Test: Prey (2006) (Shooter)

von Benjamin Schmädig



Prey (2006) (Shooter) von 2K Games
Prey (2006)
Publisher: 2K Games
Release:
12.07.2006
12.07.2006
Spielinfo Bilder Videos
Neun Jahre nach seiner Ankündigung erblickt Prey das Licht der Welt und schickt euch als Cherokee-Indianer durch ein ungewöhnliches Actionfest. Der eigentliche Star ist aber die Inszenierung: Ein Indianer im Science Fiction-Universum - das ist ausgefallen, neu und wird mit frischen Ideen gepflastert. Passt die Mischung oder regiert die Form über den Inhalt? Gut Ding will Weile haben. Ist Prey SO gut?

Neue Helden

Indianer. Die Helden meiner Kindheit. Und so ziemlich die einzigen im TV-Programm der ostdeutschen Flimmerkiste. Allen voran Pierre Brice, für den wir gemütliche Spaziergänge mit Familie sausen ließen, um Winnetous Tod zum einhundertsten Mal zu erleben. Ein anderes Vorbild in Sachen Coolness und Lebensweisheit mimt dieser Tage zum letzten Mal in Bad Segeberg den berühmtesten aller Häuptlinge: Gojko Mitic. Nach zahlreichen Seminaren zum Thema Geschichte Nordamerikas kam allerdings die Einsicht, dass Indianer nie wirklich cool waren – das verklärte Bild des lässigen Häuptlings verschwamm ebenso wie die nostalgische Verzerrung uralter Computerspiele. Der Traum war ausgeträumt. Rothäute, die in ihren Reservaten Souvenire basteln, taugen einfach nicht als Idendifikationsfigur.

Und jetzt bin ich genau so einer. Ich stehe im Klo einer abgelegenen Kneipe irgendwo im Niemandsland, schaue in den Spiegel und frage mich, ob ich jemals aus diesem Loch raus komme. Tommy. Cherokee. Automechaniker. Atheist. Das Leben im  Reservat steht mir Oberkante Unterlippe. Meine Freundin Jen unterhält den Laden und ruft
Die Todeswelt: Wenige Sekunden habt ihr Zeit, um mit dem Erlegen von Alben euren Zustand zu verbessern.
mich an die Bar. Aber bevor ich dort ankomme, labert mein Großvater Enisi noch etwas von der schicksalsschwangeren Stimmung, die in der Luft liegt, und dass ich ihn in dieser Nacht brauchen werde. "Whatever." Im Saloon spiele ich eine Runde Pacm... Verzeihung: Runeman, verzocke ein paar Dollar beim Glücksspiel, tausche das langweilige Gedüdel gegen Judas Priest und drehe die Lautstärke hoch. Irgendein Typ im Fernsehen redet von seltsamen Erscheinungen über Nordamerika. Dann erzählt Jen mal wieder, dass sie keine Lust darauf hat, das Reservat mit mir zu verlassen. Und plötzlich bricht die Hölle los. Grüne Lichter beamen den Wagen vor dem Eingang gen Himmel und nehmen dann gleich noch die ganze Kneipe mit – einschließlich Großvater, Jen und mir...

Verdammt, was hatte ich mich getäuscht! Indianer sind wieder in – mit bodenständiger Leck-Mich-Am-Arsch-Attitüde und cooler Sagenwelt. SO sieht ein Typ aus, mit dem ich mich identifizieren kann. Willkommen in der Welt von Prey!

Rasantes Intro

Der Einstieg erinnert an Half-Life – im Vergleich zu Valves Erstling ist die einführende Fahrt allerdings so rasant, dass ihr euch, genau wie Tommy, nur eins fragt: Was zur Hölle?! Denn nachdem ihr auf dem Raumschiff der Aliens angekommen seid, werdet ihr, an einer Metallplatte festgeschnallt, als einer von hunderten von Menschen durch das Innere transportiert. Jen ruft um Hilfe, panische Schreie hallen durch die Gänge. Aliens laufen an der Decke entlang und irgendwo platziert ein menschlich aussehender Typ eine Bombe. Die Wände sehen aus wie eine Mischung aus organischer Materie und Räumen aus Metall.

Weder auf Xbox 360 noch auf dem guten Mittelklasse-Rechner ruckelt die Umgebung, die schimmernden Oberflächen wecken allerdings Erinnerungen an Doom 3 und Quake 4. Trotzdem hat Prey seinen eigenständigen Look, vor allem die Biomaterie wirkt wunderbar schleimig und real. Für heruntergeklappte Kinnladen sorgen aber erst die teilweise riesigen Räume, in denen ihr später auch per Fluggerät unterwegs seid. Sogar einen kleinen Asteroiden umkurvt ihr mit dem Flieger – im Hintergrund die beeindruckende Kulisse der außerirdischen Bastion.

