Special: Quo Vadis 2008 (Messen)

von Julian Dasgupta



Quo Vadis 2008
Entwickler: -
Publisher: Aruba Studios
Spielinfo Bilder  
Deutschland & Konsolen: Trend verpennt? Der Konsolenmarkt hat in den vergangenen Jahren stark zugelegt. Beim Blick in die Spieleregale zeigt sich aber: International erfolgreiche Produktionen von hiesigen Entwicklern oder Publishern gibt es nicht. Einzig im DS-Bereich ist man schon etwas umtriebiger, obwohl es sich dabei um Lizenzproduktionen handelt, die für hartegesottene Nicht-Ponyhof-oder-Tierarztpraxis-Anhänger eher wenig interessant sind.

Auf der Entwicklerkonferenz Quo Vadis 2008 stellte man sich in der vergangenen Woche im Rahmen einer Diskussion deswegen die Frage, ob Deutschland den Konsolentrend verschlafen hat. Da möchte man aufstehen und ausrufen: "Herr Gott nochmal, das sieht man doch!" - ein paar Schulterklopfer wären einem sicher gewesen -, dennoch war es interessant zu sehen, was denn einige Vertreter der lokalen Szene zu dem Thema zu sagen haben. In der von Mathias Reichert (Development Director bei dtp) moderierten Runde saßen André Blechschmidt (Geschäftsführer Radon Labs), Jan-Hendrik Ohl (Geschäftsführer bei 49Games), Mirko Hering (Projektmanager bei Independent Arts) sowie Antony Christoulakis (Business Development bei Keen Games).

49Games dürfte den meisten Spielern dank ihrer für RTL entwickelten Wintersport-Spiele vertraut sein, die auch für PS2 und Wii umgesetzt wurden. Laut Ohl habe man dort immer eine gewisse Affinität zum Konsolenbereich gehabt, da viele der Entwickler noch aus der Homecomputer-Szene stammen und mit Amiga 500 & Co. aufwuchsen bzw. sich dort ihre ersten Sporen verdienten. Die Wii-Version ihres jüngsten Titels habe sich weltweit insgesamt ca. 250.000 Mal verkauft, was für eine Firma wie 49Games schon recht beachtlich wäre.

Radon Labs hatte in der Vergangenheit schon mehrere DS-Titel produziert - das derzeit bekannteste Projekt der Berliner ist allerdings das PC-Rollenspiel Drakensang , das Ende Juli erscheinen soll. Blechschmidt bestätigte, dass man gedenkt, auch PS3 und Xbox 360 abzudecken. Wie bereits erwähnt: Derzeit sei noch nichts in Arbeit, aber man möchte die hauseigene Nebula-Engine für Sonys und Microsofts Systeme portieren, um irgendwann auch Drakensang umsetzen zu können.

Es sei ein "Muss", heutzutage auch für die Konsolen zu entwickeln, so Blechschmidt. Radon Labs hatte auch vorgehabt, Spiele für die PSP zu produzieren - allerdings sei Sony seinerzeit nicht allzu sehr interessiert daran gewesen, Zugang zur Hardware zu gewähren und das Team als offiziellen Entwickler zuzulassen - das sei bei Nintendo ganz anders gewesen; dort sei man quasi mit offenen Armen aufgenommen worden. Christoulakis ergänzt, dass es bei Sony auch kniffliger sei, grünes Licht für ein Projekt zu erhalten. Nintendo sei da unproblematischer und würde so ziemlich alles durchwinken. Allerdings habe man gute Beziehungen zum Hersteller, da man schon in der Vergangenheit Software für dessen Hardware entwickelt hatte.

