Counter-Strike17.05.2006, Daniel
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Special: Wir, die Killerspieler? - Teil 2

In diesem 2. Teil unseres großen Berichtes über die Verbotsforderungen der Unionsinnenminister, kommt die Politik zu Wort. Wir haben mit hochrangigen Politikern der großen deutschen Parteien gesprochen.

Es wurde viel darüber berichtet, dass es Verbotsforderungen seitens der Innenminister von CDU/CSU gibt. Aber was sagen die Politiker, der einzelnen Parteien zu den Verbotsforderungen der CDU/CSU-Innenminister? Sind wirklich alle Parteien dafür oder gibt es auch gegenteilige Stimmen? Sind diese Verbote wirklich sinnvoll und haben sie überhaupt eine Chance Gesetz zu werden? Dazu haben wir Interviewanfragen an die vier größten Parteien und zusätzlich an die Junge Union geschickt. 

Als erste Partei hat die SPD auf unsere Interviewanfrage reagiert, aus diesem Grund soll sie auch als erstes zu Wort kommen. Wir haben mit Frau Monika Griefahn, medienpolitische Sprecherin der SPD, unter anderem darüber gesprochen, ob Ihre Partei ein Verbot von "Killerspielen" unterstützt.

Counterstrike.de: Guten Tag Frau Griefahn, es freut mich, dass Sie für dieses Interview zur Verfügung stehen.

M. Griefahn: Hallo, das mache ich gern.

Counterstrike.de: Um unseren Lesern einen Einblick zu verschaffen, wäre es sehr nett, wenn Sie sich kurz vorstellen würden!

M. Griefahn: Ich bin Abgeordnete und Sprecherin für Kultur und Medien für die SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag. In dieser Funktion beschäftige ich mich schon einige Jahre auch mit dem Thema Computerspiele.

Counterstrike.de: Es gibt Forderungen seitens einiger Unionsinnenminister, welche besagen, dass sogenannte "Killerspiele" sowohl mit einem Vertriebs, als auch mit einem Produktionsverbot belegt werden sollen. Was halten Sie von solchen Verboten?

M. Griefahn: Von generellen Verboten halte ich gar nichts. Bei sehr gewaltverherrlichenden Spielen kann man die bereits bestehenden Gesetze für Jugendschutz und gegen Gewaltverherrlichung anwenden. Darüber hinaus haben wir nach Erfurt bereits mit Indizierung und der Selbstkontrolle Instrumente geschaffen, die nur konsequent umgesetzt werden müssen!

Counterstrike.de: Welche Meinung vertritt die SPD bezüglich dem Verbot von "Killerspielen"?

M. Griefahn: Sowohl ich, als auch die SPD-Fraktion sind gegen ein generelles Verbot von solchen Computerspielen, weil der Begriff nicht abgrenzbar ist.

Counterstrike.de: Es gibt etwas Verwirrung um den Begriff "Killerspiele". Welche Spiele sind damit überhaupt gemeint, nur Realspiele wie Gotcha oder auch Computerspiele?

M. Griefanhn: Das ist sehr schwer abzugrenzen. Selbst bei den Befürwortern eines Verbots scheint es da völlig unterschiedliche Ansichten zu geben. Ich lehne auch den Begriff "Killerspiele” ab, denn so etwas Plakatives ist nicht gerade förderlich, wenn wir vorhaben, eine konstruktive Diskussion zu führen. Ganz im Gegenteil, wir sollten versuchen Medienerziehung positiv zu betreiben.

Counterstrike.de: Es gibt einen Expertenstreit um die Auswirkungen von, z.B. Ego-Shootern auf Jugendliche. Manche Experten vertreten die Meinung, dass solche Spiele Kindern und Jugendlichen schaden. Andere wiederum behaupten, dass diese Spiele die Hand - Augen Koordination und die Geschicklichkeit fördern. Haben Sie genauere Erkenntnisse darüber?