Die ersten Minuten in der so genannten Sphäre sind mitreißend, Tommys erste Schritte ebenso. Dabei ist der Albtraum gefüllt mit dem, was seit Urzeiten Bestand hat: Türen öffnen, Munition auflesen, Bösewichter niederstrecken. Zur Verfügung steht euch die mit Schnellfeuerwaffe, Schrotflinte oder Raketenwerfer bekannte Ausrüstung. Immerhin wirken die meisten Schießprügel schön abgefahren und sehen so aus,
So sieht sich Tommy, wenn er als Geist seinen Körper verlässt.
als wären sie teils organisch, teils mechanisch. Gleich die erste Schnellfeuerwaffe hat z.B. ein Zielfernrohr. Wählt ihr es mit der zweiten Feuertaste aus, fährt ein merkwürdiges Etwas aus dem Lauf heraus und legt sich über euer Auge. Im Raketenwerfer hingegen schwimmt die Munition in einer glibbrigen Masse und wartet auf ihren Abschuss. Echte Sympathieträger sind die Granaten, denn das sind verdammt arme Viecher: Alles was ihr tun müsst, ist den spinnenähnlichen Wesen die Beine auszurupfen und sie Richtung Feind zu schleudern. Mit einem lauten Flatsch werden sie dann von ihrem Schicksal erlöst.     

Verkehrte WeltSehr schnell macht ihr in Prey die Bekanntschaft mit den Portalen sowie dem Spiel mit der Schwerkraft. Oben ist hier nicht immer oben und bevor ihr es euch verseht, lauft ihr an der linken Wand. Wie das funktioniert? An vielen Stellen befinden sich Laufwege, auf denen ihr wie festgeschnallt fortschreitet: Gehen die Bahnen an der Wand entlang, spaziert ihr eben im 90-Grad-Winkel zum Boden. Führen sie euch an die Decke, hängt ihr kopfüber im Raum. Euer Blickwinkel dreht sich stets mit, was für ungewöhnliche Perspektiven sorgt. Denn wenn Gegner nicht ebenfalls den Wall Walk nutzen, stehen sie aus euer Sicht an Decke und Wänden.

                

Kommentare

djsmirnof schrieb am
Ich hab es heute mal wieder Gepsielt.Und ich bin wieder mal drauf hängen geblieben.Im Gegensatz zu den heutigen Shooter wo es nur um Moorhun Ballern geht ist das eine wundervolle Perle.Da Setting ist unverbraucht die Rätzel sind cool und das ganze Level Designs ist durchdacht und mit den Portalen wunderbar verbunden.
Die Grafik ist schön anzusehen.Wenn man bedenkt das es von 2006 ist.Nicht übertreiben mit effecte so wie heute.
Für mich heute immer noch ein 90% Wertung.
Einzig was ich schade finde ist das man nie ein weiters Story dlc gemacht hat.
Kabuto schrieb am
Ich habe es auch gerade @Win10 durchgespielt (i5 4440, Radeon 390) ...
Über 11 Jahre alt, aber die Grafik sieht (auch bedingt durch das dunkle, enge Setting, guteLichteffekte) immer noch aktuell aus, gute Texturen. Da fallen einem die übertriebenen Special-Effekte von heutigen Open-World-Spiele (Tiefenschärfe *würg*) auf.
Endlich ein nahezu (da etwas mehr Rätsel) reinrassiger OldSql-Shooter ohne Achievements, Extra-Ziele, Sammlungswahn und megagroßen Feature-Wasserkopf wie in den heutigen Spielen - selbst Rennspiele haben gefühlt eine Mio. Features).
Ich fand einige Logik-Rätsel nicht sooo einfach und das Spiel ist auch nicht sooo kurz. Wenn man das Ende erwartet, geht es doch noch ein Stück weiter.
Story geht auch immer etwas weiter mit kleinen Überraschungen.
Komisch dass wirklich niemand (weder User noch Testbericht) den Falken als NPC-Buddy erwähnt - es hilft zur Ablenkung der Gegner gut mit.
Auf jeden Fall ne Empehlung wert - so gefühlt zwischen 82 und 86% (bin sonst eher Rollenspieler).
No Cars Go schrieb am
Hab's gerad in der Version 1.4 durchgespielt. Mein Eindruck: Visuell und levelarchitektonisch (für seine Zeit) beeindruckend, spielerisch aber bieder-monoton ohne ein einziges forderndes Puzzle; je weiter ich im Spiel fortschritt, desto entnervter war ich überdies von der allzu seichten Story. Valve hat da mit Half-Life² in allen Belangen die Nase vorn.
Nichtsdestotrotz geht Prey als wenig anspruchsvoller Ego-Shooter für die Kurzweil zwischendurch klar.
Fazit: 6/10.
Methabolica schrieb am
Das habe ich noch gut in Erinnerung. Ich werde es mir jetzt zum Nice Price kaufen. Die Grafik ist noch voll in Ordnung. Ich glaube die Doom 3 Engine ist noch 10 Jahre nach Release spielenswert.
Sniperfreak3000 schrieb am
Hilfe!!!!
Ich kann das spiel nicht starten obwohl mein Pc alle anforderungen mehr alls erfüllt
schrieb am