(v.l.n.r.: Ohl, Christoulakis, Reichert, Hering, Blechschmidt)
Keen Games selbst hatte sich von Anfang an auf Konsolenproduktion ausgerichtet. Das aus den Trümmern des 2005 geschlossenen Entwicklerteams Neon Games (Legend of Kay ) aufgebaute Studio hatte mit der DS-Version von Anno 1701 auf sich aufmerksam gemacht. Zuletzt arbeitete man an der Wii-Umsetzung von Die Geheimakte Tunguska sowie an Dance Dance Revolution: Disney Channel Edition. Letzteres wird direkt für Konami USA produziert - ob das Spiel überhaupt in Europa erscheinen wird, sei noch nicht entschieden. Laut Christoulakis sei es für Konami trotz des aktuellen Dollar-Kurses immer noch günstiger gewesen, den DDR-Ableger hier produzieren zu lassen als auf der anderen Seite des Atlantiks.

Derzeit habe man noch andere DS- und Wii-Projekte in Arbeit, will aber zukünftig auch Titel für PS3 und Xbox 360 lancieren - in der Gerüchteküche wird gemunkelt, dass man in Frankfurt bereits an dem einen oder anderen Prototypen gebastelt hat. Die feste Hardwareplattform sei Vorteil und Herausforderung zugleich gewesen, was wiederum der Grund dafür gewesen sei, warum Neon und später Keen immer schon für diese Systeme entwickeln wollte.

Independent Arts hat laut eigenen Angaben etwa 20 DS-Projekte und auch ein paar Wii-Spiele in Arbeit. Nachdem man bisher hauptsächlich als Dienstleister für Auftragsarbeiten Erscheinung getreten ist, will man zukünftig verstärkt auch eigene Konzepte umsetzen.

"Erfahrung, Erfahrung, Erfahrung"

Einer der Hauptgründe für den Spätstart der deutschen Hersteller - da ist sich die Runde einig - ist der traditionelle Fokus auf den Heimmarkt. In der Vergangenheit habe man fast ausschließlich PC-Software für die hiesigen Bedürfnisse produziert und ganz gut davon leben können. Das sei angesichts des Wachstums des Konsolenmarkts und der stark gestiegenen Produktionskosten aber nicht mehr genug.

Dadurch habe es bisher keinen internationalen Bestseller aus deutschen Landen gegeben - das wiederum sei nun aber auch der Grund, warum sich ein großer Publisher in Europa im Zweifelsfall mit einem englischen Team zusammentut - auf der Insel wird schließlich seit jeher erfolgreich Konsolensoftware entwickelt. Deutsche Team hätten da einen "schweren Standt", so Ohl. Blechschmidt stimmt zu, dass es schon eine Herausforderung sei, bei den großen Firmen "einen Slot zu bekommen." Wenn jemand wie Bill Roper eine Firma wie Blizzard verlässt und eine neues Unterfangen wagt, hätte er kein Problem damit, Partner zu finden, die das finanzieren würden, weil bekannt sei, was er bisher geleistet hat. Bei deutschen Teams sei das eben kaum der Fall.

      