M. Griefahn: In gewissen Maßen födert das Spielen am Computer sicherlich wichtige Kompetenzen. Doch es kommt sehr darauf an, was und wie lange gespielt wird. Mehrere Untersuchungen zeigen das. Professor Christian Pfeifer hat sehr gut auf den Punkt gebracht, dass Kinder, die zuviel vor dem Computer und Fernseher sitzen "dick, dumm, krank und traurig” werden. Auf der anderen Seite kommt Herr Kessler beispielsweise zu dem Ergebnis, dass Gewalt in den Medien durchaus als Legitimation für Gewalt gerade bei Kindern und Jugendlichen zum tragen kommt. So sitzen manche Spieler vor dem Computer und sehen den ganzen Tag sehr real animierte Gewaltszenen. Da kann ich die Untersuchungen gut nachvollziehen, die sagen, dass dadurch das Gewaltpotential steigt. Gerade labile junge Menschen, die in ihrem Umfeld niemanden haben, mit dem sie darüber sprechen können, gehen dann vielleicht auch mal nach draußen und schlagen jemanden zusammen oder verlieren das eigentlich normale Mitgefühl für Opfer. Ein weiteres vernachlässigtes Problem ist die Spielsucht. Bereits 800.000 Menschen sollen darunter leiden und das Essen und Trinken sowie andere Verpflichtungen vergessen.

Counterstrike.de: Die Unionspolitiker haben indirekt die Unterhaltungssoftware SelbstKontrolle (USK) angegriffen. Die Innenminister von CDU/CSU sprechen davon, "..., dass die im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag vereinbarte Prüfung der Spiele durch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle nur sehr mangelhaft funktioniert und nicht mit dem Jugendschutzrecht in Einklang stehe.". Welche Ansicht vertreten sie diesbezüglich?

M. Griefahn: Auch ich habe manchmal das Gefühl, dass hier teilweise zu lasch bewertet wird. Die Regeln sind da, aber sie müssen angewandt werden.

Counterstrike.de: Was glaube Sie, funktioniert der Jugendschutz in Deutschland noch?

M. Griefahn: Im allgemeinen funktioniert der Jugendschutz gut. Die gesetzlichen Bestimmungen sind klar und haben sich bewährt. Nur manchmal richten sich die Institutionen nicht genügend danach. Das fiel beispielsweise bei manchen Radio- und Fernsehsendern auf, die pornografische, gewaltverherrlichende und frauenfeindliche Songs und Videos zu einer Tageszeit sendeten, zu der auch kleine Kinder zuschauen können. Das entspricht dann nicht den Regeln zum Jugendschutz.

Counterstrike.de: Wie kann man Kinder und Jugendliche schützen, ohne den erwachsenen Spielern etwas zu verbieten? 

M. Griefahn: Mit einer entsprechenden Altersfreigabe ist das beim Verkauf leicht machbar.

Counterstrike.de: Ist es nicht die Aufgabe der Eltern, dafür Sorge zu tragen, dass ihre Kinder keine gewalttätigen Spiele spielen? Sollten nicht Eltern gemeinsame Gespräche mit ihren Kindern über dieses Thema führen? 

M. Griefahn: Das ist natürlich der allerbeste Schutz. Bei intakten Familien und einem sozialen Umfeld, in dem die Kinder und Jugendlichen gut aufgehoben sind, funktioniert das auch gut. Doch gerade bei denen, die wenige soziale Kontakte haben und bei denen sich die Eltern nicht dafür interessieren oder überfordert sind, wird es gefährlich. Sie konsumieren die alltägliche Gewalt oft völlig unreflektiert und ohne sie jemals in Frage zu stellen. Im Übrigen bin ich dafür, die Erziehung zur Medienkompetenz auch in den Schulen zu stärken und Förderungsmöglichkeiten (z.B. einen Preis) für qualitativ gute Spiele zu entwickeln.

Counterstrike.de: Frau Griefahn, vielen Dank für dieses Interview.

