Counter-Strike24.06.2008, Gidon
Counter-Strike

Special: Fußballfieber

Jeder weiß es - es ist wieder Euro. Denn fast jeder ist es zur Zeit - ein Fan. Nun, alles schön und gut, wir möchten ja auch keine Spielverderber sein, aber manchmal kommt er einem schon spanisch vor, der Fan-Geist, der sich seit der WM 2006 in den deutschen Landen breit gemacht hat und festhängt wir eine Frühjahrs-Zecke. Warum so negativ? Weil ein Fußball-Fan mehr als ein Patriot sein sollte.

Wenn abends in der Trambahn Kanadierinnen Radler trinken, die geröteten Wangen mit deutschfarbenen Fähnchen bemalt sind, wenn sich jeder wieder traut, einer von hier zu sein, und nicht einer, der nur da wohnt, wenn der Fußgänger und der Fensterhänger freundlich grüßen und zusammen die Fahnen beäugen, die am Fenestra-Sims wehen - was ist dann?

Wenn die Benzinpreise in den Hintergrund geraten und sowieso niemand mehr Auto fährt, der noch bei bei Prost ist, wenn bei den Themen des Tages der eine Minister nicht mehr gerügt wird, sondern die gelbe Karte sieht. Wenn der eine für den anderen da ist, die Kleinen bei Papa am Bier nippen, man im Halteverbot stehen und Hunde auf den Rasen kacken dürfen; dann wurde das Land verzaubert, von der Euro und der deutschen Elf.

Es ist Netzer. Günter ist der einzige Deutsche, der so ist, wie immer. Er hat sich nicht verändert. Bevor und nachdem die Narren der Halbzeit ihre Nachrichten auf dem Ersten verlesen haben, die selbst im Rahmen seriöser Berichterstattungen es nicht unterlassen, auf unser aller Lieblingssport anzuspielen, bringt der deutsche Fels in der schäumenden Fußball-Brandung den roten Faden zurück auf das Spielfeld und man weiß erst dann so richtig, warum, was, wann und wie hier und überhaupt. Sappralott, was wären wir ohne Fußball? Wer wagt es sich in diesen Tagen vorzustellen; das Spiel ohne das Land, das Land ohne das Spiel, wo alle irgendwo ein wenig Team sind. Er müsste verrückt sein! Dennoch: Es ist auch ein gemeines Spiel, in dem etwa die Kanzlerin während einer Reise ins Ausland die Ergebnisse ihrer allerbesten Elf auf´s mobile Telefon gesimst bekommen muss! Ohne politische Dringlichkeit wäre sie nicht in diese Lage geraten. Man wäre zuhause geblieben und hätte Euro eingeschaltet, mitgefiebert, Bier getrunken. Also ehrlich, wer macht solche Termine aus?

Wenn die Euro-Schland-Jungs einmal loslegen, vergessen wir auch schnell wieder Knut, Flokke, Schnappi, Britney Spears, Top-Models, Gerüchte über irgendwelche Klimaerwärmungen und die vielen kleinen anderen Nichtigkeiten aus dem Alltag, wegen denen wir uns die billigsten Tageszeitungen kaufen und wegen denen auch sonst kaum Platz für langweilige Themen wie - ach, vergessen wir´s. Selbst die tageslichtscheuen Gestalten aus den kühlen Tiefen heimischer Keller verlassen Maus und Tastatur um dem teutonischen Volkssport rund ums luftgefüllte Leder zu frönen.

Nicht alles ist gut geworden. Zwar wurden über Nacht spontan zehntausend Fußballfans geboren, doch muss man trotzdem nach einer Niederlage der eignen Elf schon auch mal viele von Autos abgeworfene Fähnlein in den Pfützlein liegend entdecken, die so mancher gar nicht mehr schwenken will, als hätte der Fan-Geist in unseren Schland-Birnen nach einer schändlichen Niederlage dankend abgewunken, um prompt auszufliegen, auf Urlaub, weg, irgendwo nach Euro. Egal - unterm Strich sind wir einander treu, egal was passiert, wir halten zusammen, wir sind das Team, wir sind Euro, wir sind Schland. Und jetzt erst recht.  Gidon  

  

 
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