Special: Counter-Strike (Shooter)

von Joerg



Kolumne: Immer mitten in die Fresse
Entwickler:
Publisher: Vivendi Universal
Release:
kein Termin
Spielinfo Bilder  

Sind wir eine Community voll von gehässigen Beleidigungs-Schreiern? War früher alles besser?



Zu Lesen gibt es sie auf jeder Szene- und Communityseite. Die traurigen Artikel von der Szene enttäuschter Schreiberlinge, die über den moralischen Niedergang der Community berichten. Auch den Autor dieser Zeilen beschleicht das untrügliche Gefühl schon einmal einen solchen Artikel geschrieben zu haben. Es wird zuviel geflamed und früher war in der Szene doch alles besser.

Betrachtet man diese Statements und Artikel kommt man nicht umhin Vergleiche zu den Worten garstiger Spielegegner zu ziehen. Auch für sie hat sich seit dem Zeitalter der Computerspiele viel verändert. Alles wurde durch die brutalen Spiele brutaler und früher, beim gemütlichen zwei Maß trinken und dann Autofahren, war ohne diese Computerspiele eben doch alles besser.

Ein schmerzhaftes Erkennen durchzuckt mich. Verbecksteinern wir alten Spieler? Schon fühle ich wie sich die Krachtledernen der Früher-war-Alles-besser-Koalition mit qualvoller erdrückender Enge um meine Lenden legen. Ängstlich blicke ich an mir herab und entdecke zu meiner unsäglichen Erleichterung, das verwaschene Blau meiner Jeans. *

Genug ist genug, es wird Zeit das ganze ohne romantisch verklärten Blick zu betrachten. War es tatsächlich so schön oder spielt mir das Gedächtnis einen Streich?

Geht der Blick des Menschen zurück in die Vergangenheit, so scheint es geradezu symptomatisch zu sein, dass Alles besser war. Die Sommer waren sonniger, der Schnee im Winter war besser und in der Counter-Strike Community tummelten sich nur Freunde und Gut-Menschen. Gräbt man in seinen Erinnerungen ein Stück tiefer, kommen aber auch die unschönen Seiten schnell zum Vorschein. Die hellsehenden Besitzer der Grafikkarten von ASUS und auch die Flamer. Ja, auch diese Spezis gab es damals schon zuhauf. Was sich seitdem geändert hat, ist nur das Vokabular. Dem unbeholfenen "Newbie" gesellte sich der "Noob" hinzu. Worte wie Arschloch oder Wichser erhielten kreative Verstärkung durch den in allen Zeitaltern beliebten "Hurensohn" oder so kreative Stilblüten wie "Hundekotkind".

Vielleicht mag es daran liegen, dass die Community insgesamt größer wurde. Damit wuchs natürlich die Menge der unangenehm auf sich aufmerksam machenden Menschen, wenn auch der prozentuale Anteil im Vergleich zur Gesamtmenge der Community gleich blieb. Liest man die Kommentare zu Artikeln, die über die glorreiche Vergangenheit der deutschen Counter-Strike Community berichten, findet man aber fast ausschliesslich Aussagen wie: "ja es wurde schlimmer" und "ich mache das nie". Unwillkürlich drängt sich mir bei so viel Unschuld und Liebe das Gedankenbild zweier Hand in Hand über eine Gänseblümchenwiese tanzenden Spielermodels auf...

Hand aufs Herz liebe Mitspieler. Wem ist noch nicht in der Hitze des Gefechts die eine oder andere Verbalgranate herausgerutscht. Zwei- oder dreimal, vielleicht auch viermal? Rechnet man das jetzt pro Spieler hoch hat man bis auf einige statistische Ausreißer die derzeitigen Zustände in der Szene. Teilen wir also selbst kräftig aus aber haben es verlernt selbst einzustecken? Ist "Mitten in die Fresse" nur dann gut, wenn es anderen passiert?

Um sich jetzt selbst an der Nase zu fassen, auch die Community-Presse beherrscht inzwischen virtuos das Mitten-in-die-Fresse-Prinzip. Da wird ein IPTV-Moderator nach seinem Abgang fröhlich abgewatscht, einem scheidenden Kollegen einer anderen Seite der symbolische Stiefel hinterher geworfen oder ein Spieler auf den der Verdacht des Betruges gefallen ist, so richtig schön in die wortgewaltige Mangel genommen. Das Nachtreten macht Spaß und ist ja auch so herrlich einfach. Von der Ausdrucksweise her, geht es zwar etwas feiner zu, aber im Grunde ist es auch nur das Hundekotkind im feinen Zweireiher.

Das Fazit ist einfach. Früher war eben nicht alles besser, wir erinnern uns eben nur an die schönen Tage. Aber eines sollten wir wieder lernen. Auch mal einstecken können, kein Nachtreten, weniger Verbissenheit und mehr Spaß, dann klappt es auch wieder mit der Community.

 Jörg


 

 

* Anmerkung der Redaktion: Für alle Nicht-Bajuwaren, Preußen, subversive Elemente und sonstige Weißwurstkultur - Verweigerer. Bei der Krachtledernen handelt es sich um das traditionelle Lederbeinkleid eines bayrischen Eingeborenen oder eines betrunkenen japanischen Touristen auf dem Oktoberfest.

                                        

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