicht zuletzt durch ein riesiges Vorspulsymbol in der Mitte des Bildes angezeigt – wunderschön!

Hört mal!

Das einzige Neue, das dieser Neuauflage nicht schadet, ist der frisch arrangierte Soundtrack. Der reißt wahrlich keine Bäume aus, aber man kann ihn hören. Man darf ja auch hier zu den MT-32-, General-Midi und Adlib-Versionen der Musik wechseln. Und das bringt mich denn auch zur einzig echten guten Nachricht der Anniversary Edition: Sie enthält den ursprünglichen Soundtrack zum Download im verlustfreien FLAC-Format. Das ist natürlich lobenswert.
Auch der neue, nach einem Update zum Glück abwählbare Cursor stört den Gesamteindruck enorm.
Auch der neue, nach einem Update zum Glück abwählbare Cursor sowie die Hotspot-Symbole stören den Gesamteindruck.

Ähnlich lobenswert ist die Möglichkeit das Spiel in seiner ursprünglichen, bereits für Steam bzw. GOG optimierten Version herunterzuladen – was deshalb wichtig ist, weil diese Fassungen seit Veröffentlichung der Neuausgabe nicht mehr separat erhältlich sind. Über den Download kommt man also weiterhin in den Genuss des unveränderten Adventures im 4:3-Format ohne neumodische Menüelemente.

Aber halt, einen Fauxpas hat MojoTouch noch im Ärmel, und zwar in Form eines Artbooks. Coole Sache eigentlich; Konzeptzeichnungen gehen immer, auch als PDF. Manche aufwändig gemachten Kunstwerke geben einen tollen Einblick in das Entstehen und die Ideen hinter einem Spiel... Nur dass man im Fall von Simon the Sorcerer gerade mal den damaligen Packshot sowie eine zweite, ziemlich mittelprächtige Grafik erhält. Das versteht MojoTouch also unter „Artbook“.

Kommentare

FuerstderSchatten schrieb am
Todesglubsch hat geschrieben: ?18.04.2018 11:13
Kajetan hat geschrieben: ?18.04.2018 07:53
Todesglubsch hat geschrieben: ?17.04.2018 17:44 Und ähnlich wie bei Beamdogs Baldur's Gate-Vergewaltigungen kommt man an die Originalversion nur ran, wenn man das Remaster kauft und den neuen Firmen Geld in den Rachen wirft.
Man kann es auch übertreiben. Die EE sind ein gutes Stück Software, welches die Klassiker sauber in die Neuzeit überführen. Die Hysterie all der Lord Siegelbewahrer von eigenen Gnaden ist genau das ... Hysterie!
Sie verkaufen trotzdem nur ein paar aifgeflanschte Mods, haben die Originalversion aus den Stores gestrichen, damit man nur noch ihre EE kaufen kann UND haben Bioware in den Shoplistings als Entwickler rausgestrichen. MojoTouch lies Adventure Soft wenigstens als Entwickler stehen. Plus: Das Geschäftsmodell fußt nur auf Nekromantie. aber jetzt gehen ihnen wenigstens langsam die Bioware-Titel zum Remastern aus....
Hoffentlich kommt noch Neverwinter Nights 2, ich glaube auch Icewind Dale ist gar nicht von Bioware, aber egal.
PS Hab gerade gelesen, du hast schon geschrieben, dass einige Spiele nicht von Bioware sind.
casanoffi schrieb am
Veteran of Gaming hat geschrieben: ?18.04.2018 22:12...beim liebevoll erneuerten "Day of the Tentacle" mahnten die wenigen Kritiker, daß ja alles unnötig sei und ein einfacher Filter ANGEBLICH das gleiche Ergebnis erzielen würde, wie neu gezeichnete und höher aufgelöste Zeichnungen...
dx1 hat geschrieben: ?18.04.2018 22:19Aber Du verstehst, dass die Kritiker von DotT Remastered und die Neun-Prozent-sind-zu-wenig-Sager nicht unbedingt die selben Personen sind, ja?
Nuracus hat geschrieben: ?18.04.2018 22:20 Aber dann funktioniert dieses Argument nicht.
Sehr gut :lol:
FuerstderSchatten schrieb am
Kajetan hat geschrieben: ?18.04.2018 07:53
Todesglubsch hat geschrieben: ?17.04.2018 17:44 Und ähnlich wie bei Beamdogs Baldur's Gate-Vergewaltigungen kommt man an die Originalversion nur ran, wenn man das Remaster kauft und den neuen Firmen Geld in den Rachen wirft.
Man kann es auch übertreiben. Die EE sind ein gutes Stück Software, welches die Klassiker sauber in die Neuzeit überführen. Die Hysterie all der Lord Siegelbewahrer von eigenen Gnaden ist genau das ... Hysterie!
Das denke ich auch, gut man hätte die neuen begleiter weglassen können und es ist schade, dass teil 2 keine deutsche sprachausgabe hat. Aber die begleiter stören auch nicht, die kann man auch einfach links liegenlassen.
adventureFAN schrieb am
Also ich für meinen Teil hab im DotT Remaster-Thread sogar Beweisshots gemacht, dass sich Filter und Remaster-Arbeit nicht vergleichen lassen. Also schon, aber die Filter ziehen eindeutig den Kürzeren =P
Ich will noch mal klar stellen: Ich finde dieses "Remaster" auch nicht toll.
Es geht mir nur darum, dass unter diesem Stück Softwaremüll immernoch ein sehr gutes Spiel steckt, gerade wenn man die enthaltenen Originale über ScummVM mit MT-32 spielt.
Nuracus schrieb am
Aber dann funktioniert dieses Argument nicht.
schrieb am