Kommentare

crewmate schrieb am
@topic
Warum soll man einem Trend hinterherlaufen wenn man einen kreieren kann?
Far Cry hatte damals Trends in Sachen KI und Gamplay gestzt.
(Eigentlich war Crytek auch ein bisschen auf den Spuren Halos, aber welcher Shooter ist das heutzutage nicht :roll: )
In Sachen Konsolenspiele aus D:
"Geheimakte" ist die beste aller Portierungen für die Wii.
Eine absolute kaufempfehlung!
Ich hoffe Teil 2 wird genau so gut und schafft auch den Sprung.
Man muss sich ja nicht vollständig dem internationalen Markt stellen.
Beides ist doch möglich, sowohl Spiele für die Welt als auch Spiele für den Heimischen Markt.
Aber das Bildchen von der "Konferenz" auf Seite eins hätte auch von den "Annonymen Alkoholikern" stammen können. ^^
@ Filme und Serien in Englisch.
Heutzutage sollte man dank DVB-T/S/K die wahl haben, ob man Dr.House oder Supernatural im O-Ton oder mit deutscher Synchro sehn will.
In den USA bietet jeder Sender spanische Synchro für Filme und Serien an.
Weil die Nachfrage der Hispanis besteht.
Genauso bei DVD.
Es gibt bis heute keine "Trainspotting" Version mitdem ECHTEN O-Ton + Slang.
Nur die glattgebügelte.
Der beste Weg, Sprachen zu lernen ist nach wie vor das Ausüben.
Doch Schüleraustausch ist nach wie vor ein Privileg der Gymnasien.
Teilweise auch in Realschulen, aber dort meist nur für bestimmte Sprachen.
(Bei uns wars Französisch)
Diese Programme müssen ausgebaut werden.
Und sie müssen billiger werden
Klar ist sowas von der jeweiligen Schule abhängig.
Wie gerne hätte ich mal einen englischen oder niederländischen Austausch gemacht.
und im englischunterricht wird nicht konsequent in englisch ausgeführt.
KleinerMrDerb schrieb am
gracjanski hat geschrieben:fast jeder film ist im original besser. die synchro arbeit ist ja nicht schlecht,
das ist alles Geschmackssache.
Die Deutsche Syncro kann man schon als Perfekt bezeichnen und bis auf ein paar Probleme, die eine Übersetzugn halt so mit sich bringt (witze, spezielles Know How etc.) ist die Deutsche Syncro nicht schlechter als die Original englische.
Ich verstehe Englisch ziemlich gut aber wenn in einem Film auf einmal eine Art Cris Tucker, Eddie Murphy oder allgemein ein Ghetto Shit hip Hop gelaber gesprochen wird ist für mich nichts mehr verständlich.
Allein bei V wie Vendetta entzieht sich V's englisches Gelaber meinem Verständniss.
Auf Deutsch ist es ja schon nicht leicht dort mitzukommen :-)
Und UNTERTITEL?? wenn ich Lesen will kann ich auch das Buch zum Film kaufen, dafür brauch ich mir keine Filme angucken.
johndoe869725 schrieb am
Bei Filmen kann man streiten, obwohl ich da zumindest 2 Beispiele kenne, die in dt. besser sind als in engl. Aber bei Spielen wird in den letzten Jahren sehr oft sehr hochwertig synchronisiert.
gracjanski schrieb am
TGfkaTRichter hat geschrieben:@ gracjanski
Erstens stehst du nicht über der Masse
du musst mir ja nicht glauben.
TGfkaTRichter hat geschrieben:und zweitens ist Filme gucken mit Untertiteln zwecks besserem Sprachverständnis normalerweise sinnlos. Man schnappt vielleicht mal was auf, aber der Effekt wenn man die Filme komplett ohne Hilfen sieht, ist deutlich größer.
die aussage war aber nicht, welcher effekt am grössten ist, sondern ob man was dazu lernt. wenn es bei dir nicht klappt, dann eben nicht, für mich war und ist omu für english und französisch eine grosse hilfe.
TGfkaTRichter hat geschrieben:Außerdem wird in D. sehr gut synchronisiert. Und neben einigen weinigen Übersetzungskatastrophen, wird gerade im Spielbereich häufig sehr gut eingedeutscht. Mir fallen auf Anhieb mehrere Spiele ein, die im Deutschen nicht schlechter als im engl Original sind und sogar einige, die im Deutschen besser besser sind.
fast jeder film ist im original besser. die synchro arbeit ist ja nicht schlecht, aber wenn der regisseur dabei ist und auch auf die betonung achten kann, kommt was besseres raus, als wenn es ein synchroteam macht. und wenn es nicht englische länder sind, wie indien oder ostasien, dann wird es eh schlecht mit der synchro.
johndoe869725 schrieb am
@ gracjanski
Erstens stehst du nicht über der Masse und zweitens ist Filme gucken mit Untertiteln zwecks besserem Sprachverständnis normalerweise sinnlos. Man schnappt vielleicht mal was auf, aber der Effekt wenn man die Filme komplett ohne Hilfen sieht, ist deutlich größer.
Außerdem wird in D. sehr gut synchronisiert. Und neben einigen weinigen Übersetzungskatastrophen, wird gerade im Spielbereich häufig sehr gut eingedeutscht. Mir fallen auf Anhieb mehrere Spiele ein, die im Deutschen nicht schlechter als im engl Original sind und sogar einige, die im Deutschen besser besser sind.
schrieb am