M. Griefahn: Ich danke Ihnen.

  

Interview mit der FDP - Miriam Gruß

Wir, die Killerspieler - Teil 1  

                                 

Als zweite Politikerin hat Frau Miriam Gruß, ihres Zeichens kinder- und jugendpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, auf die Interviewanfrage geantwortet.

Counterstrike.de: Hallo Frau Gruß, es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie diesem Interview so kurzfristig zugestimmt haben. Damit unsere Leser eine nähere Vorstellung von Ihnen bekommen, wäre es sehr nett, wenn Sie sich kurz vorstellen könnten?

M. Gruß:  Mein Name ist Miriam Gruß, ich bin 30 Jahre alt, verheiratet und Mutter von Nikolas, meinem fast zweijährigen Sohn. Ich bin kinder- und jugendpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion und beschäftige mich in diesem Amt auch mit Themen wie Computerspielen und Medienpädagogik. Zudem bin ich noch Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales und dem Sportausschuss.

Counterstrike.de: Die Innenminister von CDU/CSU fordern, dass so genannte "Killerspiele" mit einem Produktions- und Vertriebsverbot belegt werden sollten. Wie steht die FDP zu solchen Verboten?

M. Gruß: Ein Verbot ist nie ein Patentrezept. Im Gegenteil - vieles wird erst richtig interessant, wenn es nicht mehr erlaubt ist. Das gilt gerade für Kinder. Deshalb steht die FDP-Bundestagsfraktion dem Verbot von so genannten Killerspielen kritisch gegenüber. Eine Zensur von Computerspielen liefert keine Garantie für einen effektiven Jugendschutz. Die Liberalen setzen stattdessen auf Selbstkontrolle und auf das Verantwortungsbewusstsein von Eltern und Anbietern. Dies hat sich bei der Freiwilligen Selbstkontrolle FSK bewährt und funktioniert auch bei der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Der Staat kann und darf nicht jedes Medium bis ins Detail kontrollieren.

Counterstrike.de: Wie sieht Ihre persönliche Meinung zu solchen Verboten aus?

M. Gruß: Ich gehöre einer jungen Generation an und weiß, dass Verbote gerade von neuen technischen Entwicklungen nichts nutzen, beziehungsweise oft das Gegenteil bewirken. Viele der Spiele werden für Jugendliche erst dadurch interessant, dass sie auf dem Index stehen. Ebenso verhält es sich mit dem derzeit in Bayern diskutierten Verbot von Handys an Schulen.

Counterstrike.de: Würde die FDP einem Verbot von "Killerspielen" zustimmen?

M. Gruß: Nein, die FDP wird einem Verbot von so genannten Killerspielen nicht zustimmen. Wir Liberale halten das vor allem von der CDU forcierte rechtliche Vorgehen gegen Gewalt verherrlichende Spiele für obsolet (veraltet A.d.R.) angesichts bereits bestehender strenger Jugendschutzregeln in Deutschland. Dies fällt eher unter das Stichwort Populismus.

Counterstrike.de: Es gibt einige Verwirrung um den Begriff "Killerspiele", im Koalitionsvertrag von CDU und SPD wurden damit Realspiele wie etwa Gotcha/Paintball bezeichnet. Manche bezeichnen damit aber neuerdings auch Computerspiele. Was ist Ihrer Meinung nach unter dem Begriff "Killerspiele" zu verstehen?

M. Gruß: Der Begriff Killerspiele ist schwammig und ich verwende den Begriff Killerspiel generell nicht gerne. Es handelt sich bei beiden Arten von Spielen - Paintball und Computerspielen - um Gewalt verherrlichende Spiele, deren Außendarstellung vor allem durch die Selbstverantwortung der Spieler initiiert wird.

Counterstrike.de: Einige Experten streiten sich darüber, ob die häufige Nutzung von Computerspielen die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hemmt oder Ihre Teamfähigkeit fördert. Was für Informationen haben Sie zu diesem Thema?

M. Gruß: Meiner Ansicht nach, ist dies eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Wenn Jugendliche ihre Freizeit ausschließlich vor dem Computer verbringen, ist zu vermuten, dass dies die Entwicklung hemmen kann. Außerdem zeigen Untersuchungen, dass Gewaltspiele vor allem aber die Gewaltbereitschaft im realen Leben erhöhen können.

Wichtig sind deshalb, dass die Jugendlichen Zeit für ihre Schularbeiten haben, ebenso wie für Freizeitaktivitäten wie Sport und Spiele mit Freunden in der Natur. Die Ausgewogenheit macht`s eben.

Die Teamfähigkeit kann durch Computerspiele bestimmt zu einem Teil gefördert werden. Jedoch müssen die Team-Spieler aufpassen, dass sie nicht einem Gruppenzwang unterliegen und nur noch die Zeit mit Computerspielen verbringen.

Counterstrike.de: Es gibt des Weiteren Streit über die Arbeit der USK. Die Innenminister der Union werfen der Unterhaltungssoftware SelbstKontrolle vor, "..., dass die im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag vereinbarte Prüfung der Spiele durch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle nur sehr mangelhaft funktioniert und nicht mit dem Jugendschutzrecht in Einklang stehe.". Was halten Sie von derartigen Vorwürfen?

M. Gruß: Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) in Deutschland ist bereits ein weltweit einmaliges und vorbildliches Alterskennzeichnungssystem. Dieses ist zentraler Bestandteil des hiesigen Jugendmedienschutzes, an dem auch staatliche Vertreter aus den Landesjugendministerien beteiligt sind. Darüber hinaus verfügt Deutschland schon jetzt über das im internationalen Vergleich härteste Kontrollregime für Computerspiele. Nicht zu vergessen ist auch, dass die von einzelnen CDU-Innenministern angesprochenen Spiele, die "Gewalt in jeder Form verherrlichen", schon jetzt nach Paragraf 131 Strafgesetzbuch strafbar und somit auch verboten sind.

Counterstrike.de: Funktioniert der deutsche Jugendschutz Ihrer Meinung nach?

M. Gruß: Der notwendige gesetzliche Jugendschutz darf nicht einzig und allein von dem Ziel geprägt sein, Kinder und Jugendliche vor Gefährdungen zu schützen. Zu berücksichtigen ist vielmehr auch das Recht der Kinder und Jugendlichen auf ihre eigene Kultur, auf kindgerechte Medien und Medieninhalte. Der notwendige Jugendschutz einerseits ist abzuwägen gegen die andererseits für eine Kompetenzentwicklung erforderlichen Freiheiten der Kinder und Jugendlichen. Ja, ich denke, dass der Jugendschutz in Deutschland funktioniert. Wir sollten unseren Jugendlichen mehr Eigenverantwortung zutrauen.

Counterstrike.de: Es ist doch Aufgabe der Eltern ihre Kinder zu erziehen und mit ihnen darüber zu reden, was Fiktion ist und was Realität. Oder sehen Sie das anders?

M. Gruß: Medien- und insbesondere Internetkompetenz müssen in unserer Gesellschaft gestärkt werden. Auch eine bessere Auseinandersetzung mit den Internetgewohnheiten von Jugendlichen durch die Eltern kann helfen, den Zugang zu jugendgefährdenden Inhalten aus dem Netz zu verhindern. Doch mit dem heftig umstrittenen Vorstoß der Großen Koalition, diese Spiele zu verbieten, werden die Berührungsängste bei vielen Eltern mit moderner Unterhaltungssoftware eher noch geschürt.

Counterstrike.de: Es ist jedem klar, dass gewalttätige Spiele nicht in Kinderhände gehören. Aber ist es nicht übertrieben diese Spiele auch Erwachsenen verbieten zu wollen?

M. Gruß: Nach dem deutschen Recht sind diese Spiele bereits mit einer Altersbeschränkung versehen und eben über jenen erwähnten Paragraf 131 des StGB im Gesetz verankert.

Counterstrike.de: Frau Gruß, vielen Dank für dieses Interview.

  
Interview mit der SPD - Monika Griefahn

Wir, die Killerspieler - Teil 1

                        

 
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